Wolfsgrund
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Gerda Stauner. Wolfsgrund
Prolog
Eins
Zwei
Drei
Vier
1895
Fünf
1899
Sechs
Sieben
1904
Acht
Neun
1905
Zehn
1912
1919
Elf
Zwölf
1920
Dreizehn
1925
Vierzehn
1931
Fünfzehn
1938
Sechzehn
Siebzehn
1945
Achtzehn
1950
Neunzehn
1951
Zwanzig
1951
Einundzwanzig
1951
Zweiundzwanzig
1951
Epilog
Liebe Leser!
Отрывок из книги
Aus dem Dickicht pirscht lautlos ein imposantes Jungtier heran. Zögerlich hebt es den Kopf, die Augen blicken neugierig über das abfallende Gelände. Es schleicht in geduckter Haltung den Hang hinunter, bleibt immer wieder stehen, wittert. Unvermittelt setzt es zum Sprung an und landet auf dem vom vermodernden Herbstlaub der hundertjährigen Linde gepolsterten Boden. Der Wolf ist wohl auf der Suche nach einem neuen Revier die vielen Kilometer aus Tschechien über den Bayerischen Wald hierher in dieses Niemandsland gekommen. Nach mehr als 135 Jahren hat dieses majestätische Geschöpf erstmals wieder heimgefunden. Damals hatten die Menschen in Bayern alles daran gesetzt, die Wolfsrudel endgültig auszurotten.
Zwei tagscheue Hufeisennasen auf ihrem Weg ins Schlafquartier im Turm der kleinen Kirche schrecken kurz auf, drehen eine Extrarunde und schlüpfen dann in das alte Gemäuer. Vor Kurzem erst haben Menschen das Kirchlein wieder instand gesetzt, den Turm erneuert und in den Fensteröffnungen Einflughilfen für die geschützte Fledermausart angebracht. Im Inneren der Kirche ist es stockdunkel. Das zaghafte Rosa des kommenden Tages, das sich im Osten bemerkbar macht, dringt noch nicht durch die Ritzen der groben Holzplatten, die die Tür verschlossen halten. Doch ganz hinten, versteckt im ehemaligen Altarraum, flackert das rote Licht elektrischer Grableuchten. Wie lange mögen die Batterien schon halten? Der letzte Gottesdienst hat vor über acht Monaten stattgefunden. Es wurde Kirchweih gefeiert von denen, die einst hier lebten, und denen, die niemals hier leben dürfen.
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„Wieso haben Sie eigentlich diesen Ort für die Besichtigung ausgewählt?“, beginnt der Journalist einleitend seine Fragerunde. Er achtet darauf, neutral zu klingen. Noch weiß er nicht, welche Richtung ihre Unterhaltung einschlagen wird.
„Wissen Sie, Herr Beerbauer“, beginnt der andere zögerlich, „uns allen hier ist klar, dass die Aussiedlung der Menschen und die Ablösung ihres Grund und Bodens im Jahr 1938 tiefe Wunden geschlagen hat. Ich will gar nicht davon sprechen, was im Jahr 1951, bei der zweiten Enteignungswelle, hier passiert ist. Doch das alles ist lange her und die Verantwortlichen von heute sind auch ein Stück weit entgegenkommender. Auf deutscher und auf amerikanischer Seite. Und dieses Entgegenkommen ist bei den alten Schmidheimern auf fruchtbaren Boden gefallen.“
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