Herr Bernstein reist zum Äquator

Herr Bernstein reist zum Äquator
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Herr Bernstein muss überrascht feststellen, dass in seiner Ehe gar nichts mehr geht. Damit hatte er nicht gerechnet. Sollte das der Beweis sein, dass er endlich unter den Erwachsenen angekommen ist? Noch überraschender ist für ihn, dass seine Frau diese Einschätzung teilt. Bernstein ergreift die Flucht, geht auf Reisen, will alles hinter sich lassen. Doch wie weit muss man reisen? Hinter welcher Ecke wartet der Neuanfang? Als er Eva trifft, geht er ein Stück Weg mit ihr gemeinsam. Sie teilt seine Sehnsucht nach der Ferne und dem Unterwegssein. Seine Sehnsucht nach Lebensfreude und Liebe – jenseits eines ermüdenden Alltags. Gemeinsam suchen sie Antworten auf eine wichtige Frage: Wie wird man glücklich in diesen Zeiten? Tatsächlich kommen sie nicht bis zum Äquator, nur nach Berlin und in die Berge, trotzdem: Wegstrecken gemeinsam zurücklegen, das können sie. Und was ist das Leben schon anderes? Ein intelligenter Roman über das Selbstverständnis von Männern heute – und ihrer Sehnsucht nach einer Frau.

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Georg Pelzer. Herr Bernstein reist zum Äquator

29° nördliche Breite, 15° westliche Länge, 10 319 Meter über Meeresspiegel, Mitte Dezember (eine Art Prolog)

Eine Straßenkreuzung in einer mittelgroßen Stadt, 24. August, 12.17 Uhr

Ein gut besuchtes Café, 4. September, 16.20 Uhr (Gedächtnisprotokoll 1 )

Am Ende einer Autobahnausfahrt, 24. August, 17.35 Uhr

Ein Hotelzimmer, 24. August, 21.36 Uhr

Ein Maleratelier, 5. September, 14.30 Uhr (Tape 1)

Eine Hotelterrasse, 25. August, 10.05 Uhr

Eine düster wirkende Straße, 25. August, 19.12 Uhr

Eine Cocktailbar, 5. September, 22.57 Uhr (Gedächtnisprotokoll 2)

Auf der linken Spur einer Autobahn, 26. August, 11.55 Uhr

Claras Atelier, 8. September, 14.35 Uhr (Tape 2)

Kurz vor einer großen Stadt, 26. August, 15.54 Uhr

Ein Haus in verkehrsberuhigter Lage, 9. September, 18.07 Uhr (Gedächtnisprotokoll 3)

Ein Tisch mit Aussicht, 27. August, 12.19 Uhr

Kurz vor einem Wolkenbruch, 27. August, 16.15 Uhr

Ein italienisches Restaurant, 10. September, 20.11 Uhr (Gedächtnisprotokoll 4)

Ein Dachzimmer in einem Gasthaus, 27. August, 22.38 Uhr

Claras Atelier, 12. September, 15.20 Uhr (Tape 3)

Eine Seilbahngondel, 28. August, 14.19 Uhr

Eine Sushi-Bar, 13. September, 12.45 Uhr (Gedächtnisprotokoll 5)

2480 Meter über Normalnull, 29. August, 15.55 Uhr

Eine Holzbank, 30. August, 8.40 Uhr

Hannahs Küche, 15. September, 13.00 Uhr (Gedächtnisprotokoll 6)

Kurz unterhalb des Himmels, 31. August, 11.25 Uhr

Claras Atelier, 21. September, 18.55 Uhr (Tape 4)

Umgeben von Schnee, 1. September, 7.10 Uhr

Eine Diskothek, 23. November, 0.48 Uhr (Gedächtnisprotokoll 7)

22° südliche Breite, 43° westliche Länge, 26° Celsius, Mitte Dezember (eine Art Epilog)

Ich danke

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Georg Pelzer

Herr Bernstein

.....

Das hatte gesessen. Durchschaut, in Frage gestellt und davongejagt worden zu sein, das erzeugte Wut und später Trotz. Jetzt erst recht, dachte er und ließ keine Demonstration in der näheren Umgebung aus. Ich tue hier immer noch nichts Sinnvolles, dachte er einmal, aber das, was ich tue, könnte zumindest als sinnvoll interpretiert werden, wenn das kein Anfang ist. Und wenn ich nur die Statistik zugunsten des Weltfriedens verbessere.

An einem sonnigen Samstag hatte er seine Kamera wie immer dabei, trug sie offen zur Schau, über die Schulter gehängt, auch wenn das bei einigen Mitdemonstranten Misstrauen erregte. Aber er machte von ihr keinen Gebrauch, zunächst jedenfalls nicht. Keine Bürgerkriegsszenen, die man fotografieren konnte, kein Straßenkampf. Keine randalierenden Maskierten und keine auf wehrlose Demonstranten einprügelnden Polizisten. Lediglich ein skeptischer Vollbartträger, der wissen wollte, ob er nicht vielleicht vom Verfassungsschutz sei? Nur freundliche, zufriedene Gesichter, jedenfalls in seiner unmittelbaren Umgebung. Nach einer Weile hatte Bernstein genug von so viel Friedfertigkeit und verließ die Demonstration, ein bisschen enttäuscht fast.

.....

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