»Selig sind, die Verfolgung ausüben«

»Selig sind, die Verfolgung ausüben«
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»Es seien die selig zu preisen, die Verfolgung ausüben um der Gerechtigkeit willen« – ein totalitärer, ein fundamentalistischer Anspruch, der da im 11. Jahrhundert im Umfeld des ›Sitzes des Friedens‹, des päpstlichen Throns Gregors VII. formuliert wird. Mit welchen Argumenten, mit welcher Legitimation konnte eine Religion der Friedfertigkeit umgeschmiedet werden zu einem Werkzeug gegen Ungehorsame? Wie stark musste das Sendungsbewusstsein des hochmittelalterlichen Reformpapsttums sein, um mit aller Gewalt gegen Ketzer, Häretiker, vor allem aber gegen die Anhänger Heinrichs IV. vorzugehen? Gerd Althoff beschreibt mit souveräner Quellenkenntnis die Entwicklung, die das bisherige kirchliche Selbstverständnis geradezu auf den Kopf stellt. Klar argumentierend wird so eine theologische Wandlung analysiert, die einen neuen Blick auf das christliche, aber eben nicht friedliebende Mittelalter verlangt.

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Gerd Althoff. »Selig sind, die Verfolgung ausüben«

„Selig sind, die Verfolgung ausüben“ Päpste und Gewalt im Hochmittelalter

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Inhalt

Vorwort

I. Einleitung. 1. Das auslösende Problem

2. Der Kontext der Untersuchung

3. Durch „Revolution“ zur „Weltherrschaft“: Das Papsttum des Hochmittelalters in der modernen Forschung

4. Anlage und Ziele der Untersuchung

II. Die neuen Geltungsansprüche Gregors VII. und ihre biblische Begründung. 1. Ausgangsfrage und methodisches Vorgehen

2. Die biblischen Grundlagen der päpstlichen Geltungsansprüche

III. Frühe Ansätze zur Anwendung von potestas im Reformpapsttum: Der Kampf für den Zölibat und gegen die Simonie

1. Petrus Damiani

2. Humbert da Silva Candida

IV. Rechtfertigung von Gewalt in gregorianischen Streitschriften

1. Bonizo von Sutri

2. Anselm von Lucca

3. Manegold von Lautenbach

V. Gegenstimmen heinricianischer Parteigänger

1. Wenrich von Trier

2. Der Liber de unitate ecclesiae conservanda

3. Hugo von Fleury

VI. Papst Urban II. und die Gewalt gegen Ungläubige auf dem ersten Kreuzzug

VII. Der Einfluss der Gewaltdiskurse auf das Kirchenrecht: Die causa 23 des Decretum Gratiani

VIII. Gewaltrhetorik und Gewalt. 1. Das Problem

2. Gott als Gewaltakteur

3. Stimulation der Kampfbereitschaft und des Siegeswillens vor der Schlacht

4. Kontroversen um Wege zum Frieden

5. Ergebnisse

IX. Die „Häresie des Ungehorsams“ im 12. und 13. Jahrhundert: Ein Ausblick. 1. Das Problem

2. Das Thema im 12. Jahrhundert

3. Innozenz III. und die Zeit des Thronstreits

4. Friedrich II., die Päpste und die „Häresie des Ungehorsams“

X. Zusammenfassung. 1. Zum allgemeinen Horizont der hier diskutierten Problematik

2. Ergebnisse der Untersuchungen

Quellen- und Literaturverzeichnis. Quellen

Literatur

Register

Personen und Orte

Sachen

Verzeichnis der Bibelstellen

Informationen zum Buch

Informationen zum Autor

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Die Erstürmung Jerusalems durch die Kreuzfahrer unter Gottfried von Bouillon 1099. Französische Buchmalerei des 14. Jh., Bibliothèque Nationale, Ms. fr. 352, fol. 62. Foto: akg-images

Innentitel

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Gerade Deutsche sollten wissen, wie schwer und zugleich wie nötig es ist, sich der Vergangenheit zu stellen – und das heißt, sie aufzuarbeiten ohne den steten Blick auf die Konsequenzen, die dieser Vorgang hat oder haben könnte. Wenn im Folgenden daher Belege christlicher Gewalttheorie und -praxis diskutiert und präsentiert werden, geschieht das unabhängig von der Frage, ob diese Präsentation für das Image und Prestige der heutigen christlichen Kirchen förderlich ist oder nicht. Nötig scheint eine deutliche Absage an die vermeintliche Alternative, die nur die Wahl „zwischen Apologie und Denunziation“ lässt, wenn das Verhältnis des Christentums zur Gewalt in Frage steht.61 Es muss eine kritische Distanz möglich sein, die Vorgänge in der Geschichte des Christentums unabhängig davon beschreibt und bewertet, ob diese Vorgänge nach heutigen Kriterien akzeptabel sind oder nicht. Diese Distanz ist allerdings wohl nur zu erreichen, wenn man nicht davon ausgeht, dass sich die Führung der katholischen Kirche niemals irrte, weil alle ihre Entscheidungen ex cathedra durch die Inspiration des Heiligen Geistes unmittelbar mit dem göttlichen Willen übereinstimmten.

2 In Brief 185, cap. 2, 11 spricht Augustinus von einer gerechten Verfolgung (iusta persecutio), die die Kirche den Ungläubigen zuteil werden lasse. Überdies erwähnt er auch die Verdammten (miseri), die Verfolgung erleiden ob ihrer eigenen Ungerechtigkeit. Selig gepriesen hat er diejenigen, die solche Verfolgung ausübten, jedoch nicht. Dies ist die zuspitzende Überinterpretation Bonizos. Zu Bonizo siehe ausführlicher unten S. 76ff.

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