100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 4
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Erhard Heckmann. 100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 4
100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Regenwald und Kratersee
David Thompson, unermüdlicher Forscher ohne Auftrag
Der „Große Fluss“ – ein Lebenstraum erfüllt sich
Letztmals über die Rockies, Abschied vom Columbia
Flathead Lake, Glacier Nationalpark und Cowboyland
Amerikas Westen – unverwechselbare Denkmäler der Natur
Strände, Dünen, Klippen – auf der Traumstraße von San Francisco nach San Diego
Kakteen, Mojavewüste, Route 66 und der Grand Canyon
Monument Valley, Mesa Verde und der Million Dollar Highway
Santa Fee, White Sands und die Carlsbad Höhlen
Colorados Dünen, Denver und Amerikas St.Moritz
Arches und Canyonlands – Kunstwerke aus Stein, Salt Lake City eine Zugabe
Bryce, Zion, Las Vegas und der Backofen Kaliforniens
Granit im Yosemite, weißer Sand in Carmel, und Abschied von San Francisco
Ein paar Gedanken am Ende …
Die Besiedlung des amerikanischen Westens und die Vertreibung der Ureinwohner im Überblick
Отрывок из книги
Erhard Heckmann
Teil 4
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Die Schönheit des Crater Lakes, dessen Gewässer in einem nahezu irrealen Blau leuchtet, hat Menschen seit Generationen fasziniert und in ihren Bann gezogen. Sechshundert Meter überragt es der Felsengürtel des Kraters mit seinen dunklen Nadelwäldern, und auf dem Rand des Kraters verläuft eine Autostraße, die von Mitte Juni bis Mitte Oktober befahrbar ist und atemberaubende Aussichten auf das Gewässer und die kleine vulkanische Insel Wizard Island garantiert. Als der ebenfalls im Kaskadengebirge liegende, vor einer halben Million Jahre entstandene Vulkan Mount Mazama vor etwa 7.700 Jahren explodierte und sich auslöschte, war das die schwerste Eruption, die Nordamerika in Hunderten von Jahrtausenden erlebt hat. Zurück blieb ein Krater von neun Kilometern Durchmesser, in dem sich Amerikas tiefster See bildete. 592 Meter sind es bis zum Grund, auf dem heiße Quellen aktiv sind. Spätere Eruptionen türmten nur Wizzard Island hoch genug auf, um heute in dem durch Regen, Quellen und Schnee gespeisten Crater Lake als Insel im westlichen Bereich die Blicke auf sich ziehen zu können. Wanderer mit guter Kondition können über den Cleetwood Trail das Seeufer erreichen, an einer geführten Bootstour teilnehmen und den Gipfel von Wizard Island besteigen. Entdeckt wurde der See 1853 durch Goldsucher und am 22.Mai 1902 zum Nationalpark erklärt, in dem es heute auch 140 Meilen Wanderwege, Lodges und Campingplätze gibt. Die äußeren Hänge der Berge werden inzwischen von Wäldern und Canyons bedeckt, und für acht bis neun Monate überzieht Schnee diese Landschaft. Wildblumen blühen spät und kurz, weil der harte Bimssteinboden ein karger ist, und neben kleinerem Getier sind auf diesem Abschnitt des weiten Plateaus der Cascade Range, die sich von Kanadas Mount Garibaldi bis zum Lassen Peak in Nordkalifornien hinzieht, auch Hirsche, Schwarzbären oder Stachelschweine unterwegs. Um ihnen hier im Park zu begegnen braucht man allerdings sehr viel Glück. Völlig ungeniert zeigen sich dagegen die beiden höchsten Berge im Rim, der Mount Scott (2.721 Meter) und Hillman Peak (2.485 Meter). Auch die Vulkanasche der nördlich gelegenen Pumise Desert, fünfzig Zentimeter tief, ist noch ein Produkt der Eruption, doch die eigentliche Attraktion ist das Blaue Juwel. Und von diesem sind wir nach unserem Frühstück am Diamant Lake und der Zahlung der Zehn-Dollar-Tagesgebühr am Nordeingang des Crater Lake National Parks nur noch wenige Kilometer entfernt.
Der Übergang in das 74.000 Hektar große Schutzgebiet ist ziemlich fließend, denn das, was es begrenzt heißt im Norden Umpqua Forest und Mount Thielsen Wilderness; im Westen Rogue River Forest, während der Osten und Süden vom Winema National Forest umschlungen wird, der am äußersten Südwestzipfel auch die Sky Lakes Wilderness noch zu dulden hat. Auf halbem Wege der etwa 15 Kilometer langen Zufahrt schneidet die Straße auch die Pumise Desert, ein kahles staubiges Gebiet, in der die Asche-Lawine des Kraterausbruches das einstige Tal dreißig Meter unter sich begrub. Wasser ist in der Tiefe zwar vorhanden, aber der nährstoffarme Boden gibt Pflanzen selbst nach über 7.000 Jahren kaum Chancen. Und es wird noch sehr lange dauern, bis die wenigen halbhohen Pinien, die wie vergessen in der kahlen Gegend ausharren, diesen trostlosen Bereich in einen Wald verwandelt haben werden. Kurz später künden die Berge Red Cone und Grouse Hill, die die Zufahrtsstraße flankieren, den Rim Drive mit dem, den Kraterrand überragendem Llao Rock (2.423 Meter) und dem Merriam Point bereits an, der einen ersten Blick auf den azurblauen See gewährt. Für die Rundfahrt auf dem 33 Meilen langen „Rim Drive“, der hier und dort auch eine größere Schleife ziehen muss, um Bergzügen auszuweichen, nehmen wir uns sehr viel Zeit, um keinen der Aussichtspunkte auszulassen und den See, seine Klippen und Berge, Hänge, Wasserfälle und den Blick auf ein unendlich weit erscheinendes Land zu genießen. Und nach vielen Stunden, am Ende der Rundfahrt, mussten auch wir so strapazierten Worten wie majestätisch, betörend, faszinierend oder überwältigend beipflichten.
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