Der Sinn und Wert des Lebens
Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.
Оглавление
Eucken Rudolf. Der Sinn und Wert des Lebens
Vorwort zur ersten Auflage
Vorwort zur fünften Auflage
Einleitung
Die Antworten der Zeit
Die älteren Lebensordnungen
Die religiöse Lebensordnung
Die Lebensordnung des weltlichen Idealismus
Die neueren Lebensordnungen
Die gemeinsame Grundlage
Die Lebensordnung des Naturalismus
Die Wendung des Menschen zu sich selbst
Die Sozial- und die Individualkultur
Erwägungen und Vorbereitungen
Versuch eines Aufbaus
Die Eröffnung eines neuen Lebens
Der Aufstieg zur Hauptthese
Die Entwicklung der Hauptthese
Hauptzüge des neuen Lebens
Geistiges Leben und menschliche Lage
Auseinandersetzung mit der Welt und der Lage des Menschen
Die Übermacht der Natur
Die Unsicherheit des menschlichen Geisteslebens
Die moralische Verwicklung des Menschenlebens
Auseinandersetzung mit dem Zweifel
Die Folgerungen aus dem Gesamtbilde des Lebens
Folgerungen für das Leben des Einzelnen
Folgerungen für die Aufgaben der Gegenwart
Folgerungen für die Ausbildung eines deutschen Lebensstiles
Отрывок из книги
Mit einer Behandlung der Frage nach dem Sinn und Wert des Lebens suche ich die inneren Probleme der Gegenwart jedem einzelnen möglichst nahe zu bringen und ihn zur Teilnahme daran zu gewinnen. Solche Fassung der Aufgabe zog der philosophischen Erörterung bestimmte Grenzen: daß es aber innerhalb dieser Grenzen genug zu klären gibt, das hofft die Untersuchung selbst zu zeigen. Dem einen oder anderen Leser wird vielleicht der erste kritische Teil zu weit ausgesponnen scheinen. Aber es konnte die entscheidende Hauptthese, an der die Möglichkeit einer Wiederbefestigung des Lebens und einer Verjüngung der Kultur hängt, ihre volle Überzeugungskraft nur erlangen, wenn sie als der einzig mögliche Weg zum Ziele erwiesen war; dafür aber war jene Kritik unentbehrlich, sie steht nicht neben, sondern in der Sache.
Jena, Dezember 1907.
.....
Die Übertragung dieser Maße auf das menschliche Leben erwies ein gutes Recht dadurch, daß sie Tatsachen zur vollen Anerkennung brachte und untereinander zusammenschloß, die früher vereinzelt geblieben und als Nebensachen behandelt waren. So die Gebundenheit aller seelischen Betätigung an körperliche Bedingungen, so die elementare Macht der Naturtriebe und der natürlichen Selbsterhaltung, so die überwiegende Macht der materiellen Faktoren im Menschenleben, so das aufrüttelnde und vorwärtstreibende Wirken des Kampfes ums Dasein, so die weite Ausdehnung der blinden und sinnlosen Tatsächlichkeit auch im Bereich des Menschen. Alles zusammen ergibt einen eigentümlichen Lebenstypus, der sich auch der geistigen Arbeit, die er an sich zieht, mitteilen muß.
Da diese Lebensordnung dem geschichtlich überkommenen Stande schroff widerspricht, so muß sie mit einer entschiedenen Verneinung beginnen, mit einer Verneinung alles dessen, was die Natur überschreitet und damit die Wirklichkeit auseinanderzureißen scheint. So geschah es nach ihrer Überzeugung in Religion und Metaphysik, gemeinsam war ihnen der Fehler, das menschliche Subjekt von seiner Umgebung abzulösen und seiner ungezügelten Phantasie eigene Wege zu gestatten. Dadurch entstanden erdichtete Bildungen, die, so meint man, einen vielfachen Druck auf den Menschen üben und mit ihren Satzungen und Vorurteilen das Leben verengen und entstellen. Es scheint ein großer Gewinn an Freiheit, wenn das aus dem Leben verschwindet. Zugleich ein Gewinn an Einheit, indem die verhängnisvolle Spaltung aufhört, die aus jener Überhebung des Subjekts hervorging. Im eigenen Aufbau aber verheißt dies Leben eine gewaltige Steigerung der Kraft, der anschaulichen Nähe, ja der Wahrhaftigkeit. Denn nur in Berührung mit dem Gegenstande draußen scheint das menschliche Vermögen sich vollauf zu entfalten, ja erst Leben in vollem Sinne zu werden. In endloser Weite und Fülle breitet sich dabei vor dem Menschen das Reich der Arbeit aus, und was in ihr das Erkennen erringt, das findet hier, wo sich der Tätigkeit deutliche Angriffspunkte bieten, ohne viel Mühe den Weg zum Handeln; wie aus der modernen Naturwissenschaft unmittelbar die moderne Technik entsprang, so scheint diese Denkweise überhaupt der gegebene Weg, die menschlichen Verhältnisse zu verbessern und den Gesamtstand menschlichen Wohlseins zu heben.
.....