Leipzig - wie ich es sah
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Erdmann Graeser. Leipzig - wie ich es sah
Leipzig – wie ich es sah
Vorwort. Ausnahmezustand. Heiter
Zu dieser Ausgabe
Bei Felsche
Im Thüringer Hof
Die kleinen Mädchen tanzen
Bei Joh. Sebastian Bach
Blütenfest in Park Meusdorf
Im Brühl
Das Völkerschlachtdenkmal
Das Schillerhaus in Gohlis
Auf der Rennbahn
Die Höfe – Der Zoologische Garten
Das Leipzig des Alltags
Letzter Spaziergang
Fußnoten. Letzter Spaziergang
Der Autor
Der Photograph
Anmerkungen
Отрывок из книги
Erdmann Graeser
Aufzeichnungen eines Flaneurs
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„Gestatten?“ fragt der Kellner, und schon nimmt er mir die Kuchenplatte vor der Nase fort, da ich seiner Meinung nach offenbar genug gegessen habe. Ich gebe dem fürsorglichen Manne recht und beschließe, mich satt zu fühlen, zumal – wie ich jetzt beim Bezahlen merke – das Vergnügen – „in dem Gelde läuft!“
Aber am Nachmittag bin ich schon wieder da, jetzt in einem Raum, den ich „Damenzimmer“ taufe, weil die Weiblichkeit überwiegt. Sie sitzt, hofft, wartet – Gott weiß auf was! Zuweilen wird ein Spiegelchen aus dem eleganten Lackledertäschchen oder dem Perlbeutel genommen und die Frisur, das Gesicht, nachprüfend betrachtet. Und immer dieselbe Szene, wenn einer Neuangekommenen die Kuchenplatte zur Auswahl auf das Marmortischchen gesetzt wird: Die sanftesten Mädchenaugen bekommen da plötzlich den Ausdruck gleich dem eines Stoßvogels. Während die eine Hand die Platte langsam dreht, zuckt die halberhobene andere mit den griffbereiten Fingern unschlüssig in der Luft – je nach der Aussicht, die sich bietet, denn einmal angefaßt, kann man den Kuchen doch kaum wieder zurücklegen. Und wenn man dann endlich doch zulangt, scheint man sich allemal vergriffen zu haben – denn während man ißt, haften die Blicke zehrend an einem anderen Kuchen, der noch auf der Platte liegt...
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