Jenny
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Fanny Lewald. Jenny
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Отрывок из книги
Wo warst Du gestern, Eduard? fragte Jenny Meier am nächsten Morgen ihren Bruder, als dieser in das Wohnzimmer seiner Eltern trat, in welchem die Familie frühstückend beisammen saß. Wir hatten Dich zum Thee erwartet, und Du kamst nicht! Auch im Theater bist Du nicht gewesen!
Steinheim war bei mir, und unser Joseph, und wir plauderten eine Weile; dann wollte ich mit ihnen hinauf kommen, und Eure Rückkehr aus dem Theater erwarten, wurde aber plötzlich in das Haus des Commerzienraths Horn gerufen, wo sich die Tochter den Fuß gebrochen hatte, als sie aus dem Theater kam. So gingen meine Gäste fort, und ich sprach nachher, als ich den Verband angelegt hatte und nach Hause gehen wollte, bei Gerhard ein, fand dort Bekannte, und blieb noch eine Stunde sitzen!
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Gewiß ist das häusliche Beispiel und die innere Seelenbildung die Hauptsache bei weiblicher Erziehung, sagte Hughes. Sonst müßten ja in Frankreich, wo man die Mädchen bis zu ihrer Verheirathung in klösterlicher Einsamkeit hält, die Sitten besser sein, als bei uns in England und hier in Deutschland, wo man der Jugend viel größere Freiheit verstattet; und gerade hier beweist doch die Erfahrung, daß die französische Zurückgezogenheit keine lobenswerthen Erfolge aufweist.
Weil in Frankreich der ganze Zustand der Gesellschaft ein verderbter, ein aufgelöster ist; weil die Bande der Ehe dort locker geworden sind, und das Haus, die Familie aufgehört haben, der Mittelpunkt zu sein, von dem Alles ausgeht. Was kann es nützen, ein Mädchen in den strengsten Grundsätzen zu erziehen, wenn der erste Schritt ins Leben ihr zeigt, daß weder ihre Eltern, noch ihr Gatte an diese Grundsätze glauben; wenn sich das junge, liebebedürftige Herz verrathen sieht, vielleicht um einer Tänzerin willen, die nicht werth ist, der Schuldlosen die Schuhriemen zu lösen. Wenn dann das böse Beispiel dazu kommt, das die sogenannten modernen Romane und das Theater bieten, da braucht man sich freilich über die Erfolge in Frankreich nicht zu wundern, eiferte Eduard.
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