Alles und Nichts – da gehen sie hin
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Frank Schiewer. Alles und Nichts – da gehen sie hin
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Bild 2: pixabay.com © Activedia, Bild 4, 5, 6, 7, 8, 10, 12: pixabay.com © Wortflow,
Vorwort. Nein, der Titel dieser Betrachtungen ist kein Schreibfehler. Zwei Gegensätze, wie sie krasser nicht sein könnten, sie werden üblicherweise durch das Wort „oder“ miteinander verbunden. Das entspricht dem Dualismus, der das menschliche Denken von jeher prägt. Unser Verstand kann uns alle Erscheinungen nur durch ihr Gegenteil erklären; „heiß“ durch „kalt“, „jung“ durch „alt“, „klug“ durch „dumm“, „hell“ durch „dunkel“, „richtig“ durch „falsch“ und so weiter. Dabei sind es nur konträre Formen ein und desselben Betrachtungsobjektes – in den genannten Beispielen von Wärme, Zeit, Geist, Licht und Wahrheit. Was aber passiert, wenn sich unser Verstand und mit ihm unser Ego auflöst? Was, wenn der Dualismus verschwindet? Wenn „Alles“ „Nichts“ ist? Darüber möchte ich einige Überlegungen anstellen, die sich mir aufgedrängt haben, seit ich weiß, dass ich ein spirituelles Wesen bin. Ausgelöst wurde diese durch drei Ausbildungen zum Chi-Therapeuten bei meinem hochgeschätzten Meister Yogi Vidyananda, durch das Lesen einiger kluger Bücher von Seneca, Goethe, Schopenhauer, Osho oder Castaneda und durch vermeintlich kleine Ereignisse in meinem Leben. Ich bin Diplomingenieur für Maschinenbau und somit ein Naturwissenschaftler. Das Studium an der Uni Rostock erforderte ein hohes Maß an rationalem Denken und Logik. Es galt, Zusammenhänge zu erkennen und zu beweisen, wollte man erfolgreich sein. Jetzt stellt sich die Frage, ob sich da nicht gerade ein Widerspruch auftut zu Spiritualität und dem Glauben an das Göttliche. Aber da wären wir wieder beim Dualismus. Der Antagonismus von Wissenschaft und Glaube ist aus meiner Welt verschwunden. Beides sind Erscheinungsformen der Erkenntnis, und nur ihr widme ich die folgenden Ausführungen, die mich unweigerlich auf Spurensuche schicken. Ich begebe mich in den kommenden drei Wochen auf eine investigative Forschung nach Erleuchtung. Folgende Thesen haben mich beim Schreiben angetrieben:
Der Weg des Yoga. Zwei Wege führen zum Höchsten, was wir auf Erden erlangen können. Zur spirituellen Explosion. Die hatte ich ja bereits umschrieben mit dem allumfassenden Erwachen, der Vollendung der Seele, der Einkehr ins Nirwana, ins Himmelreich, in die Unendlichkeit oder in die Unsterblichkeit. Mit einem Wort: zur Erleuchtung. Ein Weg davon ist Tantra, die völlige Hingabe. Eine Technik. Wem diese totale Hingabe mitgegeben wurde, dem genügt zum Erwachen eine Meditationstechnik, derer es laut dem Vigyan Bhairav Tantra einhundertzwölf gibt. In „Das Buch der Geheimnisse“ von Osho kann man sie nachlesen. Es lohnt sich. Der Weg, den ich jetzt beschreiben will, ist der Weg des Yoga. Yoga ist Kampf. Es geht, ganz kurz gesagt, darum, Körper und Geist über die Atmung zu vereinen. Der Yogaweg hat acht Stufen (Ashtanga – der achtgliedrige Weg). Aufgeschrieben im Yoga Sutra von Patanjali vor zirka zweitausend Jahren (ist nicht genau überliefert) Die Qualität der aus diesem ganzheitlichen Weg resultierenden Erkenntnisse wird durch klares Sehen und vollständig richtiges Verstehen gekennzeichnet (nirodha) Yoga ist im Westen stark in Mode gekommen, allein in Deutschland praktizieren es über zwei Millionen Menschen. Es gibt viele Stilrichtungen, beispielsweise Kundalini, Ashtanga, Vinyassa, Yin, Bikram, Kriya oder das bekannteste, das Hatha Yoga. Erst mit dem Hatha Yoga kamen die Körperübungen, die Asanas. Zuvor gab es im Yoga nur eine Haltung; den Lotussitz. Den kann aber längst nicht jeder ausführen, ich schon gar nicht, und deshalb wurden über Jahrtausende die heute bekannten Haltungen und Übungen hinzugefügt. Diese haben nur ein Ziel; der Übende muss dahin gebracht werden, lange Zeit und ohne Anstrengung mit geradem Rücken zu sitzen. Ich selbst gebe auch Yogakurse, seit etwa zwölf Jahren. Der Auslöser dazu war banal. Wir hatten in unserem Fitnessstudio auch Sport auf Rezept, den ambulanten Rehabilitationssport nach § 64 SGB, etabliert und eigens einen Verein dafür gegründet. Dieser Sport darf laut Rahmenvereinbarung mit den Kostenträgern nur in Kursform angeboten werden. Wir hatten zu der Zeit nur eine Dame für den Kursbereich und uns mit ihr überworfen. Daraus klüger geworden, beschloss ich, selbst Kursleiter zu werden, nicht nur für Wirbelsäulengymnastik, auch für Yoga. Ich nahm seit 2005 alles mit, was ich an Ausbildung und Fortbildung bekommen konnte, und besitze heute zwei DOSB Lizenzen für Sport in der Prävention und in der Rehabilitation sowie ein Zertifikat als Yogalehrer. Die Qualität dieser Schulungen war nicht immer die höchste, hervorheben möchte ich einen Workshop mit Brian Kest, dem Erfinder des Power Yoga in Hamburg, und einen zum Thema „Die Hüfte“ in Hagenow bei Meister Vidyananda, der damals noch Rainer Kersten hieß. Gerade dieser Kurs, der so genial war wie nichts, was ich davor kannte, hat mich neugierig gemacht auf seine Lehre vom Chi, im Yoga nennt man es Prana. Es war mein Einstieg in die Welt der Energielehre und der Meditation, ausgelöst durch eine fehlgeleitete Mail in meinem Spamordner, den ich selten öffne. Zufall? Niemals! Ich gebe auch heute noch neun Kurse pro Woche im Asana Gesundheitssport in Schwerin, meiner aktuellen Firma. Meine Mitarbeiter und ich sind erfolgreich, die Firma grundsolide. In den Yogakursen versuche ich, meine Teilnehmer/-innen nach und nach für die Atmung und die Meditation zu sensibilisieren, ohne dabei Techniken weiterzugeben, die nur ein Meister lehren darf, beispielsweise die Paternosteratmung. Die kommt bei Osho nicht vor – okay, ist ja auch kein Yoga. Das Yoga (eigentlich „der“) übrigens ist viel mehr als Gymnastik, es ist auch keine Religion. Es ist eine Lebensphilosophie. Es ist ein Weg nach innen, zu unserem wahren Selbst. Wir stellen nach und nach fest, dass sich unsere Wertvorstellungen und somit auch unser Verhalten uns selbst und der Welt gegenüber ändern. Nun aber weg von meinen Befindlichkeiten, hin zu Patanjali (ca. 400 Jahre nach Christus) und der ersten von acht Stufen. YAMA – die Haltung gegenüber der Umgebung. An dieser Stelle könnte ich die zehn Gebote anführen, die allerdings geben zumeist vor, was man nicht tun sollte. Deshalb bemühe ich meine eigenen Gedanken und beginne mit der Achtung. Schon den Eltern und ihrem Lebenswerk gebührt lebenslange Achtung. Auch wenn sie nicht immer alles richtig und schon gar nicht nach unserer Auffassung gemacht haben, so haben sie unser Leben doch erst ermöglicht, uns ernährt, uns umsorgt, uns nach bestem Wissen und Gewissen erzogen und vor allem haben sie uns geliebt. Vielen Familien, die heute zerrüttet sind, hat es an Achtung gegenüber den Eltern gefehlt. Auch alle anderen Menschen, mit denen wir uns einlassen, verdienen Achtung, auch dann, wenn wir mit ihnen nicht konform gehen. Das Minimum darin liegt, meiner Meinung nach, im Zuhören. Diejenigen, die wir meiden, sind diesbezüglich außen vor. Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Anerkennung. Das sollten wir nie vergessen. Gerade Kinder sind in dieser Hinsicht sehr sensibel und reagieren extrem eingeschnappt und verbittert, wenn man ihr Tun nicht würdigt. Aber auch wir Erwachsenen wollen Anerkennung spüren, sonst kündigen wir Arbeitsstellen, Vereine, Stammtische und Bekanntschaften. Auch sollte die Leistung des Gegners anerkannt werden, gerade dann, wenn es eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe ist – im Sport nennt man das Fairplay. Der Grundbaustein moralischen Handelns liegt im Mitgefühl. Hat jemand Schlimmes durchgemacht und Verluste jeglicher Art erlitten, dann sollten wir wahrhaft mitfühlend sein und Trost spenden, versuchen, neue Hoffnung zu geben. Manchmal genügt die haltende Hand, manchmal ein Taschentuch. Oft stellt sich bei den Betroffenen Hilflosigkeit und Resignation ein, dann sollten wir ungefragt Unterstützung und Hilfe anbieten. Wird sie abgelehnt, war es diesen Versuch allemal wert. Auch verdienen unsere Wegbegleiter Respekt. Genau wie wir selbst, handeln sie nach bestem Wissen. Nicht jeder ist zu Spitzenleistungen fähig, aber wenn er sich bemüht, haben wir das zu respektieren. Respektlosigkeiten, die heutzutage oft auftreten, sind Unpünktlichkeit, Drängeln (auch am Esstisch), Besserwisserei und Handynutzung, während man sich unterhält oder unterhalten werden will (Konzert oder Theater). Allergrößten Respekt verdienen die Aufopferungsvollen, die Selbstlosen und die Helfenden. Ich selbst habe allergrößten Respekt vor den kleinen Leuten. Das sind die, die den Laden am Laufen halten, die Karre aus dem Dreck ziehen und dabei bescheiden und zurückhaltend bleiben. Denen die Pflichten mehr bedeuten als die Rechte. Die sich nie davonstehlen, die keine Ausreden kennen und selbst nie im Rampenlicht stehen. Sie sind überall. Die wahren Helden sind die Gefallenen. Kommen wir zum Vertrauen. Vertrauen ist die leiseste Form von Mut. Gehen wir Beziehungen ein, funktionieren sie nur, wenn es keinen Zweifel gibt. Sei es im Elternhaus, in der Freundschaft oder in der Partnerschaft. Anders sieht es aus, wenn Fremde um unser Vertrauen buhlen. Nahezu jede Bank, jede Versicherung, jeder Fondsmanager und jeder Berater wollen, dass wir ihnen vertrauen. Woran das wohl liegt? Auch gibt es Berufe, die nur auf Vertrauensbasis funktionieren, nehmen wir den Arzt, den Anwalt oder den Steuerberater – die Vertrauenswürdigkeit ihnen gegenüber wird durch deren Verschwiegenheitspflicht untermauert. Wer Politikern vertraut, sollte darauf achten, was sie nach der Wahl so treiben, wenn sie alles damit rechtfertigen, sie besäßen ja das Mandat. Aufrichtigkeit, ein großes Wort. Eigentlich ganz einfach zu praktizieren, denn es gibt ja nur eine Wahrheit. Die ist aber nicht immer glasklar zu erkennen und schon beginnen die Spekulationen, kursieren die Gerüchte. Deshalb tut jeder gut daran, nur das von sich zu geben, was er wirklich weiß. Und das kann nur das selbst Erlebte, selbst Gefühlte und selbst Wahrgenommene sein. Nur dann taugt man zum Zeugen und zur Liebe. Über die Dankbarkeit hatte ich bereits gesprochen. Sie sollte jedem von uns ein Bedürfnis sein, sie kommt aus dem Herzen. Alle, die gut zu uns sind, haben unseren Dank verdient. Auch sollte man für jedes Geschenk, für jeden nützlichen Hinweis, für jedes gute Gespräch, für Gastfreundschaft, für jegliche Art der Hilfe und für in uns gesetztes Vertrauen dankbar sein. Dann bleibt unser Herz rein. Nehmen wir als Nächstes die Höflichkeit. Nur ein Narr ist unhöflich. Es bereitet so wenig Aufwand zu grüßen, jemanden vorzulassen, einen Platz anzubieten; kurz gesagt, sich zu benehmen. Niemand muss dazu Knigge auswendig lernen oder zum Rosenkavalier mutieren, gesunder Menschenverstand genügt. Das Höchste an Höflichkeit ist zugleich das Einfachste. Ein Lächeln. Das kostet nichts und wird überall auf der Welt verstanden. Es öffnet Türen und Herzen, es nimmt Ängste und Zweifel. Und wenn es zurückkommt, hattest du einen guten Tag. Der Gottkönig von Tibet, der Dali Lama, lächelt immer. Bei den Päpsten fällt mir da nur Karol Wojtyła ein. Viele Yogaanhänger sind vegan. Ich halte es für absolut legitim, auch die Tiere unsere Güte spüren zu lassen. Die Haltungsbedingungen verbessern sich gerade, das Tierwohl ist plötzlich ein Thema, der Fleischverbrauch geht zurück. Das nützt allen. Das sind so die Dinge, die zum Gutsein gehören. Nicht zum Gutmenschentum, das ist etwas anderes und gehört hier nicht her. Natürlich gehört ein gesetzeskonformes und an der Moral angelehntes Leben ohne Morden, Verletzen, Stehlen, Lügen, Betrügen, Beleidigen, Verleumden, Verunglimpfen, Herabwürdigen oder Ehe brechen dazu. Auch solche Todsünden wie Neid, Geiz, Gier, Wollust, Völlerei sollten wir anderen und uns zuliebe besser weglassen und beschreiten durch diesen geschickten Übergang Pfad zwei des Yogaweges. NI YAMA – die Haltung uns selbst gegenüber. Beginnen wir mit einer Eigenschaft, die den Produktiven innewohnt und die man lebenslang aufrechterhalten sollte. Die Disziplin. Ich nannte sie schon und nannte sie eine Macht. Das folgende Zitat stammt von Carlos Castaneda aus seinem Werk „Das Wirken der Unendlichkeit“. Ich werde ihn ein paarmal zitieren und dazu muss Folgendes erklärt werden. Sein Meister heißt Don Juan Matus, ist Schamane eines altmexikanischen Indianerstammes und nennt sich selbst einen Zauberer. Die Suchenden nach Erleuchtung nennt er Krieger Wanderer, die genauso wie der Yogi den kämpferischen Weg wählen. Zitat: „Mit Disziplin meine ich keine strengen Routinen. Ich meine nicht, dass man jeden Morgen um halb sechs aufsteht und kaltes Wasser über sich kippt, bis man blau wird. Zauberer verstehen unter Disziplin die Fähigkeit, gelassen den Unkalkulierbarkeiten zu begegnen, die außerhalb unserer Erwartungen liegen. Für sie ist Disziplin eine Kunst. Es ist die Kunst, sich der Unendlichkeit zu stellen, ohne mit der Wimper zu zucken, und zwar nicht, weil sie stark und verwegen sind, sondern weil sie tiefe Ehrfurcht empfinden.“ Muss man zweimal lesen und bringt zwei neue Aspekte in die Disziplin. Gelassenheit und Ehrfurcht „Von der Gelassenheit“ ist ein großes Werk des römischen Philosophen Seneca. Er gehörte zu den Stoikern, das Buch ist zeitlos. Ich habe es momentan verborgt, kann deshalb nicht daraus zitieren, aber ich will darüber plaudern. Gelassenheit kommt nicht im Kindesalter, es ist ein Prozess. Es tut uns gut, nicht sofort mit der Brechstange zu reagieren, wenn wir Ungerechtigkeit empfinden, sondern es erst mal sacken zu lassen. Gelassenheit ist keine Gleichgültigkeit, eher eine Form der Geduld, des Ruhebewahrens. Wir verschwenden wertvolle Lebensenergie, wenn wir aufbrausend oder panisch werden. Ein Meister der Gelassenheit weiß das und sieht selbst seinem eigenen Tod entspannt in die Augen. Castandea schreibt dazu: „Für Zauberer ist der Tod ein Vorgang der Einigung, an dem jeder Teil ihrer Energie beteiligt ist. Bei Zauberern gibt es keine Leiche, wenn der Vorgang der Einigung stattfindet. Ihr ganzer Körper ist in Energie verwandelt worden, in Energie mit einem Bewusstsein, das nicht zersplittert ist. Die Grenzen, die ihr Organismus aufgerichtet hat und die der Tod niederreißt, funktionieren im Fall der Zauberer immer noch. Allerdings sind sie mit bloßen Augen nicht mehr zu sehen. Wenn Zauberer die verborgene Alternative zum Tod wählen, verwandeln sie sich in anorganische Wesen, sehr spezialisierte, sehr schnelle anorganische Wesen, die zu unglaublichen Manövern in der Wahrnehmung fähig sind. Die Zauberer beginnen damit, was die Schamanen im alten Mexiko ihre letzte Wanderung nannten. Die Unendlichkeit wird ihr Wirkungsbereich. Die alten Zauberer nahmen an, dass das Bewusstsein dieser Art anorganischer Wesen so lange dauert, wie die Erde lebt. Die Erde ist ihr Nährboden und ihre Matrix. Solange es die Erde gibt, besteht ihr Bewusstsein.“ Castaneda gelingt hiermit eine Beschreibung der astralen Ebene. Ich komme später darauf zurück. Den Stoiker berühren weder die Fehler, die Schwächen, die Lügen, die Untaten und Verbrechen und auch nicht die Dummheit der anderen. Er ruht in sich selbst. Auch die Ehrfurcht oder Demut gehören zu dem, was unser Leben bereichert. Wir sollten die Schöpfung mit all ihren Wundern ehrfurchtsvoll bewundern. Sollten voller Demut unser täglich Brot zu uns nehmen und uns an unserer Gesundheit erfreuen. Auch dürfen uns große menschliche Taten und Leistungen tief berühren. Ein wahrer Christ betritt die Kirche voller Demut. Ein anständiger Jäger erweist dem erlegten Wild die letzte Ehre. Ein guter Bergsteiger hat den Gipfel nicht bezwungen, er weiß, der Gipfel hat ihn heraufkommen lassen. Er würde nie einen heiligen Berg angehen. Castaneda schreibt dazu: „Er (sein Meister Don Juan) sagte, das Rückgrat des Krieger Wanderers seien Demut und Effizienz. Das heißt, dass man handelt, ohne etwas zu erwarten, und alles erträgt, was einem auf dem Weg begegnet.“ An anderer Stelle: „Krieger Wanderer beschweren sich nicht, sie betrachten alles, was ihnen die Unendlichkeit vorsetzt, als Herausforderung. Eine Herausforderung ist eine Herausforderung. Sie ist nichts Persönliches. Man kann sie nicht als Fluch oder Segen betrachten. Entweder siegt ein Krieger Wanderer, oder die Herausforderung vernichtet ihn. Es ist jedoch aufregender, zu gewinnen. Also gewinne!“ Demut zu haben vor der Aufgabe, die vor uns liegt, ist also angebracht. An ihr zu scheitern, ist keine Option. Weiter geht’s mit dem, was uns guttut. Und jetzt kommt der Genuss. Ich habe darüber schon einiges gesagt, Genießen ist das Öffnen der Sinne für das Schöne. Wenn wir genießen, hören wir auf zu denken, und da wollen wir doch hin. Freie Zeit ist heute ein seltenes Gut, das jeder genießen sollte. Ich habe inzwischen viel davon. Das ist wahrer Reichtum. Und dann ist da noch etwas, was uns höchsten Genuss bereiten kann; Alleinsein und Stille. Alleinsein kann uns größte Schmerzen bereiten, wenn es uns zugefügt wurde. Dann wird daraus Einsamkeit, die viele alte Menschen ereilt. Alleinsein kann uns höchste Freude bereiten, wenn wir selbst gewählt haben. Kommt dann noch die Stille dazu, dann ist es die Vorstufe zur Meditation. Die eigentliche Meditation ist die innere Stille, aber so weit sind wir noch nicht. Gut für uns ist ganz bestimmt eine gesunde Lebensweise. Nur so können wir unseren vergänglichen Körper länger benutzen und auch unser Gehirn, das wir ja noch brauchen. Zahn- und Körperpflege gehören zwingend dazu. Ich gehöre nicht zu denen, die täglich zwanghaft duschen müssen. Ein halbes Jahr lang stand mir, mitten im Winter, nur eine Aluschüssel mit kaltem Wasser zum Waschen und Rasieren zur Verfügung. Mir und der ganzen Kompanie. Wir lagen täglich im Dreck und haben es mit Todesverachtung literweise über uns geschüttet. Keiner ist davon krank geworden. Die morgendliche kalte Dusche stammt aus der Yogatradition. Beim Zähneputzen bin ich deutlich engagierter. Sport ist nicht nur gesund, er ist eine Verurteilung auf lebenslänglich. So sage ich es meinen Patienten und Kunden. So lebe ich es selbst. Die Leistung oder das Abschneiden sind dabei nicht entscheidend, aber wer sich messen will, darf das gerne tun. Sportler werden nachweislich nicht älter, aber sie sterben gesünder. Und sie hatten zuvor ein Leben voller geiler Momente. Da werden Hormone ausgeschüttet, die mehr berauschen als jede Droge (die ich so kenne) Nur ein Beispiel. Wir, einer meiner drei Freunde und ich, sind dieses Jahr die Elbe hinaufgeradelt. Von mir zu Hause aus sind wir bei Dömitz an den Fluss gefahren und blieben dort bis Dresden. Etwa 480 Kilometer an drei Tagen. Wir hatten jeden Tag Sonne, leider aber auch Gegenwind. War aber nicht schlimm, denn ich durfte die allermeiste Zeit lecken, also im Windschatten fahren. Wir haben Landschaften und Orte gesehen, die niemand von uns ohne die Tour jemals besucht hätte. Alles war umgeben vom Zauber des Frühlings; sattes Grün, blühende Bäume, Störche ohne Ende, Sonnenuntergänge wie im Bilderbuch. Ein dreitägiger Orgasmus. Bitte nur nachmachen, wenn der Körper es hergibt! So verstehe ich Sport. Zusammen starten und zusammen ankommen. So entstehen Freundschaften. Die Idee zu diesem Roadmovie kam von mir, Sie kam aus dem Nichts. Daraus geworden ist ein fantastisches Alles. Da gibt es aber auch noch die ungesunden Sachen, die so gar nicht dazu passen wollen. Das Bier im Ziel haben wir uns nie nehmen lassen; nach keinem Marathon, nach keiner Radtour (bis zu 350 Kilometer bei der letzten Zootour von Rostock nach Eberswalde, an einem Tag), nach keinem Sonntagslauf, nach keinem Berggipfel (und das waren viele) Darüber hinaus habe ich viele Zigaretten und hochgeistige Getränke auf und in mich wirken lassen. Laut Sartre lebt der Mensch nicht, er wird gelebt.Guter Mann, und wieder ein Freispruch für mich. Vielleicht auch ein weiteres Beispiel dafür, dass Gegensätze sich auflösen und zu einer Einheit verschmelzen. So wie alles zu seiner Zeit. Gut tut es uns auch, wenn wir uns selbst lieben. Nicht narzisstisch, sondern mit allen Ecken und Kanten. Was spricht dagegen, uns mal selbst zu loben und damit die Seele zu streicheln? Was stört uns der Bauch oder die Glatze? Sind die Falten nicht rechtmäßig erworben? Haben wir nicht doch schon viel erschaffen und erreicht? Haben wir nicht tolle Kinder gezeugt? Haben wir nicht eine tolle Frau/einen tollen Mann an unserer Seite? Grund zum Jubel? Ja klar, und nicht zu knapp! Seid es euch wert, nur wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben. Um Zufriedenheit zu erlangen und in jeder Lebenssituation gelassen zu reagieren, sind die Selbstreflexion und kritische Analyse unseres Denkens und Tuns gute Hilfen. Unterstützend dabei können das Studium philosophischer Schriften und die Askese sein. Viele schwören dabei auf das Fasten. Ich habe es zweimal gemacht und dabei festgestellt, dass sich mein Denken und meine Reaktion verlangsamen. Das Gehirn braucht Kohlenhydrate. Hingabe im Yoga bedeutet Hingabe an Gott, der inneren Stimme zu folgen und auf den Fluss des Lebens zu vertrauen. Natürlich tun uns auch Bildung und kreatives Handeln gut. Alles schon besprochen und erledigt. ASANA, Körperübungen. Die dritte Stufe auf dem Weg des Yogi steht bevor. Die Asanas sind das, was sich der Unbedarfte unter Yoga vorstellt. Es gibt über 200 verschiedene Körperhaltungen, mit denen wir unsere körperliche Flexibilität, unsere Muskeln, Organe und Nerven trainieren. Wir erzielen damit Stabilität und die Harmonie von Körper und Geist. Wir aber wissen bereits, dass Yoga viel komplexer ist, siehe Stufe eins und zwei. Yoga ist ein Aufstieg, bei dem man keine Stufe auslassen oder überspringen darf, um sie später nachzuholen. Alles ist streng geregelt. Auch darf man gewisse Yogaformen, wie das Kriya Yoga, nicht ohne die Einweisung durch einen Meister praktizieren. All die vielen Autodidakten, die sich aus Büchern und Videos ihre Anleitung holen, mögen sich zwar eines Tages sehr versiert bewegen können, Yogis werden sie deshalb nicht. Populär sind auch Reisen nach Indien. In den Ashrams, den Yogaschulen, herrschen mitunter rabiate Zustände. Dort werden Übende in Haltungen gepresst, die sie selbst nicht ausführen können. Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch kreuzgefährlich. Unser unterer Rücken (auch Kreuz genannt) oder die Kreuzbänder in unseren Knien sind nicht unendlich belastbar und deshalb hochgradig verletzungsanfällig (man beachte das Wortspiel) Ein Asana muss bequem sein. Und das bedeutet, ganz klar gesagt, man muss in ihm mühelos atmen können. Das ist das Kriterium! Sollte es noch nicht gelingen, heißt es üben, üben, üben. Ich brauchte drei Jahre für Halasana, den Pflug (Rückenlage, Füße hinter dem Kopf abgestellt) Nicht jeder wird jemals alle Stellungen einnehmen oder halten können. Wer durch Fußball spielen verkürzte Adduktoren hat, kann sich den Lotussitz gleich abschminken, vielleicht sogar auch den Schneidersitz. Bei desolater Halswirbelsäule sollte man den Kopfstand meiden, bei Gleichgewichtsstörungen den Tänzer usw. Yoga ist kein Sport. Es kennt keinen Wettbewerb. Man mag sich an der Anmut und der Flexibilität der anderen im Raum erfreuen, aber es besteht kein Zwang, es genau so perfekt hinzubekommen. Yoga kann aber im Leistungssport eingebunden sein. Dazu muss man nur mal eine Eiskunstläuferin beobachten. Noch viel mehr dieser Übungen findet der geschulte Blick bei den Tänzern, egal ob Ballett, Standard oder auf der Straße bei den Hip-Hoppern oder Breakdancern. Yoga ist gesund. vorausgesetzt man bewegt sich auf seinem Level. Es gibt inzwischen jede Menge Bücher, die gewisse Übungen bei gewissen Beschwerden empfehlen. „Medical Yoga“ wurde von Ärzten entwickelt und gab mir schon wertvolle Aufklärung und Übungsfolgen, sogenannte Flows „Faszientraining mit Yin Yoga“ wurde von Andrea Kubasch und Dirk Bennewitz geschrieben. Ich habe mehrere ihrer Workshops in Hamburg Winterhude besucht. Die beiden haben „Power Yoga Germany“ gegründet und sind echte Könner. Das erwähnte Buch enthält unter anderem die Reihe für den unteren Rücken und ist das Beste, was ich je meiner Lendenwirbelsäule und der meiner Kursteilnehmer angetan habe. Die erfolgreichsten oder zumindest populärsten Schmerztherapeuten in Deutschland sind Frau Dr. Petra Bracht und ihr Mann Roland Liebscher-Bracht. Beide sind begeisterte Yoga Praktizierende, ihr Konzept beruht hauptsächlich auf Dehnung, oft dem Yoga angelehnt. Kleine Randnotiz: Ich arbeite ja auch auf diesem Gebiet und habe selbst schon einige Übungen und Flows entwickelt, die sehr gut funktionieren. Dabei nutzte ich auch meine Kenntnisse aus der Mechanik, deren Gesetze natürlich auch im menschlichen Körper gelten. Hier nennt man es Biomechanik. Fakt ist; ich bin Maschinenbauingenieur und Roland Liebscher-Bracht ist es auch. Tschüss, Dualität von Mensch und Maschine. Die hat auch eine Seele. Sagt ein guter Freund. Die Stilrichtungen des Yoga haben unzählige Asanas hervorgebracht, im Stehen, Sitzen, Liegen, Vierfüßlerstand, Kniestand und seit einiger Zeit sogar im Hängen. Es wäre an dieser Stelle möglich, ganz viele von ihnen zu beschreiben oder zu interpretieren. Dann würde dies hier jeglichen Rahmen sprengen. Mein liebstes Asana ist übrigens der Yoga Kopfstand. Es ist eine Umkehrhaltung. Nichts Unanständiges, sondern eine Position, bei der der Kopf unter dem Herzen ruht, ähnlich wie bei der tiefen Vorbeuge, dem Schulterstand oder dem herabschauenden Hund. Diese Haltungen haben einen wunderbaren physiologischen Effekt; die Schwerkraft auf die inneren Organe kehrt sich um und auch der Kreislauf arbeitet in einer verkehrten Richtung. Viel wichtiger jedoch ist die energetische Bedeutung dieser Übung. Aufrecht atmen wir von oben (Nase, Mund) nach unten (Lunge). Die Energie steigt beim Einatmen von unten nach oben auf. Das tut sie auch, wenn wir auf dem Kopf stehen, jetzt jedoch atmen wir ebenfalls aufwärts. Hochinteressant, nicht wahr? Da es auf der Yogatreppe noch fünf Stufen weiter aufwärts geht, verlassen wir jetzt das Grobstoffliche, die körperliche Ebene. Nicht vergessen: Die Asanas wurden entwickelt, damit der Übende lange Zeit ohne Anstrengung gerade sitzen kann. PRANAYAMA, Atemübungen. Über unserer grobstofflichen Ebene, dem Körper, thront die feinstoffliche Ebene, das Bewusstsein. Yoga will beide zusammenführen, diese Dualität verschwinden lassen. Als Medium dazu dient die Atmung. Die ist weit mehr als der Gasaustausch in den Lungen. Sie ist unsere Verbindung mit der universellen Energie, dem Chi, dem Ki, dem Prana. Sie fließt immer und überall im gesamten Kosmos. In diesem Jahr wurden Gravitationswellen und schwarze Löcher erstmals nachgewiesen und sichtbar gemacht. Entdeckt hat sie das größte Genie des 20. Jahrhunderts, Albert Einstein. Man hat ihm lange nicht geglaubt. Die Energie in einem schwarzen Loch ist so groß, dass sie selbst das Licht und die Zeit verschlingt. Die Masse sowieso. Der Nachweis dieser Energie ist mit dem sogenannten Ki-Ball-Spiel relativ einfach. Dazu formt man beide Hände zu Halbschalen und dreht sie in geringem Abstand gegenläufig, als wollte man eine Bulette oder einen Berliner (Pfannkuchen) herstellen. Irgendwann bemerkt man zwischen den Händen eine Reaktion, ähnlich der Abstoßung zweier Magneten. Dann vergrößert man den Abstand, während man weiter dreht, so lange, bis man diesen Widerstand gerade noch spürt. Man kann dieses Spiel so lange fortsetzen, bis die Arme gestreckt seitlich ausgebreitet sind. Nicht jeder spürt was, das hängt mit der spirituellen Reife zusammen. Ich benutze diese Methode, um festzustellen, ob das Umfeld energiereich ist. Hat mir beim letzten Hauskauf sehr geholfen. Die Kraft, die da zwischen den Händen wirkt, ist keine Luftströmung, kein Magnetismus, keine Elektrizität, keine Thermik und keine Gravitation. Es ist Prana. Unsere Welt beruht auf zwei Zuständen; Yin und Yang. Das Symbol dieser beiden Komponenten ist ein Kreis, der durch eine Wellenlinie, bestehend aus zwei Halbkreisen, ähnlich einer Sinuskurve, in eine schwarze und eine weiße Hälfte geteilt wird
Schwarz steht für Yin. Die Mondseite, die Erde, den Winter, den Schatten, die Nacht, das Passive, die Emotion, die Stille, die Ruhe, die Kälte, den Tod, das Wasser, das Tal, das Weibliche. Weiß steht für Yang. Die Sonnenseite, den Himmel, den Tag, das Aktive, das impulsgebende Prinzip, das Rationale, die Bewegung, die Wärme, das Leben, das Feuer, den Berg, das Männliche. Die Addition von Yin und Yang bildet das harmonische Ganze. Nimmt ein Aspekt zu, nimmt der andere ab. So bleibt die Gesamtbilanz des Ganzen erhalten. Erst mit der Atmung nimmt unser Körper diese Energie auf und lebt. Ein fortgeschrittener Yogi kann die Atmung bewusst in die Muskeln lenken, die das vorgesehene Asana ausführen. Dann benötigt er keine Kraft für die Bewegung. Meine Teilnehmer beherrschen inzwischen alle die Technik, den Atem in die seitlichen Schultermuskeln zu lenken. Und schon heben sich die Arme. Was passiert dabei? Unser Bewusstsein möchte, dass sich die Arme seitlich heben. Der Atem lenkt das Prana in die dafür vorhandenen Deltoidmuskeln und der Körper führt die Bewegung aus. Geht natürlich auch beim Frontheben. Prana wird in kinetische Energie umgewandelt. Ziemlich faszinierend, nicht wahr (Testen ausdrücklich erlaubt)? Wenn es nicht sofort klappt – üben, üben, üben. Auch kann man, bei höherem Niveau in Pranayama, eine andere Form der Energie, die Wärme, in jede beliebige Körperregion leiten oder sie von dort abziehen. Mir gelingt das inzwischen sehr gut, da hab ich wohl im letzten Leben mal gut aufgepasst. Gezeigt hat mir diese Dinge gewiss niemand. Zwischenstopp! Ein neues Jahrzehnt beginnt. Ich beende das alte mit einem sehr guten spanischen Rotwein und einem Lied der Böhsen Onkelz Die empfehlen, auf gute Freunde zu trinken. Dem schließe ich mich gerne an. Bei einer verlorenen Liebe fällt mir das Anstoßen schon deutlich schwerer, es sei denn sie lässt sich zurück gewinnen. Neue Ziele sind Ansporn für weiteres Tun, also auch einen guten Tropfen wert. Erreicht man alle, sind sie laut Karajan zu niedrig angesetzt. Die eigene Endlichkeit ist gut auszuhalten, wenn man auf ein sehr erfülltes Leben zurück blicken kann. Alle meine Bedürfnisse sind längst befriedigt, die meisten Aufgaben erledigt. Zwei Fragen stellen sich dem Nachdenkenden in solchen Momenten: „War das alte Jahr gut?“ und „Wie wird das neue Jahr?“ Wir können uns erinnern und die Vergangenheit denken. Wir können versuchen, vorauszuschauen und die Zukunft denken. Nie den Augenblick. Der entzieht sich unserem Denken und ist damit für unseren Verstand nicht greifbar, sondern nur für unsere Empfindung. Neujahr 2020. Weiter geht’s mit Pranayama. Es gibt verschiedene Atemtechniken. Grundsätzlich atmet der Yogi immer durch die Nase. In Indien ist es üblich, Yoga mit einer Nasenspülung vorzubereiten. Bei starkem Schnupfen ist gutes Yoga nicht möglich. Man kann in den Bauch, die Flanke und die Brust atmen. Das erreicht jeder durch spezielle Mudras (Stellungen der Hände) Bauchatmung: beidhändig die Spitzen von Daumen und Zeigefinger sanft zusammendrücken Flankenatmung: beidhändig die Spitze des Zeigefingers in die Daumenmitte drücken Schlüsselbeinatmung: beidhändig die Zeigefingerspitze in das Daumengrundgelenk drücken Der Druck der Zeigefingerspitze auf die genannten Punkt aktiviert Energiekanäle, sogenannte Nadis. Bei der Bauchatmung füllen wir die Lunge unten, bei der Flankenatmung mittig und bei der Schlüsselbeinatmung oben. Niemand kann sich der Wirkung dieser Mudras entziehen. Die vollständige Yogaatmung füllt unsere Lungen komplett. Wer sie beherrscht, hat einen zwanzig Prozent höheren Sauerstoffanteil im Blut. Ich habe sie gerne beim Streckentauchen als Rettungsschwimmer eingesetzt. Damit sind fünfundzwanzig Meter nicht besonders lang. Das linke Nasenloch aktiviert unser Yin. Das kann beim Einschlafen sehr hilfreich sein. Meister Vidyananda unterwies uns diesbezüglich in die Mondatmung. Der Ungeübte kann sich für ein besseres Einschlafen einfach das rechte Nasenloch zustopfen. Das rechte Nasenloch aktiviert unser Yang. Hilft beim Aufstehen morgens oder wenn Bewegung angesagt ist. Für den Ausgleich beider Seiten gibt es im Yoga die Nasenwechselatmung, Nadi Sodhana. Dabei schließt der Daumen das rechte Nasenloch, der Ringfinger das linke. Der Wechsel erfolgt stets nach der Ausatmung. Also: Aus, ein, Wechsel. Aus, ein, Wechsel usw. Die Feueratmung (Kapalabhati Pranayama) wird im Kundalini Yoga gelehrt und ist eine aktivierende Atmung für Körper und Geist. Sie ist anregend und reinigend, aufmunternd und belebend. Sie soll helfen, uns aufzurichten, Kundalini, die Schlange, aufsteigen zu lassen. Die Ausatmung wird dabei dynamisch ausgeführt, die Einatmung schwach. Normalerweise machen wir es anders herum. Ich selbst praktiziere sie nicht. Mich hat kein Meister darin eingewiesen. Die Bastrikaatmung verläuft ähnlich, aber langsamer. Sie spielt die Hauptrolle im Hormonyoga, das von der Brasilianerin Dinah Rodrigues entwickelt wurde, und an Frauen gerichtet ist. Die mit Abstand wichtigste Atemform im Yoga ist die Kehlkopfatmung, die mächtige Atmung, die siegreiche Atmung, die Meeresrauschenatmung, kurz und knapp: die Ujjayi Atmung. Mit ihr gelingt es, den Atem zu kontrollieren, zu dosieren und zu steuern. Ich praktiziere sie bei jedem Asana und in der Meditation. Ich erkläre sie meinen Teilnehmern immer so: Haucht auf eure Hand. Tut es noch einmal, jetzt aber mit geschlossenem Mund. Dauert nicht lange, funktioniert meistens schon beim ersten Versuch. Das hat mir niemand beigebracht. War ganz plötzlich, ganz spontan, einfach da. Zwischen der Ein- und Ausatmung kann man Pausen einbauen. So entstehen die Dreier- und die Viereratmung. Je länger die einzelnen Phasen sind, umso besser. Bei der Viereratmung sollte jede Phase – Einatmen, Halten, Ausatmen, Halten – mindestens zehn Sekunden andauern. Oberster Grundsatz dabei ist es, nicht hastig oder gierig zu werden, in der Ruhe liegt die Kraft. Meditative Atemtechniken wie die Paternosteratmung und die Zwölferatmung erlernt man am besten bei einem Meister. Ich praktiziere beide, gebe sie aber nicht weiter. Zum Schluss dieses Abschnitts noch etwas Hoffnungsvolles: Zum Erreichen des Höchsten genügt ein einziger perfekter Atemzug. Sagt Yogi Vidyananda. PRATYAHARA, das Nach-innen-Ziehen der Sinne. Wir verlassen die äußere Hemisphäre, ab jetzt reisen wir nach innen. Dazu brauchen wir zunächst einen geeigneten Platz. Der sollte warm, durchlüftet und abseits jeden Lärms sein. Wer schnell friert, kann sich zusätzlich etwas anziehen oder eine Decke umlegen. Der beste Platz ist ein Ashram, der erfüllt alle Voraussetzungen. Diese Räume gibt es nicht nur in Indien. Noch steht es uns frei, ob wir liegen oder sitzen. Später, in der Meditation, gibt es nur noch den Sitz. In der fünften Stufe geht es im Grunde um das Ausblenden. Dazu schließt man sinnvollerweise die Augen. Den Geruch, das Gehör, den Tastsinn – all diese Sinne sind mit der Beschaffenheit des Raumes und unserer Matte oder Decke bestens eliminiert, also weitestgehend deaktiviert. Essen und Trinken haben hier nichts zu suchen. Pratyahara bedeutet, die äußeren und die inneren Reize, auf die unsere Sinne reagieren, umzuleiten oder zu transformieren, und nur das wahrzunehmen, was uns stärkt, aber auch, negative durch positive Gedankenmuster zu ersetzen. Wie sollte unsere innere Haltung aussehen? Zunächst müssen wir absolut authentisch sein. Nur wir selbst. Kein Buddha, kein Jesus, kein Meister sein wollen oder versuchen, sie zu kopieren. Verstellen ist ohnehin sinnlos, dort, wo wir hingehen, kennt man uns. Es ist unsere Reise, auf der wir uns befinden. Das kann uns sowieso niemand abnehmen. Einen Schutzpatron zu haben und ihn zu bitten, uns zu begleiten, ist legitim. In meinem Ashram steht ein hölzerner Buddha, den ich mir mal auf La Gomera gekauft habe. In einem Laden, der von Blumenkindern, also Hippies, geführt wurde. Ich wollte nur stöbern und dann sah ich ihn. Ein magischer Moment. Den musste ich haben! Ich hab ihn schon dreimal an sehr kranke Menschen ausgeliehen. Zwei davon konnte er retten „Ich bin ich. Alle anderen gibt es schon.“ So funktioniert Authentizität. Das zweite Gebot lautet Wunschfreiheit. In die Meditation sollte man ohne die Vorstellung gehen, dass dabei etwas herausspringt. Es gibt nach Osho das Paradoxon des Willens, wonach stets das Gegenteil von dem eintritt, was man sich erhofft oder ersehnt. Ist bei mir schon oft eingetreten. Also bitte nicht nach Schönheit, Jugend, Gesundheit oder gar nach Erleuchtung streben. All diese Begehrlichkeiten am besten hier ausblenden. Wenn es eintreten soll, wird es geschehen. Den Zeitpunkt können wir selbst nicht bestimmen. Ist schon merkwürdig: Wer alles erreichen will, darf sich nichts wünschen. Kommen wir zur Akzeptanz, dazu dass alles passiert, wie es passieren muss.Egal, wie wir darüber denken, urteilen oder streiten; das Bestehende ist nun mal da. Es ist auch nicht sinnvoll, die Realität zu hinterfragen. Wer sollte das beantworten? Zu akzeptieren gilt es unser Aussehen und unsere Schwächen. Ich zum Beispiel bin ungeduldig und intolerant. Das krieg ich auch nicht mehr weg. Das steckt ganz tief drinnen. Sei es eine große Ungerechtigkeit, die uns widerfuhr, eine Verletzung, eine Behinderung, eine Befindlichkeitsstörung oder eine schwere Krankheit, all das müssen wir hinnehmen. Das Wichtigste, das wir akzeptieren müssen, ist unser Tod. Der setzt schon mit unserer Geburt ein und kommt mit großen oder kleinen Schritten. Dies ist kein Krieg, den wir gewinnen können. Gerade wir im Westen haben oft ein großes Problem, das Unvermeidliche anzuerkennen. Der Buddhismus oder der Hinduismus sind uns da weit voraus. Die Entspannungslage auf dem Rücken heißt im Yoga Shavasana, übersetzt: die Stellung der Toten. Urvertrauen nimmt uns jeglichen Anlass der Schuldzuweisung, der Ursachenforschung und der Angst. Wir sind auf dem richtigen Platz, zur rechten Zeit am rechten Ort. Wir haben den Körper und die Konstitution, die wir verdient haben. Das Leben meint es nicht immer gut mit uns, dafür gibt es Gründe, die nicht aus diesem Leben stammen müssen. Sich beschweren, nützt nichts. Wo auch? Nicht immer finden wir den Partner für das ganze Leben, nicht immer erfüllt sich unser Kinderwunsch. Das kann, muss nicht an uns liegen. Es sollte einfach nicht sein. Vieles können wir uns nicht erklären, ganz viel werden wir nie erfahren. Ist oft auch besser so. Es gibt für jeden unendlich viele Möglichkeiten. Sie zu erkennen, ist die Kunst. Dazu Castaneda:Für Krieger Wanderer, so sagte er, sei die Wahl nicht wirklich der Vorgang des Wählens, sondern vielmehr der Vorgang, sich den Aufforderungen der Unendlichkeit mit Meisterschaft zu fügen. „Die Unendlichkeit trifft die Wahl“, sagte er. „Die Kunst des KriegerWanderers beruht auf der Fähigkeit, der kleinsten Andeutung zu folgen, sich jedem Befehl der Unendlichkeit zu fügen. Dazu braucht ein Krieger Wanderer Mut und Können, Stärke und vor allem Nüchternheit. All diese Eigenschaften zusammen ergeben Meisterschaft!“ Nüchternheit, ja auch so könnte Urvertrauen zutreffend beschrieben sein. An anderer Stelle sagt er: „Es ist das Wesen der Unendlichkeit, einen Plan vor uns auszubreiten, wenn wir erst eine bestimmte Schwelle überschritten haben.“ Na, wenn es so ist, dann rasch über diese Hürde gehüpft. Dann erkennen wir die Idee und wissen, dass alles gut wird. Wohl dem, der so unterwegs ist. Ein letztes Kriterium für eine gute Vorbereitung auf die Meditation ist es, die Rolle des Zeugen einzunehmen. Wir sind es gewohnt, die Dinge zu regeln, zu agieren, zu interagieren, zu reagieren. Wir sind Macher. Wir sind die Protagonisten, die Akteure, die Hauptdarsteller in unserem Film, der Leben heißt. Wie stehen auf dem Platz, sitzen nicht auf der Bank. All das nützt uns nichts auf der Reise nach innen. Es versperrt uns sogar den Weg. Es gibt Meditationstechniken, die uns später nützlich sein können. Zur Erleuchtung führen sie nur dann, wenn man sich von ihnen tragen lässt, nicht selbst der Träger ist. Mit anderen Worten: Die Technik erst mal richtig ausführen und dann schauen, was passiert. Nicht selbst das Ziel erreichen wollen, sondern einsteigen und mitfahren. Authentizität, Wunschfreiheit, Akzeptanz, Urvertrauen, Zeuge sein. Das alles sind Formen von Loslassen. Irgendwie laufen sie tatsächlich auf das Selbe hinaus, auch wenn sie auf den ersten Blick so gar nichts miteinander zu tun haben. Und doch ist ihnen etwas absolut Wichtiges gemein. Sie schwächen unser Ego. Sie blenden es aus. Wenn es ganz verschwindet, sind wir am Ziel. DHARANA, Konzentration. Das Fixieren des Geistes auf einen Punkt in entspannter Körperhaltung mit nach innen gerichteter Aufmerksamkeit bei ruhenden Gedanken, die wir durch bewusste, tiefe Atmung erreichen – das ist die sechste Stufe. Der Konzentrationspunkt unterstützt uns dabei, dass unsere Gedanken nicht abschweifen, was ihre eigentliche Natur ist. Sie sind so agil, um uns gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Die absolute Wahrheit hat sich das bestmögliche Versteck gesucht – tief in uns drinnen. Wir können unsere Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand, auf die Flamme einer Kerze (Trataka) oder einfach nur auf unseren Atem richten. Ich habe dazu meine Buddhastatue. Im Yoga wird Dharana meist mit geschlossenen Augen praktiziert, wobei das dritte Auge, die Stelle zwischen den Augenbrauen, als Konzentrationspunkt dient. Auf dieser Höhe sitzt unser spirituelles Zentrum, physisch die Zirbeldrüse. Dort sind wir hochsensibel und maximal verletzlich, das weiß jeder Scharfschütze. Lassen Sie mich an dieser Stelle ein wenig mehr auf die Epiphyse, die Zirbeldrüse eingehen, denn sie verbindet Körper und Seele. Sie liegt in der Mitte unseres Kopfes und verbindet zwei wesentliche Systeme unseres Körpers: das Nervensystem und das endokrine System. Somit stellt sie die Ganzheit unseres Organismus her
Als Drüse produziert sie wichtige Substanzen, sogenannte Neurotransmitter, wandelt sie um und gibt sie in den Körper ab. Sie wirkt im Hormonhaushalt und steuert biochemische Abläufe. Bei Neugeborenen hat sie einen Durchmesser von ca. 30 Millimetern und schrumpft dann auf ein Maß von 5 mal 8 Millimeter zurück. Bei den meisten Menschen ist sie ab dem zwölften Lebensjahr auf ihre biochemische Rolle reduziert. Kinder sind intuitiv und von Natur aus spirituell, doch diese Fähigkeit geht mit dem Erwachsenwerden verloren. Sie hat einen mit Wasser gefüllten Inhalt und verkalkt mit dem Alter. Die Ursachen dieser Verkalkung erläutere ich später, möchte jedoch zunächst die Funktion des tannenzapfförmigen Organs (lateinisch Corpus pineale) beschreiben. Die Zirbeldrüse wandelt unser Glückshormon, das Serotonin, in das Hormon Melatonin um. Vorausgesetzt sei hierbei, dass überhaupt Serotonin im Organismus vorhanden ist. Wir nehmen etwa 75 Prozent des Serotonins (5-Hydroxytryptamin, kurz 5-HT) aus der Nahrung auf. Es kommt vor in frischem Obst und Gemüse, die großzügigsten Spender sind Bananen, Kiwis, Pflaumen, Tomaten und Kakao. Deshalb macht Schokolade glücklich. Die Umwandlung in Melatonin ist aufwendig und findet dann statt, wenn der Lichteinfall auf die Hornhaut der Augen am geringsten oder gar nicht vorhanden ist. Melatonin regelt unseren Schlaf- Wach- Rhythmus und wird deshalb nachts, im abgedunkelten Raum und mit geschlossenen Augen produziert. Die Epiphyse reagiert schnell und verärgert auf einfallendes Licht durch die geschlossenen Augenlider. Wer tagsüber nicht schlafen kann, verhält sich biochemisch normal. Die eigene persönliche Uhr wird auch von einem Teil des Hypothalamus im menschlichen Gehirn reguliert und gegen Entgleisungen gesichert. Jetlag und Schichtarbeit erfordern eine Höchstleistung der Drüsen, damit derartige Verstimmungen wieder ins Lot kommen. Melatonin reguliert auch unseren Fettabbau, weil dieser zu einem großen Teil nachts stattfindet. Melatonin steuert unsere Schlafphasen, es leitet die Tiefschlafphase ein. In dieser Phase erholt sich der Organismus intensiv, die Psyche verarbeitet über die Träume die Geschehnisse des letzten Tages und es wird das Wachstumshormon ausgeschüttet, welches für Heranwachsende sehr bedeutsam ist. Für Bodybuilder galt es lange als anabole Geheimwaffe. In Deutschland ist Melatonin nur auf Rezept erhältlich, Spaniens und Österreichs Apotheken sind meine Bezugsquellen, nicht für dicke Arme, sondern für eine hoch effektive Einschlafhilfe, wenn die Gedanken rotieren. Eine weitere enorm wichtige Substanz unserer Zirbeldrüse ist das Hormon Dimethyltryptamin, kurz DMT. Der Forscher Dr. Rick Strassman führte zwischen 1990 und 1995 eine klinische Studie durch, die den Einfluss der Zirbeldrüse auf den menschlichen Körper und seine Psyche zum Thema hatte. Er nannte das DMT auch das „Molekül des Bewusstseins“. Bei einer aktiven Zirbeldrüse schüttet der Körper eine konstante Menge an DMT im Laufe des Lebens aus. Besonders hoch ist die Menge jedoch in besonders intensiven Phasen des Lebens, bei der Geburt und beim Sterben. Das DMT wird auch als psychedelische, also bewusstseinserweiternde Substanz bezeichnet. Während chemische DMT in Form von LSD oder Heroin nur dahingehend konsumiert werden und abhängig machen, wirkt das körpereigene DMT ganzheitlich und ist an über einhundert Prozessen im Körper beteiligt. Es erzeugt keine Nebenwirkungen und erlaubt uns in Parallelwelten vorzudringen, wenn wir offen dafür sind. Man nennt dieses Phänomen auch Astralreise, wobei nahezu jeder von uns im Kindesalter unbewusst einmal oder mehrfach eine solche unternommen hat. Ziel dabei ist es, den Körper einschlafen zu lassen und sich darüber bewusst zu sein. Solange der Geist wach bleibt, kann man mit individuellen Austrittstechniken den Körper verlassen und massive bewusstseinserweiternde Erfahrungen gewinnen. Der Geist verlässt den Körper – praktisch eine Nahtoderfahrung. Dr. Strassman fand auch heraus, dass jeder Mensch erst am 49. Tag der Schwangerschaft in seinen Körper eintritt, weil genau dann, wissenschaftlich nachgewiesen, eine erhöhte Menge an DMT ausgestoßen wird. Nur bis zu diesem Tag ist ein hormoneller Schwangerschaftsabbruch möglich, das ist Schulmedizin. Genau wie beim Embryo am 49. Tag nach seiner Zeugung findet auch beim Sterbenden die Einflussnahme von DMT ohne einen funktionierenden Hirnkreislauf statt, ist also abgekoppelt vom Herz-Blutkreislauf. Die Wirkung des DMT beschränkt sich auf das Gehirn, weshalb man es auch als „Seelenmolekül“ bezeichnet, als Schnittstelle zwischen Körper und Seele. Für meine Ausführungen ist es relevanter, über eine andere Möglichkeit erhöhter Ausschüttung von Dimethyltryptamin nachzudenken, als Geburt und Tod es sind. Es ist die Meditation. Dabei wird die „Meisterdrüse der menschlichen Hormone“, also die Zirbeldrüse, durch die intensive Abschottung des Bewusstseins von äußeren Störfaktoren und kreisenden Gedanken aktiviert. Bei Meistern der Meditation konnte durch Messung der Hirnaktivität eine zehntausendfach höhere Neubildung von Synapsen nachgewiesen werden als bei Otto Normalo, der nur etwa drei Prozent seiner kognitiven Möglichkeiten nutzt. Spirituelle Praxis bereitet uns auf höhere Zustände des Bewusstseins vor! René Descartes (1596 bis 1650), der Begründer des Rationalismus, soll über die Zirbeldrüse gesagt habendass es eine kleine Drüse im Gehirn gibt, in der die Seele ihre Funktion spezieller ausübt als in jedem anderen Teil des Körpers.(Quelle Wikipedia: Les Passions de l’âme, Art. 31) Im Hinduismus gilt diese Drüse als Sitz des sechsten Chakras, mit Wohnsitz in der Mitte der Augenbrauen, und soll der Verbindung von Mensch und Kosmos dienen. Auch ihre Bezeichnung als „das dritte Auge“ deutet darauf hin, dass wir von hier aus fähig sind, unsichtbare Felder wahrzunehmen und uns mit der geistigen Energie der Weisheit und Erkenntnis zu verbinden. Ist dieses Auge aktiviert, besteht eine starke Verbindung zur Intuition. Das führt zur Vereinigung mit dem höheren Selbst, der inneren Führung oder der göttlichen Inspiration. Das „geöffnete“ dritte Auge erzeugt Hellsichtigkeit, Klarheit, Präsenz, Telepathie und Visualisierungsfähigkeiten, ja sogar außerkörperliche Erfahrungen. Doch was lässt unsere Zirbeldrüse verkümmern? Erdmagnetfelder, Elektrosmog, künstliche Lichtquellen, negative Emotionen, Sinnesüberreizung und Umweltgifte, allen voran künstliche Fluoride, werden als potenzielle Ursachen betrachtet. Durch Ablagerungen und Verkalkungen nimmt die Funktionsfähigkeit der Zirbeldrüse immer mehr ab. 70 Prozent des Trinkwassers in den USA wird Fluor zugesetzt, in Europa, auch in Deutschland, ist das nicht der Fall. Viele Zahnpasten enthalten Fluor, um Karies vorzubeugen – verschlucken sollte man dieses Putzmittel keinesfalls. Verarbeitete Lebensmittel enthalten dieses Gift (die Dosis macht’s) ebenso wie Antihaftbeschichtungen von Bratpfannen oder Pestizide, mit denen spätere Nahrungsmittel besprüht werden. Auch Kalzium als Nahrungsergänzung verstopft die Zirbeldrüse. Als Gegenmaßnahmen seien Bio-Lebensmittel, Tamarinden als Frucht oder Paste (kenne ich nicht), Bor, Leberreinigungen oder Sauna angeführt. Wichtigste Waffe im Kampf für eine intakte Zirbeldrüse ist die spirituelle Praxis, die Meditation. Von der Mitte unserer Augenbrauen aus kann man eine gedachte Verbindungslinie über das Ende unserer Wirbelsäule mit Keilbein und Epiphyse an die Schädelbasis ziehen. Diese Waagerechte kreuzt unseren Hauptenergiekanal, die Sushumna, die senkrecht zwischen dem ersten und dem siebten Chakra verläuft. In der Seitenansicht dieser beiden Linien ergibt sich das Symbol des Christentums. (siehe nachfolgendes Bild) Auf die verwendeten Begriffe gehe ich später genauer ein
Das dritte Auge ist extrem energiereich. Indische Frauen decken es oft mit einem Punkt aus Henna ab, um die Haut an dieser Stelle nicht zu verbrennen. Wer durch das dritte Auge sehen kann, erkennt die Ausstrahlung eines Menschen, die Aura. Es ist der höchste Zustand unseres Bewusstseins, den wir auf Erden erlangen können. Castaneda beschreibt es als anorganisches Bewusstsein. Zitat: „Heute hast du dein anorganisches Bewusstsein gefunden, es dann gesehen, wie es wirklich ist. Der irreduzible Rest von allem ist Energie. Was uns betrifft, so ist das direkte Sehen von Energie das Entscheidende für einen Menschen. Vielleicht gibt es darüber hinaus noch andere Dinge, aber die sind uns nicht zugänglich.“ Ja, es gibt noch zwei höhere Bewusstseinsebenen, das Unterbewusstsein und das Überbewusstsein. Mehr dazu später. Wer noch nicht so weit ist, und Energie direkt sehen kann, der kann sie vielleicht thermisch spüren. Dazu habe ich eine Atemübung entwickelt, die meinen Kursteilnehmern größtenteils gelingt. Man schließe die Augen und stelle sich vor, im Inneren des Schädels brennt eine Kerze, dicht hinter der Stirn, zwischen den Augenbrauen. Die Kerze strahlt Wärme aus. Um die Haut zu kühlen, atme man, nach innen gerichtet, direkt dorthin. Die Wärme zieht sich von der Stirn zurück, weil der Atem die Flamme nach innen drückt. Es wird dort angenehm kühl. Nun atme man zu dieser Stelle hin aus. Die Flamme wird von innen an die Stirn gedrückt und es wird dort regelrecht heiß, kurz vor einer Verbrennung. So findet man sein drittes Auge. Auch Trataka, das Betrachten einer Kerzenflamme mit permanent geöffneten Augen, ist eine grandiose Konzentrationsübung. Dazu muss man wissen, dass unsere Augen ohne einen Wimpernschlag erst nach einer halben Stunde austrocknen. Normalerweise schlagen unsere Wimpern alle drei Sekunden. Ich mache diese Übung gern für zwei Minuten. Dabei ist der Reiz, zu blinzeln, nach etwa zehn Sekunden überstanden. Nicht bei jedem, ich habe es lange selbst geübt, um sicherzugehen, dass es funktioniert. Das Bild versuche ich dabei auf unscharf zu stellen, das heißt, bewusst mit meinem dritten Auge zu sehen. Oft verschwimmt es, oft sieht man zwei Flammen. Ach ja, wenn man trotz geöffneter Augen keine Flamme mehr sieht, haben sich Augen und Gehirn entkoppelt. Der Blick geht nach innen. Du bist am Ziel! Sehr hilfreich für das Ausschalten unserer Gedanken ist es, einfach nur den Atem zu beobachten. Ganz einfach dadurch, festzustellen, welches Nasenloch gerade aktiv ist. Bei der Nasenwechselatmung gibt es ja den Rhythmus aus – ein auf der einen Seite, danach kommt der Wechsel, aus – ein auf der anderen. Dies erzeugen wir durch das wechselseitige Zudrücken der Nasenlöcher mit Daumen und Ringfinger. Doch das brauchen wir gar nicht unbedingt. Dies ist unsere natürliche Atmung, unser Körper strebt von sich aus den Wechsel von Yin und Yang an. Bei mir passiert das ganz von allein. Ich kann zu jedem Zeitpunkt, auch mitten in der Nacht, genau vorhersagen, durch welches Nasenloch ich als Nächstes ein- oder ausatme. Dies funktioniert nur bei wenigen meiner Teilnehmer. Dieses Beobachten der Atmung ist übrigens besser als Schafe zählen, wenn der Schlaf kommen soll. Noch besser ist die Mondatmung, aber die darf ich nicht erklären. Mit der Konzentration stellt sich bei uns ein ganz besonderer Zustand ein. Die innere Stille. Dazu noch ein letztes Mal Carlos Castaneda: „Don Juan definierte innere Stille als einen besonderen Seinszustand, in dem die Gedanken ausgeschaltet sind und man aus einer anderen Ebene heraus und nicht durch das alltägliche Bewusstsein agiert. Er betonte, innere Stille bedeute die Unterbrechung des inneren Dialogs, der ständig alle Gedanken begleitet, und sei deshalb ein Zustand umfassender Stille.“ DHYANA, Meditation. Für die Meditation, die Krone der Energiearbeit, gibt es verschiedene Beschreibungen. Eine Versenkung in das innere Selbst. Ein kontinuierliches Verweilen des Geistes in der Verbindung des Gegenstandes aus der Konzentration ohne Willensanstrengung. Das Festhalten des Nichts zwischen zwei Gedanken. Das Sehen aus der inneren Stille hinaus. Ziel dabei ist, unsere Wahrnehmung und somit unser Bewusstsein zu erweitern und zur Selbsterkenntnis zu gelangen. Im Yoga wird die Meditation oft mit dem Klang eines Mantras praktiziert. Das bekannteste, das „om“ bedeutet in etwa: Alles, was war, was ist und was sein wird. Es ist der Urton des Universums. Ich selbst habe zu den Mantras keinen Zugang. Darüber hinaus gibt es sogenannte Koans. Das sind physikalisch unsinnige Vorstellungen wie: „Ich höre das Klatschen meiner linken Hand.“ Oder: „Ich sehe das Wasser bergauf fließen.“ Das Absurde in diesen Imaginationen überlistet unsere Vorstellungskraft und soll darüber hinaus den Verstand eliminieren. Ein großes Ziel, wie ich finde. Es ist mir noch nie geglückt. Viel erfolgversprechender in der Meditation ist für mich das Verweilen in der Atmung. Da gibt es ganz verschiedene Techniken, die ich bereits im Kapitel Pranayama beschrieben habe. Und dann kann man mit der Atmung in die Chakren gehen, zum Beispiel mit der Paternosteratmung oder deren Steigerung, der Zwölferatmung. Irgendwann wird auch die Atmung zum Störfaktor, zum letzten Störfaktor. Dann sollte die Meditation ohne irgendeine Technik fortgeführt werden. Da war doch schon wieder das Wort Chakren. Was ist das? Die folgenden Seiten basieren auf dem Lehrmaterial von Yogi Vidyananda, auch eigene Gedanken sind eingeflossen. Es gibt zu diesem Thema jede Menge weiterführende Literatur, aber vielleicht genügen die folgenden Beschreibungen. Beginnen wir unten
Muladhara, das Wurzelchakra, hat die Farbe Rot und befindet sich zwischen Anus und Genitalien. Es ist mit dem Steißbein verbunden und Sitz der Kundalini, der schlafenden Schlangenkraft. Das Ziel der aufsteigenden Kundalini ist die Vereinigung der männlichen und weiblichen Urernergie (Ida und Pingala) und der Möglichkeit, zu einer Einheit zu verschmelzen und damit dem Dualismus zu entfliehen. Seine Frequenz liegt bei 396 Hz und sein Prinzip ist der körperliche Wille zum Sein. Ist das Wurzelchakra gestört, gibt es dafür unter anderem nachfolgende Symptome:
Das erste Chakra steht für Urvertrauen und Akzeptanz (das habe ich bereits erklärt). Ist dieses aktiviert, stehen wir fest im Leben, auch mental. Es ist der Ort unserer materiellen und finanziellen Basis. Ist es übermotiviert, häufen wir Reichtümer an. Dabei sollten wir keineswegs hier verharren, denn nach Blaire Pascal gilt: „Arm ist, wer nicht genug bekommen kann.“ Mit meinen Worten: „Wer nichts so sehr ersehnt wie Geld, der bekommt auch nichts anderes.“ Das stimmt leider immer wieder, deshalb steigen wir höher
Svadhishthana, das Sakralchakra, hat die Farbe Orange und befindet sich einige Fingerbreit unterhalb des Bauchnabels im Zentrum unseres Kreuzbeines. Es steht für die ursprüngliche Lebenslust und ist der Sitz ungefilterter Emotionen. Hier sind Schaffenskraft und Fortpflanzungstrieb zu Hause. Seine Frequenz liegt bei 417 Hz und sein Prinzip ist die schöpferische Fortpflanzung des Seins. Ist das Sakralchakra gestört, passiert zumeist Folgendes:
Das zweite Chakra steht für Sexualität, Kreativität, Lebenslust, Genuss und Familie (nicht nur biologisch, es kann auch der Freundes- oder Kollegenkreis sein). Hier stehen wir mitten in der ästhetischen Phase. Die engt uns nach Kierkegaard aber irgendwann ein, deshalb entsteht die Sehnsucht nach Höherem
Manipura, das Nabelchakra, hat die Farbe Gelb und befindet sich ca. zwei Fingerbreit oberhalb des Bauchnabels am Übergang von der Lenden- zur Brustwirbelsäule. Es steht für die Bildung einer gesunden Persönlichkeit und Durchsetzungskraft. Seine Frequenz liegt bei 528 Hz und sein Prinzip ist die Gestaltung des Seins, dahingehend, am Ende des Lebens zufrieden mit dem Erreichten zu sein. Ist das Nabelchakra blockiert, tritt beispielsweise Folgendes ein:
Das dritte Chakra steht für Kraft, Spontaneität, Bauchgefühl, Entfaltung der Persönlichkeit und Weisheit aus Erfahrung (nach Schopenhauer). Wessen drittes Chakra gut funktioniert, der kann verantwortungsvoll mit Macht umgehen, ist ein guter Chef. Auch steht es für Disziplin, insbesondere hinsichtlich des Essens, Trinkens, des Fastens und der Süchte. Ganz wichtig im Leben ist ein funktionierendes Bauchgefühl. Es gibt eine direkte Verbindung vom Bauch zum Gehirn, den Vagusnerv. Es ist daher absolut existenziell, auf seinen Bauch zu hören, wenn Entscheidungen anstehen. Es gibt keine kleinen Entscheidungen!
Anhata, das Herzchakra, hat die Farbe Grün und befindet sich in der Höhe des Herzens, mitten in der Brustwirbelsäule. Es steht in seiner gereinigten Form für die bedingungslose und wahre Liebe. Die Kraft, die sowohl die höchsten als auch die niedrigsten Bedürfnisse zu transformieren vermag. Seine Frequenz liegt bei 639 Hz und sein Prinzip ist die Hingabe an das Sein, sich darauf einlassen, das Beste daraus machen wollen. Wessen Herzchakra nicht funktioniert, der erleidet:
Das vierte Chakra ist der Ort, an dem die Liebe wohnt. Es steht für Gefühle, Dankbarkeit, Heilung, Selbstliebe und Sünde. Es wird immer feinstofflicher, wir steigen auf vom Körper zum Geist. Hier im Herzen beantwortet sich die Frage nach dem Sinn des irdischen Lebens. Dieser besteht einzig in der Liebe. Sie gibt allem einen Sinn. Lieben wir also uns selbst, unsere Familie, unseren Partner, unsere Freunde, unsere Arbeit, die Natur, die Kunst und alles, was ansonsten liebenswert ist. Dann stellt sich keine Sinnfrage mehr, dann ist alles glasklar. Dies ist unsere Bestimmung, tausendfach besungen, tausendfach gewürdigt. Das ewig Weibliche, das uns nach Goethe hinan zieht, halte ich für eine seine treffendsten Formulerungen. Die höchste Form der Liebe ist die Andacht; die Liebe zu Gott
Vishuddha, das Kehlchakra, hat die Farbe Hellblau und befindet sich zwischen der Halsgrube und dem Kehlkopf am Beginn der Halswirbelsäule. Es ist die Brücke zwischen der Intelligenz des Herzens und der Intelligenz des Geistes. Es entscheidet, ob man sein Wissen nach weltlichen oder spirituellen Themen ausrichtet. Seine Frequenz liegt bei 741 Hz und sein Prinzip ist die Seinsresonanz. Mit anderen Worten, sich zum Sprachrohr Gottes zu machen, sein Wissen weiterzugeben und dabei Positives auszustrahlen. Ist es eingeschränkt, kann Folgendes auftreten:
Das fünfte Chakra steht für Kommunikation, Wissen, Intelligenz und Zuhören. Wenn wir schon bis zum Herzen offen sind, sollten wir in der Lage sein, das Wunderbare weiterzugeben und zu teilen. Dazu brauchen wir die Fähigkeit, uns ausdrücken zu können oder Gottes Sprachrohr zu sein. Ein begabter Pianist spielt die Noten einen Sekundenbruchteil, bevor er sie im Kopf hat. Er wird gespielt, er ist die Verbindung zum Göttlichen. Mein Sohn ist Bassist und hat mir dies bestätigt. Gern darf man auch ein Buch schreiben; ich merke gerade, dass dieses eines wird. Alle diese fünf Chakren stehen mit unserem Leben und unserem Bewusstsein in Verbindung. Durch meine zahlreichen Erklärungen im Vorfeld habe ich ihr Wesen, ihre Bedeutung und ihre Funktion ziemlich ausführlich beschrieben. Wem das nicht genügt, dem stehen abertausende esoterische oder spirituelle Werke zur Verfügung. Wir verlassen das Bewusstsein und erklimmen den nächsten Gipfel, das Unterbewusstsein, und gelangen damit zum sechsten Chakra. Zuvor eine Grafik von Yogi Vidyananda über den Platz der fünf unteren Chakren in unserem physischen Bewusstsein, das wir danach hinter uns lassen
Mach’s gut, Bewusstsein. War schön mit dir, aber der Berg ruft
Ajna, Stirnchakra oder inneres Auge hat die Farbe Tiefblau und befindet sich in der Tiefe des Kopfes in der Region der Hypophyse. Das dritte Auge, ca. ein cm über und zwischen den Augenbrauen, ist „nur“ die Verlängerung des sechsten Chakras an die Körperoberfläche, über die die Energieaufnahme erfolgt. Geöffnet und in harmonischer Funktion, vermittelt es uns die Fähigkeit zur Intuition, zu außersinnlicher Wahrnehmung bis hin zur Telepathie. Hier sitzt die inspirierende Kraft der Meditation. Sein Prinzip ist die Seinserkenntnis, das Erkennen der Lebensaufgabe. Funktioniert das Stirnchakra nicht, gibt es folgende Indizien dafür:
Das sechste Chakra steht für unser Unterbewusstsein, welches eine Million mal größer ist als das für uns erkennbare Bewusstsein. Wir erreichen es nur im Traum oder in tiefster Meditation. Für diese Qualität des Meditierens müssen wir schon oft gelebt haben, denn die Seele braucht eine Million Jahre zu ihrer Vervollkommnung. Hört sich viel an, aber man bedenke, wenn das Universum aus dem Urknall entsteht und expandiert, dann atmet Gott einmal ein. Während es dann kollabiert und in einem schwarzen Loch verschwindet, atmet Gott aus. Dieser Atemzug dauert ungefähr neun Komma sechs Milliarden Jahre, der längste materielle Zyklus überhaupt. Gott atmet sicher nicht nur einmal. Mit dem sechsten Chakra erreichen wir die astrale Ebene, den Sitz von Jesus und Buddha. Hier eine weitere Grafik meines Meisters, die sehr anschaulich die Größenverhältnisse der Bewusstseinsebenen, aber auch die Funktion des Unterbewussten darstellt
Nach christlichem Glauben kehrt unsere Seele ein ins Reich Gottes, ins Paradies, ins Alles. Nach buddhistischem Glauben ins Nirwana, ins Nichts. Alles und Nichts, so heißt der Titel dieser Arbeit. Hier, in der astralen Ebene, im Unterbewusstsein, im Leben nach dem Tod, werden sie eins. Hier vollzieht sich das das Verschwinden der Dualität. Es gibt keine Gegensätze mehr. Wer zu Lebzeiten nicht erleuchtet wird, betritt die astrale Ebene als Besucher mit einem Auftrag. Hier werden wir zwischengeparkt, wenn wir gestorben sind. Hier bereiten wir uns auf die Reinkarnation vor, denn nur im menschlichen Leben können wir uns spirituell weiterentwickeln. Hier müssen wir uns den Plan für das nächste Leben schreiben, und wir sollten ihn strikt befolgen. Je höher unsere Seele entwickelt ist, umso größer sind die Aufgaben auf unserem Zettel. Das Einzige, was wir von der Erde hierher mitnehmen, ist unsere Spiritualität. Das Einzige! Ich fasse noch einmal zusammen. Finden wir in diesem Leben unsere innere Wahrheit, ziehen wir nach dem Tod in die astrale Ebene ein und kehren von dort nicht mehr als Mensch auf die Erde zurück. Bleiben wir unvollendet, geht es auch dorthin, aber als Zwischenstopp vor der Reinkarnation. Ob sich in der astralen Ebene auch die Hölle befindet, ist eine spannende Frage. Ich kann mich an meine Aufenthalte dort oben (oder unten?) nicht erinnern, aber so oft, wie ich früher Alpträume hatte, liegt die Vermutung sehr nah, dass es im Unterbewussten nicht nur das Paradies geben kann. Haben wir nun mit der Meditation das sechste Chakra erreicht, erinnern wir uns mitunter an unsere vorherigen Leben. Diese Entdeckungen sind an Spannung nicht mehr zu übertreffen, spätestens jetzt wird Meditation zum Grundbedürfnis. Im sechsten Chakra liegt unser innerer Kompass. Es gibt uns die Richtung unserer Entscheidungen vor. Oft kommt eine solche Eingebung intuitiv, spontan, ohne Vorankündigung. Wir sollten ihr folgen, ohne sie zu hinterfragen. Unser Bewusstsein kann das Unbewusste sowieso nicht erklären. Ein ausgeglichenes Stirnchakra befähigt uns, Schwingungen und Unausgesprochenes wahrzunehmen. Hier entwickeln sich der sogenannte sechste Sinn und auch unsere Inspiration. Logisches Denken und Konzentration haben hier ebenfalls ihre Heimstatt. Nun kann man vermutlich eine gefühlte Ewigkeit im Unterbewussten verbringen, aber es geht ja noch höher. Der Abstand zum Kronenchakra, also zum siebten, beträgt nur wenige Zentimeter. Aber auf dieser kurzen Strecke sind noch fünf Kammern nacheinander zu durchbrechen, ehe der Weg ins Göttliche frei ist. Ich gehe auf diese Kammern nicht näher ein, nur so viel, es braucht einen Presslufthammer, um sie zu überwinden. Meditative Schwerstarbeit
Sahasrara, das Kronenchakra, hat die Farbe Violett und befindet am und über dem höchsten Punkt des physischen Körpers, der Fontanelle. Es dient dem Erkennen des göttlichen Plans. Sein Prinzip ist das reine Sein. Das siebte Chakra verbindet uns mit dem Himmel und dem Göttlichen und ist die Quelle der Spiritualität, der Erleuchtung und der Religiosität des Menschen. In diesem Stadium gibt man seine Identität, sein Ego auf und vertraut seiner inneren Führung. Den meisten Menschen wird diese Seinsebene verborgen bleiben, das äußert sich in:
Mit dem siebten Chakra erreichen wir dann das Überbewusstsein. Dazu eine weitere Grafik
Impressionen einer Reise. Nun bin ich an der Reihe, meine Reisenotizen kundzutun. Das Ziel dieser Reise ist die Vollendung der Seele, das erweiterte Bewusstsein, die Erleuchtung. Doch woran erkennt der Reisende, dass er angekommen ist? Er weiß, dass er mehr ist als die Person, die seinen Namen trägt, einen bestimmten Beruf ausübt und verschiedene Rollen in der Gesellschaft übernimmt. Er weiß, er ist mit allem und jedem verbunden. Er ist in der Lage, Entscheidungen nicht auf der Basis seines Egos zu treffen, sondern zum Allgemeinwohl. Er gibt sein Wissen und seine Erfahrungen offenherzig an die weiter, die dafür empfänglich sind. Er verfügt über eine starke innere Führung, eine klare Anbindung an sein höheres Selbst, an die göttlichen Energien. Wann immer er in den Spiegel schaut, bekommt er ein Lächeln geschenkt. Er hat ein Gewissen und erkennt die Wahrheit, und zwar nicht aus irgendwelchen gesellschaftlichen Moralvorstellungen heraus, sondern aufgrund seiner tiefen Verbundenheit mit allem, was ist. Diesen Zustand kann man als reine, bedingungslose Liebe bezeichnen, das „Mehr“ in diesem Leben. Hier gibt es keine Angst, keine Fragen, keine Zweifel, keine Gegensätze. Da sich auch heutzutage einige Tausend bereits Erleuchtete aktiv am öffentlichen Leben beteiligen, stellt sich die Frage, woran man sie erkennt. Sie werden gelassen sein und zufrieden. Das Leben wird sie nicht überfordern und ihre Worte, Taten und Gesten werden von tiefer Liebe durchdrungen sein. In der Meditation werden sie eine signifikant höhere Hirnaktivität aufweisen als der Normalbürger, messbar über die Elektroenzephalografie (kurz EEG), und in ihrem Blut wird man eine hohe Konzentration von körpereigenem Dimethyltryptamin (kurz DMT) finden. So hilft die Wissenschaft, Scharlatane zu erkennen; kein Gegensatz existiert mehr zwischen Forschung und Spiritualität, zwischen Allem und Nichts. Schön wäre es, hätte ich Fotos von den Stationen meiner Reise gemacht. Die könnte ich dann einfach hier einstellen, einen kleinen Text drunterschreiben, wäre in fünf Minuten fertig und könnte den Laptop einfach zuklappen. So leicht macht es mir dieses Thema aber nicht. Spiritualität ist nichts zum Fotografieren. Sie lässt sich nur leben und erleben. Ja, ich betrachte mein Leben als Erlebnis nicht als Pflichtübung. Die beste aller Versicherungspolicen ist die, gelebt zu haben. Oder, mit Richard David Precht gesagt, solle man seine Tage mit Leben füllen und nicht sein Leben mit Tagen. Don Juan Matus, der Meister bei Castaneda, stellt seinem Schüler die Aufgabe, jene Erlebnisse herauszusuchen, die dessen Leben nachhaltig verändert haben, und darüber zu reflektieren. Das sind nicht die großen Anlässe, nicht die Jahrestage nicht die Schlagzeilen „Wichtig sind Tage, die unbekannt sind“ (Anawa) ist ein Lied aus meiner Jugend. Im Vorfeld dieser Aufzeichnungen habe ich es zufällig wiederentdeckt. Zufällig? Blöde Frage! Die erste Geschichte, die ich erzählen will, beginnt mit Schönschrift. Man sagt, den Charakter eines Menschen erkenne man an seiner Handschrift. Meine war und ist immer noch ziemlich perfekt (ist Eigenlob, stimmt aber wirklich) Als ich Infanterist bei der Armee war, mussten wir zum Abschluss unserer Grundausbildung einen Gewaltmarsch über etwa 30 Kilometer absolvieren. Brutales Tempo, oft volle Schutzausrüstung, volle Bewaffnung und drückende Stiefel. Wer sich vorher Zigarettenasche in die Stiefel tut, leidet übrigens weniger. Zum Ende hin kamen einige Genossen (so hießen wir bei der Nationalen Volksarmee) in große Nöte und mussten aufgeben. Wir durften aber eine Mindeststärke nicht unterschreiten, so kam der Befehl, dass die Stärkeren die Waffen der Leidenden übernahmen. Ich fühlte mich gut. Irgendwann unterwegs bekam ich das, was man heute Runner’s High nennt. Ich begann zu schweben, im Kopf und mit den Füßen. Ich hätte eine Ewigkeit so weiterlaufen können. Mein Körper hatte sich entkoppelt. Im Ziel hatte ich fünf Waffen am Mann, darunter zwei Panzerfäuste. Das brachte mir eine Belobigung vor der Truppe ein und, jetzt wird es wichtig, ein Vorstellungsgespräch bei dem Oberoffizier für Verpflegung. Es begab sich zu dieser Zeit, dass fünf Soldaten, die praktisch nur die höchste Führungsebene bedienten, entlassen wurden. Nachfolger wurden gesucht. Meine Qualifikation war meine Schrift. Im Zuge einer Inspektion mussten alle Tafeln im Küchenbereich erneuert werden. Mit weißer Farbe und dünnem Pinsel auf Schreibtafeln von 3 bis 8 Quadratmetern. Sie wurden täglich neu mit Kreide beschrieben, meine aufgemalten Buchstaben waren natürlich nicht abwaschbar, es waren ja die Überschriften, die Zeilenbezeichnungen und natürlich alle Striche. Ich arbeitete Tage und halbe Nächte durch, die Arbeit wurde fertig, die Inspektion ein Riesenerfolg und ich kam in den ersehnten Dienst an den höchsten militärischen Führungskräften. Dazu muss man wissen, dass es im gesamten Regiment (ca. 2000 Mann) nur eine Person gab, die den Alkohol verwaltete. Diese Person war ich. Diese Position verlangte äußerste Disziplin, denn ich hatte plötzlich ganz viele Freunde, durfte die Spirituosen aber nur an Offiziere weiterreichen oder mich nicht erwischen lassen. Sie haben mich nie gekriegt. Zum Ende meiner Dienstzeit rief mich unser Oberbefehlshaber zu sich. Ich hatte ihn oft und zu unmöglichsten Zeiten mit russischem Wodka versorgt. Ich war loyal und genoss sein tiefstes Vertrauen. Aus Dankbarkeit überließ er mir seine Eintrittskarte, die einzige im ganzen Regiment, für Goethes Faust im Staatstheater. Den Rest habe ich bereits erzählt. Große Dichtung ist auch immer Philosophie. Wieder eine Dualität weg. Es sollte sein, dass meine Handschrift mich mit der besten Aufführung des größten Werkes der deutschen Dichtkunst zusammenführte. Ich verneige mich noch heute voller Dankbarkeit vor dieser Fügung. Man könnte meinen, das wäre Glück gewesen. Über Glück sind bereits tausende Bücher geschrieben worden, es gibt wunderbare Definitionen und Schaubilder. Dies ist aber nicht mein Thema. Erleuchtet werden hat nichts mit Glück zu tun. Nüchtern betrachtet ist Glück nichts weiter als Realität minus Erwartung. Das heißt, wenn ich den Augenblick genieße, ohne etwas von ihm zu verlangen, bin ich glücklich. Dies ist meine Erfahrung und Überzeugung. Kommen wir zu meiner zweiten Geschichte. Es war im Jahre 1996, ich besuchte mit meiner Familie das unvergleichliche Schottland. Ich habe nie ein schöneres Land gesehen und fühlte mich dort irgendwie heimisch. Auf der Isle of Skye, einer Hebrideninsel, wurde einst eine Fechtszene mit Christopher Lambert und Sean Connery gedreht („Highlander“ heißt der Film). Auf genau dieser Insel, auf den Klippen von Quirang. Wir standen am Fuß dieser Klippen und ich sagte meiner Frau: „Da muss ich rauf!“ Aus heiterem Himmel. Es war nicht schwierig, lediglich fünf Meter waren zu klettern. Da stand ich nun mit Tränen in den Augen. Es riss mir die Arme auseinander. Ganz viel Energie! Ich spürte den Himmel zwischen meinen Händen. Dies war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, meiner Freundschaft mit den Bergen. Ich habe seither viele Gipfel erreichen dürfen, unter anderem die beiden höchsten der Alpen. In den Bergen sind wir Gott sehr nah (die Tafel auf dem Bergsteigerfriedhof Kals nannte ich schon). Die Geschichte geht noch weiter. Am Abend dieses Tages lud uns unser Gastgeber, ein Farmer mit ganz vielen Schafen, in seinen Stall ein. Er zeigt uns viel von seiner Arbeit. Der Stall hatte drei Tore, vor jeder lag ein Border Collie. Diese Hunde sind die klügsten auf Erden, sie allein trieben die Herde auf die Weiden und holten sie abends zurück. Okay, die zweitklügsten. Ich hatte zu dieser Zeit einen Collie-Mischling, einen ehemaligen Streuner aus dem Tierheim, ein wundervolles Tier. Ich nannte ihn Dimple, nach einem ganz brauchbaren schottischen Blended Whisky. Er begleitete mich beim Joggen und blieb selbst auf einer Strecke von zwanzig Kilometern immer bei Fuß, ohne dass ich diesen Befehl je wiederholen musste. Jeden Tag nach der Arbeit, nach 22 Uhr, saß ich mit ihm am See. Ich erzählte ihm von meinem Tag, von meinen Freuden, von meinem Leid. Er sah mir die ganze Zeit in die Augen. Manchmal nickte er, manchmal schüttelte er den Kopf. Er verstand jedes Wort. Als er dann eingeschläfert werden musste, lag er in meinen Armen. Ich versprach ihm, dass es für ihn niemals einen Nachfolger geben wird. „Oder darf ich mir später einen deiner Brüder aus Schottland holen?“, habe ich ihn gefragt. Er nickte. Ich hatte seine Erlaubnis. Meine Tränen waren in diesem Moment dieselben wie damals in den Highlands. Schottland, ich komme wieder! Auch an dieser Geschichte sieht man, das scheinbar völlig unterschiedliche Linien in unserem Leben zu runden Geschichte werden. Der Kreis des Lebens. Er dreht sich überall. Auch meine dritte Episode spielt an einem magischen Ort. Es ist für mich der schönste Ort auf dieser Welt. Der Central Park in New York. Ich besuchte die Stadt erstmals 2008 zusammen mit meiner Frau. Wir waren damals im zwanzigsten Ehejahr und wollten es gebührlich feiern. Ich bin kein Stadtmensch und diesen Moloch würde ich nur betreten, wenn ich dort am Marathon teilnähme. Das war unser Deal. Gesagt, getan. Unser Hotel lag fünf Gehminuten vom Central Park entfernt. Es war Halloween. Wir gingen gegen 23 Uhr einfach mal los. Die Stadt war sicher, das Ziel nicht weit. Viel war nicht zu sehen. Nur ein Paar stand auf einem Hügel, beide im Kostüm des Phantoms der Oper. Ganz schön kitschig, aber ich liebe Kitsch. Bei Tageslicht ist es dort umwerfend. Felsiger Untergrund, dort stand mal ein Gebirge, so hoch wie der Himalaya. Indian Summer, überall Zedern, mein Lieblingsbaum, Brücken, Eislaufbahnen, Wiesen, Bänke und Wege, die schon so oft Hollywoodkulisse waren. Mit einem Wort: wunderschön. Die 42 Kilometer vergingen wie im Flug. Knappe vier Stunden Orgasmus. Am nächsten Tag kaufte ich mir eine kleine Zigarre und kehrte in den Park zurück. Ich würde wiederkommen, das stand fest. Zehn Jahre später habe ich den Lauf mit einem Freund wiederholt. Er ist fitter als ich und brachte meinen geschundenen Körper sicher ins Ziel, wenngleich es eine halbe Stunde länger dauerte als zu meinen besten Zeiten. Das Wichtigste war für mich jedoch nicht der Marathon, sondern die Vorbereitungsrunde um den ganzen Park am Tag zuvor. Da war er wieder, der Zauber dieses Ortes, von dem ich nun wusste, woher er rührte. Eine Legende besagt, die Stadtväter hatten ihn einst angelegt, damit die Indianer, die die Wolkenkratzer errichteten, sich nicht jeden Abend besoffen. Diese Supermänner, die ihr Brot auf den Stahlträgern aßen, in schwindelerregender Höhe. Jeder kennt die Bilder. Sie sollten einen schönen Platz für ihre Freizeit haben und ganz gewiss sollten auch nicht so viele Bauarbeiter im Rausch abstürzen. Diese Geschichte ist zauberhaft, denn sie ist eine Huldigung der kleinen Leute, die ich so sehr liebe. Inmitten der einer der reichsten Gegenden überhaupt, entsteht ein jedem zugänglicher Ort, der den Glanz der Paläste bei Weitem überstrahlt. An dieser Stelle könnte man sich fragen, ob das nicht alles traumhaft war, was ich so geschildert habe. Die Marketingstrategen vermitteln rund um die Uhr Traumpartner, Traumhäuser, Traumferien und vieles mehr. Das Wort Traum ist inzwischen genau so pervertiert wie die schon erwähnte Freiheit und aus meinem Vokabular weitestgehend verschwunden. Meine Träume sind die Pforte ins Unterbewusstsein. Die letzte Geschichte beginnt im Jahre 2009 in Bad Wimpfen, Baden Württemberg. Ich hatte mich dort zu einer Yogalehrer-Ausbildung angemeldet und diese erfolgreich abgeschlossen. In der Gruppe war eine außergewöhnliche Frau. Französin, in Polynesien geboren, schrill und kunterbunt gekleidet, Extrembergsteigerin, jahrelang in Indien und Afrika zu Hause mit eigener Tangoschule in Buenos Aires. Ich nenne sie mal Anne (im Wesentlichen bleiben die meisten meiner Gefährten hier ohne Namen). Sie hatte das Antlitz der Nofretete und wurde in Afrika angehimmelt, wann immer sie da war. Zu Recht, wie ich fand. Sie hatte eine Ausstrahlung, die mich faszinierte, und dazu eine wahnsinnige spirituelle Aura. Ich konnte sie sehen. Die Ausbildung war nicht doll, aber der Tiefpunkt war eine Unterweisung in der Zen Meditation. Diese wurde geleitet von einem ehemaligen Banker, der sich dazu berufen fühlte. Der übelste Scharlatan, der mir je unter die Augen kam. Schon im Vorgespräch kam es zum Eklat. Anne korrigierte Mister Neunmalklug zweimal, als er absoluten Müll von sich gab. Sie stand Lichtjahre über ihm und sogar ich war erschüttert von solch einer Anmaßung. Das erste Mal brüllte er sie nur an, beim zweiten Mal warf er sie raus. Ich ging freiwillig eine Minute später. Anne war schon weg. Wir brachten unseren Lehrgang zu Ende und es kam der Moment des Abschieds. Sie sah mich an und ich wollte etwas Kluges sagen. Der Satz, der nicht nur allein aus mir kam, lautete: „Leute wie wir begegnen sich.“ Ich würde sie nie wiedersehen, das wusste ich. Fünf Jahre später habe ich meinen Basiskurs in Energielehre bei Yogi Vidyananda in Melle, Niedersachsen absolviert. Die Vorgeschichte ist bekannt; die Mail im Spamordner. Am letzten Abend saßen wir Teilnehmer alle zusammen. Die Atmosphäre war sehr besonders, wir hatten fünf Tage lang völlig neue Erfahrungen sammeln können und waren der Welt auf angenehmste Weise weit entrückt. Ich erzählte die Geschichte von Anne. Ungefragt, es sollte so sein. Es war totenstill um mich herum. Mir war bis dahin nicht aufgefallen, dass ich ein guter Erzähler sein konnte. Was war mit mir geschehen in dieser Woche in der Landesturnschule? Die Antwort gebe ich am Ende. Das Frappierende an dieser Geschichte ist, dass ich die beiden spirituellsten Menschen, die ich kenne, mal eben einfach so mit meiner Geschichte an den selben Ort brachte, ohne dass sich die beiden je begegnet wären. Auf meinem Weg gehören sie untrennbar zueinander. Warum? Damit sind wir beim dritten Wort, dass ich meide. Diese Frage dürfen das Kleinkind und der Kommissar auf Motivsuche stellen. Für mich ist sie tabu. Die Antwort auf „Warum“ ist selten ehrlich, wenn Menschen sie geben. Die Frage stellt sich gar nicht, wenn man von der Kausalität, von Ursache und Wirkung weiß. Nichts im Universum geschieht ohne Grund. Jede Ursache liegt in uns selbst. Darum! Das Universum ist übrigens nicht nur da draußen. Zwei Beispiele. Zehn Gramm menschlicher DNA könnten alle Informationen sämtlicher digitaler Dateien weltweit speichern. Die leistungsstärksten Supercomputer der Gegenwart bräuchten 40 Minuten, um eine Sekunde menschlicher Hirnaktivität zu simulieren. Der Blick nach innen, in unseren Mikrokosmos, lohnt sich allemal. Die Tür steht jedem sperrangelweit offen. In allen beschriebenen Situationen und auch in den davor liegenden, mich betreffenden Ereignissen, steckt eine Gemeinsamkeit. Ich bin stets meinen Eingebungen gefolgt. Die kommen aus dem Unter-, aber auch dem Überbewusstsein. Da bei mir alle sieben Chakren schwingen, sind sie wohl geöffnet und stehen mir als Entscheidungshilfe zur Verfügung. Seit jenen Tagen in Melle ist mir alles gelungen, konnte ich jede meiner Ideen umsetzen. Ich bin leidenschaftlicher Perfektionist und freue mich wie ein kleiner Junge, wenn ein Rad ins andere greift, wenn sich Probleme nahezu von allein lösen. Diese winzigen Details begegnen mir täglich, zum Beispiel, wenn das eingekaufte Baumaterial genau ausreicht, ohne dass ich es vorher berechnet hätte, wenn das Essen im Kühlschrank mich auf den Punkt satt macht, ohne dass etwas übrig bleibt (ist bei Butter ziemlich schwierig) oder wenn das verfügbare Geld allen Verpflichtungen standhält. Auch bin ich seitdem sehr emotional. Der durchschnittliche deutsche Mann weint 17-mal im Jahr. Das schaffe ich manchmal in einem Monat, nicht nur jetzt, da mein Vater im Sterben liegt. Zurzeit bin ich solo unterwegs, was auch gut ist, denn die Arbeit, die mein altes Bauernhaus mit sich bringt, ist für keine Frau zumutbar. Um einen spirituellen Menschen wird es schnell auch mal leer und leise. Die Welt ist für uns noch nicht bereit und wird es nie sein. Verliebt war ich schon ganz schön oft (wahrscheinlich 17-mal), und oft sind die schönsten Romanzen die unvollendeten. Mit zwei tollen Frauen durfte ich bisher mein Leben teilen. So ganz schlecht ist Vollendung auch nicht. Liebe schaltet den Verstand aus, das will auch die Meditation. Kommt es dann doch zur Trennung, entsteht ein tiefer Schmerz. Es tut deshalb so weh, weil das Höchste, das zwei Menschen miteinander verbindet, verloren gegangen ist. Es ist das Scheitern an einer großen Mission, eine Versündigung an der Liebe. „Bis dass der Tod euch scheidet“, so fordert es die Kirche. In dieser Hinsicht stimme ich ihr zu. Vielleicht wird mir vergeben, wenn nicht, werde ich meine Strafe voller Demut annehmen. Früher war ich ziemlich aufbrausend, fast schon cholerisch. Wenn mir etwas nicht gelang, bekamen die Umstehenden oft Zweifel an meiner Zurechnungsfähigkeit. Contenance war mir so fremd wie die Sprache, der dieses Wort entstammt. Aufregung hat sich in Gelassenheit gewandelt. Angst hab ich manchmal in den Bergen, aber die ist auch angebracht, denn ich bin ein lausiger Alpinist. Smalltalk ist mir ein Graus, genauso wie dumme Menschen. Nicht jeder kann einen höheren Bildungsweg beschreiten, nicht jeder ein Intellektueller werden. Ich kenne viele Leute, die nur zehn Klassen abgeschlossen haben, aber von denen ist niemand dösch (mecklenburgisch für blöd), im Gegenteil, die meisten sind lebensklüger als viele Akademiker. Vorhaben für später habe ich auch, ohne dass ich Gott damit zum Lachen bringen wollte. Da wäre der Hund aus Schottland, meine künftige Sauna, an der ich gerade bastle, vielleicht kommt sogar ein Ashram dazu und in diesem Mai der Chimborazzo in Equador. Der höchste Punkt dieser Erde über ihrem Mittelpunkt. Die Erde ist ein Ellipsoid und der Everest steht auf der flachen Krümmung, der Chimbo auf der steilen. Wenn ich mit sechzig alle Haken gemacht habe und den so schönen Augenblick zum Verweilen einlade,darf der Himmel mich zu sich hereinlassen. Er kann auch gerne noch ein wenig damit warten. Der Tod verwandelt einen lebenden Organismus in einen Gegenstand, der Seele kann er nichts anhaben. Was fehlt, ist das Ereignis von Melle, welches mein Leben umgekrempelt hat. In der ersten Meditation saß ich mit krummem Rücken da und konnte mich trotz Hocker nicht aufrichten. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben Kopfschmerzen. „Sechstes Chakra.“ Das war der Kommentar von Yogi Vidyananda dazu. In der zweiten Meditation richtete sich meine Wirbelsäule von ganz allein auf und mir wurde ganz warm dabei. Das passiert mir seitdem in jeder Meditation, ohne Ausnahme. Ich vermute dahinter, dass alle meine Chakren geöffnet sind und das Prana ungehindert aufsteigen kann. „Gewagte These“, meint Vidyananda. In der dritten Meditation umgab mich dieses wunderbar himmelblaue Licht wie auf dem Bild unseres Energiekörpers von Alex Grey. Und dann sprach ich mit meinem Großvater, der bereits 1973 verstorben ist. Es geht ihm gut. Das Bild von Grey hängt als handgemalte Kopie im Meditationsbereich der Ki Do Kwon-Akademie in Kirchhatten. Mein Meister hat es in Auftrag gegeben und ich stelle es an dieser Stelle gern zur Betrachtung aus
Quellennachweis. Sämtliche wörtliche Zitate sind durch Anführungsstriche gekennzeichnet und mit den mir bekannten Urhebern versehen. Darüber hinaus habe ich folgende Veröffentlichungen benutzt:
Отрывок из книги
Bild 3, 9, 11, 13, 14: Yogi Vidyananda; bürgerlich Rainer Kersten
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