Отрывок из книги
1.
»Wie konnte ich nur so bescheuert sein und mich auf eine Reise nach Indien einlassen? Überall stinkt es nach Räucherstäbchen, das Essen ist grausam, die Luft zu feucht und überhaupt ist es viel zu warm. Ich bin gute deutsche 22 Grad gewohnt, höchstens. Hier sind es schwüle 35 Grad – im Schatten. Wer kann das schon aushalten?« Auch die vierte Dusche, die sie heute schon genommen hat, hilft ihr da nicht. »Es ist einfach zu heiß. Sollen die anderen doch losziehen und sich irgendwelche Paläste und Tempel ansehen, ich bleibe in unserer Unterkunft. Nur gut, dass das Hotel so große Fenster hat, so dass immer ein kleiner Durchzug weht. Der Blick auf den See hilft ebenso. Ich mag jetzt keine kleinen verwinkelten Gässchen sehen mit irgendwelchen bunt gekleideten Indern, die einem aus der Hand lesen oder eben diese stinkenden Räucherstäbchen andrehen wollen.«
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»Do you still have your headache?« Sandrine bestellt ein Mineralwasser an der Bar und ist höchst überrascht, dass dieser elegante, gut aussehende Mann von ihren Kopfschmerzen weiß. »Sollte ich Sie kennen?«, fragt sie den charmanten Mittdreißiger, der da neben ihr steht und sie nicht aus dem Visier lässt. Er scheint nicht antworten zu wollen. »Did you enjoy the massage?« Er weiß nicht nur, dass Sandrine Kopfschmerzen hatte, sondern auch, dass sie eine Massage bekam. Wenn er nicht so charmant lächeln und so verdammt gut aussehen würde, und wenn Sandrine nicht so gut drauf wäre, dann, ja, dann würde sie sich vielleicht aufregen und ihm sagen, dass ihn das gar nichts anginge. Jetzt aber sagt sie nur: »Very good massage.«
Sie lächelt ihn an. Reicht ihm ihre Hand. »Sandrine from Germany.« Er nimmt sie und sein Händedruck ist zugleich weich und fordernd. Angenehm kühl ist die Hand und die Haut hat etwas von Seide. Ganz weich. Sandrine nimmt wahr, wie gepflegt seine Hände sind. Es sind lange, feingliedrige Finger. Er wisse sehr wohl, wer sie sei, antwortet ihr der Fremde, ohne allerdings seinen eigenen Namen preiszugeben. Seine Augen schauen sie wach und neugierig an. Sehr offen und klar. Sandrine mag diesen Blick, auch wenn sie sich unter dieser Musterung irgendwie nackt fühlt, ausgezogen. Am nächsten Abend gäbe es im Palace Hotel ein großes Dinner. Ob sie auch zu diesem Abendessen kommen würde. Er würde sich sehr freuen. Mit diesen Worten verschwindet er in der tanzenden Menge. Sandrine sucht mit ihren Augen vergeblich nach ihm. Während sie weiter mit ihren Freundinnen tanzt, geht ihr der elegante Fremde nicht mehr aus dem Sinn. Ob er wohl auch ein Gast im Palace Hotel ist, fragt sie sich.
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