Anne Bonny - Piratenkönigin der Karibik
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Franjo Terhart. Anne Bonny - Piratenkönigin der Karibik
Anne Bonny ‒ Piratenkönigin der Karibik
Faszination Anne Bonny – Faszination Piraten
Der Skandal. Cork, Irland, März 1700
Neuengland – gelobtes Land jenseits des Meeres
Siedler für Karolina gesucht
Captain Kidd – ein Pirat als Abschreckung für alle Anständigen
Die transatlantische Überfahrt
Der westindische Freibeuter
Charles Town, Südkarolina
Die Indianer
Reichtum durch Sklaven
Charley Vierfeder – Anne Bonnys Lehrmeister
Clara
Geschäfte mit Piraten
James Bonny
New Providence – El Dorado der Piraten
Leben unter Piraten
Ed Teach, genannt Blackbeard, und der vornehme Stede Bonnet
Calico-Jack – Anne Bonnys Lebensgefährte
Leben auf einem Piratenschiff
Woodes Rogers und die königliche Amnestie
Anne Bonny und Gouverneur Rogers
Seemann »Mary Read«
Piratinnenstreiche
Das Ende des teuflischen Blackbeard
Piratenhatz
Angriff auf Nassau
Gefangen!
Der Prozeß von Anne Bonny und Mary Read
Spekulationen über Anne Bonnys Schicksal
Glossar
Anne Bonnys Zeitgenossen – berühmte Piratenkapitäne Westindiens
Literaturverzeichnis
Über Anne Bonny ‒ Piratenkönigin der Karibik
Anmerkungen
Отрывок из книги
Franjo Terhart
Sie lebte ein gutes Jahrhundert später als ihre zumindest in Irland berühmtere Piratenschwester Grace O’Malley. Zudem waren Anne Bonnys Jagdgründe wärmere Gewässer und die mit Palmen übersäten Inseln der Karibik. Damals, als mir Paddy aus Cork, mit fast zahnlosem Mund stolz von Anne Bonny erzählte, nahm ich mir vor, mich mit dieser anderen Piratenkönigin eines Tages näher zu befassen. Im Laufe der Zeit sammelte ich peu à peu Material über ihre seeräuberischen Aktivitäten und war dabei mehr und mehr von ihrem »Lady’s touch« fasziniert – ihren ausgefallenen Tricks, mit denen sie selbst gestandene Männer aufs Kreuz legte, um an ihre Schiffe und Schätze auf See zu kommen. Daß sie dies ein paar Jahre lang im Verein mit einer anderen Piratin tat, nämlich mit Mary Read, machte die ganze Sache für mich noch spektakulärer, weil die beiden Frauen in einem absolut von Männern beherrschten Jahrhundert agierten. Zudem weckte ein Zitat der amerikanischen Schauspielerin, Rennfahrerin und Flugzeugpilotin Jill St. John meine Aufmerksamkeit. In den fünfziger Jahren stellte die Amerikanerin in einem Film eine Piratin dar und äußerte sich über Anne Bonny wie folgt:
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Hans Leip hat diese irreale Sehnsucht des sowohl verschreckten als auch faszinierten Kleinbürgers so ausgedrückt: »Befassen sich neuere Schriftsteller mit dem Thema Freibeuterei, ist ihnen meist der soziale Untergrund reizvoll, die historische Unumgänglichkeit, der frühdemokratische Einschlag, die gelegentlich anarchistische oder sektierische Gegebenheit und die einzelnen Typen in ihrer Brutalität, Abseitigkeit oder Verstiegenheit. Und dieses alles auf dem gewaltigen Gefilde der See. Das Malerische kommt hinzu und das Schwierige, die Weltabgeschiedenheit vergangener Segelschiffahrt, auch der Hauch Romantik, der um das scheinbar freie Seeräuberleben geistert, das Glitzern geheimnisvoller Münzen und Kleinodien, die Verschwiegenheit und exotische Pracht der Zuflüchte auf tropischen Inseln, das wild Verschwenderische dort, die Orgien und Ränke, die höllischen Selbstherrlichkeiten und was alles sich das nach Unerhörtem begehrliche zivile Herz aus alten Verhinderungen oder Sehnsüchten heraus ins unerfüllte Tagebuch schreibt.« 3 )
Aber die Betrachtung des karibischen Seeräubertums ist auch noch aus einem anderen Grund interessant und eines der faszinierendsten Kapitel der amerikanischen Geschichte. Denn, will man ehrlich sein, so sind die westindischen Freibeuter, sind Männer wie Blackbeard, Bonnet, Bartholomew und Frauen wie Anne Bonny und Mary Read die ersten Amerikaner im modernen Sinn des Wortes. Warum? Weil sie sich früher als andere von ihrem Mutterland England losgelöst haben, um etwas Neues und Eigenständiges zu gründen. Piratenkolonien nannten und nennen es die Bürger abwertend bis heute, aber gerade dieses Moment des Außerstaatlichen stellte für die bürgerlichen Zeitgenossen der Piraten das eigentliche Verbrechen dar – wie wir noch sehen werden. Dabei war diesen Outlaws immer gegenwärtig, was ihnen blühte, wenn man ihrer habhaft wurde. Der Strick war dabei noch das freundlichste Schicksal. Ein Beispiel dafür ist das Todesurteil von Stede Bonnet. Er würde im Hafen von Charles Town öffentlich gehängt, obwohl er um Gnade gefleht und in seiner Verzweifelung sogar an den Gouverneur geschrieben hatte. In seinem Brief teilte er diesem mit, daß er, falls man ihn begnadige, sich unfähig machen würde, das Piratenleben je wieder aufzunehmen, indem er alle seine Gliedmaßen vom Körper trennen und nur die Zunge behalten werde, um ständig voller Reue den Herrn anzurufen und zu ihm zu beten. Das Angebot der Selbstverstümmelung hat ihm nichts genutzt. Ein gefangener Pirat wurde von der damaligen Justiz immer auf grausamste Weise ums Leben gebracht.
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