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Eike Geisel. Die Wiedergutwerdung der Deutschen
Some of my best friends are German. Vorwort
Runder Tisch mit Eichmann. Über den kleinen Unterschied zwischen dem »anderen Deutschland« und der zivilisierten Welt
No Business like Shoahbusiness
Zweimal 9. November. Oder: Die Juden sind unser Glück
Biotop mit toten Juden
Die Banalität der Guten
Countdown im Feuilleton
Der hilflose Antisemitismus. Anmerkungen zu seiner Hamburger Verübung
Moralischer Antisemitismus. Zwei gute Deutsche und der Golf
Sein Name ist ein Ärgernis. Zur Kampagne des deutschen Feuilletons gegen Marcel Reich-Ranicki
Die Protokolle der Rächer von Zion. oder die neuen »Opfer der Opfer«
Die Berliner Schule. Das erste Manifest der Neuen Aufrechten »Die selbstbewußte Nation«
Die Verstaatlichung der Juden
Opfersehnsucht und Judenneid. Ein Kommentar zur Nationalisierung der Erinnerung
Die Fähigkeit zu mauern. Das Holocaust-Denkmal als nationale Kuschelecke
Die Bauchredner der späten Geburt. Anmerkungen zu einer besonderen publizistischen Volksfürsorge
Familienbande. Die nationale Kranzabwurfstelle Neue Wache
Triumph des guten Willens. Die Selbstinszenierung der edlen Seelen
Leuchtender Konformismus. Protest mit Tropfschutz
E.T. bei den Deutschen. Nationalsozialismus mit menschlichem Antlitz
Zündlers Liste. Ein Fall jüdischer Ausländerfeindlichkeit
Die Fortsetzung der Zwangsgemeinschaft. Anmerkungen anlässlich eines davon handelnden Theaterstücks
Die Gegenwart der Vergangenheit: Stichworte
Deutsche Seelenwanderungen. Rückblick auf eine zehnjährige deutsch-jüdische Verwechslungskomödie
Premiere und Pogrom
Reprise
Ein Reich, ein Getto: zwei Karrieren
Das Scheunenviertel. Beschreibung eines Zenotaphs
Nachruf zu Lebzeiten. Martin Beradts Roman »Die Straße der kleinen Ewigkeit«
Bericht aus einem Zwischenlager
Störenfriede der Erinnerung. Die jüdische Widerstandsgruppe Herbert Baum
Der Schatten Hitlers
Erbschaft eines Angestellten. Hannah Arendt, Eichmann und die Banalität des Bösen
Das Ende der Schonzeit. Eine deutsch-jüdische Nachkriegsbegegnung
Ausgewählte Bibliografie
Отрывок из книги
Eike Geisel
Die Wiedergutwerdung der Deutschen
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Trotz Bezugnahme auf das tagespolitische Geschehen wirken Eike Geisels immer auch als Invektiven ebenso wie als Interventionen gemeinten Artikel nie antiquiert. Davor bewahrt sie der sarkastische, manchmal auch ironische Ton, der schon Hannah Arendt in der Eichmann-Debatte vorgeworfen wurde. Ein Ton, der jedenfalls nie weihevoll, selbstgefällig oder bemüht wirkte. Ein Ton, der dazu führte, dass sich Rezensenten seiner Bücher nie besonders wohl fühlten. Empfindet ein Journalist im Neuen Deutschland die »Bösartigkeit des Autors« noch als »wohltuend«, fragt er sich vier Zeilen später, »wie weit Kritik an der israelischen Politik gehen darf, ohne dass er [Eike Geisel] sie als antisemitisch bewertet?« In diesem Punkt war die Presse sehr sensibel. Selbstverständlich war niemand in der aufgeklärten Linken antisemitisch, und wenn dennoch der Vorwurf erhoben wurde, konnte man sicher sein, dass man folgende Begründung zu hören bekam, derzufolge man gar kein Antisemit sein könne: »Einige meiner besten Freunde sind Juden«. Eike Geisel machte sich über dieses jeglicher Logik entbehrende Argument gerne mit dem Bonmot lustig: »Some of my best friends are German«.
Ausgewogene Artikel zu schreiben oder betuliche Vorträge zu halten, wäre Eike Geisel sinnlos erschienen, denn er wollte nicht das Für und Wider abwägen, sondern Reaktionen provozieren in dem Wissen, dass sich im Streit nachhaltiger Erkenntnisse gewinnen lassen und Differenzen klarer werden als in lauer Zustimmung. Seinen Aufsätzen wurde in der Regel »Kälte« und eine »bemerkenswerte Herzlosigkeit« attestiert. Die gleichen Vorwürfe hatte man auch Hannah Arendt gemacht.
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