Die Wiedergutwerdung der Deutschen

Die Wiedergutwerdung der Deutschen
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"Some of my best friends are German", machte sich Eike Geisel gerne über das antisemitische Stereotyp lustig, demzufolge einige Juden zu den besten Freunden zählen. Eike Geisel war aber nicht nur ein unnachgiebiger Kritiker des deutsch-jüdischen Verbrüderungskitsches und der Entsorgung deutscher Vergangenheit, sondern machte als Historiker mit seinen Arbeiten u.a. über den jüdischen Kulturbund und das Berliner Scheunenviertel aufmerksam.
Dieser Band versammelt Geisels große essayistische Arbeiten wie über den Antisemitismus des «anderen Deutschland» und den Mythos vom Widerstand des 20. Juli.
"Die Deutschen haben sich nie als Bürger dieser Welt, sondern immer als Verdammte dieser Erde gesehen. Auch die Wiedervereinigung hat daran nichts geändert. Gab es vor dem Fall der Mauer 60 Millionen Opfer, so hat sich deren Zahl nun um 17 Millionen Insassen einer Einrichtung erhöht, die nicht nur der Kanzler schon vor 1989 als Konzentrationslager bezeichnet hatte." Eike Geisel

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Eike Geisel. Die Wiedergutwerdung der Deutschen

Some of my best friends are German. Vorwort

Runder Tisch mit Eichmann. Über den kleinen Unterschied zwischen dem »anderen Deutschland« und der zivilisierten Welt

No Business like Shoahbusiness

Zweimal 9. November. Oder: Die Juden sind unser Glück

Biotop mit toten Juden

Die Banalität der Guten

Countdown im Feuilleton

Der hilflose Antisemitismus. Anmerkungen zu seiner Hamburger Verübung

Moralischer Antisemitismus. Zwei gute Deutsche und der Golf

Sein Name ist ein Ärgernis. Zur Kampagne des deutschen Feuilletons gegen Marcel Reich-Ranicki

Die Protokolle der Rächer von Zion. oder die neuen »Opfer der Opfer«

Die Berliner Schule. Das erste Manifest der Neuen Aufrechten »Die selbstbewußte Nation«

Die Verstaatlichung der Juden

Opfersehnsucht und Judenneid. Ein Kommentar zur Nationalisierung der Erinnerung

Die Fähigkeit zu mauern. Das Holocaust-Denkmal als nationale Kuschelecke

Die Bauchredner der späten Geburt. Anmerkungen zu einer besonderen publizistischen Volksfürsorge

Familienbande. Die nationale Kranzabwurfstelle Neue Wache

Triumph des guten Willens. Die Selbstinszenierung der edlen Seelen

Leuchtender Konformismus. Protest mit Tropfschutz

E.T. bei den Deutschen. Nationalsozialismus mit menschlichem Antlitz

Zündlers Liste. Ein Fall jüdischer Ausländerfeindlichkeit

Die Fortsetzung der Zwangsgemeinschaft. Anmerkungen anlässlich eines davon handelnden Theaterstücks

Die Gegenwart der Vergangenheit: Stichworte

Deutsche Seelenwanderungen. Rückblick auf eine zehnjährige deutsch-jüdische Verwechslungskomödie

Premiere und Pogrom

Reprise

Ein Reich, ein Getto: zwei Karrieren

Das Scheunenviertel. Beschreibung eines Zenotaphs

Nachruf zu Lebzeiten. Martin Beradts Roman »Die Straße der kleinen Ewigkeit«

Bericht aus einem Zwischenlager

Störenfriede der Erinnerung. Die jüdische Widerstandsgruppe Herbert Baum

Der Schatten Hitlers

Erbschaft eines Angestellten. Hannah Arendt, Eichmann und die Banalität des Bösen

Das Ende der Schonzeit. Eine deutsch-jüdische Nachkriegsbegegnung

Ausgewählte Bibliografie

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Eike Geisel

Die Wiedergutwerdung der Deutschen

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Trotz Bezugnahme auf das tagespolitische Geschehen wirken Eike Geisels immer auch als Invektiven ebenso wie als Interventionen gemeinten Artikel nie antiquiert. Davor bewahrt sie der sarkastische, manchmal auch ironische Ton, der schon Hannah Arendt in der Eichmann-Debatte vorgeworfen wurde. Ein Ton, der jedenfalls nie weihevoll, selbstgefällig oder bemüht wirkte. Ein Ton, der dazu führte, dass sich Rezensenten seiner Bücher nie besonders wohl fühlten. Empfindet ein Journalist im Neuen Deutschland die »Bösartigkeit des Autors« noch als »wohl­tuend«, fragt er sich vier Zeilen später, »wie weit Kritik an der israelischen Politik gehen darf, ohne dass er [Eike Geisel] sie als antisemitisch bewertet?« In diesem Punkt war die Presse sehr sensibel. Selbstverständlich war niemand in der aufgeklärten Linken antisemitisch, und wenn dennoch der Vorwurf erhoben wurde, konnte man sicher sein, dass man folgende Begründung zu hören bekam, derzufolge man gar kein Antisemit sein könne: »Einige meiner besten Freunde sind Juden«. Eike Geisel machte sich über dieses jeglicher Logik entbehrende Argument gerne mit dem Bonmot lustig: »Some of my best friends are German«.

Ausgewogene Artikel zu schreiben oder betuliche Vorträge zu halten, wäre Eike Geisel sinnlos erschienen, denn er wollte nicht das Für und Wider abwägen, sondern Reaktionen provozieren in dem Wissen, dass sich im Streit nachhaltiger Erkenntnisse gewinnen lassen und Differenzen klarer werden als in lauer Zustimmung. Seinen Aufsätzen wurde in der Regel »Kälte« und eine »bemerkenswerte Herzlosigkeit« attestiert. Die gleichen Vorwürfe hatte man auch Hannah Arendt gemacht.

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