Der Professor und das Du
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Fips Huber. Der Professor und das Du
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Schule und Unterricht. Mein erstes Jahr an der Schule. Meine pädagogische Laufbahn begann ich „schief“, das heißt, ich stieg nach dem Studium im Sommersemester ins sogenannte Probejahr ein. Dazu meldete ich mich in dem mir zugewiesenen öffentlichen Gymnasium, wo bereits ein weiterer „Anfänger“ vor der Direktionskanzlei wartete. Nach den Sommerferien rief mich der Direktor zu sich und teilte mir mit, dass eine Privatschule nicht weit von der Stadt einen Lehrer und Internatserzieher suche. Er könne sich vorstellen, dass das für mich interessant sein könnte. Ich meldete mich telefonisch im Werkschulheim Felbertal, machte einen Vorstellungstermin aus und fuhr los. Als ich schließlich aber schon mehr als einen Kilometer durch einen Wald gefahren war, wurde ich mir immer sicherer, dass ich mich verfahren hatte. Immerhin tauchte dann ein Bauernhof auf, auf eine Schule hoffte ich schon nicht mehr. Und doch, ich war tatsächlich richtig. Auf einem Hochplateau mit herrlicher Aussicht fand ich die Schule. Vor dem Vorstellungsgespräch traf ich zufällig wieder auf den jungen Kollegen aus der ersten Schule. Ihn hatte es ebenfalls hierher verschlagen. Nach dem Gespräch hieß es, ich möge auf einen Anruf warten. Nach zehn Tagen rief ich selbst an und erfuhr, dass man schon sehnsüchtig auf mich wartete. Und so ging es – etwas verspätet – doch noch los. Mit 1. März 2020 wurde ich „in den Ruhestand getreten“ (das Passiv/die „Leideform“ ist nicht ganz unbeabsichtigt), genau einen Monat nach meinem „pädagogischen Zwilling“. Der Kreis hatte sich geschlossen. Gerade zwei Wochen später wurde die Schule geschlossen. Anscheinend ging es ohne mich nicht. Manche behaupteten tatsächlich, die Corona-Pandemie sei dafür verantwortlich gewesen, also war ich doch nur scheinbar der Grund. Wie auch immer. Als ich damals ins Werkschulheim kam, fiel mir als Erstes der kameradschaftliche Umgang zwischen Lehrern/Erziehern und Schülern auf. Die Schüler sprachen den Lehrer oder die Lehrerin mit Namen an, manchmal sogar mit Vornamen, weit und breit kein Herr oder Frau Professor wie an meiner Vorgängerschule. Ich erkundigte mich selbstverständlich danach und erfuhr, dass sich das aus der Geschichte entwickelt hatte und der Erzieher mit seiner zwölfköpfigen Gruppe eine familienähnliche Struktur bildet (und in den Familien sagt auch schon lange kein Kind mehr „Herr Vater“). Und da jeder Erzieher auch Lehrer an der Schule ist, gibt es auch keinen „Herrn ’fessa“. Das Du jedoch ist keine Selbstverständlichkeit und wird vom Lehrer/Erzieher – wenn er die Zeit gekommen sieht und das Vertrauensverhältnis passt – seinen Schülern angeboten (damals hatte noch kein Möbelhaus das „schwedische Du“ eingeführt, das heute in jedem zweiten Lokal üblich ist) Die zweite Hälfte meines Probejahrs verlief problemlos, mir machte das Unterrichten von Anfang an Spaß. Und auch meine „einführenden Lehrer“ unterstützten mich bestens. Nur am Schluss des Probejahrs, beim Lehrauftritt in Mathematik, bekam ich noch leise Zweifel. Ich hatte, wie vorgeschrieben, eine ausführliche Stundenvorbereitung für meine Mathematikstunde geschrieben (und auch abgegeben), merkte jedoch schon nach kurzer Zeit, dass sich die Stunde ganz anders entwickelte. Die Schüler taten interessiert mit und fragten auch immer wieder nach, und so lief eine Stunde ab, die mit der Vorbereitung relativ wenig zu tun hatte. Trotzdem hatte ich nach der Stunde grundsätzlich ein gutes Gefühl, allerdings musste mein Einführender ja eine schriftliche Gesamtbeurteilung abgeben. Und dieser schrieb: „… ist in der Lage, sich bei Bedarf vom Konzept zu lösen und auf Fragen und Probleme der Schüler einzugehen.“ Das Jahr war gerettet, zumindest was das Schulische betraf. Da war ja auch noch das Internat (siehe dort!) Der Professor und das Du. Wenige Jahre später – ich hatte „meine“ Klasse (von wohlgesinnten Kolleginnen und Kollegen als „aufgeweckt“ bezeichnet) in Mathematik und als Klassenvorstand übernommen – wurde die Stelle des Landesschulinspektors am Landesschulrat neu besetzt. Der neue Landesschulinspektor hatte wohl von den „Zuständen“ in dieser Schule in den Bergen gehört und kam zu einem Besuch (wohl eher zu einer Inspektion). Als ihn ein Schüler freundlich grüßte, ihn dabei aber als Herr H. bezeichnete, kam es zu einem Donnerwetter, der Schüler habe ihn gefälligst mit allen Titeln anzusprechen. In Folge der Inspektion wurde uns bei einer einberufenen Konferenz nicht nur mitgeteilt, dass in der Schule Trainingsanzüge für Sportlehrer oder auch Jeans unpassend seien („Bei Müller-Wipperfürth gibt es Anzughosen um unter 100 Schilling“, meinte der Inspektor), sondern es wurde auch die Weisung erteilt, uns mit „Professor“ ansprechen zu lassen. Das Du mit Schülern geht sowieso nicht, auch die Lehrer untereinander sollten sich mit Sie ansprechen oder höchstens mit „Du, Herr Kollege/Frau Kollegin“ Nachdem die Personalvertretung im Ministerium nachgefragt hatte, ob diese Weisung rechtskonform sei, kam die Antwort, dass wir zwar das Recht, aber nicht die Pflicht hätten, uns mit Professor anreden zu lassen. Dies wurde dem Landesschulinspektor mitgeteilt, mit der Folge, dass dieser sich selbst für den nächsten Maturavorsitz am Werkschulheim einteilte. Und das betraf genau meine „aufgeweckte“ Maturaklasse. Für den damaligen Direktor musste diese Besetzung wie eine gefährliche Drohung gewirkt haben. Natürlich sprach sich die Kunde auch bei den Schülern herum, leichte Nervosität machte sich breit. Kurz vor der Matura kamen die Schüler und fragten mich, ob sie mich bei der Matura mit Sie anreden sollten. Ich verneinte aber mit der Begründung, dass wir schon lange per Du seien. „Die Matura ist eine Prüfung, bei der wir nicht Theater spielen.“ Auch wenn alle versuchten, mich – insbesondere bei der mündlichen Matura – nicht direkt anzusprechen, um nicht zu provozieren, ein paar Mal ließ es sich nicht verhindern, und manchem rutschte das Du heraus (ohne dass dies vom Vorsitzenden bemängelt wurde) Schlussendlich ging alles bestens über die Bühne. Der Direktor kam gegen Abend sichtlich erleichtert auf mich zu und teilte mir mit, dass der Landesschulinspektor, der schon hatte abreisen müssen, ihn gebeten hatte, dem Klassenvorstand mitzuteilen, dass er nicht nur von den Leistungen, sondern auch vom Auftreten der Kandidaten sehr beeindruckt war. Ende gut, alles gut! Das Du und der fehlende „Professor“ wurden nie wieder in Frage gestellt. Einmal allerdings kamen bei mir in Bezug auf das Du nochmals Zweifel auf. Ein ehemaliger Schüler, der in meinem Anfangsjahr in der Maturaklasse gewesen war, war inzwischen Direktor eines Gymnasiums in der Stadt und als Maturavorsitzender an unserer Schule eingeteilt. Grundsätzlich sprechen sich alle „Altfelbertaler“, also ehemaligen Schüler der Schule, mit Du an, in diesem Fall war ich mir aber nicht sicher, ob das angebracht war. Erste Besprechung mit dem Vorsitzenden, ich kam – weil ich in der dislozierten Klasse Unterricht hatte – etwas zu spät. Als ich die Tür zum Konferenzzimmer öffnete, stand der Vorsitzende vorne und sprach offensichtlich gerade. Er sah mich eintreten, unterbrach sich und meinte: „Ah, noch ein altbekanntes Gesicht! Hallo, Fips!“ (Ich hoffe, er meinte das mit dem alten Gesicht nicht allzu wörtlich!) Meine Bedenken waren ausgeräumt, der Werkschulheimgeist hatte sich wieder einmal durchgesetzt. Wie überzeugend das Du sein kann, zeigt auch folgende Begebenheit: Max war immer schon ein aufgeweckter Bursch, ab der Pubertät hatte er jedoch nur noch Mädchen im Kopf. Und das fiel ihm dann auch auf denselben. Bei einem Stadtausflug sah er auf der anderen Straßenseite ein offensichtlich attraktives Mädchen und lief umgehend über die Straße. Das Auto hatte er nicht bemerkt, er landete im Spital. Dort regierte eine Oberschwester mit eiserner Hand (wie mir ein befreundeter Arzt erzählte). Niemand wagte gegen sie ein Wort, auch nicht die Ärzte. Selbstverständlich war sie auch mit niemandem per Du. Das allerdings sollte sich nun ändern. Max war das Du vom Werkschulheim gewohnt und wandte das auch weiterhin an. Anscheinend erlag die Oberschwester seinem Charme und ergab sich ihrem Schicksal. Auf der Station war das angeblich noch lange das Gesprächsthema Nummer eins. Sprüche aus dem Unterricht. Lehrer: „Wer will das an der Tafel machen?“ Max: „Ich will.“ Lehrer: „Bitte jemand, der sich auch auskennt.“ ---------------------- Großer Aufruhr in der Klasse. Ein Schüler der Maturaklasse war am Wochenende zu Hause wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Kommentar von Max: „Wer wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus fährt, der fährt auch zum Duschen in die Therme.“ ---------------------- Ein Lehrer hat ein größeres Kontingent Theaterkarten bekommen und fragt in der Klasse: „Wer will kostenlos ein Theater besuchen?“ Alle zeigen auf „Es wäre aber in eurer Freizeit.“ Alle Hände gehen wieder runter ---------------------- Wegen meiner Vorliebe für „Austrian English“ hatten mir meine Anglistikkolleginnen „verboten“, in Mathematik Englisch zu sprechen. Zwei dieser Sprüche haben es auch in die Maturazeitung geschafft: „Please close the window, it pulls!“ und „I think I spider!“ Das sollte doch wohl jeder verstehen (zumindest, wenn er kein English Native Speaker ist)! ---------------------- Wenige Wochen vor dem Semesterende: Lehrer: „Max, wenn du noch einen Dreier willst, musst du eine Prüfung machen.“ Max: „Herr N., ich mache keine Prüfung. Glauben Sie mir, das wollen Sie genauso wenig wie ich.“ ---------------------- Max kommt zu spät. Lehrer: „Warum bist du zu spät?“ Max: „Die Putzfrau ist schuld.“ Lehrer: „Bitte? Wieso das denn?“ Max: „Ich hätte jetzt nicht gerechnet, dass Sie noch weiter nachfragen.“ ---------------------- Ein etwas fülliger Schüler hat die letzte Stunde gefehlt. Tags darauf fragt der Klassenvorstand: „Max, wo warst du gestern?“ Max: „Beim Arzt.“ Klassenvorstand: „Was hat er gesagt?“ Max: „Schwanger im 4. Monat.“ ---------------------- Lehrer am Beginn der Stunde, zwei Schüler fehlen: „Was ist mit Alex los?“ Maxl: „Der ist krank!“ Lehrer: „Und was ist mit Berni?“ Maxl: „Der ist wirklich krank!“ ---------------------- Max im Psycho-Unterricht: „Erleben Männer und Frauen den Krieg unterschiedlich?“ Lehrer: „Ja, die Männer gehen drauf, die Frauen zahlen drauf!“ Die weißen Handschuhe. Wir hatten Matura, alles war gut verlaufen und alle erwarteten voller Vorfreude die Abschlussfeier am Abend. Da sprach mich der Maturavorsitzende, der Direktor eines anderen Gymnasiums, an, ich – als Sportlehrer der Maturaklasse – möge ein Fußballspiel der Lehrer gegen die Maturaklasse organisieren. Der Wunsch klang wie ein Befehl und ich überredete die Klasse dazu. Ein Schüler der 8. Klasse erklärte sich dazu bereit, den Schiedsrichterposten zu übernehmen. Wir hatten Dressen aus der Wäscherei geholt und so trafen wir uns am Sportplatz. Der Vorsitzende, Direktor T., hatte seine Fußballschuhe im Kofferraum und erklärte uns auch sofort, welche Position er einzunehmen gedachte und was wir zu tun hatten. Warum er mit weißen Handschuhen spielte, wagte niemand zu fragen. Das Spiel sollte nicht allzu lange dauern. Direktor T. wurde von einem Maturanten gefoult, den ich als ebenso gutmütig wie ungeschickt kannte. Der Schiedsrichter entschied auch auf Foul, Direktor T. jedoch kam ob dieser Majestätsbeleidigung wutentbrannt auf mich zugelaufen und verlangte von mir den sofortigen Ausschluss des Spielers. Meine Entgegnung, dass für einen Ausschluss der Schiedsrichter zuständig und ich außerdem nicht der Meinung sei, dass ein solcher gerechtfertigt ist, trug nicht unbedingt zu seiner Beruhigung bei, im Gegenteil. Höchst erbost verließ er das Spielfeld, zog Schuhe und Dress aus und marschierte von dannen, nicht ohne vorher die Drohung auszustoßen, keiner der Maturanten werde am Abend ein Maturazeugnis erhalten. Natürlich spielten auch wir nicht weiter. Ich beruhigte die Maturanten noch, dass diese Drohung wohl nicht durchsetzbar sein werde, und wir kehrten ins Schulgebäude zurück, wo ich umgehend zu unserem Direktor gerufen wurde, um ihm das Vorkommnis zu erklären (Direktor T. hatte sich natürlich beschwert) An der feierlichen Zeugnisübergabe am Abend konnte der Maturavorsitzende leider nicht teilnehmen. Er hatte einen überraschenden dienstlichen Termin. Einige Jahre später fragten mich Oberstufenschüler, ob ich mit ihnen zu einem von den dortigen Schülern veranstalteten Hallenfußballturnier nach Bischofshofen fahren wolle. Es war ein herbstlich-winterlicher Samstag, als wir das Turnier besuchten. Grundsätzlich spielten nur Schüler – außer in einer Mannschaft. Bei der führte ein Erwachsener mit weißen Handschuhen das Kommando. Es war auch bald allgemeines Gesprächsthema, wie dieser mit seinen Spielern/Schülern und ebenso mit den Schiedsrichtern umging. Das Amt des Schiedsrichters hatten ebenso die veranstaltenden Schüler übernommen, und sie waren bald nicht mehr dazu bereit, Spiele dieser Mannschaft zu pfeifen. Ich überlegte schon, ob ich mich den Veranstaltern als Schiedsrichter zur Verfügung stellen sollte, da kamen die Schüler von sich aus auf mich zu. Sie hatten in Erfahrung gebracht, dass ich zu dieser Zeit aktiver Fußballschiedsrichter war und fragten mich, ob ich nicht das eine oder andere Spiel pfeifen könnte. Es war mir natürlich sofort klar, welche Spiele sie meinten, und ich sagte zu, das nächste Spiel der „direktorialen“ Mannschaft zu leiten. Das Spiel hatte begonnen – offensichtlich hatte mich der Direktor mit den weißen Handschuhen nicht wiedererkannt – und es dauerte nicht lang, bis ich ihn nach einer Kritik an einer Entscheidung zum ersten Mal ermahnte. Nicht viel später war er mit einer Aktion seines angreifenden Schülers nicht einverstanden und kritisierte diesen so heftig, dass ich ihm wegen Unsportlichkeit die blaue Karte zeigte (diese war bei diesem Turnier als Fünf-Minuten-Zeitstrafe anstelle der sonst üblichen Gelben Karte eingeführt). Er verließ völlig verständnislos und murrend die Spielfläche – und ward den ganzen Tag nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich hatte er wieder einen überraschenden dringenden dienstlichen Termin. Aus dem Mathe-Unterricht 1. Hier einige „Kuriositäten“ aus Schülermund (oder auch -hand). Falls sich jemand die „Auflösungen“ bzw. Richtigstellungen ansehen möchte, diese sind im Anhang zu finden. In der ersten Klasse sollte zur Hausübung u. a. berechnet werden, wie oft ein Lastwagen mit bestimmter Ladekapazität fahren muss, um eine bestimmte Menge Schotter abzutransportieren. Maxi hatte das ganz richtig ausgerechnet und dann auch ordnungsgemäß eine Antwort geschrieben: „Der Elkerveh muss fünfmal fahren.“ Ohne bekannten Kontext gar nicht so einfach zu entschlüsseln! ---------------------- In der 2. Klasse war – mit den entsprechenden Angaben – zu berechnen, wie hoch mein Haus im Nachbardorf liegt. Maxi schrieb: „Ihr Haus liegt auf 780 000 m Seehöhe.“ Aufgefallen ist ihm dabei nichts. Erst als ich ihm sagte, dass ich in diesem Fall wohl dem lieben Gott auf dem Nachbarbalkon zuwinken könne, kamen ihm Zweifel an seiner Höhenangabe ---------------------- Alle folgenden Glanzlichter stammen jeweils aus 4. Klassen: Relativ harmlos ist noch die folgende Multiplikation (könnte so durchaus auch in der Oberstufe vorkommen):
---------------------- Binomische Formeln waren das Thema, als nach längerer Übungsphase Folgendes zu lesen war:
---------------------- Mengenlehre; die Lösungsmenge von 0 bis 4 sollte im beschreibenden Verfahren und in Intervallschreibweise dargestellt werden. Eine Antwort: Lösungsmenge L =
Gott sei Dank war die Menge nur bis 4 und nicht bis 80 darzustellen! ---------------------- Von einem Kapital K sollten erst 80 % abgezogen werden, dann sollte der Rest verzehnfacht werden:
Wenn man’s kompliziert nicht schafft, sollte man es vielleicht einfach versuchen! ---------------------- Die Länge der Basis eines gleichschenkligen Dreiecks war zu berechnen, völlig richtig ergaben sich 80 cm. Die Antwort: „80 cm ist einer der beiden Basiswinkel.“ Immer diese Fremdwörter! ---------------------- Und diese komplizierten Gleichungen! 3x + 4x = 6x + 1. 7x = 7x. Welch fundamentale Erkenntnis (wenn auch keine Lösung)! ---------------------- 5x = 6x + 6/:5. x = 1,2x + 6/:1,2. 0,5x = 6. Um das nachzuvollziehen, reichte auch meine Fantasie nicht aus! ***
Dass auf diese elegante Lösungsmethode bis dahin noch niemand gekommen ist!? ---------------------- Ein paar Bonmots, laut Maturazeitung angeblich aus meinen eigenen Mathe-Stunden: Ich: „Max, was haben wir in der letzten Stunde gemacht?“ Max: „Ich weiß, was du meinst, aber das sind so ausländische Wörter!“ ---------------------- Max lästerte über die neue Freundin von Moritz, mich störte das und ich sagte (angeblich) zu Max: „Neid ist schon was Grausiges! Tut schon weh, fast ärger als Heimweh, oder?“ ---------------------- Max: „Eine Stunde Mathe mit Fips ist so, als ob ich eine Stunde das Testbild anschau’!“ Hat er das Testbild etwa auch nicht verstanden? ---------------------- Mathematikstunde. Der Lehrer zeichnet ein Dreieck auf die Tafel. Schüler vorlaut: „Das Dreieck ist aber nicht schön.“ Lehrer spontan: „Dann hat’s ja schon etwas mit dir gemeinsam.“ ---------------------- Letzte Mathestunde vor der Schularbeit: Lehrer fragt: „Gibt’s noch Fragen zur Schularbeit?“ Schüler: „Ja, wann ist sie denn?“ (Er meinte, in welcher Unterrichtsstunde) ---------------------- Rückgabe der Mathe-Schularbeit: Lehrer (über die neue Freundin von Max informiert): „Max, bei dir wirkt sich das Liebesleben negativ aus.“ Ehestiftungen. Schon seit Jahrzehnten fährt die gesamte Unterstufe in der vorletzten Schulwoche auf Zeltlager an den Turnersee in Kärnten (siehe auch Kapitel „Das Turnerseelager“). Dort werden viele Unternehmungen und Veranstaltungen durchgeführt, so auch das sogenannte Geländespiel, bei dem die Schüler und Schülerinnen in Kleingruppen von einer Station zur nächsten wandern. Dafür bekommen sie einen Plan, mit Hilfe dessen sie – hoffentlich – die Station auch finden und dort jeweils eine kleine Aufgabe lösen. Die Stationen werden von Lehrern und Lehrerinnen betreut. So hatte die Einteilung ergeben, dass Kollege X. und Kollegin S. eine Station in einem an das Quartier fast angrenzenden Wald zu betreuen hatten. Das Geländespiel neigte sich dem Ende zu. Alle Schülergruppen waren wieder ins Quartier zurückgekehrt, ebenso alle Stationsbetreuer. Fast alle, denn die „Waldstationäre“ fehlten. Wir wollten die Auswertung machen, doch von einer Station fehlten die Ergebnisse. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen und wir begannen uns zu sorgen und beschlossen, Schüler auf Erkundung zu schicken. Bevor diese jedoch starteten, sahen wir die Vermissten in die Zufahrt einbiegen. Kollege X. hatte zur Sicherheit eine Pelerine, also eine Art Regenponcho mit Kapuze, eingepackt, unter der bei genügender Enge auch zwei Personen Platz fanden. Die folgenden Kommentare auf der Wandzeitung fanden (fast) alle lustig
Kollege X. ist seit Langem mit der ehemaligen Kollegin S. verheiratet. Der Wald ist bei Insidern noch immer nach ihnen benannt ---------------------- Seinerzeit gab es in der Schule einen ebenso geschätzten wie – zumindest in den Anfängen – auch gefürchteten Lateinlehrer. An Elternsprechtagen bildete sich vor seiner Tür regelmäßig eine lange Schlange von Vätern und Müttern, die hier Zeit fanden, einander ihr Leid zu klagen. So war es auch bei Herrn T. und Frau A., deren Söhne beide die 7. Klasse besuchten. Offenbar war das Leid nicht groß genug oder die Wartezeit zu lang, jedenfalls schienen sie da durchaus auch andere Themen besprochen zu haben. Tatsache ist, dass die beiden Söhne wenige Monate später plötzlich „Brüder“ waren ---------------------- Eine nicht ganz so offizielle Beziehung, zumindest vorerst, entwickelte sich im Internat. Ein Erzieherkollege war längere Zeit abwesend, und so wurde er von einer neuen jungen Kollegin vertreten. Diese hatte dabei natürlich auch die Aufgabe, die 17-/18-Jährigen ihrer Gruppe „zu Bett zu bringen“. Wie sich viel später herausstellte, hatte man ihr wohl nicht erklärt, welches Bett gemeint war. Und so kam es mit der Zeit immer häufiger vor, dass der Zimmerkollege von Max über Nacht alleine war. Schließlich war die Zeit der Vertretung wieder zu Ende, dann maturierte Max und zog zur Junglehrerin. Heute sind beide verheiratet – allerdings nicht miteinander! ---------------------- Und da war auch noch die Englischassistentin aus London, die sich in der neunten Klasse viele Freunde machte und nach der Matura mit Max nach Tirol zog. Schneechaos und Co. Noch ist es nicht allzu lange her, da begann es Anfang Jänner so intensiv zu schneien, dass die Schülerinnen und Schüler von der Direktion verständigt wurden, dass die Weihnachtsferien „leider“ verlängert werden mussten. Ursprünglich dachte man nur an wenige Tage, die Schneefälle ließen aber nicht nach und bald waren die Zufahrtsstraßen unpassierbar bzw. durch umstürzende Bäume zu gefährlich. Schließlich waren die Schneemassen in der Schule nicht mehr bewältigbar (Hausmeister, im WSH wohnende Lehrer und Erzieher versuchten vergeblich, die Dächer vom Schnee zu befreien) und so rückten über 75 Bundesheersoldaten an und arbeiteten fünf Tage lang, teilweise mit schwerem Gerät
Wie ein mir bekannter Soldat erzählte, war die Begeisterung über den Einsatzbefehl bei der Truppe anfangs nicht sehr groß. Das schlug allerdings total um, nachdem sie das erste Mal beim Essen gewesen waren. Die Ferienverlängerung betrug am Ende zehn Tage (zwei davon mussten allerdings am Oster- bzw. Pfingstdienstag eingearbeitet werden). Das Schuljahr wurde trotzdem positiv abgeschlossen. Wahrscheinlich war durch die langen Ferien die Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler besonders gestiegen!? ---------------------- Schon einige Jahre zuvor hatte es mit den Schneemassen Probleme gegeben. Am Mittwoch vor den Semesterferien, es schneite bereits seit Tagen, mussten am Abend zwei Internatshäuser evakuiert werden. Man hörte durch den Schneedruck ein verdächtiges Knirschen. Die Schüler zogen mit dem Bettzeug in den Neubau der Schule, wo sie in einer Klasse übernachteten
Am nächsten Tag wurde auch noch der Altbau mit den meisten Klassen für Schüler gesperrt. Das sich ebenfalls darin befindliche Konferenzzimmer war für Lehrerinnen und Lehrer zugänglich. Den ganzen Vormittag konnte nur ein Notunterricht durchgeführt werden. Die meiste Zeit verbrachten wir Lehrer damit, jede Stunde unsere jeweilige Klasse zu suchen. Der Direktor zog dann die Konsequenz und entließ die Schüler um 12 Uhr frühzeitig in die Ferien. Schon um 13 Uhr waren 100 Bundesheersoldaten angerückt, um die Dächer vom Schnee zu befreien, unter ihnen ein ehemaliger Schüler – namens Schneemann. Der Winter im WSH veranlasste einen Kollegen auch dazu, sich für seinen relativ steilen Weg vom Wohnhaus ins Schulgebäude Steigeisen anzuschaffen, die er als Werbungskosten von der Steuer abschreiben wollte. Wenig überraschend wurde das Ansinnen abgelehnt. Er jedoch ließ sich auf seinem Weg fotografieren und legte einen Einspruch ein. Das Foto war überzeugend, dem Einspruch wurde stattgegeben ---------------------- Und da war dann noch der Siebtklassler, der aus dem Schulgebäude kam, einen Schneeball formte und – ich kannte ihn aus dem Sportunterricht, da war ihm beim Schlagballwerfen der Fußballplatz zu kurz – diesen quer über das ganze über fünf Hektar große Heimgelände warf und am anderen Ende einen aus dem Haus 3 kommenden Unterstufenschüler traf (Gott sei Dank nicht gefährlich). Dieser sah keinen Übeltäter und konnte sich nicht erklären, woher der Ball gekommen war. Ich klärte ihn dann beim Abendessen auf. Es war für ihn unfassbar. Episoden aus der Schule. Maxl war der Sohn einer prominenten Familie und es war vertraglich fixiert, dass er nirgends namentlich oder im Bild aufscheinen darf. So wurde er auch beim Klassenfoto so an den Rand gesetzt, dass er – z. B. für den Jahresbericht – leicht wegretouchiert werden konnte. Das hatte man dann aber vergessen und erst bemerkt, als die gesamte Auflage des Jahresberichts schon gedruckt war. Und so saßen einige Lehrer (auch ich) im Konferenzzimmer und entfernten das betroffene Blatt aus mehreren hundert Exemplaren. Die Tragik dabei: Auf der Rückseite war ich selbst mit meiner Klasse, und damit ebenfalls „unwiederbringlich verloren“! ---------------------- Wir wussten alle, dass Max künstlerisch sehr begabt war. Aber was wir eines Tages auf der Tafel sahen, verblüffte doch noch einmal mehr
Er hatte das am Vortag, weil ihm langweilig war, in der Mittagspause an die Tafel gemalt. Kein Lehrer wollte das weglöschen und so blieb unser Klassenraum für mehrere Wochen eine Art Ausstellungsraum ---------------------- Im Rahmen der Lehrabschlussprüfung (gleichzeitig Maturavorprüfung) wird vom Kandidaten vor einer Kommission u. a. auch das Gesellenstück präsentiert. Max hatte einen Alkomaten konstruiert und gefertigt, und es war vereinbart, dass die Präsentation in englischer Sprache durchzuführen war. Er machte das auch souverän und fragte zum Schluss die Kommission, ob jemand zum praktischen Test zur Verfügung stehe. Er hatte eine Flasche Whisky mitgebracht. Natürlich konnte sich niemand aus der Kommission dazu melden. Und so goss er sich selbst ein Glas ein, stellte sich in Positur und meinte mit Märtyrermiene: „In the name of science!“ Dann leerte er das Glas. Wenig später war bewiesen, dass sein Gerät funktionierte ---------------------- Schüler Max möchte sich in der Pause beim Schulwart den Generalschlüssel ausleihen, was allerdings nicht gestattet ist. Dementsprechend der Schulwart: „Bevor ich dir meinen Schlüssel geb, schenk ich dir lieber meine Frau!“ ---------------------- Elternsprechtag. Ich sah schon fünf Minuten vor offiziellem Beginn Eltern vor der mir zugeteilten Klasse stehen und ging hin. Ganz vorne als Erster stand ein allseits bekannter Herr mit rotem Kapperl, den ich auch gleich mit mir in den Klassenraum nahm. Er entschuldigte sich, dass er schon so früh hier war, aber er wollte den Tumult vermeiden, wenn alles so richtig losgeht. Und dann kommt er gleich zur Sache und fragt: „Ist mein Sohn in Mathematik genauso dumm, wie ich es war?“ Ich war zuerst etwas überrascht und antwortete dann: „Das kann ich nicht beurteilen, ich habe Sie nicht gehabt.“ Wir hatten eine gemeinsame Wellenlänge gefunden. Schlussendlich konnte ich ihn auch über die Mathe-Leistungen seines Sohnes beruhigen ---------------------- Ein junger Kollege hatte eine Knieoperation, war nach langer Zeit wieder da und humpelte mit einem Stock durchs Konferenzzimmer. Die Doyenne des Lehrkörpers (für jüngere Leserinnen und Leser: die älteste Kollegin) sah einige Zeit zu, und als er bei ihr vorbeikam, nahm sie ihm kurz entschlossen den Stock weg und meinte: „Damit wirst du nur schief!“ Der Kollege ist dennoch (oder gerade deswegen) wieder vollständig genesen. Apropos Knieoperation: Ich hatte meine Knieprothese bekommen und schaute vor der Reha kurz in der Schule vorbei. Es war ein sonniger Herbsttag und als ich mich dem Schulgebäude mit meinen Krücken näherte, sah mich ein Schüler „meiner“ Klasse vom Fenster aus und rief: „Der Fips ist da!“ Alle stürzten zum Fenster, die unterrichtende Lehrerin wusste erst nicht, wie ihr geschah, kam dann aber auch zum Fenster. Selbstverständlich musste ich die Klasse – mit gespieltem Ernst – maßregeln und auf ihre Plätze zurückschicken. Dann konnte ich mich gerührt über die Sympathiekundgebung freuen ---------------------- Maxl meldet sich im Informatikunterricht verzweifelt: „Herr Q., mein Computer hat sich aufgehängt!“ Der Lehrer meint spontan: „Wenn ich zwei Stunden vor dir sitzen müsste, würde ich das auch tun!“, und kümmert sich sofort um das Problem. Der Schüler sieht den Spruch ganz selbstverständlich so, wie er auch gemeint war – als Gag. Offensichtlich passte das Schüler-Lehrer-Verhältnis ---------------------- Lustige Sprüche gibt es zuweilen auch bei den Klassenbucheintragungen von Lehrern: „T. führt heftige Schnitzarbeiten an seiner Schreibtischplatte aus.“ „G. verrichtet keinen Klassendienst (also musste der Lehrer kehren).“ Na ja, wie man sich’s eben einführt! „S. flatuliert seinem Mitschüler auf die Unterrichtsutensilien und sorgt damit für nasale und akustische Unruhe. Diagnose: Schließmuskelkontrollinsuffizienz“ Allerdings auch (von einem anderen Lehrer in der gleichen Klasse): „Es ist sehr angenehm, erfreulich und produktiv, mit dieser Klasse zu arbeiten.“ Max und Moritz hatten jeweils eine Wiederholungsprüfung. Moritz allerdings stand mehr unter Druck, denn im Gegensatz zu Max hatte er nicht die „Klausel“ (Berechtigung zum Aufsteigen mit einem Nicht Genügend) Moritz hatte die Prüfung bestanden. Ich kam gerade vorbei, als Max aus dem Prüfungsraum kam, und fragte ihn, wie es gegangen ist. Er antwortete, dass es nicht gereicht hat. Ich wollte ihn trösten, doch er meinte: „Kein Problem, ich hab die Klausel. Hauptsache der Moritz hat’s geschafft.“ „Unser“ Busunternehmen. Als seinerzeit ein neuer Standplatz für das Werkschulheim gesucht wurde, war ein nicht unwesentliches Kriterium bei der Auswahl die Abgeschiedenheit. Beim jetzigen Platz schien dies der Fall zu sein, 20 Kilometer von der Stadt Salzburg entfernt, mitten im Grünen. Die Schüler konnten sich voll auf die Schule konzentrieren. Die Entfernung zur Stadt blieb natürlich bis heute gleich. Allerdings konnte man sich damals noch nicht vorstellen, dass einmal Schüler mit dem eigenen Auto (oder dem vom Papa) in die Schule kommen würden und der Schülerparkplatz ein Vielfaches des Lehrerparkplatzes ausmachen würde. Aber man macht ja auch klassen- oder gruppenweise Ausflüge, Exkursionen oder Ähnliches. Dafür stehen schuleigene Kleinbusse zur Verfügung. Und wenn die nicht ausreichen, ruft man im Nachbarort den dortigen Busunternehmer. Der besitzt inzwischen mehrere moderne Busse aller Größen, das war aber nicht immer so. Der einstige Seniorchef fing durchaus klein und teilweise auch sehr kreativ an. Die direkte Verbindung von der Schule in den Nachbarort führt durch eine Klamm, in WSH-Kreisen meist einfach „die Schlucht“ genannt. Dabei passiert man auch einen kurzen, grob aus dem Felsen geschlagenen Tunnel, durch den ein mittelgroßer Bus gerade durchpasst. Seinerzeit hatte der Busunternehmer einen neuen 32er-Bus bestellt, von dem er wusste, dass er ein paar Zentimeter höher war als der alte. Das hätte im Tunnel ein Problem werden können. Kurzerhand montierte er auf dem alten Bus einen alten Dachträger und schabte auf diese Weise den Tunnel so weit aus, dass dann auch der neue Bus den Tunnel passieren konnte. Man muss sich nur zu helfen wissen! Ein anderes Mal fuhren wir mit den Schülern auf Schikurs nach Maria Alm, natürlich wieder mit „unserem“ Busunternehmer. Er wählte die Strecke über Mühlbach am Hochkönig, bei der man über zwei Pässe fährt. Am Fuße des Dientner Sattels war ein Schild „Kettenanlegepflicht“, das der Seniorchef schlicht ignorierte, mit den Worten „Das schaffen wir leicht“. Und er sollte auch Recht behalten. Vor dem Anstieg auf den Filzensattel blieb er bei ebensolchem Schild stehen und montierte Schneeketten, allerdings nur links hinten. „Das reicht.“ Auch dieses Mal schafften wir es, allerdings nur unter Mithilfe der Schüler und Lehrer. Alle mussten während der Fahrt einmal kurz nach hinten, „zwecks besserer Gewichtsverteilung“ Heutzutage wäre eine derartige „Kreativität“ sicher undenkbar. Schließlich noch eine nette Bus-Geschichte, nicht mehr ganz aus der Urzeit. Eine Klasse fuhr auf Exkursion ins ehemalige Konzentrationslager Mauthausen. Dass als Exkursionstag – durch eine Terminverschiebung – zufällig der 20. April (bekanntlich Geburtstag von Adolf Hitler) gewählt worden war, wäre noch nicht wirklich erwähnenswert. Aber es kam noch besser. Der Bus parkte am großen Parkplatz vor dem KZ, Schüler und Lehrer gingen zum Eingangstor. Die Lehrer hatten eine Führung gebucht und man wartete dort auf dieselbe. Als ein Schüler fragte: „Frau X, worauf warten wir?“, kam die spontane Antwort: „Wir warten auf den Führer!“ Die anschließende Führung war übrigens ausgezeichnet. Die Schüler und Schülerinnen bekamen einen sehr guten Überblick und waren sichtlich beeindruckt, teilweise wirklich schockiert. Nachdenklich begab man sich schlussendlich wieder zum Parkplatz. Und dabei fiel das Wunschkennzeichen des Busses auf:
Sportunterricht mit „Minderheiten“ Im Sportunterricht lernt man die Schülerinnen und Schüler immer am besten und schnellsten kennen. Vor allem bei den Sportspielen werden Gefühle und Emotionen frei, die gute Rückschlüsse auf Wesen und Charakter zulassen. Ich hatte eine 6. Klasse neu im Sportunterricht, und das Besondere dabei war, dass in dieser Klasse auch drei Mädchen waren. In dieser Zeit gab es noch keine Mädchen im Vollinternat, die wenigen Mädchen waren aus den Nachbargemeinden und besuchten das sogenannte Halbinternat, das heißt, sie fuhren am Abend nach Hause. Da so wenige Mädchen auch keine eigene Sportgruppe bilden konnten, gab es keine andere Möglichkeit, als auch Sport koedukativ zu unterrichten. Nach einigen Wochen, es war kurz vor Weihnachten, kam der große Schnee und der Sportplatz hatte eine rund 50 Zentimeter dicke Schneedecke. Dementsprechend fand der Unterricht auch in der Halle daneben statt. Wie häufig ließ ich die Schüler selbst wählen, welches Spiel sie die letzte halbe Stunde spielen wollten. Zu meiner Überraschung schlug ein Schüler Schneerugby vor und die Mehrheit war gleich begeistert. Ich war eher skeptisch, insbesondere wegen der Mädchen. Diese waren auch nicht wirklich dagegen und so legten wir noch auf unsere Situation abgestimmte Spielregeln fest und gingen auf den Sportplatz hinaus. Und es zeigte sich, dass meine Skepsis völlig unnötig war. Alle hatten unglaublichen Spaß, die Burschen nahmen auf die Mädchen Rücksicht und diese suchten offenbar den (nicht allzu brutalen) Körperkontakt. Am Schluss waren alle völlig durchnässt, aber glücklich. Auch ich, ich hatte eine sozial hervorragende Klasse übernommen. Nach den Weihnachtsferien ließ ich (zur Sicherheit) die Mädchen das Spiel am Unterrichtsende aussuchen. Ich dachte, dass sie sich vielleicht Volleyball oder eine andere „feindkontaktlose“ Sportart aussuchen würden. Aber weit gefehlt. Sie waren ebenso schnell wie einstimmig für – Schneerugby … mit weniger Sportaffinen. Mit den weniger Sportaffinen macht es natürlich wesentlich mehr Mühe, aber wenn’s gelingt, … Ein solcher Fall war Maxl, groß und mächtig (im Sinn von übergewichtig). Er wollte nirgends mitmachen (immer mit dem Verweis auf sein Gewicht), versuchte es auch gar nicht. Er hatte offensichtlich noch nie sportliche Erfolgserlebnisse gehabt und genierte sich. Als wir einmal im Zuge des Sportunterrichts nach Salzburg in die Eishalle fuhren, wollte er partout nicht mitfahren. Erst meine Drohung mit einem Nicht Genügend wegen null Leistung in einem Lernstoffgebiet hatte den gewünschten Erfolg. Am Eis kümmerte ich mich fast nur um ihn, ging mit ihm entlang der Bande, dann löste er teilweise schon die Hände von der Bande und am Schluss der Stunde fuhr er tatsächlich einmal quer über das Eis. Er war riesig stolz auf sich, bekam natürlich auch dementsprechende Belobigungen. Dieses Erlebnis löste plötzlich einen sportlichen Ehrgeiz in ihm aus. Beim Barrenturnen wagte er sich in den Stütz, versuchte sogar den Oberarmstand. Und als es wirklich nicht mehr weiterging, profilierte er sich als Helfer und Sicherer. Eine schlechte Note war nie mehr Thema. Das sind die wahren Erfolgserlebnisse, auch und besonders für Lehrer! ---------------------- Sportlehrer erklärt die geforderten Leistungen für das ÖSTA-Abzeichen. Max: „Was, 500 Meter schwimmen, da sauf ich ja ab!“ Lehrer: „Geh Max, nicht in die Tiefe, in die Länge!“ … mit Talenten. Wie überall gibt es auch im Sport Supertalente einerseits und weniger Begabte/Begeisterte andererseits. Mit den Talenten zu arbeiten macht natürlich großen Spaß, wenn auch zuweilen Schrecksekunden vorkommen können. So hatte ich einen Schüler, der schon kurz nach Schuleintritt mit zehn Jahren im Handstand durch die Pausenhalle marschierte. Mit zwölf meinte er einmal am Beginn der Turnstunde: „Schauen Sie, was ich kann!“, und machte, bevor ich noch wusste, was er vorhatte, einen Flick-Flack (Überschlag rückwärts) mit anschließendem Salto rückwärts. Mir blieb fast das Herz stehen. Er hatte das im Fernsehen gesehen und daheim im Garten geübt. Zuweilen machte ich auch eine Akrobatikstunde. Das machte nicht nur großen Spaß, im Laufe des Übens erwachte auch der Ehrgeiz der Schüler und es kam durchaus Ansehnliches dabei heraus
… outdoor. Unsere (alte) Turnhalle war/ist relativ weit vom Schulgebäude und Internat entfernt. Maturanten haben einmal berechnet, wie viele Höhenmeter sie während ihres sportlichen Schullebens überwunden hatten. Jeder Schüler hat demnach durchschnittlich 584 Mal den Weg zur Turnhalle und zurück auf sich genommen und dabei 53 728 Höhenmeter überwunden, das entspräche 14,15 Großglocknerbesteigungen vom Meeresniveau aus. (Als Mathematiker muss ich bei solchen Berechnungen natürlich immer vor Scheingenauigkeiten warnen!) Aufgrund dieser „Zusatzbelastung“, insbesondere aber, da wir nicht weit vom nächsten Schigebiet entfernt waren, fuhr ich mit meinen Klassen im Rahmen des Sportunterrichts am Nachmittag auch häufig zum Schifahren. Ein Erlebnis ist mir dabei, auch wenn es schon lange her ist, in besonderer Erinnerung geblieben. Wir waren in der Warteschlange vor einem Schlepplift, als ich hinter mir plötzlich Unruhe bemerkte. Ich drehte mich um und sah einen Herren mittleren Alters, der sich äußerst rücksichtslos durch die Anstehenden (darunter auch meine Schüler) drängte. Auch die anderen Schifahrer murrten schon, ließen ihn aber irgendwie durch. Als er bei mir ankam, wollte er auch mich zur Seite drängen. Ich hielt aber dagegen und versuchte ihn aufzuklären, dass es bei uns üblich sei, sich ordentlich hinten anzustellen. Er meinte daraufhin (sprachlich war sofort klar, dass er aus dem Norden unserer nördlichen Nachbarn kam), er habe bezahlt und dürfe deshalb nach vorn. Ich versicherte ihm, während er vergeblich an mir vorbeizukommen suchte, dass auch alle anderen nicht gratis fahren. Darauf meinte er (Gott sei Dank sind solche Exemplare inzwischen wohl ausgestorben!): „Wenn wir Gäste nicht hierherkommen würden, dann säßen hier alle noch auf den Bäumen!“ Ich meinte nur: „Wenn nur solche Gäste kommen, dann sitze ich lieber noch auf dem Baum!“ Als er auf diese Bemerkung nichts mehr antwortete und sich mit Gewalt vorbeizudrängen versuchte, brachte ich ihn durch einen kurzen Hüftcheck aus dem Gleichgewicht, was ein Riesengelächter aller Zuhörer und -seher hervorrief (ganz besonders natürlich meiner Schüler) Bis er sich wieder aufgerappelt hatte, waren die meisten Schüler und sonstigen Anstehenden an ihm vorbei ---------------------- Und da waren auch die beiden Achtklassler, die, nachdem wir im Sportunterricht langgelaufen waren, noch mit mir die lange Runde liefen und dafür zu mir nach Hause auf einen Most eingeladen wurden. Dann allerdings brauchten sie eine Pause
Aus dem Mathe-Unterricht 2. Mathe-Lehrer geht in der Klasse nach hinten und meint: „Wer hat denn hier flatuliert?“ Max (vertieft in die Aufgabe): „Der Winkel.“ Lehrer: „Der war offensichtlich zu groß!“
Nach Rückgabe der Matheschularbeit. Max zum Lehrer: „Wie viel ziehst du denn für einen Rechenfehler ab?“ Lehrer: „Zwei Punkte.“ Max: „Da hast du mir aber mehr abgezogen!“ Lehrer: „Das waren dann persönliche Gründe!“ ----------------------
Bei dieser Formel für den Flächeninhalt eines Dreiecks ist mit r hoffentlich nicht der „Dreiecksradius“ gemeint! ----------------------
Kürzen!!!! Herausheben!!!! ---------------------- Max: „Wenn man das dann mit drei quadriert …“ ----------------------
Da sind wohl irgendwo ein paar übrige Zahlen herumgelegen! ---------------------- Mathelehrer zur äußerst unruhigen Klasse: „Bitte, meine Herren! Wenn bei 27 Leuten jeder mit seinem Nachbarn redet, dann geht das nicht! Erstens, weil keiner etwas versteht, und zweitens, weil 27 eine ungerade Zahl ist.“ ---------------------- Einmal im Integrationsdschungel verlaufen, gibt es kein Zurück mehr
Hier wurde der Dschungel schließlich zu dicht, der „Ergebnisterm“ jedoch beachtlich ---------------------- Rückgabe der Mathematikschularbeit in der 9. Klasse. Max hatte für mich überraschend gut abgeschnitten, ich wusste aber, dass er neben der Klassenbesten gesessen war. Ich machte keine Bemerkung drüber, doch plötzlich hörte ich, wie er ganz erstaunt meinte: „Ich frag mich echt, was ich bei Teil 1 falsch abgeschrieben habe!“ Er hatte einen Punkt mehr als seine Sitznachbarin ---------------------- Noch ein bisschen Wahrscheinlichkeitsrechnung: Die Aussage. „Die Wahrscheinlichkeit P, dass die Anzahl der benötigten Plätze X zwischen 21 016 und 21 216 liegt, ist 90 %.“ wurde bei Max zur hochinteressanten Feststellung. P(21 016 ≤ 21 216) = 0,9 ---------------------- Ein anderes Mal sollte Max an der Tafel die Normalverteilungsfunktion erklären, die üblicherweise mit dem kleinen griechischen Buchstaben phi bezeichnet wird. Auf die Frage nach dieser Bezeichnung wusste er keine Antwort. Ich bat einen aufzeigenden Schüler, ihm die Antwort zu sagen, worauf von diesem auch prompt und richtig kam: „Klein phi.“ Max schaute immer noch ungläubig und ich forderte ihn auf: „So schreib es doch auf die Tafel, wenn er es dir schon gesagt hat!“ Und Max schrieb, wie ihm geheißen: Kleinvieh. Ich schickte ihn mit den Worten „Jaja, macht auch Mist“ wieder an seinen Platz. Dementsprechend selbiger Max auch bei der Rückgabe der Schularbeit: Ich gab ihm die Schularbeit und meinte: „Leider, nur 29 %.“ Max darauf ernsthaft: „Von 100, oder?“ Deutsch für Ausländer. Max war Österreicher, dementsprechend sprach er auch ganz „normal“ Deutsch. Seine „Muttersprache“ (und auch „Vatersprache“) war jedoch Englisch, beide Eltern kamen aus England, und so sprach er mit ihnen auch Englisch. Dabei kam allerdings zuweilen ein lustiges Gemisch heraus. Da Max, wie ich, im Nachbardorf wohnte, hatten wir ausgemacht, dass ich ihn mit dem Auto mitnehme und dort auch nach Hause bringe. Während der Fahrt rief er bei seiner Mutter an und die teilte ihm anscheinend mit, dass sie ohnehin in der Nähe sei und ich deshalb nicht bis zu ihm nach Hause fahren müsse. Den Treffpunkt bekam ich während des Fahrens auch ohne besondere Englischkenntnisse mit, als er zum Schluss des Gesprächs meinte: „You know, where the Tankstelle is?“ ---------------------- 1997 wurde Hongkong von den britischen Kolonialherren an China zurückgegeben. Viele hatten Angst vor den Folgen und so bekamen auch wir einige Jahre davor einen zwölfjährigen Hongkong-Chinesen als Schüler. Die Familie wollte, wenn es so weit war, auch nach Europa, und so schickten sie den älteren Sohn vor – ohne dass dieser ein Wort Deutsch konnte. Yin war vorerst natürlich nur außerordentlicher Schüler, hatte jedoch nach gut einem Jahr die deutsche Sprache so weit aufgeholt, dass er positiv beurteilt werden konnte (in meinen Augen eine unglaubliche Leistung). Ein Problem hatte er jedoch: Latein war für ihn nicht zu schaffen und somit war (damals) auch ein reguläres Schülerdasein (inkl. Matura) unmöglich. Und so war es notwendig, wenn auch sowohl von unserer Seite als auch von ihm nicht wirklich gewollt, dass er die Schule wechselte. Er ging in eine (lateinlose) HTL (Höhere Technische Lehranstalt) und maturierte dort auch erfolgreich. Auch als er schon an der HTL war, kam er oft zu Besuch, zumindest an den Elternsprechtagen, um sich nach seinem inzwischen ebenfalls bei uns eingestiegenen kleinen Bruder zu erkundigen. Und auch bei den diversen Jubiläen der Schule ist er immer wieder gern gesehener Gast ---------------------- Maksim kam aus dem slawischen Raum und in der achten Schulstufe in meine Klasse. Als ich im Vorfeld hörte, dass er, außer einem Crashkurs im Heimatland und einem einwöchigen Deutschkurs in Österreich, keine Deutschkenntnisse vorweisen konnte, war ich äußerst skeptisch, noch dazu, wo er in eine sehr leistungsstarke und besonders leistungswillige Klasse kam. In der ersten Stunde mit ihm (ich war Klassenvorstand der Klasse) sagte ich ihm, dass ich üblicherweise relativ schnell rede, und das auch meistens im Dialekt, er möge sich immer melden, wenn etwas für ihn unklar sei. Er meinte darauf: „Jojo, passt scho!“ Da merkte ich schon: Das wird kein großes Problem. Und so war’s auch. Maksim wurde in Deutsch bereits nach einem Jahr regulär positiv beurteilt, in den anderen Fächern war er ohnehin positiv. Drei Jahre später, Lehrabschlussprüfung: Zufällig stand ich bei der Präsentation seines Gesellenstücks neben dem anwesenden Innungsmeister. Maksim präsentierte in perfektem Deutsch, den einzigen Fallfehler korrigierte er umgehend selbst. Der Innungsmeister fragte mich, wie lange Maksim schon in Österreich sei. Nachdem ich ihn aufgeklärt hatte, schüttelte er nur mehr ungläubig den Kopf. Maksim maturierte das Jahr darauf in allen Zentralmaturafächern (inkl. Deutsch) mit Sehr Gut oder Gut. Die Wette und die Handys. Die erste Zentralmatura stand vor der Tür und ich war mit der Wiederholung des Maturastoffs noch lange nicht fertig, da sollten wir einen vom Ministerium erstellten Test, eine Art „Probematura“, durchführen. Ich brachte meine Skepsis zum Ausdruck, da wir einige Themen noch nicht wiederholt hatten und ein schlechtes Ergebnis den Schülern vielleicht zusätzlichen Stress machen würde. Wir führten den Test trotzdem durch, die Hälfte der Klasse war negativ. Mich verwunderte das nicht besonders und ich versuchte auch, die Klasse zu beruhigen. Der Direktor jedoch wurde in Hinblick auf die bevorstehende Matura sichtlich nervös. Deshalb schlug ich ihm eine Wette vor. Ich wettete um ein Abendessen, dass es bei der schriftlichen Mathematik-Zentralmatura in meiner Klasse maximal drei Nicht Genügend geben würde. Es gab schließlich nur ein einziges – und der betroffene Schüler besserte dieses bei der sogenannten Kompensationsprüfung auch problemlos aus. Schon wenige Tage nach Bekanntwerden der Ergebnisse löste der Direktor seine Wettschuld ein und wir saßen beim „Max“ (einem Gasthaus in der Nähe) beim Abendessen. Dort erzählte uns die resolute Kellnerin, dass am Tag zuvor sechs Schüler unserer Schule da gewesen waren (es stellte sich heraus, dass es Maturanten meiner Klasse gewesen waren) und alle mehr oder weniger wortlos mit dem Handy gespielt hatten. Kurzentschlossen war sie zum Tisch gegangen, hatte ihnen ein leeres Tablett hingehalten und alle Handys eingesammelt. Die Maturanten hatten tatsächlich alle Handys abgegeben und anschließend offensichtlich Riesenspaß gehabt. Eines der Handys gab uns die Kellnerin schließlich mit. Das hatte einer beim Heimgehen sogar ganz vergessen. Vor wenigen Jahren hatte ich ein anderes „Handy-Erlebnis“. Ich saß eines Samstags allein zu Hause, als mein Handy „läutete“. Meine damalige 7. Klasse (bzw. große Teile derselben) saß im Müllner Bräu in der Stadt und fragte mich, ob ich nicht auch kommen wollte. Kurz entschlossen setzte ich mich ins Auto und traf mich mit ihnen. Und ich staunte nicht schlecht, als ich in der Mitte des Tisches einen großen Haufen mit über 20 Mobiltelefonen liegen sah. Man erklärte mir, dass ohne diese Maßnahme kein ordentliches Gespräch zustande komme. Und deshalb hatten sie ausgemacht, dass der Erste, der zu seinem Handy greift, eine Runde Bier zahlen muss (bei über 20 Personen gar nicht so billig). Selbstverständlich legte ich auch meines dazu. Und noch heute, Jahre nach der Matura der Klasse, sind wir noch – u. a. per WhatsApp-Gruppe – verbunden. Das hatte seinen Anfang ebenfalls in der 7. Klasse gehabt. Ich hatte von einem anderen Schüler erfahren, dass eine ehemalige Klassenkollegin Mutterfreuden entgegensah und hielt ihnen am Anfang einer Unterrichtsstunde mit gespielter Verärgerung vor, dass ich das nicht von ihnen erfahren hatte. Sie hatten sichtlich ein schlechtes Gewissen und boten mir an, in ihre WhatsApp-Gruppe zu kommen. „Dann weißt du alles, was bei uns los ist!“ Alles wollte ich eigentlich auch wieder nicht wissen. Aus dem Sprachunterricht. Englischlehrerin ermutigend zu Max: „Surely, you know it!“ Max darauf: „Ich heiß nicht Schurli!“ ---------------------- Max: „Ist die Schularbeit gut ausgefallen?“ Lehrer: „Nein, sie ist gar nicht ausgefallen. Sie hat stattgefunden!“ ---------------------- Englischlehrer zu Max: „Du kannst immer noch nicht quiet und quite auseinanderhalten. Bei dir ist es immer ruhig, wenn einer etwas ziemlich macht.“ ---------------------- Deutschlehrer (drei Wochen vor der Matura): „Langsam halt ich es nicht mehr aus, bei euch zu unterrichten!“ Max (beruhigend): „Ist eh nicht mehr lang hin!“ ---------------------- Die Französischlehrerin erklärt die Leideform (Passiv): „Ich werde von jemandem geliebt.“ Max (erstaunt): „Das verstehe ich nicht, warum leidet man da?“ ---------------------- Deutschstunde: Lehrer: „Max, ich glaube, dir würde es nicht schaden, bei der Verbesserung der Schularbeit aufzupassen.“ Max: „Nein, ich möchte meinen Stil nicht beeinflussen lassen.“ ---------------------- Andere Deutschstunde: Lehrer: „Was ist auffällig an dem Gedicht?“ Max: „Na ja, so Wörter wie ‚Lippen küssen‘ und so.“ Lehrer: „Das ist doch nichts Besonderes, Lippen zu küssen.“ Moritz: „Für’n Max schon!“ ---------------------- Stoffgebietsansage für die Deutsch-Schularbeit. Max: „Aber da müssen wir schon noch etwas streichen!“ Lehrer: „Gut, schreibt’s noch den Handke dazu, den könnts dann streichen!“ Frau I. hatte die Klasse in Englisch und in Religion. In der Englisch-Stunde meldet sich Max: „Frau I., ich habe da eine Frage.“ Frau I.: „In English, please!“ Max: „Dann frage ich lieber in Religion.“ Die Aprilscherze. Schon lange ist es üblich und geduldet, dass sich die Schüler am 1. April irgendwelche Scherze ausdenken. Natürlich geht es bei den meisten darum, in mehr oder weniger lustiger Form den Unterricht zu stören oder überhaupt unmöglich zu machen. Zwei Bedingungen sind dabei zu beachten: Die Aktion sollte kreativ und wirklich lustig sein und zweitens darf keine Person und auch nicht die Schule zu Schaden kommen. Erster Streich: Schüler hatten es in der Nacht auf den 1. April aus unerfindlichen Gründen geschafft, in den Steuerungsraum für die gesamte Schulelektrik zu gelangen und dort eine eigene Steuerung installiert, die in unregelmäßigen Abständen von drei bis fünf Minuten sämtliches Licht in den Klassen abschaltete und gleichzeitig die Jalousien schloss (zur Sicherheit hatten sie auch das Türschloss zum Steuerungsraum ausgetauscht) Ein Unterrichten im Finstern, ohne dabei die Schüler beobachten zu können, wäre ein äußerst unmoderner und auch unproduktiver Unterricht gewesen, und so fanden sich die Lehrer nach und nach im Konferenzzimmer ein. Kerzen waren bald gefunden und so wurde es ein romantischer Vormittag. Und wer einen Kaffee wollte, musste einfach nur die nächste Stromphase abwarten, um den Kaffeeautomaten bedienen zu können. Pünktlich zum Ende des Vormittagsunterrichts kamen die Initiatoren wieder, bauten ihr Kastl aus und das alte Türschloss wieder ein. Kein Schaden war entstanden, Fachwissen und Kreativität 1+! Zweiter Streich: Es lag noch massenhaft Schnee und so kam ein Oberstufenschüler, genannt der General (engl. ausgesprochen), auf die Idee, die enge Auffahrt zum Schulplateau durch eine Schneemauer zu blockieren, sodass die Lehrer von auswärts am Morgen die Schule nicht erreichen konnten. Er rekrutierte mehr als 100 (!) Schüler, die mit wenigen Schnee-, ein paar Kehrschaufeln und sonstigen mehr oder weniger geeigneten Geräten eine ca. acht Meter breite und zwei bis drei Meter hohe Schneewand errichteten. Eine logistische Meisterleistung, die noch dazu völlig unbemerkt über die Bühne ging. Sie erreichte auch ihren Zweck, der Weg war blockiert. Als sie jedoch erfuhren, dass eine Erziehergattin unter (anderen) Umständen eventuell schnell das Werkschulheim verlassen musste, war auch der Rückbau in Windeseile erledigt. Kein Schaden entstanden, Kreativität 3, Logistischer Aufwand 1+! Übrigens: Der Organisator der Aktion ging nach der Matura zum Bundesheer, verließ dieses allerdings wieder, nachdem er nach einem Jahr immer noch nicht General war. Dritter Streich: Den Schülern war am 1. April den ganzen Vormittag schon eine diebische Freude anzusehen. Sie hatten mitgekriegt, dass die Küche das Fehlen sämtlichen Bestecks bemerkt hatte (diesmal kein Unterrichtsentfall) Und so kamen sie siegessicher nach der letzten Vormittagsstunde zum Mittagessen. Ihre Gesichter wurden beim Betreten des Speisesaals allerdings immer länger: Auf allen Tischen stand je ein Korb mit Brot und eine Karaffe Wasser – und es wurde auch nicht mehr (außer dass man Brot und Wasser bei Bedarf nachholen konnte). Das Besteck fand schnell wieder an seinen angestammten Platz und am Abend gab es dann das für Mittag geplant gewesene warme Essen. Kein Schaden entstanden, Kreativität 4 bis 5, Reaktion der Küche 1+! Erstklässler sein und werden. Ein Erstklässler kam zu Schulanfang völlig aufgelöst und in Tränen zu seiner Erzieherin. Diese fragte natürlich nach dem Grund seiner Verzweiflung, und er meinte, er habe so Angst vor der Biologiestunde am nächsten Tag. Auf die Nachfrage, warum gerade vor Biologie, meinte er, da habe er einen Russen, von dem sein Opa gesagt habe, der sei so böse. Erst nach einiger Zeit löste sich das Rätsel: In Biologie, hatte er gelesen, habe er als Lehrer den Herrn Budin. Nach der ersten Biologiestunde war seine Angst verflogen. Rechtschreibung ist ja wohl doch nicht so unwichtig! ---------------------- Damit sie überhaupt in die erste Klasse kommen, gibt es im Februar die sogenannte Schulbahnberatung, wo die Interessenten und Interessentinnen in Kleingruppen drei Tage im Werkschulheim verbringen, das Leben im Internat kennenlernen können und natürlich auch getestet und beobachtet werden. Eine wichtige Rolle dabei spielen die sogenannten Kornetten, die Oberstufenschüler, die für diese Zeit unterrichtsfrei bekommen und (neben den Erziehern der 1. Klasse) für die Betreuung der Gruppen zuständig sind. Die Kornetten sind schließlich auch bei den Gesprächen dabei, die über die Aufnahme entscheiden. Und da ist es durchaus schon vorgekommen, dass ein Kandidat, der schulisch hervorragend war, durch die Mitteilung des Kornetten über massiv asoziales Verhalten abgelehnt wurde. Lustig wird es dann, wenn – wie vorgekommen – ein Schüler Messias heißt und ein anderer Dämon … und diese dann von einem Kornetten namens Teufl betreut werden. Persönliche Relikte. Jahrelang hatte ich in der Schule immer Holzschlapfen (Holzpantoffeln) an. Jeder kannte mich nur damit. Da diese aber bereits aus meiner eigenen Schulzeit stammten, gaben sie irgendwann endgültig den Geist auf, sie waren auch nicht mehr zu reparieren. Man kann sich kaum vorstellen, was das in der Schülerschaft für Aufruhr verursachte, als ich plötzlich mit neuen Schlapfen in den Unterricht kam. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so emotional, erging es mir mit meinem Holzkoffer. Auch der wurde von vielen Schülern irgendwann einmal schmerzlich vermisst. Für alle Ehemaligen, die sich daran noch erinnern können, hier noch mal im Bild:
Und da auch mein Panda mehrere Generationen von Schülern begleitet hat, auch von dem noch ein Bild:
Aus dem Mathe-Unterricht 3
Auch so kann man auf die richtige Lösung kommen! ---------------------- Als Lehrer kann man nie genug aufpassen, aber dass die Nummerierung (1) des Beispiels plötzlich so in die Gleichung einbezogen werden könnte, bedachte ich nicht (1) –4.(1–3x) = 6.(x – 2) + 2 (1) –4 + 12x = 6x – 12 + 2. 1 – 4 + 12x = 6x – 10. 3 + 12x = 6x – 10. Hier sah Maxl vermutlich, dass die Lösung keine „schöne Zahl“ werden würde, und brach den Versuch ab ---------------------- Klassenvorstand und Mathelehrer zu Max: „Wenn du volle vier Stunden zu spät gekommen bist, musst du doppelt so lang nachsitzen.“ Max möchte handeln: „Nein, sagen wir lieber ab fünf, das ist wenigstens eine gerade Zahl.“ Er hat es nicht geschafft ---------------------- Frage an den Klassenvorstand und Mathelehrer: „Soll ich in Religion oder in Mathe maturieren?“ Antwort: „In Religion, da reicht es, wenn du etwas glaubst. In Mathe musst du etwas wissen.“ ---------------------- Lösung eines „schwierigen“ Mathematikproblems: Max: „180 : 10 = 2,31“ Max ist jetzt Lehrer (allerdings nicht für Mathematik)! ---------------------- Max fragt: „Darf ich einen Mathematikwitz erzählen?“ Lehrer: „Na gut!“ Max: „Wie erkennt man einen echten Mathematiker?“ Antwort: „Er zieht jeden Morgen die Wurzel aus einer anderen Unbekannten.“ Schülerin: „Wie bitte?“ Max: „Äh, er ist Zahnarzt.“ ---------------------- Max sollte (in der Maturaklasse) an der Tafel ein Beispiel rechnen, hat aber offensichtlich grundsätzliche Probleme. Lehrer (war ich selbst): „Was ist ein Produkt?“ Max: „Ein Produkt kann man kaufen.“ Klasse lacht! Lehrer: „Soll ich dir einen Erstklässler holen, der dir das erklärt?“ Max: „Da nimmst sicher den Klassenbesten.“ Lehrer: „Sag mir irgendeine Katalognummer!“ Max. „15.“ Lehrer (schaut im Katalog der 1. Klasse nach und holt die Nummer 15, ein Mädchen aus der 1. Klasse): „Was ist ein Produkt?“ Die Schülerin ist etwas verlegen, sagt aber: „Ein Produkt ist das, was beim Malrechnen herauskommt.“ Max gibt auf ---------------------- Zum Abschluss noch die Beruhigung für Schüler, denen ein Nicht Genügend droht. Es ist (scheinbar!) nicht so schlimm, wie wir durch das Lösen einer Gleichung feststellen können. 5 ist nichts anderes als 4! Oder doch?
Vom „Stock-Car“ zum Auto-Corso. Es war die Zeit, als Maturanten zunehmend eigene Autos besaßen und sich damit auch darstellen wollten. Das Plateau, der Bereich des Internats, war für Schülerautos tabu. Dementsprechend entwickelte sich auch die „Tradition“, dass Maturanten (die ja nicht mehr Schüler sind) das Plateau befuhren, und das schließlich so ausgelassen, dass es für die Bewohner, die kleinen Erzieherkinder genauso wie die Schüler, schon gefährlich wurde. Der Sportwagen eines Maturanten (bzw. seines Vaters) endete bei seinem Rasendrift an der Eingangsstiege eines Wohnhauses. Die Stiege hat den Crash relativ glimpflich überstanden, die Vorderachse des Wagens nicht. Zu dieser Zeit hatte ich die Abschlussklasse als Klassenvorstand, eine Klasse, die ob ihrer Selbstständig- und Lebhaftigkeit nicht von allen Kolleginnen und Kollegen übermäßig geschätzt wurde. Schon in der 3. Klasse mussten die vorher zwei lebhaften Klassen auf Weisung des Landesschulrats zusammengelegt werden. Auf meinen Hinweis, dass dies rechtlich gesehen eine zu große Klasse ergeben würde, bekam ich die Antwort: „Sie müssen nicht zusammenlegen, aber die Stunden dafür bekommen Sie nicht. Dann müssen Sie halt alle Neigungsgruppen streichen.“ So blieb mir die Ehre, die Großklasse als Klassenvorstand zu übernehmen. Und so kam vor der Maturafeier im Kollegium die Idee auf, das Gelände mit Unimog und Ähnlichem abzuriegeln, damit die Maturanten nicht mit den Autos ins Gelände kommen konnten. Ich war entsetzt und riet dringend davon ab. Gleichzeitig versprach ich im Namen der Klasse, dass keine Exzesse passieren würden. Mit knapper Mehrheit wurde der Antrag auf Absperrung verworfen. Ich sprach darauf eindringlich mit meiner Klasse und sie versprach mir, meine Zusage einzuhalten. Und so geschah’s auch. Alle fuhren ihre Runden mit weniger als Schrittgeschwindigkeit (und hatten damit erst recht die Aufmerksamkeit aller Schüler, nicht zuletzt wegen des gleichzeitigen Hupkonzerts) Das war der Beginn einer neuen Ära, die die Kreativität der Schüler forderte. So kam eine Klasse auf die Idee, mit einem Traktor (der Maturant war damit extra 50 Kilometer vom heimatlichen Bauernhof angereist) einen Anhänger zu ziehen, der zu einem Swimmingpool umfunktioniert wurde (dafür war extra eine passende Folie angefertigt worden). Beim Umzug ließ sich die Klasse auch vom schlechten Wetter nicht beirren und badete im Anhänger. Meine letzte Klasse als Klassenvorstand organisierte schließlich einen Auto-Corso, der die unterschiedlichsten Fahrzeuge beinhaltete, vom selbst gebauten Bierkistenbuggy über ein Dreirad bis zum Groß-LKW
So macht die Tradition wieder Sinn. Aus diversen Unterrichtsstunden. Geschichteprüfung: Schüler Max ist dran und kann nichts. Auf der Toilette treffen Lehrer und Schüler einander wieder. Max: „In Geschichte weiß ich zwar nicht viel, aber am Klo sind wir gleichberechtigt!“ Lehrer: „Irrtum, Herr Kollege, auch hier ziehen Sie den Kürzeren!“ ---------------------- Lehrer: „Max, was ist dir von der letzten Stunde im Kopf geblieben?“ Max (angesichts der Geburtstagsfeier am Vorabend): „Zwei Vierterl und ein Achterl.“ ---------------------- Es geht in Physik um den Stromverbrauch. Die Formulierung der Frage des Lehrers nach den kWh lässt die Antwort schon erahnen: „In welcher Einheit zahlst du dem Elektrizitätswerk die Energie?“ Antwort des Schülers (noch vor 2002): „In Schilling.“ ---------------------- Lehrer zur Maturaklasse: „Das ist schon meine vierte oder fünfte Matura.“ Max: „Ich möcht’s gern beim ersten Mal schaffen.“ ---------------------- Max bei der Prüfung: „Bei der Frage würde ich noch gern überlegen, das ist eine richtige 50 : 50-Frage.“ Lehrer: „Und wenn das nichts wird, kannst du immer noch jemanden anrufen oder das Publikum befragen.“ ---------------------- Vom Haus der 9. Klasse ging es relativ steil zum Schulgebäude hinunter. Englischlehrer zu Max: „Hast du die Frage verstanden?“ Max: „Leider nein, mir hat’s beim Heruntergehen vom Haus die Ohren verschlagen.“ ---------------------- Max im Geschichteunterricht: „Robinson Crusoe hat doch Amerika entdeckt, oder?“ Lehrer: „Jaja, und auch gleich die Stieglbrauerei gegründet!“ (Für Unwissende: Die Stieglbrauerei wurde 1492 gegründet, im Jahr der Entdeckung Amerikas.) ---------------------- Religionslehrerin: „Habt ihr alle das Neue Testament?“ Max: „Ist das in der Bibel auch drinnen?“ ---------------------- In der Biologiestunde: Max: „Sauerstoff und Helium, das ist eine Metallbindung!“ Lehrer: „Sag, hast du dir schon mal an der Luft den Kopf angeschlagen?“ Jahresabschluss. Mit meiner letzten Klasse als Klassenvorstand hatte ich schon von Beginn an ein besonderes Verhältnis. Ich hatte sie seit der 1. Klasse in Mathematik, bekam die meisten ab der 2. Klasse als Halbinternatserzieher und schließlich in der Oberstufe auch als Klassenvorstand. Da hat sich eine sehr nette Tradition entwickelt. Eltern organisierten in der letzten Schulwoche einen Grillabend, wo sich Schülerinnen und Schüler mit den Eltern trafen. Und der Klassenvorstand durfte auch mitmachen. Es dürfte beim Fest am Ende der 7. Klasse gewesen sein, als der Klassensprecher sich wie immer bei den Eltern bedankte, dann auch auf mich zu sprechen kam und dabei meinte: „Fips ist ja jetzt nicht mehr unser Lehrer …“ Hier machte er gekonnt eine kurze Kunstpause, in der ich schon etwas verwirrt war. Wusste ich da etwas nicht? Ich dachte, ich führe die Klasse bis zur Matura! Dann setzte er fort „ … sondern unser Freund.“ Und als ich dann noch neben einem von allen gestalteten Bild- und Sprücheband eine selbst gestaltete Büste erhielt (alle hatten sich im BE-Unterricht an der Modellierung meines Kopfes anhand eines Fotos versucht), konnte ich meine Rührung wohl nicht mehr verbergen
Aus Internat und Freizeit. Mein erstes Jahr im Internat. Meine erste Gruppe, zwölf pubertierende Dreizehnjährige, wurde mir an einem Freitag vorgestellt, für das Wochenende war bereits der Besuch eines Wildparks mit Übernachtung im Heustadl vorgeplant. Die Entwicklung des Vertrauensverhältnisses konnte beginnen. Und das tat es auch, ein gutes Jahr später waren wir per Du. Doch so weit war es noch nicht. Wenige Wochen nach dem ersten Kennenlernen ging ich mit meiner Gruppe nach dem Abendessen in die Turnhalle zum Fußballspielen. Plötzlich und für mich nicht vorhersehbar ging der Größte in der Gruppe auf den Kleinsten los und war nicht zurückzuhalten. Ich wusste mir keinen anderen Rat und gab ihm eine Ohrfeige, die ihn auf der Stelle aus seinem „Blutrausch“ holte. Er suchte seine Brillen, fand sie in der Turnhallenecke und verschwand, wir beendeten ebenfalls das Spiel. Zurück im Internat suchte ich den Schüler und fand ihn in der Telefonzelle. Offensichtlich telefonierte er mit zu Hause. So weit zu meiner kurzen Karriere, dachte ich und überlegte schon, wie ich das am bald kommenden Elternsprechtag erklären sollte. Tatsächlich erschien der Vater, eine stattliche Erscheinung von über 1,90 Metern – da wusste ich auch, warum der Sohn mit seinen gerade mal 13 Jahren größer war als ich –, und ließ mich gar nicht zu Wort kommen. Er entschuldigte sich für das Verhalten seines Sohnes (der hatte sich am Telefon nicht über mich beschwert, sondern „gebeichtet“) und meinte, falls so etwas wieder vorkommen sollte, möge ich genauso reagieren, „er kennt nichts anderes“. Ich versicherte ihm, dass das nur eine Notsituation gewesen sei und ich nicht die Absicht habe, meine Erziehertätigkeit in dieser Art und Weise auszufüllen. Apropos Ohrfeige! Der Klassenprimus in meiner Gruppe – Einzelkind, wohlerzogen – kam am Abend häufig weinend zu mir, immer aus dem gleichen Grund: der Kleinste der Gruppe drangsalierte ihn, mobbte ihn. Anfangs ging ich regelmäßig hinunter (meine Wohnung lag ja direkt über den Gruppenzimmern) und versuchte in Gesprächen zu deeskalieren, ohne einschneidenden Erfolg. Wenn ich weg war, ging es wieder weiter. Wochenlang kam der Schüler fast jeden Abend und ich versuchte ihm zu vermitteln, sich selbst zu wehren, ich konnte nicht immer bei ihm sein. Und eines Tages kam er wieder, natürlich mit Tränen in den Augen. Diesmal allerdings kam bald heraus, was anders war als sonst. Er hatte dem Kleinen eine Ohrfeige verpasst (wie sich herausstellte eher symbolisch). Und das Problem war dauerhaft gelöst. Eine (positive) Nachwirkung der beiden Vorkommnisse zeigte sich dann noch gegen Ende meines ersten Schuljahres. Die Schulleitung versuchte mich zu überreden, doch das Angebot des Stiftsgymnasiums Schlierbach anzunehmen (dort suchte man jemanden genau mit meinen Fächern). Ich hatte offensichtlich ein verdächtiges Naheverhältnis zu den Schülern aufgebaut (der Erziehungsleiter, der sein Schlafzimmer direkt an der Wand meines Wohnzimmers hatte, merkte natürlich immer, wenn zum Beispiel Maturanten zum Tarockieren bei mir waren). Das bekamen auch die Eltern mit und einige schrieben an die Direktion und setzten sich für meinen Verbleib ein (die Eltern meines Klassenprimus drohten sogar, sie würden ihren Sohn ansonsten von der Schule abmelden). Und sogar der damalige Landeshauptmann setzte sich unbekannterweise für mich ein. Wie sich herausstellte, war er der Taufpate eines meiner Problemknaben, den ich mehrmals aus Disziplinarverfahren „herausboxen“ musste. Erst bei der Löschfeier … Die Löschfeier ist ein Relikt aus dem alten Werkschulheim im Felbertal, wo auch ein selbstgebauter Swimmingpool/Löschteich existierte und am Schulschluss immer eine Feuerwehrübung abgehalten wurde. Und wie man das von der Feuerwehr ja kennt, musste die erfolgreiche Übung anschließend auch begossen werden. Böse Zungen behaupten, dass der Name der Feier vom Durstlöschen abgeleitet wurde. Wie auch immer. Erst bei der Löschfeier erfuhr ich, dass ich probeweise noch ein weiteres Jahr bleiben durfte. Aus diesem einen Jahr wurden schließlich noch weitere 37. Die WSH-Hütte. Schon „ewig“ gibt es eine schuleigene Hütte im nahen Schigebiet, von einem Erzieher seinerzeit mit Schülern auf einem von den Bundesforsten gepachteten Grund selbst errichtet. Die Selbstversorgerhütte bietet Platz für eine Erziehergruppe, das heißt für 10 bis 15 Personen, und besteht aus einem Raum mit Herd, einer Gasheizung, einem großen Tisch, darüber unter dem Dach ein Matratzenlager zum Übernachten (falls dafür Zeit bleibt), davor eine große Terrasse mit Blick ins Tal. Früher gab es drinnen romantisches Gaslicht, später wurden – natürlich auch von einem Lehrer mit Schülern – Sonnenkollektoren für den Strom konstruiert und installiert. Als die Schüler noch fast jedes Wochenende im Internat waren, war das, vor allem im Winter, ein beliebtes Wochenendprogramm. Aber auch jetzt wird es immer wieder genutzt, sogar ehemalige Schüler buchen die Hütte, nicht zuletzt für Silvester
Ich war mit meiner letzten Unterstufengruppe, damals in der 4. Klasse, ebenfalls übers Wochenende in der Hütte. Es war das erste Mal seit längerer Zeit, und so ließ ich mir die Handhabung des neuen Stromnetzes genau erklären, insbesondere welcher Schalter am Ende umgelegt werden musste, damit der Strom aus den Kollektoren gespeichert wurde. Dieses Wissen half mir schließlich zu verstehen, warum wir keinen Strom hatten, davon aber später mehr. Zuerst mussten wir nach unserer Ankunft eine halbe Stunde arbeiten, um überhaupt bis zu den Schaufeln zu gelangen. Bis zur Freilegung der Eingangstür dauerte es über zwei Stunden
Da ohnehin aus Platzgründen nur drei bis vier gleichzeitig arbeiten konnten, diese sich auch freiwillig meldeten, ging ich inzwischen mit den anderen Schi fahren (die Piste geht ja 30 Meter neben der Hütte vorbei). Als wir zurückkamen, war gerade der Zugang frei und wir konnten die Hütte betreten. Meine erste Aufgabe war, die Heizung einzuschalten, die Temperatur in der Hütte war nahe am Gefrierpunkt. Das war auch nicht das große Problem, beim Versuch, das Licht einzuschalten, wusste ich aufgrund der Stellung des oben erwähnten Schalters sofort, warum wir keinen Strom hatten. Der letzte Hüttenbenutzer hatte offensichtlich den Auftrag des Hüttenwarts nicht erfüllt. Gott sei Dank hatten wir für ein nächtliches Spiel auf und um die Terrasse einige Fackeln mitgebracht. Ein Teil davon musste jetzt auch für die Innenbeleuchtung herhalten (wahrscheinlich haben wir dabei einige EU- oder sonstige Sicherheitsnormen nicht eingehalten, es ist jetzt hoffentlich verjährt) Nach dem selbst gebrutzelten Abendessen beleuchteten wir mit den Fackeln die Terrasse. Allerdings war die Benutzung derselben als solcher nicht möglich, da der Schnee bis weit über das Geländer ging und so hart war, dass nur die oberste Schicht abzuschaufeln möglich war. Das störte aber niemanden. Schon bald entwickelte sich ein fröhliches Spiel, es bildeten sich zwei Gruppen, eine verteidigte „die Burg“ (von der Terrasse geht es ziemlich steil in den Wald hinunter), die andere versuchte, sie zu erobern. Mich brauchte man nicht mehr, und so ging ich in die Hütte und löste Sudokus. 23 Uhr war als Nachtruhe ausgemacht und pünktlich kamen auch alle herein, allerdings um nachzufragen, ob sie noch etwas verlängern durften. Da alles so harmonisch ablief, verlängerte ich bis ein Uhr und hatte eine halbe Stunde danach zwölf genauso erschöpfte wie zufrieden schlafende Jugendliche im Matratzenlager. Störung der Nachtruhe gab es dann keine mehr. Der Retterschein. Lange Jahre hatte ich eine Saunagruppe, eine Gruppe von Oberstufenschülern, mit denen ich in unregelmäßigen Abständen am Abend in eine Sauna fuhr. Die Sauna gehörte zu einem Hotel in der Nähe, zu dem man auch einen etwas steileren Weg bergauf fahren musste, im Winter nicht immer einfach. So passierte es auch einmal, dass wir mit dem schuleigenen Kleinbus hängen blieben. Die Schüler mussten aussteigen und schieben. Als der Wagen wieder fuhr, sprangen sie nacheinander zurück ins Auto, bei Max schloss sich aber plötzlich die Schiebetür, während er seine Finger zwischen Tür und Angel hatte. Blut spritzte, der Zeigefinger war ziemlich gequetscht, und so wollte ich zur Verarztung wieder ins Internat fahren. Max allerdings war da massiv dagegen, er wollte in die Sauna, und so fuhren wir, Max mit notdürftig verbundenem Finger, in die Sauna. Er jammerte nie, nur beim Aufguss meinte er, dass der Finger ziemlich pocht. Nur die Harten kommen durch! Eine andere Saunagruppe hatte sich bei mir angemeldet, um den Retterschein zu machen. In der Sauna war auch ein kleines Schwimmbecken, und so nutzte ich die Gelegenheit und trainierte die diversen Befreiungs- und Rettungsgriffe, nicht unbedingt immer zur ungeteilten Freude der Gruppe. Ich kannte aber den Prüfer und wusste, wie viel Wert er auf die Beherrschung dieser Techniken legte. Einige Zeit danach hatten wir einen Termin in einem Freibad beim Chef der Wasserrettung zur praktischen Prüfung. Als wir ankamen, war noch eine andere Gruppe an der Reihe. Der Chef, ein ca. 140-Kilogramm-Bröckerl, ging mit den Kandidaten ins Becken, klammerte sich an die Prüflinge und zog sie nach unten. Nach der Reihe kamen die jungen Kandidaten nach Luft ringend und völlig fertig aus dem Wasser – fast alle nicht bestanden. Meine Jungs wurden zunehmend nervöser. Als wir an der Reihe waren, wurde uns mitgeteilt, dass es nur notwendig sei, zu jedem Festhaltegriff den richtigen Befreiungsgriff zu setzen. Dann lasse er auch sofort aus. Bei der anderen Gruppe hatte offensichtlich keiner wirklich geübt. Von unserer Gruppe jedoch kam einer nach dem anderen mit einem fröhlichen Gesicht aus dem Wasser. Alle hatten bestanden. Der Sauna sei Dank! Familie Elvis. Schon vor einigen Jahren war den Schlossern meiner Gruppe (heute wären sie Maschinenbautechniker) im Werkstattunterricht anscheinend langweilig (es war natürlich in der Pause!) und sie schweißten Abfallteile zusammen. Mit der Zeit ergab sich eine Figur mit circa 60 Zentimetern Höhe und sie kamen auf die Idee, sie mir ins Halbinternat mitzubringen und als Andenken zu schenken. Ich freute mich sehr. Da die Figur jedoch ziemlich scharfkantige Füße hatte, ließ ich sie in die Tischlerei bringen, mit der Bitte um einen Holzsockel. Als ich nach einigen Tagen nachfragte, wusste niemand etwas von der Figur. Ich ging also selbst zum zuständigen Werkstättenleiter und es dauerte nicht lang, bis dieser wusste, wovon ich sprach. Er hatte das Ding als Abfall klassifiziert und auch zu diesem geworfen. Ich brauchte ziemliche Überredungskünste, um ihm klarzumachen, dass es sich um ein „Kunstwerk“ handelt. So bekam Elvis – so hatten ihn die Schüler genannt – doch noch seinen Sockel und dann einen Ehrenplatz im Halbinternat. Jahre später bekam ich die nächste Gruppe, die natürlich sofort nach der Geschichte von Elvis fragte und versprach, mir, wenn sie in der 6. Klasse sind und mit den Maschinen arbeiten dürfen, eine Elvira dazu zu machen. Und so geschah’s auch, ich bekam Elvira. Und auch die Tischler hatten ihren Teil dazu beigetragen, Elvira kam gleich mit Holzsockel. Außerdem hatten sie ihr eine Holzspanfrisur verpasst. Und wieder verging eine geraume Zeit, die nächste Gruppe kam und bedauerte die Kinderlosigkeit der Familie Elvis. Sie halfen dem Missstand ab, ich bekam auch noch das kleine Elverl. Die Familie war komplett. Selbstverständlich habe ich mir bei meiner Pensionierung die Familie mit nach Hause genommen (war gar nicht so einfach), und da hat sie ihren neuen Platz auf der Terrasse gefunden und auch schon den ersten Winter unbeschadet überstanden
Nur Elvira könnte inzwischen eine neue Frisur gebrauchen. Schülerautos … Natürlich gibt’s in einer Privatschule auch Söhne aus begütertem Haus, einer davon war Max. Zu seinem 18. Geburtstag sollte er ein Auto bekommen und besuchte mit seinem Vater einen Autohändler. Auch der schon deutlich über 80-jährige Vater wollte ein neues Auto kaufen und man bestellte zwei VW Golf (zum Anfang muss es ja nicht gleich etwas Extremes sein!). Der Vater hatte allerdings übersehen, dass es Max schaffte, beim Verkäufer einen Golf GTI mit 150 PS zu bestellen. Mit diesem war er dann auch gern unterwegs, und so kam es schon auch vor, dass er zum Beispiel an einem Wochenende mit zwei Kollegen in Salzburg war und irgendwann feststellte, dass er nicht mehr fahrtauglich war. Das war für ihn aber kein Problem. Er meldete sich ordnungsgemäß beim Erzieher ab und checkte mit seinen beiden Freunden in einem Fünf-Stern-Hotel ein. Selbstverständlich bezahlte er auch für alle die Rechnung ---------------------- Schulanfang. Eine neue Gruppe kam in unser Haus. Und plötzlich machte sich Aufregung breit. Vor dem Haus stand ein schwarzer Leichenwagen. Was war passiert, hatte ich ein Unglück nicht mitbekommen? Des Rätsels Lösung war ganz profan. Ein Schüler, dessen Eltern ein Bestattungsunternehmen hatten und mit dem Leichenwagen den Transport der diversen Utensilien des Schülers einfacher bewerkstelligen konnten, zog ein. Im Laufe der Jahre gewöhnten wir uns an den Anblick, immer zu Beginn und zu Ende des Schuljahrs ---------------------- Und dann war da noch der Neuntklässler, der seinen gelben Sportwagen hegte und pflegte, und zwar beim Benzin, aber nicht bei den Putzmitteln sparte, und dann ganz entsetzt war, als vor der Schule vier Fahrbahnrillen, sogenannte Speedbreaker, eingebaut wurden. Er fürchtete, dass er mit seinem tiefgelegten Sportwagen aufsitzen würde und nahm bei den Heimfahrten sogar den Umweg übers Nachbardorf in Kauf … und ihr Ende. Ursprünglich war bei der Auswahl des Standorts des neuen/jetzigen Werkschulheims durchaus auch die gewünschte Abgeschiedenheit ein Thema. Die Schüler sollten nicht von den Verlockungen der Stadt Salzburg allzu sehr vom Lernen abgelenkt werden. Dass Schüler mit eigenem Auto in die Schule kommen könnten, war in den 60er-Jahren ja überhaupt nicht denkbar. Heute gibt es zehnmal so viele Schüler- wie Lehrerparkplätze, und das sind noch zu wenige. Grundsätzlich ist die Vielzahl an Schüler-PKW kein Problem. Die Zufahrtsstraße ist großteils einspurig, sodass auch eine Rennstrecke – wie seinerzeit teilweise befürchtet – nicht wirklich möglich ist. Das heißt allerdings nicht, dass nicht anderweitige aufsehenerregende Vorfälle mit Schülerautos möglich sind. Vorfall 1: Es war Abreisetag zum Turnerseelager (siehe dort) und zufällig an diesem Tag auch die Abreise der Maturaklasse zur Maturareise. Da ich noch einige Dinge für den Turnersee in Salzburg einkaufen musste und kein Auto zur Verfügung hatte, traf es sich gut, dass Maturant Max zum Salzburger Hauptbahnhof fuhr und sein nicht mehr absperrbares Auto nicht eine ganze Woche in der Stadt stehen lassen wollte. So vereinbarten wir, dass er mich nach Salzburg mitnimmt und ich dann sein Auto im Werkschulheim abstelle. So weit, so gut, allerdings sollte es nicht dazu kommen. Bei der Fahrt die „Werkschulheimstraße“ hinunter hatte ich meinen Satz „Glaubst du nicht, dass du vielleicht etwas zu schnell …“ noch nicht vollendet, da kam uns ein großer Reisebus entgegen. Eine Schnellbremsung und der Zufall, dass sich die Straße gerade etwas verbreiterte, machte es möglich, am Bus gerade noch vorbeizukommen. Die Erleichterung währte allerdings nur kurz, denn ein zweiter Bus tauchte auf (es waren das, wie sich herausstellte, die Busse für die Fahrt zum Turnersee). Diesmal ging es sich nicht mehr aus. Die Geschwindigkeit war zwar schon fast gleich Null, die Straße jedoch nur von beschränkter Breite und so kippten wir in Zeitlupe in den Graben, wo wir am Dach liegen blieben. Max fragte mich, wohlerzogen wie er war, zuerst nach meinem Befinden und dann, ob er mir die Wagentür öffnen solle. Ich gab ihm zur Antwort, dass mir nichts fehlt, jedoch das Abstellen der Zündung vielleicht angeraten wäre. Daraufhin kletterten wir beide aus dem Seitenfenster und fuhren mit dem Bus – er war stehen geblieben – zur Schule zurück. Den Wagen holte ein benachbarter Bauer dankenswerterweise mit dem Traktor heraus und deponierte ihn während der Maturareise auf seinem Hof. Nach Salzburg kamen wir dann mit dem Auto eines Kollegen. Vorfall 2: Da ist mir der Fall in Erinnerung, als ein Schüler (nennen wir ihn wieder Max) mit dem Auto seiner Mutter ins Nachbardorf fahren wollte, jedoch schon nach wenigen Metern Benzingeruch verspürte und das Auto abstellte. Bei einer Rundumkontrolle bemerkte er, dass aus dem Motorraum bereits Flammen schlugen und er konnte gerade noch seinen Kollegen auf dem Beifahrersitz zum Aussteigen auffordern. Wenige Minuten später – ich war inzwischen auch alarmiert – explodierte der Tank und ich konnte die Flammen über die nebenstehenden Bäume lodern sehen. Schuld war, wie sich später herausstellte, ein Marder, der Gefallen an diversen Schläuchen und Leitungen gefunden hatte. Das Auto hätte Max nach erfolgreicher Matura von der Mutter geschenkt bekommen! Vorfall 3: Ein anderer spektakulärer Vorfall vernichtete einen nur wenige Wochen alten VW Polo. Der Schüler, natürlich Max, hatte ihn gerade erst von seinen Eltern bekommen und am Schülerparkplatz Nr. 1 abgestellt, direkt neben dem Transformator der Salzburger Energie AG. Unglücklicherweise kam ein starkes Gewitter, in dessen Verlauf ein Blitz in den Transformator einschlug (und damit auch einen großen Teil der Stromversorgung des WSH ausfallen ließ). Ein Nebeneffekt war – wie sich in den folgenden Untersuchungen herausstellte – die Lösung der elektronischen Handbremse des danebenstehenden PKWs. Der Wagen setzte sich durch das leichte Gefälle in Bewegung und rollte genau durch die schmale Lücke, durch die im Winter der Schnee vom Schneepflug entsorgt wurde, Richtung Schlucht. Den 100-Meter-Fall überlebte der PKW nur als Blechhauferl (zum Glück für den Schüler war der Wagen vollkaskoversichert) Ein anderer Schüler profitierte von der ganzen Aktion
Er fotografierte die spektakuläre Hubschrauberbergung und verkaufte das Foto an die Presse! Die Werkschulheimer und das Rad. Bekanntlich ist beim Fahrrad zwar die Gefahr gering, dass ein Marder die Benzinleitung anknabbert, allerdings hat man auch kein schützendes Blechkleid um sich. Das bemerkte Maxl schmerzlich, als er mit einem Freund die „Heimstraße“ hinunterfuhr und dabei, durchaus gewollt, immer schneller wurde. Als die Nadel am Tachometer des Freundes die 70 km/h überschritt, ließ sich dieser zurückfallen. Maxl allerdings wurde etwas unsanfter abgebremst. Er kollidierte nach einer unübersichtlichen Kurve frontal mit einem entgegenkommenden PKW, zerstörte dabei mit seinem Gesicht die Windschutzscheibe des Autos und flog schließlich in den angrenzenden Wald, „glücklicherweise“ genau zwischen zwei Bäumen durch. Ein Hubschrauber brachte ihn ins Krankenhaus nach Salzburg, wo seine multiplen Brüche fast aller sich im Gesicht befindlichen Knochen (Nasenbein, Jochbein, Augenhöhle …) versorgt wurden. Und das so kunstvoll, dass er, als er nach nur wenigen Wochen wieder in die Schule kam, außer ein paar leichten Schnittwunden keinerlei Spuren der Operation im Gesicht hatte. Allerdings trugen zwei kleine Schläuche, die aus seiner Nase ragten, zur Erheiterung der Kollegen bei. Die gehörten zu kleinen Ballons, die – mit Flüssigkeit gefüllt – die Augenhöhle in Position hielten, bis alles zusammengewachsen war. Die vielen Plättchen, mit denen innen alles zusammengeschraubt worden war, ließen das Gerücht auftauchen, dass er ab nun bei Gewitter nicht mehr ins Freie gehen sollte. Ein anderer Max fuhr mit seinem Fahrrad in die entgegengesetzte Richtung, ansonsten geschah aber grundsätzlich das Gleiche – er stieß frontal mit einem Auto zusammen. Die Verletzungen hielten sich aber in Grenzen, er kam mit einer Gehirnerschütterung davon. Diese benutzte er allerdings einige Zeit als Entschuldigung für fehlende Hausaufgaben oder nicht Gelerntes („das kapier ich nicht, ich bin auf den Kopf gefallen“). Als das aber immer weniger zum von ihm gewünschten Erfolg führte, gab er es schließlich auf, konzentrierte sich wieder mehr auf seine Aufgaben und maturierte schließlich mit Auszeichnung. Unser Gemeindearzt. Der leider schon verstorbene Dr. T. war weitum für einige Eigenschaften bekannt, die ihn als Gemeinde- und unseren Schularzt auszeichneten. Seine Diagnosen waren äußerst treffsicher und präzise, er war immer sofort da, wenn man ihn brauchte (er war bei den meisten Unfällen schneller als Rettung oder Polizei) und seine Sprache war meist eher unakademisch. Das Nähen von Wunden dürfte hingegen nicht unbedingt seine Lieblingsbeschäftigung gewesen sein. Meine Frau und ich kamen eines Tages zu ihm in die Ordination mit unserer ca. dreijährigen Tochter, die im Werkschulheim aus dem Haus hatte gehen wollen, bei den letzten Stufen zu sehr auf ihren Apfel konzentriert war und mit der Stirn auf den Heizkörper aufschlug (den Apfel behielt sie sicher in der Hand). Die Platzwunde sollte Dr. T. nähen, und er war lange unschlüssig, ob mit Narkose oder ohne und welche Nadelstärke er verwenden sollte. Meine Tochter war lange relativ ruhig, langsam begann sie aber, nervös zu werden. Schließlich meinte meine Frau ungehalten: „Nimm irgendeine Nadel und fang an!“ Nach wenigen Minuten war alles erledigt. Ein anderes Mal kam Maxi gegen Mitternacht in die Wohnung, er hatte heftige Bauchschmerzen. Nachdem Tee und Bauchmassagen keine Wirkung gezeigt hatten, rief ich schließlich um ca. zwei Uhr beim diensthabenden Dr. T. an und bat ihn um eine Visite. Kurz darauf war er auch schon da, untersuchte den kleinen Maxi, und als ich aus der Küche zurückkam, war alles erledigt. Auf meine Frage, was der Grund für die Schmerzen gewesen war, meinte er in der ihm eigenen rustikalen Art: „Nix, a Sch… hot’n druckt!“ Am beeindruckendsten war sein Auftritt im Werkschulheim, wo ein Erzieher akute Schmerzen hatte und Dr. T. die – wie sich später herausstellen sollte – völlig richtige Diagnose stellte und den Hubschrauber rief. Als dieser im Anflug war – es war strahlend blau, Sonnenschein – holte er seine Leuchtpistole hervor und signalisierte dem Piloten seinen Standort (auch wenn dieser nach der Landung fragte, wozu er geschossen habe) Er hatte offenbar endlich einmal sein Lieblingsspielzeug einsetzen wollen. Aus dem Internat. Erzieher X. geht gerade an einem Internatszimmer vorbei, als er aus dem Zimmer die laute Beschuldigung eines Zweitklasslers gegenüber seinem Zimmerkollegen hört: „Du bist ja völlig verklemmt!“ Der Erzieher betritt das Zimmer und fragt den Knirps: „Wie meinst du das denn?“ Worauf dieser spontan antwortet: „Na sexuell!“ ---------------------- Sobald sie laufen konnte, begleitete mich meine Tochter in der Früh beim Wecken der Buben, am Anfang noch auf meinem Arm, später – als sie die Buben schon besser kannte – schon an meiner Hand. Nur bei der „Nebengruppe“ blieb sie länger auf meinem Arm. Die Gruppe waren schon Oberstufler, die waren ihr nicht so geheuer (der Erzieher hatte ja nicht nur seine eigene Gruppe, sondern auch die „Nebengruppe“ zu wecken). Mit vielleicht vier Jahren, sie erreichte gerade mal den Lichtschalter, teilten wir uns den Job. Sie weckte selbstständig meine Kleinen mit einem selbstbewussten „Guten Morgen“, ich weckte die Großen. Meiner Gruppe gefiel das offenbar genauso wie meiner Tochter, denn eines Abends beim Lichtabdrehen (ohne Tochter, die war schon im Bett) sprang der kleine Maxi nochmals auf, stand stramm auf seinem Bett und erklärte mir hochoffiziell: „Nur dass Sie es wissen, Herr Huber! Ich liebe Ihre Tochter!“ Sie selbst erfuhr meines Wissens nie etwas von ihm ---------------------- Georg, allgemein „Tschordschi“ genannt, war Hausmeister und u. a. für die Geländebetreuung (Rasenmähen, Bäume schneiden …) zuständig. Wir hatten um unser Haus (ungefragt!) ein kleines Blumenbeet angelegt, wo langsam die ersten Blumen zu sprießen begannen. Vor allem unsere Tochter, gerade drei Jahre alt, war sehr interessiert am Wachsen der Blumen. Dementsprechend entsetzt kam sie eines Tages und erzählte, vor Aufregung fast schluchzend: „Die Blumen! Alle, alle … abgetschordscht!“ Georg hatte seinen Dienstauftrag wörtlich genommen und mit dem Mähtraktor ganze Arbeit geleistet ---------------------- Der Erziehungsleiter findet schon zum zweiten Mal bei einer Kontrolle von Maxls Kasten eine Flasche Bier und meint: „Ich glaube, du hast ein Problem mit dem Alkohol!“ Dieser antwortet: „Nein, Herr L., ganz im Gegenteil, ich liebe ihn!“ ---------------------- Spruch eines seinerzeitigen Verwalters, der sich wieder einmal darüber echauffiert, dass Schüler etwas kaputt gemacht haben: „Das Werkschulheim wäre so angenehm zu verwalten, wenn nur diese Schüler nicht wären!“ Irgendwie hatte er wohl den Servicegedanken nicht richtig verstanden! Der Speisesaal. Früher gab es einmal die Vorschrift, dass Schüler zwei verschiedene Paar Hausschuhe/-schlapfen haben mussten, die jeweils einen farbigen Punkt aufgemalt bekamen: Die Schule war rot, das Heim war schwarz. Das war jedoch auf Dauer nicht administrierbar und so gibt es jetzt nur mehr die einfache „Schlapfen-/Patschenpflicht“, insbes. gibt es auch kein Betreten des Speisesaals mit Außenschuhen oder in Socken. Es wären natürlich keine Werkschulheimer, wenn sie nicht auch dagegen eine Strategie gefunden hätten: Insbes. im Sommer ist es kein Problem, seine Hausschuhe beim offenen Speisesaalfenster einem Freund hinauszugeben, damit auch dieser regelkonform den Speisesaal betreten kann (Stichwort Nachhaltigkeit) Werkschulheimer essen heute noch sehr schnell. Das ist eine „Tradition“ aus Zeiten, wo die Küchenchefin stolz darauf war, dass sie mit öS 5,50/Tag und Schüler auskommt (sie war die Frau des sparsamen Verwalters) Küchenchefin: „Heut’ habt ihr die Spaghetti so brav zusammengegessen, da müsst ihr belohnt werden. Heut’ bekommt ihr noch Brot und Butter.“ Ein Erzieher, bis dahin ein „Lieblingserzieher“ der allmächtigen Küchenchefin, korrigierte am Speiseplan im Wort Schweinebraten das „e“ auf „s“, sodass sich Schweinsbraten ergab mit dem schriftlichen Kommentar: „Noch sind wir südlich des Weißwurstäquators!“ Es dauerte Monate, bis die Küchenchefin wieder ein Wort mit ihm sprach. Ein anderes Verhalten im Speisesaal hat schon wahre Tradition, wie die folgende Begebenheit zeigt. Wenn einem Schüler etwas vom Tablett fiel und dabei lautstark zu Bruch ging, gab es im gesamten Speisesaal ein konzertantes, langgezogenes, nach hinten in einen höheren Ton übergehendes „ääääääääääiiiiii…“ (das Trommeln auf den Tisch ist jüngeren Datums und wohl auch nicht so traditionsfähig) Dass diese Art der Erheiterung schon sehr früher Zeit entstammen muss, zeigt ein Erlebnis eines (ehemaligen) Schülers (wie immer Max), der seinerzeit die Osterferien stets in Florida verbrachte, wo er in einer von einer ehemaligen österreichischen Europameisterin und ihrem amerikanischen Gatten geleiteten Wasserschischule trainierte. Eines Abends gingen sie in ein Restaurant, prompt fiel dem Kellner ein Glas zu Boden und ging natürlich zu Bruch. Gewohnheitsmäßig holte Max tief Luft, merkte aber noch rechtzeitig, dass der initiierte Ausbruch an diesem Ort wohl nicht passend war und atmete wieder aus. Wenig später kam von einem anderen Tisch ein „älterer Herr“ zu ihm und fragte ihn, ob er Österreicher sei („ja“), ob er in Salzburg in die Schule gehe („ja“) und ins Werkschulheim. Ja, er sei auch ins Werkschulheim gegangen und es gehe ihm in solchen Situationen heute noch so wie Max. Damit hatte er sich verraten. An ihren Traditionen sollt ihr sie erkennen! Max sucht seine Schwester. Schon in einem meiner ersten Dienstjahre hatte ich ein besonderes Erlebnis, das mit dem Winter zusammenhängt. Dazu muss erklärt werden, wie der Erzieherdienst im WSH geregelt ist. In jedem Haus leben zwei Schülergruppen zu je zwölf Schülern, die jeweils einen im selben Haus wohnenden Erzieher haben. Von diesen beiden Erziehern hat abwechselnd immer einer (Tag und Nacht) Dienst und ist dann für beide Gruppen zuständig. Es war Montag und Schnee lag in rauen Mengen. Ich hatte nicht Erzieherdienst und kam kurz nach Mitternacht vom Lehrerstammtisch nach Hause, als ich in einem der Schülerzimmer noch Licht sah. Ich ging ins Zimmer, wo ein Schüler las. Das allein wäre nicht so schlimm gewesen, allerdings fiel mir auch auf, dass sein Zimmerkollege fehlte. Nach genauerer Befragung teilte mir der Schüler mit, dass Max sich nach der Nachtruhe wieder angezogen und das Haus verlassen hatte, noch dazu mit einer Flasche Kräuterschnaps in der Manteltasche. Da ich Max gut kannte und auch wusste, dass er sehr unter dem Autounfall seiner Schwester litt, läuteten bei mir die Alarmglocken und ich informierte seinen Erzieher. Dieser verfolgte seine Spuren durch den Tiefschnee mehr als drei Kilometer weit. Da waren wir uns sicher, dass Max zu Fuß unterwegs ins Unfallkrankenhaus (UKH) nach Salzburg war, wo seine Schwester auf der Intensivstation lag. Wir informierten die Polizei, die die Strecke abfuhr, jedoch vorerst erfolglos blieb (wie wir später erfuhren, hatte Max nach ca. zehn Kilometern an der Hauptstraße ein Auto gestoppt, das ihn nach Salzburg mitnahm). Beim Nachtportier des UKH schließlich wurden die Beamten fündig. Max war tatsächlich dort gewesen (der Nachtportier hatte ihn anhand seiner aus der Tasche ragenden Schnapsflasche identifiziert), hatte Einlass begehrt, um zwei Uhr früh natürlich vergeblich, und war dann weiter Richtung Altstadt gegangen. Dort wurde er schließlich von der Polizei aufgegriffen und ins Werkschulheim zurückgebracht. Inzwischen waren auch die Eltern von Max informiert und nahmen ihn von den Beamten in Empfang. Max wurde nicht – wie von Schülern am nächsten Morgen aufgeregt erfragt – der Schule verwiesen, sondern bekam für den Rest der Woche krankheitsbedingt frei. Bei mehreren anderen Aktionen kam er nicht so billig davon. Heute noch gibt es Sträucher im Gelände, die unter Insidern seinen Namen tragen. Die hatte er seinerzeit strafweise gesetzt, dazu ca. zehn Meter Graben ausgehoben und die Sträucher hineingesetzt. Das Jahr darauf mussten die Sträucher übersiedeln. Pünktlich dafür hatte Max wieder etwas „ausgefressen“ und schaufelte wieder (heute sind die Sträucher auf ihrem dritten Standort, die letzte Übersiedlung erledigten allerdings die Hausmeister mit dem Kleinbagger) Das Leben am Schulgelände. Im Idealfall wohnt der Erzieher mit der Familie im gleichen Haus mit seiner Gruppe. Das bringt zwar eine „familienähnliche“ Erziehung, erfordert aber ebenso das „Mitspielen“ des Partners (Frau, Lebensgefährte …). Die andauernde Nähe zum „Dienst“ ermöglicht zwar einen sehr nahen Kontakt zur Gruppe, ist aber sicherlich nicht jedermanns Sache. Da kann es schon passieren, dass der zwölfjährige Maxi um Mitternacht Bauchweh kriegt und die Erziehergattin noch Tee macht (denn in solchen Situationen braucht Maxi eine Mami!). Oder der 17-jährige Max Liebeskummer hat und Ansprache braucht (und das nicht erst, wenn der Erzieher wieder Dienst hat) Umgekehrt kam es schon auch vor, dass ein Max auf die Erzieherkinder aufpasste, weil wir auswärts eingeladen waren. Mit einigen solchen Maxen haben wir noch nach Jahrzehnten Kontakt. Insgesamt war die Situation am Campus auch für die Erzieherkinder ein Paradies
Kaum konnten die Kleinen gehen, bewegten sie sich mehr oder weniger frei auf dem Gelände. Viele Gleichaltrige waren zum Spielen da und auch die kleineren und größeren Schüler schauten auf die „Zwerge“. So fragte meine damals sechsjährige Tochter, als sie erfuhr, dass wir im Nachbardorf ein Haus bauten: „Wieso bauen wir nicht hier? Da ist doch genügend Platz!“ Einige Jahre vorher saß sie mit ihrer ebenfalls gut zweijährigen Freundin an einer Pfütze und schlürfte genüsslich mit dem Sandspielküberl das Wasser. Wenige Stunden später war im Radio zu hören, dass in Tschernobyl ein Reaktorunglück passiert war und eine radioaktive Wolke über Österreich gezogen war. Einen Vorteil hatten die vielen Familien am Gelände auch für den kleinen Sohn eines Erzieherkollegen. Dieser bekam zu Hause nur Vegetarisches, war aber ein besonderer Liebhaber von Wurstsemmeln (vielleicht gerade deshalb!?). Und so besuchte er im Laufe des Tages regelmäßig verschiedene Erzieherfamilien, um zu seinen Wurstsemmelrationen zu kommen. Mir war diese Situation schon aus meinem zweiten Dienstjahr bekannt, als ich meine erste Schulschimeisterschaft organisieren durfte. Bei der Siegerehrung überreichte ich der älteren Schwester des späteren Wurstsemmelliebhabers als Trostpreis einen Wurstkranz aus der Küche, wobei die Freude darüber offensichtlich „endenwollend“ ausfiel. Auf meine diesbezügliche Frage erklärte sie mir, dass sie Wurst nicht essen dürfe und ob sie den Wurstkranz vielleicht gegen eine Torte umtauschen könne. Die Küche war einverstanden. Dass das Wohnen am Gelände aber nicht nur Vorteile mit sich bringt, erlebte einige Jahre später der damalige Direktor, der durch seine Anwesenheit zum Handkuss kam. Und das trug sich folgendermaßen zu: Ich wohnte bereits im eigenen Haus, saß noch bei Korrekturen und bekam gegen zwei Uhr früh einen Anruf. Es meldete sich eine Stimme als Polizeiinspektion und teilte mit, dass im Werkschulheim in den von der Straße sichtbaren Werkstätten das Licht brennt. Ich dachte an einen Schülerscherz, sagte, sie sollten es ausschalten und legte auf. Wenige Minuten später wiederholte sich der Anruf und ich wurde schon etwas ungehalten, der Scherz sei nicht mehr lustig. Beim dritten Anruf ließ mich die Stimme gar nicht mehr zu Wort kommen und beteuerte, dass wirklich die Polizei am Apparat sei. Es stellte sich heraus, dass ein mir bekannter Polizist aus der Nachbarschaft auf Streife das Licht bemerkt und kurz darauf einen Einsatzbefehl bekommen hatte, worauf er seiner Zentrale mangels anderer Daten meine Telefonnummer weitergegeben hatte mit der Bitte, der Sache nachzugehen. Da ich jedoch auch nicht mehr am Schulgelände wohnte und der Polizist nach der zuständigen Person fragte, gab ich ihm die Nummer des Direktors. Dieser stand mitten in der Nacht auf, um die Werkstätten abzuschließen (das war nach dem Tag der offenen Tür vergessen worden) Und er war mir dafür auch nicht böse! Fasching im WSH. Zu Zeiten, als im Werkschulheim noch (fast) keine Mädchen waren, herrschte zur Veranstaltung am Faschingdienstag immer eine große Aufregung. Nachdem sich die Volleyballer für die Mixed-Landesmeisterschaft der Schulen mit den Mädchen der Ursulinen in der Stadt Salzburg zusammengetan hatten und unter dem Namen „Felberlinen“ antraten, woraus sich auch ein „Felberlinenchor“ bildete, ergab es sich irgendwann, dass die Ursulinenmädchen zum Fasching eingeladen wurden. Diese nahmen dann hunderte Faschingskrapfen mit und das Projekt „Lerne das andere Geschlecht kennen“ konnte beginnen. Seit wir unsere „eigenen“ Mädchen haben, kamen wir von diesem schönen „Brauch“ wieder ab. Aber auch für die Lehrerkinder, die das Gelände bevölkerten, wurden Faschingsfeste gefeiert. Das Verkleiden war immer besonders spannend (natürlich auch für die Mamas)
Genauso spannend war das aber auch bei den internen Lehrerfaschingsfesten. Insbesondere ein damals noch ziemlich gefürchteter Lateinlehrer (von dem auch schon als unfreiwilligem Ehestifter die Rede war) war in Sachen Verkleidung mit Abstand am kreativsten, egal ob als Aubesetzer der Hainburger Au (Dezember 1984) inklusive Hirschgeweih und Proviant in Form eines „Brusttaschenfläschchens“ oder als Zwerg (hier im Gespräch mit einer Hexe)
Die für ihn wohl anstrengendste Verkleidung war aber sicherlich die als Mumie. Fast zwei Stunden stand eine zur Gänze mit Toilettenpapier vermummte Gestalt regungslos vor dem Eingang zum Faschingsklassenraum. Eine sportliche Höchstleistung, die man einem bekennenden Antisportler nicht zugetraut hätte. Scharfe Sachen. Bei einer der schon beschriebenen Wanderwochen unternahm ich mit meinen zwölf Fünftklässlern eine sechstägige Radtour in den Chiemgau. Dabei überraschte uns ein Unwetter und wir kamen gerade noch rechtzeitig in ein bayrisches Gasthaus. Da es gerade Mittag war, wollten wir auch etwas essen. Ich sah auf der Speisekarte einen „Teufelstoast“, und da ich gern etwas schärfer esse, bestellte ich diesen. Der Kellner, offensichtlich der Wirt selbst, fragte mich, wie scharf ich ihn haben möchte. Ich meinte darauf: „Nicht zu scharf, aber schon schärfer als der Mann auf der Straße üblicherweise.“ Dann kam der Toast mit einer rosaroten Sauce darüber, die sah gar nicht besonders gefährlich aus. Allerdings fiel mir – Gott sei Dank – auf, dass der Wirt, nachdem er serviert hatte, knapp hinter mir stehen blieb und abwartete. Deshalb kostete ich die Sauce äußerst vorsichtig und merkte sofort, dass sie absolut nicht zu essen war. Der Wirt kam auch sofort mit einem breiten Grinsen zu mir und erklärte, dass sich in seinem Lokal einmal im Monat eine Gruppe von „Wahnsinnigen“ trifft, die Scharfessen als Wettbewerb sieht. Für die Sauce hatte er sich beim Einkauf in München mit seinem Ausweis registrieren lassen müssen. Er bot mir einen neuen Toast an, jetzt hatte mich aber auch der Ehrgeiz gepackt. Ich aß den Toast, allerdings nicht ohne die Sauce möglichst kvollständig abzuschaben. Auch das reichte noch, um mir den Schweiß auf die Stirn zu treiben. Als Folge dieses Erlebnisses begann ich, Chilipflanzen zu züchten. Das bekamen natürlich auch die Schüler mit und so fragten mich Siebtklassler, die damals das Zentrum führten … Das Zentrum ist das Lokal, das die Schüler im Internat in Selbstverwaltung (wenn auch unter Aufsicht eines „Zentrumserziehers“) führen, vorzugsweise Siebtklassler. Am Abend werden da neben Getränken auch Pizza u. Ä. verkauft und verschiedene Veranstaltungen durchgeführt (Champions-League-Übertragung …) Und der Zentrumschef fragte mich damals, ob ich ihnen ein paar extrem scharfe Chilis zur Verfügung stellen könnte. Dem bin ich auch nachgekommen und erfuhr erst später den näheren Hintergrund dieses Wunsches. Es gab einen Schüler – Max –, der großspurig kundgetan hatte, dass er eine ganze Chili auf einer Pizza problemlos essen könne. Und so bot man im Zentrum eine Pizza mit Chili an, von der man auch vorwarnte, dass es eine besonders scharfe Chili sei. Wer allerdings die ganze Pizza isst, bekommt sie gratis. Max bestellte sich natürlich eine und begann zu essen. Nach der halben Pizza wähnte man ihn bereits in der Sauna, aber er kämpfte sich durch, bis nur noch ein Stück übrig war. Dann allerdings musste er endgültig die Segel streichen und seine Niederlage eingestehen. Die Pizza bekam er – aus Mitleid – trotzdem gratis. Der Müllberg. Diskussion über das Wochenendprogramm mit meinen Viertklasslern. Wandern ist in diesem Alter kein Thema. Es war aber Sonnenschein angesagt und so verpackte ich das Wandern als Müllsammelaktion in der nahen Strubklamm. Ich hatte das schon mit einer früheren Gruppe erfolgreich durchgeführt
Mit dem Versprechen einer Leberkäsjause, gestiftet von der Gemeinde als Dankeschön für die „vorbildliche Aktion“, marschierten wir schließlich Richtung „Schluchtausgang“, wo häufig „Wildcampierer“ ihren Mist hinterlassen. Einige „maulten“ noch am Weg, allen voran Maxl, der ganz und gar nicht motiviert war. Das sollte sich aber noch ändern. So zäh die Aktion begann, nach und nach entwickelte sich eine richtige Goldgräberstimmung, jeder hatte plötzlich etwas Interessanteres als der andere gefunden. Am ehrgeizigsten aber wurde Maxl, der im Bachbett etwas Metallenes hervorschimmern sah und seinen Ehrgeiz darein setzte, das Ding auszugraben. Es stellte sich heraus, dass es ein komplett verschüttetes Fahrrad war, das heftigen Widerstand leistete, was Maxl aber noch verbissener werden ließ. Jeder Versuch, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, scheiterte, er werkte den ganzen Nachmittag an „seinem“ Fund. Inzwischen hatten die anderen alle möglichen Dinge gesammelt, von Sonnenschirmen über Matratzen bis zu Teppichen. Als sie am Schluss den Berg an Gerümpel bestaunten, wunderten sie sich, was Leute alles „wild“ entsorgen. Pädagogischer Auftrag erfüllt! Als schließlich der Gemeindebus mit der Jause kam, die wir gleich an Ort und Stelle verspeisten (jeder bekam, so viel er wollte), kam auch Maxl, völlig erschöpft, aber glücklich! Er konnte mit seinem Rad schließlich den Müllberg komplettieren! Der Hausbau. Als ich im Nachbardorf ein Haus zu bauen begonnen hatte, halfen mir auch immer wieder Oberstufenschüler, meist natürlich Volleyballer, zu denen ich durch den gemeinsamen Sport eine besondere Beziehung aufgebaut hatte. So wollte ich im Schlafzimmer, das in der Dachschräge vorgesehen war, teilweise eine Zwischendecke einziehen. Ein Schüler und ich überlegten, wie wir am besten vorgehen sollten, messen oder rechnen. So kamen wir auf das Thema Winkelfunktionen und ich gab eine Wiederholungsstunde am konkreten Beispiel, schriftlich festgehalten an der Rigipswand neben dem Fenster. Die Zwischendecke passt immer noch ---------------------- Im Keller baute ich mir eine Sauna („handmade“) ein, für den Einbau der zugekauften Tür, die „über Eck“ eingebaut werden sollte, hatte ich mir Hilfe aus der Oberstufe „bestellt“. Max kam, als ich gerade in der Mitte des Kellerraums auf einer umgedrehten Bierkiste stand und mühsam die Löcher für die Holzverschalung des Kellerraums bohrte. Max war über 1,90 Meter groß und kräftig. Eine Begebenheit über ihn hatte mir schon ein Erzieherkollege erzählt, der Max als Hilfe beim Übersiedeln engagiert hatte. Damals hatte er Max gebeten, aus der Werkstatt einen Vorschlaghammer mitzubringen, da der alte Schlafzimmerkasten sicher nicht durch die Tür passen würde. Als Max den Kasten sah, bekam er „Mitleid“ („so ein schöner alter Kasten!“), besah sich die Eckverbindungen und zerlegte die Zinken fachmännisch – mit der Faust. Max nahm mir die Schlagbohrmaschine aus der Hand, kickte die für ihn nicht notwendige Bierkiste weg und bohrte im Fünfsekundentakt die restlichen zehn Bohrlöcher. Der Bohrer qualmte (war auch nicht weiter zu gebrauchen), die Löcher waren perfekt. Wir konnten beginnen, die Saunatür einzubauen. Der Schiausflug. Es war herrliches Winterwetter angesagt und so wollte ich mit meiner Internatsgruppe am unterrichtsfreien Nachmittag ins nahe Schigebiet fahren. Die Klassenvorständin erklärte sich bereit, als Begleitung mitzufahren. In der Vorbesprechung hatten wir ausgemacht, dass die Schüler in Kleingruppen zu dritt oder viert selbstständig (an vorgegebenen Liften) unterwegs sein durften. Alle waren gute bis sehr gute Schifahrer und kannten auch das Schigebiet gut. Meine Begleiterin war trotzdem äußerst skeptisch bezüglich meiner „Großzügigkeit“. Erst meine Zusicherung, dass ich die alleinige Verantwortung übernehme, beruhigte sie ein wenig. Am nächsten Tag fuhren wir gemeinsam mit dem Sessellift hinauf. Ich erinnerte die Gruppe nochmals an die Vereinbarungen und entließ sie mit dem Hinweis, dass wir uns an gleicher Stelle um 15:58 Uhr wieder treffen (Diese Minutenangaben hatten sich bewährt, da sie eine Minuten-Pünktlichkeit suggerieren. Es sollte ja nicht „ungefähr vier Uhr“ heißen) In den nächsten zwei Stunden fuhren wir ebenfalls die erlaubten Lifte ab und trafen da auch immer wieder auf die eine oder andere Gruppe. 20 Minuten vor der vereinbarten Zeit kamen wir zum Treffpunkt und bald schon trafen auch die ersten Grüppchen ein. Nur zwei Kleingruppen fehlten noch und es waren nur mehr wenige Minuten vor 16 Uhr. Meine Begleiterin dachte schon, dass ich zu viel von den ja doch erst 13-/14-Jährigen erwartet hatte, als ich zwei der restlichen Schüler den Hang herunterfahren sah. Bei uns angekommen erzählten sie, dass Maxl aus dem Kurvenlift, einem relativ langen Schlepplift, gefallen war. Eine zweite Gruppe befand sich zufällig auch dort und so warteten sie gemeinsam auf Maxl. Die beiden kamen als Boten, um die Verspätung zu erklären. Ich war mächtig stolz auf meine Gruppe ob dieses verantwortungsbewussten Verhaltens. Und auch meine Begleiterin musste das schlussendlich zugeben (und war ebenso stolz auf „ihre“ Klasse) Jugendliche brauchen eine starke Führung, sie brauchen aber auch die Möglichkeit, Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein zu lernen. Dorfwirt, Max und Schluwi. Am längsten überliefert sind zwei Geschichten, die heutzutage wohl nicht mehr möglich wären. Die eine ist jene aus den 60er-Jahren, als drei Oberstufenschüler beim „Schluwi“ etwas zu viel erwischten bzw. von Einheimischen „eingewassert“ worden waren. Als sie nicht mehr dazu in der Lage waren, die zwei Kilometer ins WSH alleine zu schaffen, wurden sie einfach auf den Anhänger eines Traktors verfrachtet und „geliefert“ Jugendschutz, aber auch praktische Menschlichkeit anno 1967 (?)! Eine andere Geschichte aus der Urzeit des Ebenauer Werkschulheims erzählt von einer Begebenheit beim Dorfwirt. Dort waren zwei Neuntklassler zum Essen und kamen am Stammtisch mit Einheimischen ins Gespräch, darunter war auch der Dorfgendarm, der zwar außer Dienst war, jedoch noch keine Zeit gefunden hatte, die Uniform auszuziehen. Ein Bier folgte dem anderen, und irgendwann wollte er nach Hause, ans Fahren war jedoch nicht mehr zu denken. Kurzentschlossen boten die beiden Schüler an, den „Dorfsheriff“ mit dem Streifenwagen nach Hause zu bringen. Allerdings lag dessen Haus nicht auf dem Weg ins WSH und so brachten sie ihn heim und fuhren anschließend mit dem Streifenwagen ins WSH, wo natürlich großes Staunen und Erheiterung ausbrachen, als die beiden ihre Geschichte erzählten
Volleyball und Sportclub. Der kuriose erste Titel. Schon seit 1965 gibt es einen eigenen (Schul-)Sportclub, um den Schülerinnen und Schülern auch in der Freizeit ein reiches Sportangebot bieten zu können. Rund ein Dutzend Sektionen sind vor allem im Breitensport aktiv, lediglich die Volleyballer spielen regelmäßig auch wettkampfmäßig, sowohl im Salzburger Volleyballverband (dessen Gründungsmitglied auch unser Verein ist – Walter Derschmidt sei Dank!) als auch bei den diversen Schullandesmeisterschaften. In den Anfängen der „Neuzeit“ (1980er-Jahre) kämpften wir lange Zeit vergeblich gegen eine damals überragende Mannschaft eines Tennengauer Schulsportclubs. Wir kamen ihnen aber immer näher, 1983 gewannen wir erstmals zwei Sätze und verloren „nur“ 2 : 3 (allerdings dauerte das Match so lang, dass ich die Geburt meiner ersten Tochter versäumte – sie ist mir nicht böse!). 1986 wurden wir wieder Zweite, sowohl in der Schullandesmeisterschaft als auch im Verein, insbesondere bekamen wir ihren Starspieler nie in den Griff. Doch dann kam in den Osterferien der Anruf des Landesschulreferenten. Eine Ministerialbeamtin hatte bei der Anmeldung der Siegerschule für die Bundesmeisterschaften (die alle zwei Jahre stattfinden) entdeckt, dass ein Spieler (genau ihr allerbester) zwei Jahre zuvor noch ein anderes Geburtsdatum hatte. Somit wurde die Mannschaft disqualifiziert – sowohl in der Schul- als auch in der Vereinsmeisterschaft – und wir waren erstmalig Salzburger Landesmeister der Oberstufe bzw. Junioren (U 18) und damit für die Bundesmeisterschaften qualifiziert. Diese begannen allerdings direkt nach den Osterferien und so organisierte ich kurzfristig An- und Abreise, Quartier etc. und teilte den Spielern bei der Anreise ins Internat am Sonntag mit, dass wir am nächsten Tag nach Villach fahren würden. Am Dienstag hatten wir das erste Spiel gegen eine Wiener Schule, die seit drei Bundesmeisterschaften keinen Satz abgegeben hatte. Mit einer dementsprechenden Einstellung gingen sie auch in das Spiel. Wie sollten die Newcomer aus den Salzburger Bergen auch gefährlich werden können. Plötzlich jedoch stand es 13 : 4 für die Underdogs, eine Sensation bahnte sich an und die meisten der Zuschauer (die Halle war mit Villacher Schülern voll, die dafür schulfrei hatten) wechselten in der Dreifachhalle zu Feld 3. Jetzt wurden die Wiener munter und kamen immer näher. Und es kamen auch Zuschauerinnen immer näher, nämlich durch die Garderobentür in die Halle, wo ich plötzlich während des Spiels meine beiden jungen Ersatzspieler Autogramme schreiben sah. Ich holte sie auf die Ersatzbank zurück und versprach gleichzeitig den Autogrammjägerinnen, dass ich nach dem Spiel die ganze Mannschaft schicken würde. Sie waren begeistert und gingen bis dahin wieder auf die Tribüne. Wir konnten den Satz gerade noch 15 : 13 für uns entscheiden (damals ging es in alter Zählweise noch bis 15). Im zweiten und im entscheidenden dritten Satz hatten wir nichts mehr entgegenzusetzen und verloren schließlich 1 : 2. Aber wir hatten auf uns aufmerksam gemacht. Wir wurden bei unserem ersten Auftreten schließlich ausgezeichnete Fünfte
An die 80 Landesmeistertitel und noch viele weitere Bundesmeisterschaften sollten folgen, allerdings … Leider nein. Auch wenn in den folgenden Jahren kaum Titel ausgelassen wurden, schafften wir es doch einige Male nicht. Zweimal hintereinander schrammten wir nur knapp an der Qualifikation für die Bundesmeisterschaften vorbei (alle zwei Jahre ist die Landesmeisterschaft gleichzeitig auch Qualifikation für die Bundesmeisterschaften), jedes Mal wegen eines anderen herausragenden Spielers des Gegners. Beim ersten Mal war es ein Spieler, der später einer der ersten österreichischen Auslandslegionäre im Volleyball sein sollte, zwei Jahre darauf verloren wir das Finale im Entscheidungssatz gegen einen späteren Olympiateilnehmer im Beachvolleyball. (Ein ehemaliger Mitspieler von ihm meinte Jahrzehnte später: „Wenn er da war, haben wir gewonnen, wenn nicht, haben wir verloren.“) Die ärgerlichste Pleite kam jedoch schließlich einige Jahre später. Wir waren nach der Vorrunde in den Augen aller Konkurrenten klarer Favorit auf den Meistertitel. Dementsprechend begann sich das auch in den Köpfen mancher Spieler festzusetzen. Sie kamen unregelmäßig zum Training, sprachen schon über die Bundesmeisterschaft, wurden einfach zu selbstsicher. Ich versuchte zu warnen, rief sie zu mehr Disziplin auf. Es nützte nichts. Beim Final Four der Landesmeisterschaft waren wir schnell im Rückstand, sie nahmen es immer noch locker. Nachdem wir aber den ersten Satz verloren hatten, erkannten die Ersten den Ernst der Lage. Aber wie es im Sport in solchen Situationen oft ist, kam jetzt Nervosität auf, einfache Fehler passierten, Missverständnisse traten auf und wir verloren das Semifinale gegen einen Gegner, der selbst nicht wusste, wie ihm geschah. Völlig „betropft“ standen schließlich alle da, keiner konnte sich über die schlussendlich erspielte Bronzemedaille freuen. Und auch meine Mitteilung, dass ich trotzdem zur Bundesmeisterschaft fahren würde, allerdings als Schiedsrichter, konnte die Stimmung nicht wirklich heben. Hochmut kommt vor dem Fall! Die „besondere Schule“ Begonnen hatte der neue Volleyballboom zwar mit den „Großen“, allerdings erweiterten sich unsere Meisterschaftsteilnahmen immer mehr auch Richtung untere Klassen, und so ergab es sich, dass wir schließlich in der zweiten Schulwoche im September auch ein Trainingslager für Interessenten aus der Unterstufe genehmigt bekamen. Inzwischen ist das schon Tradition. Wenn es das Wetter zulässt, beginnt der Kurs mit einer ebenso lustigen wie anstrengenden Konditionseinheit auf der Bergwiese
Die Schüler sind immer mit großem Einsatz bei der Sache und manch einer holte sich dabei auch Motivation für den schulischen Alltag (wie ich aus der Rückmeldung von Eltern weiß) Natürlich erlebt man bei solchen Trainingslagern auch immer wieder einiges, so auch damals. Wir waren ab Montag im Bundessportheim Maria Alm/Hintermoos, gemeinsam mit drei weiteren Gruppen, einer großen Gruppe mit Behinderten, einer kleinen Gruppe Polizisten von einem Polizeisportverein in Wels/Oberösterreich sowie der 5. Klasse einer Mädchenschule im Osten Österreichs. Selbstverständlich waren die Mädchen für unsere 4.-Klasse-Buben am interessantesten (auch wenn sie um ein Jahr älter waren). Und so dauerte es auch nur bis zum Dienstag, dass Maxl am Abend zu mir kam und erzählte, dass sie zu zweit bei den Mädchen gewesen waren („nur am Gang, nicht im Zimmer!“) und die Leiterin der Mädchengruppe sie „ganz böse“ zurückgeschickt hatte. Kurz nach 22 Uhr, die Schüler waren alle in den Betten, kam die besagte Leiterin zu mir, erzählte mir von dem Vorfall und erklärte mir, dass sie nämlich eine besondere Schule seien, und ich die beiden Schüler noch einmal in den Vortragsraum schicken möge. Sie wollte, dass die beiden schriftlich festhalten, was sie bei den Mädchen wollten. Auch auf meinen Einwand hin, ich könne ihr das ebenso erklären, blieb sie bei ihrem Wunsch, und so holte ich die Maxls zur schriftlichen Stellungnahme (nicht ohne die Leiterin vorzuwarnen, dass einer der Maxls Legastheniker sei; sie meinte, das gäbe es sogar in ihrer besonderen Schule!). Das Ergebnis brachte, zumindest für mich, nichts Neues. Am späteren Abend saßen wir (ohne die Lehrer der besonderen Schule, die saßen vor den Mädchenzimmern) noch mit den Polizisten zusammen und erzählten von dem Vorfall. Die Polizisten hatten bereits davon gehört. Sie teilten uns lachend mit, dass die Leiterin bei ihnen deswegen Anzeige hatte erstatten wollen und zu ihrer Verblüffung nur ein Lachen geerntet hatte. Außerdem hatten die Polizisten gesehen, dass einige Mädchen im ersten Stock, als unsere Buben unten vorbeigegangen waren, ihre T-Shirts hochgezogen hatten. Ich behielt diese Information, zumindest vorläufig, für mich. Und noch etwas erfuhr ich: Angeblich war die Entspannungsstunde einer Behindertengruppe von der Tribüne aus mit dummen Sprüchen gestört worden. Aus Angst, das könnten unsere Schüler gewesen sein, sprach ich am nächsten Tag nach dem Frühstück bei der Gruppenleiterbesprechung (es musste ja die Aufteilung der Hallen und sonstiger Räumlichkeiten besprochen werden) die Leiterin der Behindertengruppe an. Diese beruhigte mich jedoch und sagte, es seien Mädchen (der besonderen Schule) gewesen. Inzwischen war es Mittwoch und ich hatte mehrmals pro Tag von der „besonderen Schule“ gehört. Ansonsten verlief der Tag friktionsfrei und wir gingen am Abend, auch schon Mittwochstradition, in die Sauna. Wir lagen nach dem ersten Aufguss im Ruheraum, als plötzlich zwei Mädchen mit Badetuch und Waschzeug in der Hand im Raum standen. Noch hatte ich nichts gesagt, da schien es ihnen doch mulmig zu werden und sie verschwanden wieder. Maxl gestand, dass er sie in die Sauna eingeladen hatte, und auf ihren Einwand, was der Lehrer sagen würde, gemeint hatte, das sei beim Fips kein Problem. Hier irrte er allerdings, wie ich ihm auch klarmachte. Als ich am Donnerstag zum wiederholten Male von der besonderen Schule hören musste, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und erzählte der Kursleiterin von den strippenden Mädchen im ersten Stock und den beiden verhinderten Saunabesucherinnen. Ihr Entsetzen war riesig. Das war doch unmöglich, hatte sie doch mit den Mädchen „einen Vertrag“ bezüglich ihres Verhaltens. Meine Zweifel hinsichtlich der Rechtsgültigkeit eines Vertrags mit 14- bis 15-Jährigen kam nicht wirklich an. Sie fragte mich, wie die Mädchen ausgesehen hatten, sie müsse das aufklären. Leider hatte ich immer schon ein miserables Personengedächtnis. Am Freitag war Abreise, alle Gruppen fast gleichzeitig. Und so bemühte ich mich, dass alle Schüler ihr Gepäck im Bus verstauten. Dann ging’s zurück ins Heim, wo ich vergeblich meine eigene Tasche suchte. Die hatte ich in dem ganzen Trubel stehen lassen. Sie war allerdings auch nicht mehr im Bundessportheim. Ein Anruf dort klärte mich auf, die Polizisten hatten sich schon gemeldet, dass sie eine Tasche zu viel mitgenommen hatten. Am Samstag fuhr ich auf einen Kaffee zu einer Polizeiwachstube in Wels. Abseits der Trainingshalle. 1990 hatten wir alle Nachwuchslandesmeistertitel im Volleyball errungen und das sollte noch eine erfreuliche Folge haben. In der Zeitung war zu lesen:
Im Herbst erhielt ich einen Anruf des Landessportbüros, in dem mir mitgeteilt wurde, dass alle erfolgreichen Sportnachwuchsmannschaften eine Einladung zur Schi-WM 1991 in Saalbach-Hinterglemm erhielten, so auch wir. (Der Hintergrund der Aktion war offensichtlich, dass die Buchungslage schlecht war und man eine WM „ohne Zuschauer“ befürchtete). Jedenfalls erhielten wir Quartier, Liftkarte für eine Woche und Eintritt zu allen Bewerben um (auch für damalige Verhältnisse) spottbillige öS 1000,-. Wir (die Juniorenmannschaft und ich) bekamen dankenswerterweise vom Direktor eine Woche unterrichtsfrei und verbrachten die zweite WM-Woche bei durchgängig strahlendblau-sonnigem Wetter in Saalbach. Zwei „Highlights“ sind mir noch besonders in Erinnerung. Das eine war ein sehr unerfreuliches: Kathrin Gutensohn, eine der Mitfavoritinnen im Super-G, stürzte genau an der Stelle, wo wir zusahen, und kam ziemlich schwer verletzt drei Meter vor uns zu liegen. Das andere war eine Gondelfahrt zu fünft (in der großen Gondel), zwei Schüler und ich mit dem damaligen Schweizer Nationaltrainer Karl Frehsner („der Eiserne Karl“ genannt) und Urs Lehmann, der zwei Jahre später Abfahrtsweltmeister wurde und jetzt schon lange Präsident des Schweizer Schiverbands ist ---------------------- Als es noch keine Mädchen im Vollinternat gab, hatte ich die Idee, auch mit den wenigen Mädchen Volleyball zu trainieren. Es waren in der 4. Klasse für damalige Verhältnisse unglaubliche sieben Mädchen, die meisten davon Lehrerkinder. Mit diesen sieben und meiner zweiten Tochter aus der 2. Klasse wollten wir versuchen, in der Volleyball-Schülerliga mitzuspielen. Die Mädchen steigerten sich jedoch dermaßen, dass wir völlig überraschend die Bezirksmeisterschaft gewinnen konnten und schließlich in der Endrunde der Landesmeisterschaften den hervorragenden 5. Platz erreichten. Erstmals hatten auch Mädchen aus dem Werkschulheim aufgezeigt, zur großen Verblüffung vieler damaliger Landesfunktionäre
---------------------- Aufgrund der beengten Platzsituation im Quartier (und von genügend Anmeldungen aus den unteren Klassen) fuhren wir einstmals nur mit Zweit- und Drittklasslern auf Volleyball-Trainingslager nach Maria Alm/Hintermoos. Dort war auch eine nette 3. Klasse, Mädchen einer niederösterreichischen Hauptschule, und so vereinbarten wir mit den Lehrern, am letzten Abend für unsere Drittklassler und Drittklasslerinnen eine Party zu veranstalten. Alles funktionierte auch bestens, um 21 Uhr machten wir vereinbarungsgemäß Schluss. Alle verließen den Partyraum, auch Maxi, der ein Mädchen an der Hand hielt, wie ich sofort bemerkte. Ich ließ mir aber nichts anmerken, und als Maxi bei mir vorbeikam, blieb er stehen und sah mich triumphierend an. Als ich weiter nicht reagierte, tippte er mich mit der freien Hand an und deutete dann auf seine andere Hand, die die Hand des Mädchens hielt. Nun musste ich natürlich anerkennend nicken, er hatte diesbezüglich sein erstes Erfolgserlebnis. Viele weitere sollten folgen, angeblich. Die Sportlerwahl. Schikurs auf der Rudolfshütte, ein Schifahren wetterbedingt unmöglich (siehe Kapitel Schikurs – „Urlaub“ für Lehrer). Da kam am dritten Tag ein Anruf von den Salzburger Nachrichten – was hatte es damit auf sich? Dazu muss man erklären, dass ich schon seit Wochen Stimmzettel für die Wahl zum Salzburger Sportler des Jahres sammelte (die gab es in den Salzburger Nachrichten zum Ausschneiden sowie in allen Filialen der Salzburger Sparkasse, die ich wöchentlich abfuhr). So kamen einige tausend Stimmkarten zusammen, die die Schüler fleißig ausfüllten, und zwar für Maxl, unseren Volleyballer aus der 5. Klasse. Und dann erreichte uns der Anruf. Maxl war unter mehr als 100 Bewerbern Fünfter geworden, die Zeitung benötigte dringend Fotos von ihm, denn die ersten Zehn der Wahl sollten in der Wochenendausgabe vorgestellt werden. Ein Fotoapparat mit Film (die Digitalfotografie war noch nicht erfunden) war bald gefunden und so fotografierten wir den Maxl in allen möglichen Lebenslagen (natürlich auch im Fitnessraum), übergaben den Film dann dem Liftwart, der ihn am Abend (für ihn wurde der Lift in Betrieb genommen) zur Talstation mitnahm. Dort wartete bereits ein SN-Redakteur, der den Film zum Entwickeln ins ca. 100 Kilometer entfernte Salzburg weitertransportierte. Am Samstag, wir waren vom Schikurs wieder zu Hause, lachte Maxl aus der Wochenendausgabe. Allerdings fing damit, zumindest für Maxl, der Stress erst richtig an. Er musste ja auch zur großen Sportlergala im Salzburger Kongresshaus und hatte große Angst davor, dort tanzen zu müssen (er war ja gerade mal 15 Jahre alt, der mit Abstand jüngste Geehrte) Ich las in der Zeitung, dass bei diesem Sportlerball auch ein Preis für jenen Verein ausgeschrieben war, der die meisten Mitglieder zur Gala brachte. Die Casino AG hatte dafür Jetons im Wert von 10 000 Schilling ausgelobt. Die mussten wir haben! Ich ging durch alle Oberstufenklassen und ermunterte sie, zur Sportgala zu gehen, und versprach, jedem die Hälfte der Eintrittskosten zu refundieren, sollten wir den Preis gewinnen. Natürlich hat’s funktioniert. Ich zahlte knapp die Hälfte des Geldes an die Schüler aus, der Rest fettete das Sportclubkonto auf
Bei der Gala schließlich marschierte Maxl tapfer in den Festsaal, am Arm einen der Stargäste des Abends, die damals frischgebackene Olympiasiegerin im Abfahrtslauf. „Marschiert“ ist in diesem Zusammenhang vielleicht etwas zu viel gesagt, er humpelte. Maxl hatte sein „Tanzproblem“ gelöst, indem er sich rechtzeitig vor der Gala den Knöchel gebrochen hatte. Vom Rasenbeachturnier zum Sportclubfest. Schon früh hatten wir die Idee, ein schulinternes Beachvolleyballturnier auf der Wiese des Heimgeländes zu veranstalten. Mit behelfsmäßigen Netzanlagen bauten wir zwei Felder auf und spielten eines Nachmittags ein Turnier. Die Begeisterung war groß und es war klar, dass wir das wieder machen mussten
Sport- und Wanderwochen. Das Turnerseelager. Eine Besonderheit des Werkschulheims: Es gibt, anders als in anderen Schulen, keine Wandertage. Als „Ersatz“ fährt dafür die gesamte Schule – ausgenommen die Achtklässler, die in dieser Woche in der Werkstatt ihr Lehrabschlussprojekt absolvieren – auf Lager- bzw. Wanderwoche. Die Unterstufe mit den 11- bis 14-Jährigen fährt geschlossen ins Zeltlager am Turnersee in Kärnten, die Oberstufengruppen führen mit ihrem Erzieher eine eigene Wander-, Sport- oder Kulturwoche durch. Diese Wochen tragen zum Zusammenhalt der Gruppen bei und haben einen unschätzbaren Wert für die soziale Entwicklung der Schüler und Schülerinnen. Im Unterstufenlager bauen die Schülerinnen und Schüler Koch- und Essstellen selbst auf. Früher wurden die Pfosten pfadfindermäßig mit Knoten verbunden (inzwischen geht das eher nach dem IKEA-Prinzip), dabei sahen vor allem die Essstellen teilweise alle nur bedingt ähnlich aus – Holzgestell, Plane drüber. Ich erinnere mich, dass einmal der Kollege neben meiner Gruppe eher abschätzige Worte für unsere Essstelle hatte, durch die tief heruntergezogene Plane musste man sich beim Betreten bücken, innen fast finster, Sitzpfosten unproportional hoch. Auch ich war am Tag des Aufbaus von unserer Bauleistung nicht gerade begeistert. Das änderte sich allerdings am nächsten Tag schlagartig, als die Nachbargruppe anfragte, ob sie vielleicht unter unserem Esszelt frühstücken könnte. In der Nacht war ein Gewitter mit Sturm und Regen über das Lager gezogen und hatte ihren „Designer-Essplatz“ unbrauchbar gemacht. Unsere tiefgezogene Plane hatte standgehalten
Ebenfalls Tradition hat auch das mittwöchige „Geländespiel“, bei dem die Schüler einen Plan bekommen und in Kleingruppen von Station zu Station wandern und jeweils kleine Aufgaben lösen. Am Schluss gibt es natürlich auch eine Siegerehrung. Einige Male hatte es kleinere Vorfälle mit Alkohol gegeben (ist natürlich besonders interessant in dem Alter – weil noch verboten). Deshalb war in einem Jahr ganz besonders darauf hingewiesen worden, dass bei Alkohol auch nur in geringsten Mengen für die Betroffenen sofort die Heimfahrt organisiert wird. Das Geländespiel war noch im Gange und es verbreitete sich schon die Nachricht, dass eine Schülergruppe Bier gekauft hatte. Angeblich waren auch Lehrerkinder dabei und mir wurde schon etwas mulmig, mein Sohn war auch mit im Lager. Doch welche Erleichterung, als schließlich bekannt wurde: Mein Sohn war nicht dabei! Die betroffenen drei wurden am Donnerstagvormittag verabschiedet und zum Zug gebracht. Ein anderes Ereignis am Turnersee hatte eine nachhaltige Auswirkung auf die Zukunft. Dazu muss zuerst erwähnt werden, dass seinerzeit täglich beim sogenannten Morgenappell neben diversen Ansagen vor versammelter Menge von der „Dienstgruppe“ die Fahne gehisst und diese beim Abendappell wieder eingeholt wurde. Eines dienstags musste der damalige Lagerleiter dienstlich für zwei Tage zurück in die Schule und so wurde – aus unerfindlichen Gründen (es war wohl Schicksal) – ich dazu auserkoren, die provisorische Lagerleitung zu übernehmen. Prompt vergaß ich am Abend auf den Abendappell und die Fahne blieb damit natürlich auch über Nacht hängen. Bei der abendlichen Besprechung, bei der wir mein Missgeschick entdeckten, zogen wir auch den logischen Schluss, dass wir am Mittwoch auf den Morgenappell verzichten konnten (die Fahne hing ja schon) Das war der Beginn einer neuen Ära: Fortan wurde die Fahne nur mehr zu Beginn des Lagers gehisst und am Ende eingezogen (inzwischen auch ohne eigene „Dienstgruppe“). Auch Versäumnisse können manchmal zu Weiterentwicklung beitragen. Von Hütte zu Hütte. Meine erste eigene Oberstufen-Wanderwoche stand unter keinem guten Stern. Geplant war mit meinen zwölf 15-Jährigen eine Bergwanderung von Obertauern von Hütte zu Hütte nach Schladming, ab der zweiten Hütte sollte uns ein Bergführer begleiten. So weit der Plan! Nach der ersten Übernachtung im Seekarhaus in Obertauern stiegen wir auf und kamen bald nicht nur in den Tiefschnee, sondern auch in dichtesten Nebel und fanden keinerlei Wegmarkierung mehr. Nach zwei Stunden Suche wurde mir die Sache zu gefährlich und wir gingen auf unseren eigenen Spuren zurück zum ersten Quartier, wo alles noch mit Humor hingenommen wurde und wir eine zweite Übernachtung buchten (und den Bergführer von unserer Verspätung unterrichteten; der wartete ja bei der nächsten Hütte) Tags darauf hatten wir herrlichen Sonnenschein, fanden auch den Weg sofort (wir waren am Vortag fünf Meter daneben gewesen, ohne ihn zu entdecken) und trafen problemlos in der nächsten Hütte ein. Ab nun allerdings gab es nur noch Schnee und Regen und wir kamen jeden Tag nass zur nächsten Hütte, die Stimmung sank zunehmend und nach fünf Tagen eskalierte die Situation. Wir hatten wieder besseres Wetter, das hatte allerdings den Nachteil, dass die Schüler unseren weiteren geplanten Weg sahen (einen relativ steilen Anstieg ohne Ziel in Sicht). So kam es am Vormittag zu langen Diskussionen, bis ich schließlich zu Mittag beschloss, nach einer Mittagsjause die ganze Tour abzubrechen und in den nächsten Ort abzusteigen. Ich war stocksauer. Ein 17 Kilometer langer Gewaltmarsch folgte (wir wussten ja nicht, wann der letzte Bus Richtung Heimat geht), aber niemand wagte ein Wort der Kritik (obwohl ich nur eine kurze Fünf-Minuten-Pause zuließ) Schließlich erreichten wir die Busstation in Maria Pfarr – 20 Minuten später fuhr der letzte Bus. Auch die Heimfahrt verlief ziemlich wortkarg. Im Hochgebirge. Meine nächste 5.-Klasse-Gruppe war großteils ziemlich sportlich und so hatten wir als Wanderwoche eine Woche in einer Hütte im Hochgebirge geplant, von wo wir mit einem Bergführer Touren auf die umliegende Berge machten (auch ein Dreitausender war dabei). Nur Moritz, weniger sportlich, hatte Bedenken, musste sich aber der Mehrheit fügen. Da der Aufstieg zur Hütte doch etwas weit war, hatten wir ausgemacht, dass wir beim Auf- und beim Abstieg jeweils auf halber Strecke in der Hütte/dem Bauernhaus von Maxls Großvater übernachten. Beim Aufstieg wurden wir auch herzlich empfangen, allerdings sah ich am Abend zufällig, wie der „Chef“ sein Gesinde (und da gehörte durchaus auch die eigene Familie dazu) zum Tagesrapport zitierte und den Tagesbefehl für die nächsten Tag ausgab. (Ich wunderte mich damals, dass alle sitzen durften und nicht knien mussten.) Am nächsten Morgen war Maxl schon in der Stube, als wir zum Frühstück kamen. Er sagte mir, dass er schon ab sechs Uhr früh im Stall hatte arbeiten müssen. Ich sprach daraufhin seinen Großvater an und teilte ihm mit, dass Maxl auf einer Schulveranstaltung sei und hier nicht als Arbeiter verwendet werden konnte. Das löste beim Großvater gerade mal ein Achselzucken aus. Wir stiegen auf die Hütte auf, trafen dort unseren Bergführer und erlebten einige wunderschöne, wenn auch teilweise anstrengende Tage. Schon am ersten Tag machten wir eine Elf-Stunden-Tour (inkl. Schneefeldrutschen), die alle an ihre körperlichen Grenzen brachte. Aber niemand jammerte, auch Moritz nicht!
Am letzten Tag bemerkte ich, dass Maxl offensichtlich Fieber hatte (auch wenn er selbst nichts gesagt hätte). Wir stiegen zur Hütte seines Großvaters ab und dort teilte ich diesem mit, dass Maxl sofort zum Arzt müsse (er hatte inzwischen über 39 Grad Fieber). Der jedoch meinte: „Der wird schon wieder von selbst!“ Da riss mir endgültig der Geduldsfaden und ich kündigte ihm an, dass ich, wenn er Maxl nicht zum Arzt bringen ließe, sofort die Rettung rufe. Damit ließ er sich herab und beauftragte einen „Lakaien“ damit, Maxl mit dem Jeep ins Tal zum Arzt zu bringen. Gott sei Dank, Maxl hat’s überlebt und ich nahm ihn, auch wenn er noch nicht ganz fit war, mit ins Internat, wo er in der Krankenstation keine Stallarbeit verrichten musste. Beim Treffen zum 25-jährigen Maturajubiläum sagte mir der nicht so sportliche Moritz, das sei sein beeindruckendstes Erlebnis in der Schule gewesen, weil er schließlich so stolz auf sich war, dass er das geschafft hatte. Die Gendarmen und der Amtsschimmel. Ich war mit meiner Gruppe von zwölf 16-Jährigen auf Segelwoche am Wörthersee. Die Woche ist problemlos verlaufen und wir feierten am letzten Abend den positiven Kursabschluss in einer Pizzeria. Anschließend wollten die Schüler noch allein fortgehen und wir einigten uns nach kurzer Diskussion auf Anwesenheit im Quartier um Mitternacht. Kurz vor 24 Uhr erschienen zwei Polizisten (damals hießen sie noch Gendarmen) mit zwei meiner Jungs und teilten mir mit, dass die beiden am Weg zum Quartier dabei beobachtet worden waren, wie sie einen Pack Zeitschriften vor einer Trafik – wie sie zur Rücksendung vor die Tür gestellt werden – mitgenommen hatten und, als er zu schwer geworden war, zwei Zeitschriften herausgenommen und den Rest unter einem Gebüsch entsorgt hatten
Ich zeigte mich natürlich sofort entrüstet und wurde nur noch informiert, dass ich am nächsten Vormittag in der Wachstube zu erscheinen habe. Die Schüler sahen auch ein, dass sie einen Unsinn gemacht hatten, für mich war der Fall damit – bis auf den nächsten Vormittag – erledigt. Da erschien ich zu meinem Canossagang auf der Wachstube, wurde gleich nett empfangen („Aha, das ist der von gestern Abend!“) und erhielt die Mitteilung, dass die beiden eine Anzeige zu erwarten hätten. Mein Einwand, dass ja kein Schaden entstanden ist und ob da der Aufwand nicht etwas zu groß sei, änderte am Ergebnis nichts. Ich durfte wieder ins Quartier gehen, um unsere Abreise vorzubereiten. Mit unserem Quartiergeber war ausgemacht, dass er uns das Gepäck mit dem Auto zum Bahnhof bringt, wir gingen den einen Kilometer zu Fuß. Auf dem Weg dorthin wurden wir plötzlich von einer Polizeistreife aufgehalten und darüber informiert, dass unsere Schüler auch unter Verdacht stünden, am Vorabend Mercedessterne abgerissen zu haben und unser Gepäck am Bahnhof durchsucht werden soll – ob wir damit einverstanden sind. Auf meine Frage, was wenn nicht, bekam ich zur Antwort, dass wir dann wahrscheinlich den Zug versäumen würden. Selbstverständlich waren wir einverstanden. Auf dem Bahnsteig begannen die Gendarmen sofort, die Gepäckstücke zu durchwühlen, nicht ohne dementsprechende Kommentare über die „heutige Jugend“. Gefunden wurde nichts außer einer Dose Bier, die ich meinem persönlichen Proviant einverleibte. Als sich jedoch unser Hauswirt von mir verabschiedete und mich dabei mit Herr Professor ansprach, änderte sich die Stimmung am Bahnsteig schlagartig. Die Gendarmen beendeten die Durchsuchung, entschuldigten sich bei mir („Wir müssen ja unsere Pflicht tun“), wünschten dem „Herrn Professor“ noch eine gute Heimreise und verschwanden schneller, als sie gekommen waren. Bis dahin hatte der Amtsschimmel nur gewiehert, jetzt galoppierte er los (seinen wahrscheinlichen Weg versuche ich nachzuvollziehen) Die beiden Anzeigen gingen von der besagten Wachstube ans Bezirksgericht (BG) Klagenfurt, von dort ans Landesgericht (LG) Klagenfurt, weiter zum LG Salzburg sowie ans BG Salzburg, zuständig für Schüler Maxl 1, der aus der Stadt Salzburg war. Maxl 2 aber war aus Braunau und so ging es für ihn also weiter zum LG Linz, weiter zum BG Braunau. Dort wurde aber festgestellt, dass Maxl 2 seine Zeit im Internat in Ebenau bei Salzburg verbrachte, sodass der Vollzug der Anzeige delegiert werden musste. So ging es auf dem gleichen Weg wieder zurück bis zum LG Salzburg, wo sich die beiden Anzeigen wieder trafen und an das für Ebenau zuständige BG Thalgau weitergeleitet wurden. So waren inzwischen mehrere Monate Zeit vergangen und viele (damals noch) Schilling an Kosten angefallen, bis der Bezirksrichter von Thalgau die beiden Missetäter eines Vormittags in das Gemeindeamt der Nachbargemeinde Faistenau bestellte, wo einmal im Monat bezirksrichterlicher Amtstag war. Dort wurden sie verwarnt, ansonsten wurde das Verfahren aber wegen nicht vorhandenen Schadens eingestellt. Was für die beiden blieb, war ein unterrichtsfreier Vormittag als Belohnung!?! Radwanderwochen. Ich erinnere mich an viele nette Erlebnisse bei diversen Radwanderwochen wie zum Beispiel an jenes, als die Schüler in Kleingruppen selbstständig zum nächsten Treffpunkt fuhren und auch alle dort ankamen. Fast alle, denn die Gruppe mit meiner Kollegin fehlte. Schließlich rief diese mich an und teilte mir mit, dass das Rad eines Schülers defekt sei und ich ihn mit dem Kleinbus holen möge. Wieder einmal erwies sich der Bus als sehr hilfreich. Ich fragte meine Kollegin, wo ich den Schüler abholen solle, fand allerdings auf meiner doch sehr genauen Karte den angegebenen Ort lange nicht. Erst nachdem ich meine Suche auch auf Gebiete abseits der geplanten Strecke erweitert hatte, war ich erfolgreich. Die Gruppe hatte sich völlig verfahren und fuhr schließlich um mindestens 40 Kilometer weiter als alle anderen. Der Kollegin machte das als geübter Radfahrerin und Marathonläuferin wohl nichts aus, doch die Schüler wirkten bei ihrer Ankunft teilweise ziemlich fertig. Aber keiner beschwerte sich, wenn auch herauskam, dass die Kollegin „schuld“ war. Sehr nett drückte das Maxl aus, als er mich am Abend fragte: „Könnte es sein, dass Frau K.s Kondition besser ist als ihr Orientierungsvermögen?“ Böse Lehrerzungen behaupteten später, dass es womöglich Absicht der Kollegin war, weil ihr die Etappe zu kurz war. Bei dieser Gelegenheit noch ein paar Nebenbemerkungen zu den Radtouren: Bei meiner ersten derartigen Woche – einer Oberösterreichrundfahrt – musste ich wegen einer Verletzung mit einem Begleitbus fahren, in dem auch das Gepäck der Schüler mitgeführt wurde. Dies hat sich sehr bewährt, insbesondere auch, da ich damit flexibler auf Unvorhergesehenes wie Unfälle, Verletzungen … reagieren konnte. Auch konnten die Schüler in individuellen Kleingruppen fahren (jeweils bis zu einem festgelegten Zwischenziel) und ich konnte eventuelle „Verirrungen“ leichter aufspüren und korrigieren. Allerdings vermehrte sich mit der Zeit auch zunehmend Kritik, dass das nicht den Vorschriften bezüglich Aufsichtspflicht entspricht. Nach herrschender ministerieller Vorgabe müssten zwei Personen (eine vorn, eine hinten) eine lange Schlange von Rad fahrenden Jugendlichen begleiten. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie diese 100 Meter lange Kolonne auf einer Landstraße von einem Auto (oder gar LKW) überholt wird. Meiner Meinung nach wäre so eine Vorgangsweise grob fahrlässig. Aber Vorschrift ist Vorschrift (zumindest in der Theorie), eine jener Vorgaben, die immer mehr junge Lehrerinnen und Lehrer aus Angst auf Privatinitiativen verzichten lassen. Die oben beschriebene Art hat bei allen meinen Radwochen funktioniert (auch wenn es schon mal einen Nasenbeinbruch gegeben hat). Aber selbstverständlich ist für alle diese Unternehmungen eines extrem wichtig: Das Vertrauen untereinander muss zu 100 % gegeben sein, ich muss mich als Verantwortlicher voll auf meine Jungs (und inzwischen auch Mädels) verlassen können. Und das konnte ich immer! Schikurs – „Urlaub“ für Lehrer. Kurz vor der Abfahrt zum Schikurs kam einmal eine Mutter zu mir und verabschiedete sich mit den Worten: „Schönen Urlaub, Herr Huber!“ Und sie hat es nicht einmal bös gemeint. Dennoch bot ich ihr an, statt mir „auf Urlaub“ zu fahren, worauf sie sich entschuldigte, es sei ja nicht so gemeint gewesen. Und doch ist das in den Köpfen vieler Eltern (oder auch Journalisten) drinnen. So gesehen fast unverständlich, dass viele Schulen große Schwierigkeiten haben, Begleitlehrer für Schikurse zu finden. Hier ein Schikurs aus meiner Erinnerung, bei dem Kollege V. die viel zitierte Gesäßtaschenkarte gezogen hatte. Es begann damit, dass ein Lehrer gesucht wurde, der den Einzelunterricht für einen totalen Anfänger übernahm. Und der junge Kollege V. meldete sich freiwillig, was er schon bald bereute. Es war nicht nur psychisch, sondern auch körperlich harte Arbeit, da der Schüler wesentlich leichter umfiel, als dass er wieder auf die Beine kam. Aber der Schüler hatte auch kreative Ideen, um bei Kräften zu bleiben. Er war inzwischen schon so weit, dass er mit dem Sessellift fahren konnte, und bei einer der Fahrten packten Kollege V. und er die Jause aus. Es gab für jeden eine Wurst- und eine Käsesemmel. Der Schüler fragte vorsichtig an, ob Kollege V. nicht auch der Meinung sei, dass eine Wurstsemmel mehr Kraft gebe als eine Käsesemmel. Kollege V. aß an diesem Tag zwei Käsesemmeln. Letzter Abend, Kollege V. war um Mitternacht zur Kontrolle dran. Als er gerade durch ein Stockwerk ging – alles war ruhig – läutete plötzlich in einem der Schülerzimmer ein Wecker, der auch nicht abgestellt wurde. V. betrat das Zimmer, stellte den Wecker ab und außerdem fest, dass der zugehörige Schüler nicht in seinem Bett war. Die Befragung seines Zimmerkollegen ergab schließlich, dass Maxl auf der Piste eine junge Einheimische kennengelernt hatte und wahrscheinlich zu ihr gegangen war. Er wusste auch, wo das Mädchen wohnte, eine 14-Jährige mit Wohnung im Elternhaus mit eigenem Zugang. Die anschließende Suche war schließlich erfolgreich, Maxl wurde in der Unterhose aus dem Kasten im Zimmer des Mädchens „befreit“. Er hatte in der Aufregung ganz auf den Wecker vergessen
Bei der Abreise am nächsten Tag kam auch Maxls Freundin zur Verabschiedung. War wahrscheinlich wirklich die große Liebe! ---------------------- Ganz andere Probleme und Aufregungen hatten wir bei einem Schikurs im hochalpinen Gelände. Am ersten Tag ging es noch wunderbar, ab dem zweiten Tag allerdings war es so stürmisch, dass ein Verlassen des Quartiers völlig unmöglich war. Und das sollte noch zwei Tage so weitergehen. So mussten an die 100 Jugendliche (es waren damals drei Jahrgänge gemeinsam auf Schikurs) den ganzen Tag beschäftigt werden. Die hausinterne Kletterwand war der Renner, ansonsten Fitnessraum, Kartenspielen, Sauna … – wieder nicht wirklich Urlaub! Segel-/Surfkurse. Segel- und Surfkurse waren immer schon sehr beliebt, besonders jene am Neusiedlersee. Beste Windverhältnisse, angenehmes Klima, alles bestens – bis auf eines. Wir waren am Mittwoch von der Segelschule zum Grillabend eingeladen und fuhren die zwei Kilometer vom Quartier mit dem Rad (wir hatten alle die Fahrräder mit). Das Grillen war sehr nett, allerdings war es nicht einfach, so eine Grillwurst auch zu essen. Tausende Gelsen setzten sich auf die Wurst, nach dem Verscheuchen musste man sehr schnell abbeißen, um halbwegs gelsenfrei essen zu können. Die Heimfahrt, es war bereits finstere Nacht, war ohne Sonnenbrille praktisch unmöglich, solche Gelsenschwärme attackierten das Gesicht. In den Zimmern begannen die Schüler, die Gelsen mithilfe von Haarsprays und Feuerzeug abzufackeln (wurde natürlich strengstens verboten) Meinen nächsten Segelkurs einige Jahre später organisierte ich im Salzburger Land. Ebenfalls sehr nett, viele Freizeitangebote, allerdings eine ganze Woche lang kein Wind. Und so nahm ich beim nächsten Mal das Angebot eines Schulsportveranstalters an und fuhr mit meiner Gruppe nach Rovinj/Kroatien zum Segel- und Surfkurs. Alles passte bestens, unsere Quartiere waren in verschiedenen Bungalows auf einem großen Gelände am Strand, die Kurse verliefen ohne Probleme
Einen außerplanmäßigen Vorfall gab es allerdings. Am Mittwoch hatte Maxl Geburtstag und ich besorgte zwei Flaschen Sekt und lud die Gruppe auf meine Terrasse zum Anstoßen ein. Es war auch ein netter Abend und wir verabschiedeten uns um ca. 22:30 Uhr zur Nachtruhe. Knapp nach ein Uhr früh wurde an meine Tür geklopft, einer aus meiner Gruppe erzählte mir, was passiert war. Drei Mädchen konnten noch nicht schlafen und begaben sich auf einen Spaziergang im Gelände. Dabei trafen sie am Strand auf eine Gruppe junger Einheimischer, die sie auch gleich auf Getränke einlud. Susi kippte irgendwann bewusstlos um und war nicht mehr zu wecken. Ob sie etwas in ein Getränk gemischt bekommen oder einfach zu Hochprozentiges erwischt hatte (eher unwahrscheinlich, weil gerade sie als Leistungssportlerin kaum etwas trank), konnte nicht wirklich herausgefunden werden. Jedenfalls wussten die beiden anderen Mädchen keinen Rat und riefen die Burschen zu Hilfe. Die kamen auch sofort und trugen Susi in ihr Zimmer, wo sie sie in Seitenlage (!) ablegten. Da sie sie aber auch dort nicht wach kriegten, bekamen sie es doch mit der Angst zu tun und holten mich aus dem Zimmer. Ich konnte jedoch auch nur feststellen, dass Susi regelmäßig atmete, ansonsten aber nicht ansprechbar war. Die beiden anderen Mädchen versprachen, auch angesichts ihres schlechten Gewissens, die restliche Nacht bei Susi zu wachen und mich im Bedarfsfall zu holen. So geschah es auch. In der Früh war Susi wieder klar und konnte auch am Kurs teilnehmen. Meine Standpauke an die Gruppe betraf das unerlaubte „Entfernen von der Truppe“, allerdings nicht ohne auch darauf hinzuweisen, dass ich das Verhalten nach der „Tat“ für sehr reif erachtete. Die restlichen Tage gab es keinerlei Vorfälle mehr. Die Segeltörns. Zwei Mal hatte ich die Gelegenheit, als Abschlussfahrt mit Siebtklasslern einen Segeltörn an der oberen Adria zu machen. Andi, ein ehemaliger Schüler (und „professioneller“ Skipper), hatte mir schon seinerzeit angeboten, mir einen Segeltörn an der Adria zu organisieren, wenn ich eine „passende“, sprich zuverlässige Gruppe dafür habe. Und so haben wir das auch gemacht. Er hat zwei weitere Skipper organisiert, die ebenfalls gratis mitgefahren sind (beim zweiten Mal war sogar einer davon ein weiterer ehemaliger Schüler), und so sind wir in Pula mit drei Booten mit jeweils fünf Schülern ausgelaufen. Die Schüler mussten alle Arbeiten am Boot erledigen, vom Navigieren über das Steuern bis zum Kochen und Ausleeren der Toilette (zur Einschulung hatten im Vorjahr alle den Segel-Grundschein gemacht, und vor der großen Fahrt gab’s auch noch theoretische Einschulungen zu Hause)
Jedenfalls war es ein einmaliges Erlebnis, von dem heute noch alle Teilnehmer mit Begeisterung erzählen. Besonders das einzige Mädchen war total glücklich, hätte sie doch fast nicht mitfahren können. Sie hatte sich den Knöchel gebrochen und einen Gips bekommen. Für die letzte Spitalskontrolle sagte ich ihr, sie solle auf alle Fälle auf Kunststoff statt Gips beharren. Sie schaffte es und konnte doch noch mitfahren. Bei diversen Landausflügen waren notfalls die Kollegen behilflich
Anhang. Aus dem Mathe-Unterricht 1
Aus dem Mathe-Unterricht 2
Aus dem Mathe-Unterricht 3
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