Das Wirken der Seele: Ideen zu einer organischen Psychologie
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Eisler Rudolf. Das Wirken der Seele: Ideen zu einer organischen Psychologie
I. Die Psyche und ihr Verhältnis zum Physischen
II. Die psychische Kausalität
III. Der Wille als psychischer Motor
IV. Der Zweck im Seelischen
V. Die psychische Entwicklung
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Wir hörten bisher, daß die Seele nicht im metaphysischen Sinne auf den Leib (als Materie oder Energiekomplex) einwirkt, sondern daß sie in Wahrheit, genau gesprochen, stets nur auf sich selbst wirkt und von sich selbst Wirkungen empfängt, so aber, daß alle Wirkungen körperlich irgendwie zum Ausdruck kommen, wobei eine Wechselwirkung zwischen dem Nervensystem (und dessen Funktionen) und dem übrigen Organismus besteht. Jedes psychische Geschehen hat sein physiologisches Gegenstück, seine physische „Seite“. Infolge des Zurückwirkens der seelischen Organisation auf sich selbst, das seinen physiologischen Ausdruck hat, ist es verständlich, warum an den Veränderungen, an der Entwicklung des Organismus psychische Faktoren beteiligt sind, ohne daß sie den physischen Zusammenhang durchbrechen, also ohne daß irgend einmal an Stelle physikalisch-chemischer Ursachen von leiblichen Prozessen rein psychische Ursachen treten.
Gibt es aber überhaupt eine psychische Kausalität, wird man fragen, oder haben am Ende jene recht, welche das Psychische als „inkausal“, als ohne wirksame Eigenschaft bestimmen und behaupten, nur das Physische bzw. Physiologische könne wirken bzw. als wirkend gedacht werden? Die Vertreter des „psychophysischen Materialismus“ sind der Meinung, das Psychische, das Bewußtsein – wenigstens soweit es objektiviert, aus dem unmittelbaren, konkreten Erleben methodisch herausgehoben werde (Münsterberg13) – sei ein „Epiphänomen“, eine schattenhafte „Begleiterscheinung“, ein „Nebenerfolg“ der Nervenprozesse, es habe keine Aktivität und Kraft, keinen ureigenen, inneren Zusammenhang, keine Eigenkausalität, sondern es bestehe aus Verbindungen, deren Ursache oder Grundlage einzig und allein der raum-zeitliche Zusammenhang der Gehirnprozesse sei. Es gibt hiernach keine wahre psychische Tätigkeit, was wir so nennen ist nichts als die Summe von „Spannungsempfindungen“ u. dgl. Empfindungen und Vorstellungen verbinden sich dann miteinander, wenn auch die entsprechenden Gehirnprozesse sich miteinander verbinden, und alle Veränderungen und Störungen im Ablauf des Bewußtseins sind nur Spiegelungen zerebraler Modifikationen.
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Schon Herbart hat den folgenschweren Fehler begangen, die psychischen Elemente – bei ihm die Vorstellungen – als selbständige Wesenheiten aufzufassen, die miteinander konkurrieren, um die Vorherrschaft im Bewußtsein kämpfen, einander hemmen und verdrängen; in ihrem Zusammen- und Gegeneinanderwirken werden sie zu Kräften, ja zu einer Art lebendiger Dinge, die mit Tendenzen ausgestattet sind. Ähnlich sind für die Assoziationspsychologen die Empfindungen oft selbständige Elemente, die primär nebeneinander bestehen, miteinander in Verbindung treten usw., kurz, kausale Faktoren, aus deren Wirken das seelische Leben abgeleitet wird.
Diese Auffassung ist die Reaktion gegen die ältere „Vermögenspsychologie“. Diese stattet die substantielle (bzw. dynamische) Seele mit spezifischen Kräften, Vermögen, Tätigkeiten aus, welche das Bewußtsein erzeugen und Bewußtseinsverbindungen herstellen. Ähnlich wirkt das „Unbewußte“ Ed. v. Hartmanns als Agens hinter dem Bewußtsein und ist das eigentlich und einzig Aktive, Kausale im Ablauf des Seelischen.
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