Die Suche nach der zweiten Erde
Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.
Оглавление
Erhard Oeser. Die Suche nach der zweiten Erde
Impressum
Menü
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung: Die Diskussion über die Mehrheit bewohnter Welten
1. Die Lehre von der Erdähnlichkeit des Mondes in der Antike
Die ältesten Vorstellungen von der Bewohnbarkeit des Mondes
Das Mondgesicht: Plutarch
Eigenart und Verhaltensweise der Mondbewohner
2. Die kopernikanische Revolution: Alle Planeten sind Erden
Galileis Fernrohr
Keplers Traum
Unterhaltungen mit einer Marquise: Fontenelle
Der Weltbeschauer: Huygens
3. Außerirdische Gespenster: Das philosophisch-theologische Argument
Tod auf dem Scheiterhaufen: Giordano Bruno und seine Vorläufer
Die beste aller Welten und das Gesetz der Analogie: Leibniz und Locke
Astrotheologie: William Derham
Die Träume eines Geistersehers: Swedenborg
Das Argument aus der Kosmogonie: Kant und Laplace
Die Bewohnbarkeit der Kometen: Lamberts kosmologische Briefe
Die Einzigartigkeit unserer Welt: William Whewell
Das Glaubensbekenntnis des Philosophen und die Hoffnung des Christen: Brewster
4. Fenster ins Weltall: Die Entwicklung der astronomischen Beobachtungstechnik
Die Konkurrenz von Linsenfernrohr und Spiegelteleskop
William Herschels Riesenteleskope
Das fotografische Riesenauge
Der Zauberstab des Astronomen: Die Spektralanalyse
5. Nachbarn im Weltall: Die Mondbewohner
Die Herkunft des Mondes: Aggregationstheorie und Gezeitentheorie
Verständige Wesen auf dem Mond
Die Entdeckung der Seleniten: John Herschel am Kap der Guten Hoffnung
Signalkontakte mit den Mondbewohnern: Gauß und Littrow
Zweifel und Hoffnungen: Ist der Mond ein toter Planet?
6. Fantasie und Wirklichkeit. Reisen zum Mond:
Die „Wahre Geschichte“: Lukian von Samosate
Ein Spanier auf dem Mond: Francis Godwin
Die Reisen eines Raufboldes zu den Mondstaaten: Cyrano de Bergerac
Die Ballonfahrt eines Selbstmörders: Edgar Allan Poe
Die Reise um den Mond: Jules Verne
Die ersten Menschen im Mond: H.G. Wells
Raketenfahrt zu den Staubfressern am Mond: K.E. Ciolkovskij
Die wirkliche Mondlandung: Das Ende der Mondbewohner
7. Die Höllenplaneten des Sonnensystems: Merkur und Venus
Die Idee eines wahnsinnigen Gefängnisinsassen: Bewohner der Sonne
Der Höllenplanet Merkur
Die große Enttäuschung: Treibhaus Venus
8. Jenseits der Ökosphäre: Die Riesenplaneten
Der König des Sonnensystems: Jupiter
Der Ringplanet Saturn
Die arktischen Welten Uranus und Neptun
Das letzte Aufgebot: Die Monde der Gasriesen
9. Mars: Die zweite Erde
Die Marskanäle und ihre Erbauer: Schiaparelli
Der Überlebenskampf der Marsmenschen: Lowell
Krieg der Welten: Die Invasion vom Mars
Die Ernüchterung: Das Ende der Marskanäle
Flüge zum Mars
Der „Hundeschlitten-Weg“ zum Mars
Terraforming: Die Umgestaltung des Mars zu einer zweiten Erde
10. Exoplaneten: Die Suche nach einer zweiten Erde in anderen Sternsystemen
Erneute Hoffnungen: Extremophile Organismen
Unser Platz inmitten der Unendlichkeit: Richard Proctor
Die Astronomie des Unsichtbaren: Die Entdeckung der Doppelsterne
Der heilige Gral der Astronomie: Die Entdeckung einer zweiten Erde
Die Suche nach außerirdischen Intelligenzen mit Hilfe der Radioastronomie
Das Ende der Welt und die Flucht von der Erde
Schluss: Illusion und Wirklichkeit der Weltraumforschung
Literatur
Register
Informationen zum Buch
Отрывок из книги
Erhard Oeser
Die Suche nach der zweiten Erde
.....
Wegen der reinen dünnen Luft des Mondes müssen seine Bewohner im Unterschied zu den Erdbewohnern auf die besondere Wohltat der Morgen- und Abenddämmerung verzichten: „Sie befinden sich in der tiefsten Finsternis; plötzlich scheint ein Vorhang aufzurollen, und der völlige Glanz der Sonne strahlt ihnen sogleich in die Augen; sie sind mit einem hellstrahlenden Licht umgeben, und im Augenblick sehen sie sich in die tiefste Finsternis versenkt“ (Fontenelle 1780, S. 155). Dies lässt sich auch, wie Bode in einer Anmerkung berichtet, durch Beobachtungen bestätigen. Hätten die Mondbewohner Dämmerungserscheinungen, dann würden sie im dunklen Teil der Mondoberfläche, gleich neben der Linie, wo die Sonne für die Mondbewohner nicht weit unter dem Horizont steht, einen von der Brechung und Zurückwerfung der Lichtstrahlen in der Mondatmosphäre verursachten, schwachen Lichtschimmer als den Vorboten oder Begleiter der auf- oder untergehenden Sonne bemerken. Doch dergleichen lässt sich eben nicht feststellen. Andererseits müssen die Mondbewohner auch keine Stürme mit Blitz und Donner befürchten. Ihre Tage sind beständig von der Sonne erhellt, die nie ihr Gesicht hinter Wolken verbirgt, und es gibt keine Nächte, wo man nicht alle Sterne sehen könnte. Da aber ein Tag auf dem Mond 14 Erdentage dauert, haben die Mondbewohner beständig eine brennende Sonne, deren Hitze durch keine Wolke gemildert ist, über ihren Häuptern. Um dieser Sonnenhitze zu entgehen, könnten aber die Mondbewohner sich in den tiefen Schächten und Gruben verbergen, die mit unseren Fernrohren erkennbar sind. Fontenelle meint sogar, dass sie sich in diesen Höhlen ganze unterirdische Städte bauen, die untereinander durch unterirdische Gänge verbunden sind. Diesen Einfall des Herrn von Fontenelle hält der sonst so kritische Kommentator Bode für „ganz artig“ und verweist auf Fernrohrbeobachtungen, die zeigen, dass nach „einigen dieser regelmäßig gebildeten Gruben, wie zu der großen Grube Tycho, verschiedene lichte Striemen, als so viele Wege, zugehen“ (Bode in Fontenelle 1780, S. 161).
Nachdem Fontenelle den Mond in Bezug auf seine Bewohnbarkeit genug in Augenschein genommen hat, wendet er sich der Venus zu: „Der Mond ist nach aller Wahrscheinlichkeit bewohnt, warum Venus nicht auch?“ (Fontenelle 1780, S. 170). Dieses „Warum nicht?“ hat für Fontenelle eine „allbevölkernde Kraft“. Denn diese Frage kann man bei allen Planeten stellen, wenn man nicht annimmt, dass die Erde als einzig bewohnter Planet unter allen anderen eine Ausnahme macht. Vor allem auch dann, wenn man nicht von vornherein annimmt, dass die Planetenbewohner uns Menschen völlig gleichen müssen: „Wir sind im ganzen Weltgebäude nur als eine kleine Familie zu betrachten, deren Gesichter sich einander ähneln, in einem anderen Planeten wohnt eine andere Familie, deren Gesichtsbildungen einen ganz anderen Schnitt haben“ (Fontenelle 1780, S. 178). Nach Fontenelles Auffassung nimmt wahrscheinlich der Unterschied mit dem weiteren Abstand zu und derjenige, der einen Bewohner des Mondes und einen der Erde beisammen sähe, würde bald finden, dass es Bewohner zweier benachbarterer Welten sein müssen, als die von der Erde und dem Saturn. So könnte uns ein sechster Sinn fehlen, wodurch wir noch manches jetzt uns ganz Unbekanntes erfahren würden. Dieser sechste Sinn ist wahrscheinlich in einer anderen Welt vorhanden, wohingegen einer von den fünf, die wir besitzen, fehlt. Vielleicht gibt es überhaupt eine große Anzahl von natürlichen Sinnen. Aber in der Aufteilung diese Sinne sind auf uns nur diese fünf gefallen, mit denen wir nur deshalb zufrieden sind, weil wir von den übrigen nichts wissen. Das Gleiche gilt für unsere Emotionen und Verhaltensweisen. Auf unserem Planeten gibt es die Liebe zwischen den Menschen, aber die Erde wird auch in vielen Gegenden durch die Wut des Krieges verwüstet. Auf anderen Planeten genießt man einen ewigen Frieden, aber weiß nichts von Liebe und fühlt die entsetzlichste Langeweile. Aber was die Gestalten der anderen Planetenbewohner anbelangt, muss man sie den Träumen überlassen (vgl. Fontenelle 1780, S. 180 f.).
.....