Отрывок из книги
Eberhard Panitz
Meines Vaters
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Das hatte mich und meinen kleinen Bruder Achim, der kurz nach Kriegsbeginn geboren wurde, unseren Vater also nur als Soldaten kannte, nicht als Straßenbahnschaffner mit der Wechselkasse, die leider vor der Einberufung abgeliefert werden mußte, erschreckt. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft warteten wir beide darauf, auch Mutter, daß Vater wieder seine Straßenbahneruniform anzog und die Kasse umschnürte, sie dann mit nach Hause brachte, damit alles wie früher war. Es hätte sogar noch schöner sein können, weil mein Bruder mitspielen und schon das Geld zählen konnte, er kam bald zur Schule und begriff sehr schnell, was ich ihm beibrachte. Aber Vater hockte erst einmal monatelang zu Hause, weil er einfach keine Kraft und Lust zur Arbeit hatte, sprach kaum ein Wort mit meinem Bruder und mir. Und Mutter war dauernd unterwegs, sogar am Wochenende, um irgendwo auf dem Land ein paar Bettlaken, Kopfkissen oder Handtücher gegen Kartoffeln, Brot oder wenigstens Haferkörner einzutauschen, die ich dann mit dem Hammer zu Flocken zerklopfte. Nicht einmal dazu raffte sich Vater nach seiner Heimkehr auf.
Nein, wir waren Vater nicht böse, daß er sparsam und sogar geizig war. Meine Eltern hatten beide mit jedem Pfennig rechnen müssen, seit sie zusammen waren, obwohl auch Mutter immer arbeiten ging. Zuerst war sie Lehrling und Mädchen für alles bei der Firma Döring gewesen, einer Seifengroßhandlung am Bahnhof Mitte, die selber nie recht auf einen grünen Zweig kam. Meine Mutter zog mit einem Handwagen in der Stadt umher und belieferte kleinere Läden mit Waren, kassierte Rechnungen, bekam wenig Trinkgeld. Während der Inflation war manchmal ihr Wochenlohn am nächsten Tage auch nicht mehr als ein Trinkgeld wert. Später fand sie eine Aushilfsstellung im Kaufhaus Renner am Altmarkt, gleich rechts im Erdgeschoß, neben der Windflügeltür, in der Parfümerie. Es roch gut dort, die vielen hübschen Verkäuferinnen waren nett zu mir, wenn Vater mit mir hinkam, um Mutter abzuholen. Ich lief gleich hinter den Ladentisch und drängelte, daß sie Schluß machte und mit mir die Rolltreppe zur Spielzeugetage hochfuhr, zu den Dingen, die ich hier in den Regalen bestaunen konnte: all diese schießenden, kämpfenden Indianer- und Soldatenfiguren, galoppierenden Pferde, Fuhrwerke, Häuser, Zelte, Eisenbahnen – und wenn es kurz vorm Geburtstag oder Weihnachtsfest war, mußte ich mit Vater beiseite gehen, und Mutter kaufte etwas, irgendeinen Cowboy auf springendem Pferd mit einem Lasso, das man auswerfen und festziehen konnte. »Hat er so was nicht schon?« fragte Vater kopfschüttelnd, wenn Mutter ihn um Geld bat. »Er braucht viel nötiger was zum Anziehen.«
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