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Edgar und Esther kannten einander viele Jahre, bevor sie einander liebten. Sie änderte sich in diesen Jahren nicht viel: groß, blond, die Haare schwer um den schmalen Kopf, schiefgestellt die blauen Augen, ihr Mund groß oder klein, weich oder hart, kindlich oder verbittert, wie sie eben lebte, an Regentagen war er anders als an starken, sonnigen.

Er liebte an ihr den spitzigen gotischen Bogen ihres Kinnes, ihr Gesicht konnte er dann zwischen zwei Finger nehmen, leise hin und her bewegen, und es strömte wie Licht ohne Grenzen. Für Augenblicke wurde sie, war sie: wovon er träumte: ein Wesen ohne Wissen, ein Etwas, umschwungen von ewiger Sommerzeit, schwimmend in Duft wie in einer eigenen Welt! Ein Stern, allem Bekannten unbekannt, entfernt von Tier, von Pflanze, eine starke Gewalt, beide Hände triefend voll mit Wollust, etwas tiefes zum hineinversinken, dem Schlafe gleich und dem Tod, dem ersehnten, dem gefürchteten.

Das war sie nicht. Sie war ein Mensch aus bürgerlichen Kreisen, ein Herz, noch unberührt, in ihrer Blüte ein junges Mädchen. In ihrer Blöße eine zitternde Braut, das hatte Esther zu geben, das gab sie ihm.

Die Verdorrten

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