Unser Mann in Timbuktu
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Erich Wiedemann. Unser Mann in Timbuktu
Unser Mann in Timbuktu. Die sieben Leben eines Spiegel-Reporters
Ebook-Kolophon
Einleitung
»Feldmarschall Idi Amin, wie ich vermute«
Meine Villa Kunterbunt in Afrika
Zwei Chefredakteure wie ein altes Ehepaar
»Etwas Sein, etwas Schein, etwas Schwein«
»Alle Journalisten sind Spione«
Die Inseln der glücklichen Kohlköpfe
»Die einzige bedrohte Spezies ist hier der Mensch«
Eine Art Unperson der Zeitgeschichte
Das Geheimnis der Meldemappe im Kohlenkeller
Mit Puschkin, Gurken und Wodka nach St. Petersburg
Ein Abgrund von Dilettantismus
Отрывок из книги
Erich Wiedemann
Die Inventur meiner biografischen Module zeigt, dass ich keine Mühe hätte, mich einer Vielseitigkeitsprüfung zu stellen, wenn ich dazu aufgefordert würde. Ich war Fotograf, Afrika-Korrespondent, Desk-Redakteur, News-Reporter, Führungskraft, Verlagsscout, investigativer Reporter. Sachbuchautor und Kommunalpolitiker zähle ich nicht mit.
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Damals habe ich verstanden, warum der Jurist und Schriftsteller Kurt Tucholsky in den zwanziger Jahren eine Revision der Ausbildungsrichtlinien für deutsche Richter und Staatsanwälte gefordert hatte. Sie müssten ihre Prüfungsarbeit hinter Gittern schreiben, damit sie wüssten, was sie in der Seele eines Menschen anrichteten, den sie ins Gefängnis schickten, schrieb er. Zu viel Entmündigung ist Mord an der Identität. Wer Zweifel hat, soll Walter Kempowski lesen: Im Block. 310 Seiten lang, man kann das Buch aufschlagen, wo man will, es ist überall gleich grauenhaft. Und Bangkok ist nicht besser als Bautzen. Ich bin, seit ich den Block gelesen habe, ein treuer Anhänger von Amnesty International.
Nach dem Jungen führten sie uns noch drei weitere deutsche Häftlinge vor. Der jüngste war Mitte zwanzig, der älteste Mitte dreißig. Sie saßen alle schon vier, fünf Jahre. Ihre Gesichter waren stumpf. Die Haft in Bang Kwang töte die Persönlichkeit langsam ab, sagte eine meiner Begleiterinnen. Wenn sie ganz erloschen sei, könne man das Leid leichter ertragen. Die drei Männer waren maulfaul, sie gaben kaum Antwort auf unsere Fragen. Sie nahmen die Liebesgaben, die wir mitgebracht hatten, und schlurften nach ein paar Minuten klirrend und wortlos davon.
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