Pflegekinder
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Ernst Guggisberg. Pflegekinder
Inhalt
Vorwort
Die Armenerziehungsvereine als Forschungsgegenstand
Definition «Pflegekind», Begriffe und Sprachgebrauch
Forschungsziele und Aufbau der Arbeit
Quellenkorpus und Forschungslage
Quellentypen
Forschungsstand
Qualitative und quantitative Inhaltsanalyse
Die Fremdplatzierung Minderjähriger im Spiegel ausgewählter zeitgenössischer Überblickswerke
Die vom Bund initiierte Aufstellung über das schweizerische Vereinswesen
Weltausstellungen als Schaubühne für eine moderne, sozial engagierte Schweiz
Entwicklung der offenen und geschlossenen Jugendfürsorge in der Schweiz
Quantitative Auswertung
Geografische Auswertung
Typologische Auswertung
Rationalisierung der Fürsorge
Ausbau, Individualisierung und Professionalisierung der Armenpflege
Die «Jugendfürsorge» privater und öffentlich-rechtlicher Träger
Statuten und Organisation der Armenerziehungsvereine
Gründungskontexte und Kurzporträts Vereinsgeschichten
Der Basellandschaftliche Armenerziehungsverein
Die Bezirks-Armenerziehungsvereine des Kantons Aargau
Der Armenerziehungsverein des Kantons Thurgau
Die Bezirks-Armenerziehungsvereine des Kantons Solothurn
Das Konzept der Fremd-Erziehung
Die «Versorgung» in der eigenen Familie als Alternative zur Fremdplatzierung?
Der Basellandschaftliche Armenerziehungsverein und die Legitimation der Vereinsarbeit
Aktive Verankerung des Armenerziehungsvereins in den Gesetzeswerken 1848–1873
Der Inspektor als besoldeter Angestellter des Armenerziehungsvereins 1874–1944
Die Vereinsgeschichte als Werbefaktor und Legitimation 1945–1964
Fazit
Die aargauischen Armenerziehungsvereine und die Ressourcenbeschaffung
Die Armenunterstützungen gemäss den Armengesetzen der Jahre 1804 und 1936
Die Gründung von «Fünfrappenvereinen zugunsten verwahrloster Kinder» 1854–1865
Die Armenerziehungsvereine und ihre Haupteinnahmequellen 1866–1913
Die finanziellen Ressourcen während der beiden Weltkriege 1914–1945
Fazit
Der thurgauische Armenerziehungsverein und der religiöse Erziehungsaspekt
Das konfessionell ausgerichtete Armenwesen im Kanton Thurgau 1861–1966
Gründung und konfessionelle Bewährungsprobe des Armenerziehungsvereins des Kantons Thurgau 1882–1929
«Schisma» mit dem Seraphischen Liebeswerk 1929–1931
Der protestantische Armenerziehungsverein 1931–1970
Fazit
Die solothurnischen Armenerziehungsvereine und die Identitätsfindung
Der Unterschied zwischen Armenverein und Armenerziehungsverein 1877–1884
Der Freiwillige Armenverein Thierstein 1880–1916
Der Armenerziehungsverein Olten-Gösgen 1877–1932
Der Verband Solothurner Armenerziehungsvereine und die Entstehung des solothurnischen Armengesetzes von 1913 aus der Verbandsperspektive
Fazit
Die Suche nach «verwahrlosten» Kindern und «rechtschaffenen» Pflegeeltern
Die «verwahrlosten» Kinder: Umfrage des Landwirtschaftlichen Vereins Baselland aus dem Jahr 1840
Die «rechtschaffenen» Pflegeeltern
Die «Aufnahme»
Die «Kindswegnahme»
Das «Anmeldeformular»
Die Anzahl Pflegekinder der Armenerziehungsvereine
Die «Aufnahmegründe» in den thurgauischen Armenerziehungsverein
Die «Platzierung(en)»
Die «Platzierung» in einer Pflegefamilie
Die «Platzierung» in einer Anstalt
Fremdplatzierungsbiografien
Die Inspektion
Die Formen der Inspektion
Die Intervention des basellandschaftlichen Armeninspektors bei Missständen
Das Rollenverständnis des basellandschaftlichen Inspektors gegenüber den Pflegekindern
Die Berufsausbildung
Die «Entlassung»
Motive und Selbstwahrnehmung der Vereinsvorstände
Die Fremdplatzierung aus Perspektive der Pflegekinder und Ehemaliger
Die zeitgenössische Fremdwahrnehmung der ehrenamtlichen Vereinsarbeit
Die Deutschschweizer Armenerziehungsvereine als Gegenkonzept zur kommunalen Verdingung?
Von Armenerziehungs- zu Jugendfürsorgevereinen
Anhang. Anzahl Vereine, 1850–1930
Anzahl Anstalten, 1850–1930
Vereine und Anstalten, 1930 – Momentaufnahme
Interkonfessionelle Disposition, 1850–1930
Protestantische Disposition, 1850–1930
Katholische Disposition, 1850–1930
Institutionelle Entwicklung, 1800–1930
Anzahl Pflegekinder der Armenerziehungsvereine, 1854–1960
Pflegekinder im Kanton Aargau, 1855–1944
Aufnahmeklassifikation des Armenerziehungsvereins des Kantons Thurgau
Pflegeplatzwechsel Armenerziehungsverein Thal, 1915–1974
Fremdplatzierungsbiografien Armenerziehungsverein Thal, 1915–1974
Verteilung der Pflegekinderdes-Armenerziehungsvereins Thal nach Anzahl Mutationen und Aufnahmealter, 1915–1974
Abkürzungsverzeichnis
Bibliografie und Quellenverzeichnis
Ungedruckte Quellen
Gedruckte Quellen (Broschüren und Bücher mit Quellencharakter)
Darstellungen
Abbildungen
Register der Organisationen
Personenregister
Anmerkungen. Einleitung
Formen der institutionalisierten Fremdplatzierung in der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert
Fremdplatzierung als Grundlage für eine erfolgreiche Erziehung
Profil der Armenerziehungsvereine im kantonalen Kontext
Stationen der Fremdplatzierung aus Vorstandssicht
Wahrnehmung der Vereinsarbeit innerhalb und ausserhalb des Vereins
Schlussbetrachtungen
Impressum
Отрывок из книги
In Gedenken an Lina Louisa Steinegger-Bachmann
Verarmte Kinder sich ihr Brod erfleh’n;
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Eine umfangreiche Darstellung erfuhren die Armenerziehungsvereine beim Geschichtswerk über die Aargauische Gemeinnützige Gesellschaft im Jahr 1912. Rudolf Wernly resümierte aus den Protokollen, dass die Gründung im Schosse der Kulturgesellschaft wesentlich um die Frage kreiste, ob Anstaltserziehung oder Familienerziehung das geeignetste Mittel sei.143 Am 24. September 1856 wurde im Kasinosaal in Aarau eine Generalversammlung abgehalten, wobei Emil Zschokke als Referent geladen war. Als «Grundgedanken» wurden festgesetzt: die «Versorgung aller armen, der Gefahr der Verwahrlosung ausgesetzten Kinder womöglich in rechtschaffene Familien, dagegen Unterbringung von bereits verdorbenen in Rettungsanstalten» und die «Gründung von sogenannten Fünfrappen-Vereinen, später vom Volksmund ‹Halbbatzenvereine› genannt».144 Die «Zweigvereine» der Kulturgesellschaften wurden in den Bezirken aktiv. «Die Organisation dieser Bezirksvereine gestaltete sich, bis auf kleinere unwesentliche Verschiedenheiten, überall gleichmässig und stütte sich bei allen auf das System der Fünfrappen-Kollekte, weiterhin auf Gemeinde- und Staatsbeiträge, Schenkungen und Legate.»145 Wernly umschrieb die einzelnen Funktionen der Vereinsorgane und bekräftigte insbesondere, dass die «Sammlerinnen» die «freiwilligen Mitgliederbeiträge von Haus zu Haus» einzögen und die «wertvolle Vorhut des Vereins für den Eroberungszug der Humanität» bildeten.146 Die beiden vorgestellten Geschichtswerke über den Kanton Aargau und die Kulturgesellschaft stammten aus dem direkten Umfeld der Armenerziehungsvereine und zeugen vom Selbstverständnis der damals höchst aktiven Vereine, die zwischen 1910 und 1915 jährlich rund 1300 Pflegekinder beaufsichtigten.
Im Bezirk Laufenburg musste ein erster Armenerziehungsverein aufgrund von «äusseren Verumständungen» aufgelöst werden, sodass in der Folge «aus dem langen Ausbleiben eines Armenerziehungs-Vereins» geschlossen wurde, «es sei dieses Institut bei uns nicht nothwendig». Diesen Eindruck teilten 72 Männer aus den Gemeinden des Bezirks ganz und gar nicht, sodass am 24. September 1882 die «Wiedereinführung des Armenerziehungs-Vereins» beschlossen und sogleich 52 Kinder «platziert» wurden.147 Als letzter Armenerziehungsverein im Kanton Aargau wurde 1889 derjenige im Bezirk Rheinfelden gegründet. Der offiziellen Gründung gingen bereits einige Versuche voraus, so löste sich der 1862 gegründete Armenerziehungsverein zwischenzeitlich auf.148 Bei der Einladung eines Initiativkomitees am 3. Februar 1889 machte die anwesende Opposition geltend,
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