Roter Stern am Schwarzen Meer
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Franz Taut. Roter Stern am Schwarzen Meer
Отрывок из книги
Die Höhenstellung
Befehl von oben
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Als ich in meinen Bunker kam, lag Leutnant Lemke in seinem Schlafsack auf der Krankentrage. Er schlief fest. Der Inhalt der Kognakflasche hatte sich beträchtlich verringert. Wenn der neue Kompanieführer, der so unbekümmert schlief, als befände er sich irgendwo in Sicherheit und nicht in einem vom Krieg überzogenen, von Granaten zerwühlten Land, von der langen Reise übermüdet war, bestand für mich umso mehr Anlass, auf dem Posten zu bleiben und die Augen offen zu halten. Als ich die Kompanie übernommen hatte, damals, 42, im September, war alles anders gewesen. Mein Vorgänger war gefallen. Oberfeldwebel Schlemm, der dann später während eines Nachtgefechts in den Waldbergen spurlos verschwand, hatte die Kompanie drei Wochen lang geführt und war erleichtert gewesen, die Verantwortung loszuwerden. Ich fragte mich, ob es wirklich die Sorge war, die mich in der Stellung festhielt, oder ob ich mich so sehr an meinen Haufen gewöhnt hatte, dass es mir nun schwerfiel, ihn von einer Stunde zur anderen zu verlassen. Wäre es übrigens nicht diese Kompanie gewesen – wäre ich nach meiner Verwundung bei der Mai-Offensive des Jahres 1942 am Donez zu meinem alten Regiment zurückgeschickt worden, würde vermutlich die letzte Station meiner militärischen Laufbahn Stalingrad geheißen haben. Denn dort war mein altes Regiment mit allen geblieben. Es berührte mich seltsam, dass Leutnant Lemke, mein Nachfolger, ausgerechnet von dort herkam – vom Schlachtfeld an der Wolga, wenn auch auf dem Umweg über das Lazarett und die Führerreserve der Heeresgruppe.
Ein halbes Jahr war seit dem Abschluss der düsteren Tragödie von Stalingrad vergangen, aber noch immer spielte jenes unbegreifliche Geschehen eine beträchtliche Rolle in unseren Gesprächen und Gedanken. Es war, als spürten wir, dass es die große Wende gewesen war, dass es seither trotz scheinbarer örtlicher Erfolge steil abwärtsging mit uns.
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