Misstrauen
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Florian Mühlfried. Misstrauen
Inhalt
1. Misstrauen gegen das Misstrauen* Postfaktizität
Vertrauenskrisen
Misstrauensarbeit
Umwertung
Spektrum
Worum es geht
2. Die emanzipatorische Kraft des Misstrauens*
Stigma und Ausgrenzung
Der lange Sommer des Misstrauens
Gegenläufigkeit
Liberale Tradition
Demokratische Tradition
Revolutionäre Tradition
Verdrängung
3. Misstrauische Begegnungen der unheimlichen Art*
Der Fremde
Gastfreundschaft
In der Misstrauensmaschine
Spiel des Misstrauens
Verdoppelung
Aktives Misstrauen
Kultivierung von Komplexität
4. Die tödliche Kraft des Misstrauens*
Gesetz des Misstrauens
Ermächtigung
Todeskulte
Erlösungen
Vereinfachungen
5. Das Prinzip Misstrauen* Das Misstrauen, das die Welt rettete
Künstliches Misstrauen
Infektionen
Dispositive
Literaturhinweise, Zitatnachweise und Quellen
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Zum Autor
Veröffentlichungen
Über dieses Buch
Hinweise zur E-Book-Ausgabe
Отрывок из книги
Florian Mühlfried
Vom Wert eines Unwertes
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Als Abwesenheit wird Misstrauen dort lokalisiert, wo Attribute von Vertrauen fehlen. Einen Grund hierfür bietet die Bedeutung des Wortes selbst. Die Vorsilbe »miss« bringt, ähnlich wie das englische »mis« in »mistrust« oder »dis« in »distrust« einen Kontrast, einen Gegensatz, einen Mangel zum Ausdruck. Das Fehlen von Vertrauen führt aber eher zu Angst oder Indifferenz und damit zu passiven Haltungen, die nicht mit Misstrauen zu verwechseln sind. Misstrauen hingegen ist eine Haltung des Engagements, die ihren Ausdruck in »defensiven Vorkehrungen« (Luhmann) findet. Im Gegensatz zu Vertrauen wird nicht mit einem glücklichen Ausgang gerechnet, sondern das Scheitern ins Kalkül gezogen. Um die Folgen eines möglichen Scheiterns abzumildern, werden alternative Handlungsoptionen in Stellung gebracht und Vorkehrungen für den Ernstfall getroffen. Misstrauen verhindert Handlungen also nicht, sondern ist Arbeit. Das Verständnis von Misstrauen als Abwesenheit ist mithin ein Missverständnis.
Verständlich wird dieses Missverständnis nur dann, wenn es in seiner negativen Setzung als Problem gesehen wird. Im Gegensatz zu dem eng verwandten Zweifel, der von dem Philosophen René Descartes (1596–1650) als höchster Wert bei der systematischen Gewinnung wahrer Erkenntnisse angesehen wurde, wird Misstrauen kein erkenntnisfördernder, kein heuristischer Wert zugesprochen (mit Ausnahme von Nietzsche). In therapeutischen Mediationen wird daran gearbeitet, Misstrauen zu überwinden, um Kooperation und Zusammenhalt bzw. Kohäsion zu ermöglichen. »Wo Es war, soll Ich werden«, heißt es in der Psychoanalyse, hier könnte es dementsprechend heißen: »Wo Misstrauen war, soll Vertrauen werden.« Im Wirtschaftsleben gilt das Misstrauen der Belegschaft als ernsthafte Funktionsstörung. Etliche Ratgeber zeigen den Weg zum »Vertrauen als Schlüssel zum Führungserfolg«.
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