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Gerd-Klaus Kaltenbrunner. Vom Geist Europas
VOM GEIST. EUROPAS
Inhalt
Pythagoras. Himmelsmusik und Harmonie der Seelen Idee und Wirkung eines Ordens
Sokrates. Das schöne Wagnis, den Tod vom Leben her zu verstehen
Cicero. Staatsmann, Humanist und Repräsentant altrömischer Religiosität. I
II
III
IV
V
VI
VII
Vergil. Dichter des Ausharrens unter den Tränen der Dinge. I
II
Ovid „Sogar Götter entstehn durch Gedichte …”
Apollonios von Tyana. Weisheitslehrer und Wundertäter in Wendezeit
Boethius. Der eingekerkerte Staatsmann im Zwiegespräch mit Frau Philosophie
Schota Rustaweli. Um Georgien die Ehre zu geben
Ramon Llull. Troubadour Gottes aus Mallorca und Pionier christlich-islamischer Begegnung
Meister Eckhart. Lehrer der Gelassenheit und der Entgötzung Gottes. I
II
Himmelstürmende erdverbundene Mystik Spaniens „Man hat keinen Grund, Schwäche zu zeigen …”
Jakob Böhme
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen. Barockes Welt-Buch „Der abenteuerliche Simplicissimus”
Emanuel Swedenborg. Ein Naturforscher, der mit Engeln diskutierte
Edmund Burke „Ein revolutionäres Buch gegen die Revolution”
Edward Gibbon. Weltgeschichte Europas zwischen Ruinen oder Wann ist Rom wirklich untergegangen?
Friedrich W. J. Schelling. Klassiker romantischer Philosophie
Clemens Brentano. Drei Begegnungen
Justinus Kerner. Geisterseher, Melancholiker und Humorist aus Schwaben
Carl Gustav Carus. Seelenforscher und Ökologe in der Nachfolge Goethes
Jean-Henri Fabre. Der Homer der Insekten
Eduard von Hartmann. Der Philosoph des Unbewußten
Alfred North Whitehead. Mathematiker, Homo religiosus und Entzifferer des Weltprozesses
Miguel de Unamuno. Baskischer Denker der Hispanität im Zeichen Don Quijotes
Pavel Florenskij. Ein russischer Leonardo da Vinci und Troubadour der Göttlichen Weisheit
René Guénon. Vermittler der Urtradition
Lucian Blaga. Seele Rumäniens und Vision des All-Lebens
Lettland als Raum der Poesie „Was ewig ist, kann schweigen …”
Отрывок из книги
Gerd-Klaus Kaltenbrunner
URSPRÜNGE UND PORTRÄTS
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Im Jahre 490 stellte sich ein begüterter Mann an die Spitze des Aufbegehrens gegen die pythagoreische Aristokratie. Vor einem Haus, in dem sich Anhänger des Philosophen zu einer Feier versammelt hatten, rottete sich eine wütende Menge zusammen, die das Anwesen stürmte und anzündete. Sämtliche Festgäste, bis auf zwei, fanden den Flammentod. Dem greisen Pythagoras gelang es, mit seiner Familie nach Tarent zu fliehen. Dort lebte er einige Jahre unbehelligt. Große Teile der Mitglieder seines Bundes zerstreuten sich in Gebiete der Magna Graecia, wo ihnen die Herrschaft des Adels noch gesichert erschien. Hier suchten sie die Grundsätze des Bundes zu verwirklichen. Doch alsbald kam es auch dort zu ähnlichen Reaktionen wie in Kroton. Die Pythagoreer wurden allgemein verfolgt. Man bezichtigte sie fälschlicherweise, nach der Tyrannis zu streben, und stellte mit verhetzenden Schlagworten ihre esoterische Lehre als „eine Verschwörung gegen die Massen” dar (Jamblichos 260). Viele von ihnen flohen nach Hellas und möglicherweise auch in entferntere Länder. Denn manche Spuren pythagoreischen Denkens lassen sich später bei den Kelten, den Skythen in Südrußland und bei den im Gebiet des heutigen Staates Rumänien siedelnden Dakern nachweisen. Einer der ersten Schüler des Pythagoras, der Sklave Zalmoxis (oder Zamolxis), ging nach seiner Freilassung zu den mit den Dakern verwandten Geten und arrivierte dort zum Propheten, Gesetzgeber und höchsten Gott.
Als später in Tarent bürgerkriegsgleiche Wirren ausbrachen, mußte der greise Pythagoras nochmals ins Exil gehen. Der Philosoph fand seinen letzten Zufluchtsort in Metapontion, einer ehemaligen sybaritischen Pflanzstadt am tarentinischen Meerbusen. Aber auch dort kam es zu grausamen Ausschreitungen. Wieder massakrierte ein wütender Pöbel Pythagoreer, die sich in einem Hause versammelt hatten; nur wenige entkamen der Lynchjustiz, unter ihnen Pythagoras, der bald darauf starb. Nach Timaios von Tauromenion wurde Pythagoras neunundneunzig Jahre alt. Andere — meist spätere — Autoren geben ihm eine Lebensdauer von 75, 80, 82, 90, 104 oder sogar 117 Jahren. Sein Tod in Metapontion, wo er auch begraben sein soll, entbehrt nicht einer tiefen Symbolik. Dieser zutiefst apollinische Philosoph vollendete sein langes Leben in eben der Stadt, in der sich zwei große, noch zur Zeit seines Wirkens erbaute Apollontempel befanden; doch das Haus, das er zuletzt bewohnt hatte, widmeten die Metapontiner der Erd- und Muttergöttin Demeter, die vor allem von den Pythagoreerinnen verehrt wurde. Jamblichos sagt in seiner von mir schon wiederholt herangezogenen Pythagoras-Vita, die ich als ein evangeliengleiches Buch betrachte:
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