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Eugen Freund. "Bleib schön sitzen!"
Inhalt
Als Kind in St. Kanzian
Sommer am Klopeiner See
Begegnung mit Friedensreich Hundertwasser
Auf Visiten mit dem Vater
Ein Arzt ohne Krankenkassa
Die lieben Verwandten kommen
Politisches Erwachen
Die deutschen Großeltern
Die Wiener Großeltern
Der deutsche Großvater
Nach dem Krieg
Die Jugendzeit
Ferialarbeit
Briefwechsel
Der Sturm auf die Ortstafein
Fotogalerie
Der Anfang im ORF
Die Galerie meiner Mutter
Im Außenministerium
Zu Besuch bei Yoko Ono
Der Bundespräsident und das Kriegsschiff
Zurück in den ORF
Die großen Umwälzungen
Wieder in den USA
Neue Rollen
Nachwort
Отрывок из книги
FREUND • »BLEIB SCHÖN SITZEN!«
»Bleib schön sitzen!«
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Während die Nachbarkinder – an ihrem Gejauchze und dem Geschnatter deutlich hörbar – schon längst mit ihren neuen Spielzeug spielten (oder sogar bei uns vorbeikamen und die neuesten Sachen präsentierten), ließ unser Gabentisch noch immer auf sich warten. Oder besser: Der Vater ließ auf sich warten. Denn viele Patienten luden ihn ein, mit ihnen noch die eine oder andere Jause zu teilen oder »wenigstens ein paar Minuten, nur für ein Weihnachtsplauscherl, noch zu bleiben«. Und so wurde es oft acht Uhr oder sogar neun, bis der Herr Doktor von seinen Visiten zurückkam und uns Kinder aus der Ungeduld erlöste. Später – viel später – wiederholte sich das Schauspiel durch das ähnliche Verhalten unserer Mutter. Auch sie war zu Weihnachten immer die letzte. Mittlerweile hatten natürlich schon wir Kinder das Schmücken des Christbaums übernommen, aber jedes Jahr am 24. Dezember warteten wir auf sie, bis sie aus Klagenfurt zu uns kam: Sie musste noch die Obdachlosen und die Taxifahrer mit kleinen Geschenken versorgen, meist selbst gebackene Kekse, was immer zu heftiger Verspätung und auch zu einer gewissen Verärgerung führte …
Ein Zimmer, das eigentlich zu unserer Wohnung gehörte und gegenüber dem Warteraum lag, wurde einige Jahre noch von einer anderen Partei, der Familie Wolkinger, benutzt. Doch so ganz genau hielten sich die Wolkingers offenbar nicht an die Raumeinteilung. Eines Tages, oder eigentlich eines Nachts ging meine Mutter in die Küche und sah zu ihrem Schrecken hinter dem Kasten einen Schuh herausschauen. Zu diesem Schuh gehörte auch ein Fuß, ein Bein, ein Körper – da stand doch tatsächlich Herr Wolkinger und stotterte eine Entschuldigung: »Uh, ah, ich … ich habe den Wasserhahn tropfen gehört und wollte ihn gerade zudrehen …« Ob damals auch irgendetwas aus der Küche gefehlt hatte, ließ sich nicht mehr rekonstruieren.
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