Pax

Pax
Автор книги: id книги: 1923742     Оценка: 0.0     Голосов: 0     Отзывы, комментарии: 0 1881,72 руб.     (18,34$) Читать книгу Купить и скачать книгу Купить бумажную книгу Электронная книга Жанр: Языкознание Правообладатель и/или издательство: Bookwire Дата добавления в каталог КнигаЛит: ISBN: 9783803142856 Скачать фрагмент в формате   fb2   fb2.zip Возрастное ограничение: 0+ Оглавление Отрывок из книги

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Was es bedeutet, aneinander zu hängen und voneinander abzuhängen: Nachdem seine Eltern verschwunden sind, wird Pax von Tante Beatrix adoptiert. Unter den Blicken der Nachbarn, Mitschüler und Kollegen verzahnen sich Tante und Neffe förmlich, doch die Leerstellen zwischen ihnen wachsen mit der vergehenden Zeit.
Pax wächst in einer Kleinstadt auf. An seine Eltern und den großen Bruder hat er keine Erinnerungen, sie sind von einer Afrikareise nicht zurückgekehrt. Tante Beatrix, seltsam altjüngferlich und einigermaßen verklemmt, arbeitet als Verkäuferin im örtlichen Kaufmarkt und zieht Pax groß, so gut sie eben kann.
Dessen Kindheit und Jugend verlaufen zunächst ganz gewöhnlich provinziell. Sie ernährt und erzieht ihn, er sorgt dafür, dass er ihr keine Sorgen macht, und deckt sie zu, wenn sie vor dem Fernseher einschläft. Manchmal träumt er von einer echten Familie, er hat einen Kanarienvogel, eine beste Freundin Leni und außerdem, das wird ihm allmählich klar, etwas, wovon die anderen lieber nichts wissen sollten.
Pax lernt früh, sich zu schämen, für alles und nichts, sich zu verstellen, um es anderen recht zu machen. Er will weg, kann aber Tante Beatrix nicht alleinlassen.
Eva Roman erzählt sensibel und in fast greifbaren Bildern mit sehr genauem Blick fürs Detail. Ihr Roman handelt in vielen Facetten von Sorge und Fürsorge, von Generationenverantwortung und sozialer Normierung.

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Eva Roman. Pax

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VOR DEN BUSFENSTERN ragten nur noch die Pfahlspitzen der Zäune aus dem tiefen Schnee, vereinzelt wie dunkle Kommata auf einem weißen Blatt Papier. Selbst die goldene Kugel auf der Spitze des zwiebelförmigen Kirchturms von Lauterthal trug eine weiße Haube, als es der Großmutter mit einem Mal sehr viel schlechter ging. Sie schlief jetzt meistens, atmete röchelnd ein und aus, während vor ihrem Wohnzimmerfenster Vögel die Futterstelle anflogen, die die über ihr wohnenden Nachbarn auf ihrem Balkon eingerichtet hatten. Die Fahrt über versuchte Pax das mulmige Gefühl von sich fernzuhalten, das ihn jedes Mal befiel, seitdem sie die Großmutter einmal reglos auf dem Boden vor ihrem Bett gefunden hatten. Lieber malte er sich das Schauspiel der Vögel aus, sah die schwarzen Amseln auf den verschneiten Ästen, die feuchten Köpfe der Blaumeisen zwischen den letzten roten Beeren und den großen Eichelhäher, der wie ein farbiger Rabe über den Schnee schritt und sofort seinen Warnschrei ausstieß, sobald sie sich drinnen bewegten oder eine der Dorfkatzen sich anschlich, im Glauben, vor dem weißen Hintergrund noch immer bestens getarnt zu sein.

Einmal war ein Sperber angeflogen, hatte einen der Spatzen mit sich davongerissen, das ist halt die Natur, Tante Beatrix stellte die Packung mit den Keksen ein Stück von sich weg, Schluss damit, sagte sie, oder willst noch einen, du wächst ja noch. Pax hielt den Blick nach draußen, auf den aufgeregt zurückgebliebenen Rest der Schar, bevor er den Kopf schüttelte und sich an den Rand von Großmutters Sofa setzte. Schläft, sagte er.

.....

Pax lief hinaus in den Garten zwischen die Forsythien. So lange er sich erinnern konnte, hatte die Großmutter Anfang Dezember Barbarazweige aus den Büschen geschnitten, die an den Weihnachtstagen hellgelb in der Stube blühten und dabei ihren frühlingshaften Duft verströmten. Er schloss die Augen und stellte sich die leuchtenden Zweige vor, eine ganze Weile blieb er so stehen, bis ihm irgendwann der Geruch von gedünsteten Zwiebeln in die Nase drang. Ihm wurde schlecht, wenn Tante Beatrix Großmutter fütterte, Essen anreichte, wie Großmutters ehemalige Pflegekraft Schwester Renate, eine der letzten Nonnen des örtlichen Klosters, es genannt hatte, sie hatte auch nicht Lätzchen gesagt, sondern Serviervorlage, und aus dem Wickeln war der Wechsel der Inkontinenzmaterialien geworden. Jedenfalls bevor die Großmutter sie des Diebstahls bezichtigt hatte. Sie hatten sich entschuldigt und die Klosterfrau noch mehrfach zum Bleiben überredet und erst viel später festgestellt, dass Großmutters Bündel mit den Geldscheinen sich während Schwester Renates Ehrenamt tatsächlich mehr als halbiert hatte.

Kann kein Mensch essen, behauptete die Großmutter oft, und dann spuckte sie aus, die Suppen und den Brei und die zerquetschten Bananen, unbegabt warst du immer, woraufhin sie von dem Hähnchencurry mit Ananas schwärmte, das ihre jüngere Tochter eingeführt hatte. Das war ein Mal, ein einziges Mal, dass die für uns gekocht hat, flüsterte Tante Beatrix und weiter, dass sie endlich still davon sein sollte, sie sah zu Pax, der in der Küche half, die Ränder vom Toastbrot abzutrennen und es in mundgerechte Vierecke zu schneiden, damit die Großmutter gut kauen konnte. Mit an das Sofa, auf dem sie gefüttert wurde, wollte er nicht, schon gar nicht, nachdem er einmal beobachtet hatte, wie ihr Gebiss in die pürierte Bratwurst gefallen war. Nach dem Essen wollte die Großmutter immer nachhause laufen, ob sie jetzt endlich heimgehen könne? fragte sie mit Wut in der Stimme, und Tante Beatrix antwortete jedes Mal, du warst es doch, die den Hof gegen die Wohnung getauscht hat. Gott sei Dank, stell dir vor, du wärst jetzt allein in dem riesigen Haus, und wer diese Arbeit machen sollte. Tante Beatrix setzte den Kamm an und riss der Großmutter ganze Strähnen aus, bis sie aufschrie, es kam auch vor, dass sie sie verletzte, indem sie ihr die Nägel wie zufällig bis unters Fleisch kürzte, erzähl was, rief sie Pax zu, er aber wollte lieber nichts von dem berichten, was er draußen erlebt hatte, damit die Großmutter nicht neidisch wurde. Später, während Tante Beatrix Nägel und Windeln entsorgte, verlangte die Großmutter eilig, dass Pax die Zeitung brachte, um mit ihr zusammen die Todesanzeigen zu buchstabieren. Bald wirst du hier meinen Namen lesen können, sagte sie dann.

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