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Frederick Douglass. Mein Leben als amerikanischer Sklave
Mein Leben als amerikanischer Sklave
Inhalt
Frederick Douglass. Mein Leben als amerikanischer Sklave. Erstes Kapitel1
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Epilog
Vorwort von William Lloyd Garrison53
Brief von Wendell Phillips, Esq.72
Zu dieser Ausgabe
Nachwort
Fußnoten
Endnoten
Über dieses Buch
Hinweise zur E-Book-Ausgabe
Отрывок из книги
Frederick Douglass
Aus dem amerikanischen Englisch von Hans-Christian Oeser
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Jedes Jahr bringt eine Vielzahl von Sklaven dieser Kategorie hervor. Zweifellos geschah es im Wissen um diese Tatsache, dass ein großer Staatsmann des Südens den Untergang der Sklaverei aufgrund des unvermeidlichen Bevölkerungsgesetzes vorhersagte. Ob diese Prophezeiung jemals in Erfüllung geht oder nicht, es liegt auf der Hand, dass im Süden eine ganz anders aussehende Gruppe von Menschen heranwächst und in Sklaverei gehalten wird als die, die ursprünglich aus Afrika in dieses Land verbracht wurde; und wenn ihre Zunahme auch sonst nichts Gutes bewirkt, so wird sie doch die Kraft des Arguments beseitigen, dass Gott den Ham verflucht habe4 und die amerikanische Sklaverei daher berechtigt sei. Wenn laut der Heiligen Schrift nur die direkten Nachkommen Hams versklavt werden sollen, so ist gewiss, dass die Sklaverei des Südens in Bälde der Heiligen Schrift zuwiderlaufen muss; denn alljährlich werden Tausende in die Welt gesetzt, die wie ich ihre Existenz weißen Vätern verdanken, und meist sind ihre Väter ihre eigenen Herren.
Ich habe zwei Herren gehabt. Der Name meines ersten Herrn war Anthony.5 An seinen Vornamen kann ich mich nicht erinnern. Er wurde allgemein »Captain Anthony« genannt – ein Titel, den er, wie ich vermute, erworben hatte, als er in der Chesapeake Bay segelte. Als reicher Sklavenhalter galt er nicht. Er besaß zwei oder drei Farmen und etwa dreißig Sklaven. Seine Farmen und seine Sklaven wurden von einem Aufseher verwaltet. Der Aufseher hieß Plummer. Mr Plummer war ein elender Säufer, ein gotteslästerlicher Flucher und ein brutales Scheusal. Er lief immerzu mit einer Peitsche aus roher Kuhhaut und einem schweren Knüppel bewaffnet umher. Ich habe erlebt, wie er den Frauen die Köpfe so schrecklich zerschnitt und zerschlitzte, dass sogar Master über seine Grausamkeit in Wut geriet und drohte, ihn auszupeitschen, wenn er sich nicht in Acht nähme. Master war deswegen jedoch kein humaner Sklavenhalter. Es bedurfte schon außergewöhnlicher Unmenschlichkeit seitens eines Aufsehers, damit ihn irgendetwas rührte. Er war ein grausamer Mann, abgebrüht durch ein langes Leben der Sklavenhaltung. Manchmal schien es ihm großes Vergnügen zu bereiten, einen Sklaven auszupeitschen. Oft wurde ich bei Tagesanbruch von den herzzerreißenden Schreien einer meiner Tanten geweckt, die er an einen Querbalken band und der er den nackten Rücken peitschte, bis sie buchstäblich mit Blut bedeckt war. Keine Worte, keine Tränen, keine Gebete seines blutüberströmten Opfers schienen sein steinernes Herz von seinem blutrünstigen Vorhaben abbringen zu können. Je lauter sie schrie, desto härter peitschte er sie; und wo das Blut am schnellsten floss, dort peitschte er sie am längsten. Er peitschte sie, um sie zum Schreien zu bringen, und er peitschte sie, um sie zum Schweigen zu bringen; und erst wenn er von Müdigkeit überwältigt war, hörte er auf, seine blutverklumpte Peitsche zu schwingen. Ich erinnere mich, wie ich zum ersten Mal dieser grausigen Darbietung beiwohnte. Ich war noch ein Kind, kann mich aber gut daran erinnen. Solange ich mich noch an irgendetwas erinnern kann, werde ich es nicht vergessen. Es war die erste in einer langen Reihe derartiger Gräueltaten, deren Zeuge und Teilnehmer zu werden ich verdammt war. Sie traf mich mit furchtbarer Wucht. Sie war das blutbefleckte Tor, der Eingang zur Hölle der Sklaverei, den zu durchschreiten ich mich anschickte. Es war ein schreckliches Schauspiel. Ich wünschte, ich könnte die Gefühle zu Papier bringen, mit denen ich es verfolgte.
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