Blume und Flamme. Geschichte einer Jugend

Blume und Flamme. Geschichte einer Jugend
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Der erste Teil der dreiteiligen Autobiographie einer zu Unrecht lange vergessenen Schriftstellerin, die nichts im Leben ausgelassen hat: Ball-Hennings beschreibt ihre Kindheit in Flensburg als Tochter eines Seemannes. Zunächst als Dienst-, Zimmer- und Küchenmädchen tätig, entdeckte sie früh die Schauspielerei für sich und zog bald mit einer Wanderbühne durch Norddeutschland.-

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Emmy Ball-Hennings. Blume und Flamme. Geschichte einer Jugend

Blume und Flamme. Geschichte einer Jugend

STRASSE, GARTEN UND ELTERN

DER KINDERGARTEN

DIE SCHULE

ADVENT

DIE SCHWESTER

KINDERSPIELE

DAS SPIEL UM MITLEID

DER ENGEL

IN DEN HERBSTFERIEN

VERONIKA UND ALOISIUS

ABDANKUNG

AUF DER STELLUNGSUCHE

DIE VORSTELLUNG

IM HAUSE BRÜNNING

THEATERBESUCH

DER KAISER BESUCHT DIE STADT

IM «WEISSEN ROSS»

DER GEBURTSTAG

DIE GESCHICHTE MIT HERRN LASSEN

IM ATELIER LEISE

Über Blume und Flamme. Geschichte einer Jugend

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Emmy Ball-Hennings

Geschichte einer Jugend

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Vaters großer Bart war wie der Wald, wie die Marienhölzung, aber ganz nahe, und Mutters Seidenband, das sie im Haar trug, war ein Regenbogen, war derselbe Regenbogen, den man mir einmal zeigte und der so hoch war, daß man die Augen davor schließen mußte. Das Haarband meiner Mutter war ein verwandelter Regenbogen, nach dem man hätte tasten können, und die Augen liebkosten das Band, das eine Brücke war über blonden Wellen, so weich war dieses Haar. Und die Stimme meiner Mutter war blau, und das Haar war weich wie die Stimme, wenn sie mich singend rief. Vielleicht hätte ich antworten mögen: «Meine blonde, meine blaue, meine weiche Heimat», aber ich wußte nicht, wie man dies sagt, obwohl ich schon sprechen konnte; doch habe ich es, wie meine Mutter mir oft erzählt hat, sehr spät gelernt.

Dunkel kann ich mich besinnen, welch starken Eindruck mir die Sprache machte, und welch Behagen ich an den ersten Lauten empfand. Ich war aber schon über drei Jahre alt, und obwohl ich schon mancherlei zu sagen gelernt hatte, äußerte ich mich, sobald mich nur etwas freudig bewegte, in einem Taubengurren, das einige Minuten anhielt. Meine Eltern waren lange Zeit in einer leisen Besorgnis, ich könnte an einer Sprachstörung leiden, weil ich teilnahmsvoll und aufgeweckt schien und mich doch nicht recht zum Sprechen bequemen konnte. Dann eines Tages kam ich auf den Geschmack der Sprache und fand Gefallen daran, manches Wort wie ein kleiner Papagei einfach nachzusprechen und oft zu wiederholen. Eine Spieluhr, die nur wenige Klänge hat, eine kleine Melodie, die der Spieluhr selbst vollauf genügt und mit der auch die Zuhörer wohl oder übel zufrieden sein müssen. Mit der Zeit, nach und nach, ließ ich mich herbei, meinen leicht übersehbaren Wortschatz etwas zu vergrößern. Das Drollige hierbei war, daß ich winziges Persönchen nicht geneigt war, mich belehren zu lassen, wenn ich nicht auch selbst ein wenig belehren durfte. Ich hielt den Sprachunterricht offenbar für ein Spiel, bei dem auch meine Eltern richtig mitmachen mußten. Forderten sie mich auf, dies oder jenes zu sagen, und kam ich diesem Wunsche nach, hörte ich stets das zufriedene Lob meiner Eltern: «Das war richtig.» Danach ersuchte ich: «Sag Aijalu. . .»

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