Teilen und Haben
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Franca Parianen. Teilen und Haben
Отрывок из книги
Zum Buch
Teilen heißt überleben, zumindest aus Sicht der menschlichen Evolution. In unserer stürmischen Entwicklung war die Verteilung von Arbeit, Wissen und Risiken unsere größte Stärke und zugleich einzige Chance. Bis heute prägt sie Gehirn und Gesellschaft – vom solidarischen Sozialstaat über die Lust, Informationen zu tauschen (oder Katzenfotos), bis zur komplexen Arbeitsteilung in jedem Lebensbereich (vor allem WG-Küchen). Was aber, wenn Teilen nicht mehr als Grundbedingung gilt, sondern nur noch als Verlustgeschäft? Wenn Besitz das Gleichgewicht aus Kosten, Nutzen und Risiken kippt? Und wenn dabei alles, was wir einst geteilt haben – ob Bildung, Nahrung oder Care-Arbeit–, als Erstes unter den Tisch fällt? Weltweit wehren sich immer mehr Menschen gegen Ungleichheit und Ausbeutung. In der Krise und an den Grenzen unserer Ressourcen wird Verteilungsgerechtigkeit wieder zur Überlebensfrage. Franca Parianen zeigt: Wenn wir eine Zukunft haben wollen, müssen wir die verlorene Kunst des Teilens schleunigst wiederentdecken.
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Der Kampf um die Verteilung der Erde ist in vollem Gange, und wir können nicht mal behaupten, man habe uns nicht gewarnt. Die meisten Konflikte schwelen schon lange, begleitet von ausdrücklichen Vorwarnungen durch Wissenschaft, Aktionstage und den ein oder anderen Glückskeks. In Deutschland gab es das erste Beben ja schon ein Jahr vorher, als die komplette Jugend beschloss, ein fünfzigminütiges Video zu gucken, in dem ein Youtuber namens Rezo erst Ungleichheit und dann den Klimawandel erklärt, ehe er den Regierungsparteien Untätigkeit in beidem vorwirft. (In gewisser Weise ist es ein Thema, denn die reichsten 1 Prozent besitzen nicht nur mehr als die untere Hälfte, sie verbrauchen auch mehr als doppelt so viel CO2.) Konnte ja keiner ahnen, dass sich das Thema mit der Antwort »Hey Rezo, du alter Zerstörer« und einem 11-seitigen Antwort-PDF der CDU nicht erledigen lässt.
Unser Verteilungsproblem ist nichts Neues, aber als plötzlich die Nudelregale leer sind, sind wir dann doch überrascht. In dieser Form haben wir es wirklich nicht kommen sehen. Eine Pandemie müsste eigentlich gar keine Verteilungskonflikte verursachen, denn das Einzige, was da verteilt wird, sind Viren, und die will per Definition keiner haben. Aber am Ende tut sie’s natürlich doch, und das nicht nur, weil abstrakte Verteilungsfragen sehr greifbar werden, wenn plötzlich Desinfektionsmittel alle sind. Vielmehr, weil aus den Rissen im sozialen Gefüge plötzlich tiefe Gräben werden.
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