Gewalt in den Weltreligionen
Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.
Оглавление
Georg Baudler. Gewalt in den Weltreligionen
Impressum
Menü
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
A. Der Ursprung: Gewalt als das Heilig-Göttliche
Zur Einführung: Religion als Reaktion auf Symbolerfahrung
Die Mutter-Kind-Beziehung
Der Raubtier-Gott
Die Nachahmung des Raubtiergottes
Sich Göttliches einverleiben
Der Rausch des Tötens
Die Jagd nach dem Sündenbock
Der Sündenbockmechanismus als Ursprung des Opferrituals
Initiation als Verwandlung zum Raubtier
Opfern als Gewalthandlung
Blutrache und Krieg
Egalitäre Gesellschaften
Versklavung
Das Wirken der gewaltfreien Gottessymbolik
Die Upanishaden und das vor-buddhistische Asketentum
Buddha und der „mittlere Weg“
Die Ethisierung der indo-iranischen Religion durch Zarathustra
II. Der geistige Aufbruch in China: Jen (Konfuzius) und Tao (Laotse)
Die ethische Durchdringung aller Lebensbereiche durch Konfuzius
Die mystische Durchdringung allen Seins und Lebens durch Laotse
III. Der geistige Aufbruch in Griechenland: Das höchste Eine und Gute
Die Kritik der griechischen Dramendichter an den gewaltverhafteten Göttern
Die Suche der griechischen Philosophen nach dem Göttlich-Guten
IV. Der geistige Aufbruch in Palästina: Von der El- zur Abba-Erfahrung
Die Ausgangssituation: El, der uralte Gott
Die Überwindung der El-Erfahrung durch die Jahwe-Erfahrung
Die Überwindung der Zwiegesichtigkeit Jahwes in der Anrufung und Erfahrung Gottes als Abba durch Jesus
C. Die heutigen fünf großen Weltreligionen
1. Der Hinduismus
Samsara und ahimsa – Grundbegriffe der indischen Gewaltfreiheit
Götterwelt und Lebenspraxis
Gewalt und Gewaltüberwindung in der Bhagavadgita
Gewaltloser Kampf? Zu Mahatma Gandhi
Gewaltlosigkeit und Gewalt im Theravada-Buddhismus
Gewalt und Gewaltüberwindung im sich ausbreitenden Buddhismus
Der Buddhismus in China und Japan
Der Buddhismus in Tibet
II. Die nahöstliche Tradition
Gewaltverhaftete Texte in der Hebräischen Bibel
Gewaltüberwindende Texte der Hebräischen Bibel
Die Lieder vom gewaltlos leidenden Gottesknecht
Die Friedensbotschaft des Rabbi Jesus
Gewalt und Gewaltfreiheit: Die Vermittlung
Die Passionsgeschichte als Ereignis radikaler Gewaltüberwindung
Der grundsätzliche Gewaltverzicht im frühen Christentum
Das Christentum im Römerreich: Der neue Einbruch der Gewalt
Die Blutspur: Inquisition, Hexenverfolgung, Kreuzzüge, Gewalt-Mission
Der Islam als die „Religion Abrahams“ und die darin liegende Gewaltüberwindung
Unterdrückung der Frau, Blutrache, Opfertötung, „Heiliger Krieg“: Die Profanisierung archaischer Gewalt
Der gewaltige Gott: Das im islamischen Gottesverständnis enthaltene Gewaltpotenzial
Islamische Selbstmordattentäter: Rückfall in archaische Gewaltreligiosität
4. Der biblische Monotheismus – eine Quelle von Intoleranz und Gewalt?
Zur postmodernen Infragestellung des biblischen Monotheismus
Zur Gewalt im christlichen und islamischen Monotheismus
Schlussbetrachtung: Gewalt und Wahrheit
Anmerkungen
Quellen
Monographien, Aufsätze, Artikel
Benützte Nachschlagewerke
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Отрывок из книги
Georg Baudler
Gewalt in den Weltreligionen
.....
Gewiss legt sich dem Naturwissenschaftler eine solche Erklärung nahe. Doch auch sie hebt den aufgedeckten Widerspruch nicht wirklich auf. Denn auch die biologische Erklärung arbeitet mit einem Lebenstrieb, der sich durch die Tatsache der Sterblichkeit und des Todes nicht eindämmen lässt, sondern über beides hinausgreift. Die Frage, die über eine agnostisch-atheistische oder eine religiös-gläubige Lebenshaltung entscheidet, ist, ob ich bereit und fähig bin, eine symbolische Dimension in den Vorgängen und Dingen der Wirklichkeit wahrzunehmen und mit ihr umzugehen, oder ob mir diese Bereitschaft und Fähigkeit fehlt. Die Muttergottheit ist ja nichts anderes als das, was im todumgreifenden Symbol des Lebens zum Ausdruck kommt.
Tiefenpsychologisch geschulten Lesern mag der hier entwickelte Begriff der Muttergottheit zu einseitig positiv erscheinen. Denn tiefenpsychologisch gehört zum sogenannten „Archetypus“ der Mutter auch der verschlingende Aspekt, wie er in den Hexen der Märchen sowie in Göttinnen wie Kali, Gorgo oder Anat zum Ausdruck kommt. Doch in der tiefenpsychologischen Anthropologie wird die geschichtliche Entwicklung des Menschseins eingeebnet. Ein nur etwa drei- bis fünftausend Jahre zurückreichender Querschnitt durch die Menschheitsgeschichte liefert die Bausteine und Versatzstücke zu einer statischen Anthropologie, die für alle Völker aller Zeiten festgeschrieben wird. Doch was sind drei- bis fünftausend Jahre menschlicher Geschichte gegenüber den Jahrmillionen, in denen sich das Menschenwesen entwickelt hat? Unter den vielen gefundenen Frauenstatuetten der Jüngeren Altsteinzeit, räumlich verteilt von Nordsibirien über den Mittelmeerraum bis Südfrankreich und Nordspanien und zeitlich aus vielen Jahrtausenden stammend, findet sich keine Gorgo und keine Kali.17 Offenbar ist der negative Aspekt des Mütterlichen nicht ein weiblicher „Elementarcharakter“, wie dies E. Neumann in der Nachfolge C. G. Jungs konstruiert.18 Solche Gestaltungen sind vielmehr der symbolische Ausdruck jener geschichtlichen Erfahrungen, wie sie während einiger Jahrtausende besonders in matriarchal geprägten Gesellschaften durch eine Muttergottheit, die grausame Menschenopfer fordert, gemacht wurden.19
.....