Отрывок из книги
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Die steinernen Apostelköpfe, die Kanzel und Altar der Rudisdorfer Schloßkirche umkreisten, hatten wohl oft auf ein blasses, freudloses Brautgesicht niedergesehen, hatten manchmal das »Ja« von männlichen Lippen leidenschaftslos und kaltgeschlossen aussprechen hören – denn es war niemals Sitte im Trachenberger Hause gewesen, die Töchter um ihre Meinung zu befragen, noch der »sentimentalen Liebe« irgend welche Berechtigung zuzugestehen – aber noch nie war eine Trauung so ohne Sang und Klang vollzogen worden. Der Bräutigam hatte sich alle müßigen Zeugen und Gaffer ernstlich verbeten. Was würden sie auch alles zu flüstern gehabt haben über den schönen Mann, der allerdings ritterlich galant seine Braut führte, aber keinen Blick für die hatte! Nur einmal, als sie knieend den Segen empfing, schien es, als gleite sein Auge momentan gefesselt an ihr nieder – ihre Flechten hingen über die Schultern hinab und lagen lang und schwer, wie träge, in rotem Gold funkelnde Schlangen, neben ihr auf dem weißen Steingetäfel des Fußbodens.
Und nach der Zeremonie, wie trieb der Mann zur Eile! Der Geistliche hatte zu lange gesprochen, und der nächste Zug sollte um keinen Preis versäumt werden ... Noch während der Trauung waren einzelne Regentropfen gegen das bunte Glas der Kirchenfenster geflogen – die einzige Musik, welche flüsternd die Einsegnungsformel begleitet hatte – nun brach die Sonne durch das zerflatternde Grau droben; sie entzündete in der bleifarbenen Fontänensäule tausend zuckende Lichter; sie lief durch die dunkle feuchtatmende Allee, über das wogende Gras hin und wischte mit ihrem Feuersaum die Thränentropfen von den Blumenblättern; aber sie funkelte auch in den getriebenen Löwenköpfen des mächtigen silbernen Eiskübels, der mit der ganzen Anmaßung einer glanzvollen Vergangenheit im Gartensalon neben dem Frühstückstisch stand – er konnte freilich nicht wissen, daß mancher alte, brave Kamerad, der Jahrhunderte hindurch neben ihm im Silberschranke gestanden, inmitten der Eisstücke und unter der Cliquot-Etikette vergeistigt moussierte ... Man nahm das Frühstück stehend ein. Die drei Geschwister aber rührten keinen Bissen an und beteiligten sich auch nicht an dem Gespräche, das der Geistliche angeregt. Sie standen zusammen und sprachen halb flüsternd, und Graf Magnus hielt mit thränenverschleiertem Blick Lianens Hand – erst in diesem Augenblicke schien sich der stille, menschenscheue Gelehrte bewußt zu werden, was er verlor.
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