Das heimliche Spiel

Das heimliche Spiel
Автор книги: id книги: 1914069     Оценка: 0.0     Голосов: 0     Отзывы, комментарии: 0 1222,79 руб.     (11,16$) Читать книгу Купить и скачать книгу Купить бумажную книгу Электронная книга Жанр: Языкознание Правообладатель и/или издательство: Bookwire Дата добавления в каталог КнигаЛит: ISBN: 9783803142917 Скачать фрагмент в формате   fb2   fb2.zip Возрастное ограничение: 0+ Оглавление Отрывок из книги

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Zwölf Geschichten über die unverständliche Macht der Liebe und deren zerstörerische Kraft. Zwischen Müttern und Söhnen, Frauen und Männern, Bruder und Schwester, Eltern und Kindern. Nach Jahrzehnten wieder in der von der Autorin gewollten Zusammenstellung und in neu durchgesehener Übersetzung: Nacht für Nacht entfliehen die drei Kinder aus heruntergekommenem Adel dem trostlosen und sparsamen Dasein der Familie in die erregende märchenhafte Welt des Theaters, in die Welt der Ritter, Prinzessinnen und Schiffskapitäne, in die Welt der Komödien und Tragödien. Doch eines Tages wird ihr heimliches Spiel entdeckt … Wie ihre vier großen Romane stehen auch diese zwölf Erzählungen (darunter «Der andalusische Schal») für die große Erzählkunst Elsa Morantes: Es sind Geschichten, die zumeist in der Welt der Kindheit spielen, einer Welt, die wenig mit dem Alter und viel mit der Unbegreiflichkeit der Dinge und den Beziehungen zwischen Menschen zu tun hat. Mit Zuneigung und Liebesentzug, mit Fürsorge und Kälte, mit Liebe und Hass. Elsa Morante versteht es meisterhaft, diese überraschenden Erfahrungen zwischen banaler Alltagswirklicheit und schwebender Ungewissheit und Bedrohung zu beschreiben.

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Elsa Morante. Das heimliche Spiel

Der Dieb der Totenlichter

Der Mann mit der Brille

Die Großmutter

Via dell’Angelo

Das heimliche Spiel

Der Gefährte

Andurro und Esposito. Der Tageslauf

Die Taufe

Cousin Venanzio

Emidio, der Seemann, der fährt und fährt und fährt

Ein Mann ohne Charakter

Der sizilianische Soldat

Donna Amalia

Der andalusische Schal

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Obwohl ich noch keine genügende Zahl von Jahren gelebt habe, um es glauben zu können, bin ich doch beinahe sicher, daß ich jenes kleine Mädchen gewesen bin. Deutlich sehe ich die enge, schmutzige Straße, wo die Risse in dem alten Verputz Figuren und Flecken zeichneten. Das fünfstöckige Haus, in dem meine Familie das oberste Stockwerk bewohnte, war das höchste der Straße. Am Ende stand die Synagoge.

Ich war nicht älter als sechs Jahre. Von den Fenstern aus sah ich die bleichen Männer vorübergehen, die dunkelhaarigen Frauen mit fast immer vulgärem oder finsterem Gesichtsausdruck, die halbnackten Kinder, die grau waren vom Staub. Gegenüber sah ich ein gelbliches Haus mit Strohmatten vor den Fenstern, und an der Seite einen geräumigen Hof, in dem kein Gras wuchs.

.....

Mir war ein schlimmes Mißgeschick passiert: Mein Vater hatte mir ein Geldstück gegeben und mir aufgetragen, drei Zahlen im Lotto zu spielen. In Phantastereien versunken, hatte ich auf dem Rückweg vom Lottobüro den gekauften Zettel mit den Zahlen verloren. Fieberhaft war ich durch alle Straßen geirrt, hatte leise schluchzend den Staub durchwühlt. Nichts. Dann hielt ich inne, kauerte mich im nächtlichen Schatten der Synagoge neben die hohe Mauer. Ich überlegte mir, daß ich nicht mehr nach Hause zurückkehren, aus dem Ghetto fortgehen, die Stadt verlassen und sterben würde. In dieser Stunde und bei diesem Gedanken rief ich meinen Vater mit dem Spitznamen, den die Leute ihm gegeben hatten: »Krummbuckel«. Wie oft war ich gefragt worden: »Bist du die Tochter vom Krummbuckel?« Und jetzt in meiner Angst gingen mir neue Gedanken wie frevelhafte Blitze durch den Sinn: »Der Krummbuckel wird mich schlagen. Warum darf er mich eigentlich schlagen? Ich bin klein, aber hübsch, ich habe zwei lange Zöpfe und kann lesen. Er ist bucklig. Ich will nicht von ihm geschlagen werden. Aber ich habe den Lottozettel, der vielleicht gewonnen hätte, verloren. Ich habe etwas Schlimmes angestellt; der Zettel gehörte ihm, und deshalb wird er mich schlagen. Und meine Mutter wird mich verfluchen. Das ist die Strafe. Ich bin herumgestreunt und habe die Häuser, die Fenster und Gesichter angeschaut, ohne an den Zettel zu denken; ich habe gesündigt. Auch Jusvin hat gesündigt, und Gott hat ihn bestraft.«

Ich sehe Jusvin im Angesicht des Herrn. Der Herr hat weder Leib noch Gesicht; er ist wie eine Gewitterwolke, wie der Schatten eines Berges: »Erbarmen, Herr, ich habe es für meine Kinder getan! Wasser für meine Zunge, Schlaf für meine Augen, Mitleid mit meinem ruhlosen Wandern, das mich die friedvollen Toten beneiden läßt.« Dies sind die Worte, die sich niemals auf seinen Lippen formen und die er in seiner Kehle begräbt. Sein Mund verzerrt sich, stößt gurgelnde Laute aus; Jusvin gestikuliert und windet sich. Aber Gott, der Gestaltlose, antwortet nicht. Sein Schweigen bedeutet: Du bist ein Dieb.

.....

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