Das Schloss

Das Schloss
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In einer Winternacht gelangt der Landvermesser K. in ein Dorf, das von den Beamten eines mysteriösen Schlosses oberhalb der Stadt beherrscht wird. Die Dorfbewohner begegnen K. mit Misstrauen. Rätselhafte und widersprüchliche Auskünfte behindern K.s Bemühen, einen Weg zum Schloss zu finden. K. behauptet, er sei von den Schlossbeamten als Landvermesser ins Dorf bestellt worden. Vergeblich versucht K. in den folgenden sieben Tagen, ins Schloss vorzudringen. Er kommt nicht voran. Alle Versuche K.s führen ihn im Kreis zum Ausgangspunkt zurück. Tage und Nächte scheinen immer schneller zu verlaufen. K.s Kräfte schwinden.
Franz Kafka lässt für seinen letzten Roman «Das Schloss» von 1922 breiten Interpretationsspielraum. «Das Schloss» provozierte eine Vielzahl psychologischer, soziologischer und theologischer Deutungsversuche. Die unerreichbare Machtinstanz auf dem Schlossberg wurde als manipulativer Staat, Gottheit, Symbol des Lebenssinns und vieles mehr ausgelegt. Gerade, indem Franz Kafka in «Das Schloss» keinen eindeutigen Sinngehalt anbot, legte er den Grundstein für die andauernde Faszination des Romans weit über die Grenzen der Literatur hinaus.

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Franz Kafka. Das Schloss

Inhaltsverzeichnis

Das erste Kapitel

Das zweite Kapitel

Das dritte Kapitel

Das vierte Kapitel

Das fünfte Kapitel

Das sechste Kapitel

Das siebente Kapitel

Das achte Kapitel

Das neunte Kapitel

Das zehnte Kapitel

Das elfte Kapitel

Das zwölfte Kapitel

Das dreizehnte Kapitel

Das vierzehnte Kapitel

Das fünfzehnte Kapitel

Das sechzehnte Kapitel

Das siebzehnte Kapitel

Das achtzehnte Kapitel

Das neunzehnte Kapitel

Das zwanzigste Kapitel

Impressum

Отрывок из книги

Titelseite

Das erste Kapitel

.....

Im Fortgehen fiel K. an der Wand ein dunkles Porträt in einem dunklen Rahmen auf. Schon von seinem Lager aus hatte er es bemerkt, hatte aber in der Entfernung die Einzelheiten nicht unterschieden und geglaubt, das eigentliche Bild sei aus dem Rahmen fortgenommen und nur ein schwarzer Rückendeckel sei zu sehen. Aber es war doch ein Bild, wie sich jetzt zeigte, das Brustbild eines etwa fünfzigjährigen Mannes. Den Kopf hielt er so tief auf die Brust gesenkt, daß man kaum etwas von den Augen sah, entscheidend für die Senkung schien die hohe, lastende Stirn und die starke, hinabgekrümmte Nase. Der Vollbart, infolge der Kopfhaltung am Kinn eingedrückt, stand weiter unten ab. Die linke Hand lag gespreizt in den vollen Haaren, konnte aber den Kopf nicht mehr heben. »Wer ist das?« fragte K. »Der Graf?« K. stand vor dem Bild und blickte sich gar nicht nach dem Wirt um. »Nein«, sagte der Wirt, »der Kastellan.« – »Einen schönen Kastellan haben sie im Schloss, das ist wahr«, sagte K., »schade, daß er einen so mißratenen Sohn hat.« – »Nein«, sagte der Wirt, zog K. ein wenig zu sich herunter und flüsterte ihm ins Ohr: »Schwarzer hat gestern übertrieben, sein Vater ist nur ein Unterkastellan und sogar einer der letzten.« In diesem Augenblick kam der Wirt K. wie ein Kind vor. »Der Lump!« sagte K. lachend, aber der Wirt lachte nicht mit, sondern sagte: »Auch sein Vater ist mächtig.« – »Geh!« sagte K. »Du hältst jeden für mächtig. Mich etwa auch?« – »Dich«, sagte er schüchtern, aber ernsthaft, »halte ich nicht für mächtig.« – »Du verstehst also doch recht gut zu beobachten«, sagte K., »mächtig bin ich nämlich, im Vertrauen gesagt, wirklich nicht. Und habe infolgedessen vor den Mächtigen wahrscheinlich nicht weniger Respekt als du, nur bin ich nicht so aufrichtig wie du und will es nicht immer eingestehen.« Und K. klopfte dem Wirt, um ihn zu trösten und sich geneigter zu machen, leicht auf die Wange. Nun lächelte er doch ein wenig. Er war wirklich ein Junge mit seinem weichen, fast bartlosen Gesicht. Wie war er zu seiner breiten, ältlichen Frau gekommen, die man nebenan hinter einem Guckfenster, weit die Ellenbogen vom Leib, in der Küche hantieren sah? K. wollte aber jetzt nicht mehr weiter in ihn dringen, das endlich bewirkte Lächeln nicht verjagen. Er gab ihm also nur noch einen Wink, ihm die Tür zu öffnen, und trat in den schönen Wintermorgen hinaus.

Nun sah er oben das Schloss deutlich umrissen in der klaren Luft und noch verdeutlicht durch den alle Formen nachbildenden, in dünner Schicht überall liegenden Schnee. Übrigens schien oben auf dem Berg viel weniger Schnee zu sein als hier im Dorf, wo sich K. nicht weniger mühsam vorwärts brachte als gestern auf der Landstraße. Hier reichte der Schnee bis zu den Fenstern der Hütten und lastete gleich wieder auf dem niedrigen Dach, aber oben auf dem Berg ragte alles frei und leicht empor, wenigstens schien es so von hier aus.

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