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Franz Dobler. The Boy Named Sue
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WAS WÄRE DER MUSIKJOURNALISMUS OHNE DAS LABEL- ODER PROMO-AGENTURINFO? (I)
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Inhalt
Отрывок из книги
Franz Dobler
The Boy Named Sue
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»Chet Baker, Sun Ra Arkestra, Dollar Brand alias Abdullah Ibrahim, mit dem ich mein erstes Interview gehabt hätte, aber der Rekorder ging nicht, und während seine Musiker am nächsten Tisch saßen und aßen, untersuchte er mit mir das Gerät und tröstete mich. Oliver Lake, Lester Bowie im weißen Arztkittel, Achtung, Bleichgesichter, jetzt kommt der Voodoo-Dr. mit der Medizin! Art Ensemble of Chicago, Leroy Jenkins’ Revolutionary Ensemble waren angekündigt, aber dann war irgendwas – dieser ganze wahnsinnige Wahnsinn vom letzten Außenposten des menschlichen Gehirns in einem oberbayrischen Drecksnest an der Grenze zum Allgäu. Und dieses Duo, Schlagzeug und Posaune. Der kam in einem langen schwarzen Ledermantel und mit einer riesigen Lederkappe zur Tür rein, und so saß er in der Garderobe, sagte keinen Ton, und genau so stand er dann breitbeinig auf der Bühne, hielt das Ding wie eine Panzerfaust, ein Orkan nonstop eine Stunde lang, wie’n Black Panther mit dem Spezialauftrag, die Entnazifizierung im Pfaffenwinkel endlich durchzusetzen und hinter ihm das Schlagzeug wie ein Bombenangriff. Wo die heute wohl sind?«
Ich war ein Jazzbeauftragter, der noch nichts geschrieben hatte, als ich meinen Redakteur fragte, ob ich etwas über das Konzert einer neuen Band aus der Gegend machen sollte. Logisch, sagte er, doch ich sollte nicht damit rechnen, dass es der Chef bringen würde, für den das nur totaler Blödsinn wäre, aber für mich wär’s ja auf jeden Fall eine gute Übung. Zwei Tage später nahm er mich in den Keller in die Setzerei mit, wo die sogenannten Setzer die Artikel aus dünnen Bleiplatten mit einzelnen Buchstaben zusammensetzten. Jeden Nachmittag um etwa vier Uhr lagen die einzelnen Seiten fertig in Holzkästen und wurden vom Chefredakteur kontrolliert und für den Druck freigegeben. Er konnte noch ein Ausrufezeichen reinsetzen oder einen Artikel rauswerfen. Es kam vor, dass auf einer Seite zu wenig Text war, für den Fall lagen neben dem Holzkasten weitere Artikel bereit, der sogenannte Stehsatz. Das waren unwichtige Artikel, die im Notfall jederzeit zu gebrauchen waren. Wie man sich vor dem Baden richtig abkühlt oder sowas. Dort lag mein Konzertbericht, der leider ein Verfallsdatum hatte. Ich ging jeden Nachmittag in den Keller, um nachzusehen wie es ihm ging. Nach einer Woche war ich sicher, dass er’s nicht schaffen würde. Ich stand neben dem Chefredakteur, als er in einem Holzkasten Bleisätze hin und her schob, die Seite hatte zuviel Luft und er suchte nach einem Stehsatz-Artikel, um die Seite dicht zu machen. Er hatte es schon mit einigen probiert, als er verächtlich sagte: »Was ist denn das mit diesem Jazzrockzeug da?« Ich wollte zu dem Mann, den ich vor kurzem als rechte Sau beschimpft hatte, nichts sagen. Er knurrte irgendwas und stopfte das Stück Blei in die Lücke.
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