Katastrophen im Spätmittelalter

Katastrophen im Spätmittelalter
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Katastrophen gehören zur „condition humana“: Schon immer war der Mensch Ereignissen ausgeliefert, die seine Vorstellungskraft übersteigen und seine Existenz bedrohen. Gerade das Spätmittelalter ist geprägt durch solche Erfahrungen, durch Seuchen, Schiffsunglücke, aber auch schon durch Finanzkrisen. Gerhard Fouquet und Gabriel Zeilinger stellen in ihrem Band umfassend die mittelalterlichen Katastrophenerfahrungen dar und erzählen und analysieren sie anhand von Quellenzeugnissen. Ein weit greifendes Standardwerk.

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Gerhard Fouquet. Katastrophen im Spätmittelalter

Vorwort

Einleitung – Katastrophen als ‚conditio humana‘

Mittelalterliche Menschen in ihrem „gefährdeten Alltag“9

daß die leut alle sturben21 – Die bedrohte Existenz in der Augsburger Chronik Burkard Zinks

Wassernöte – Basel, 14. Juni 1529 und 4. Juli 1530. Die Jahre 1529/30 – Wetter und Klima

Die Augenzeugen und das Schadensereignis

Was sehen Augenzeugen? Schäden: Menschen und Tiere – das ‚Gemeine Gut‘

Welche Wahrnehmungen und Vorstellungen leiten Augenzeugen?

Am Tag danach – Hilfen? Lehren?

Ein Erinnerungsort

Basel, der Rhein und seine Nebenflüsse – Hochwasser und Eisgänge

Hochwasser und Eisgänge bei Basel (1454–1542)72

Sturmfluten – Mythos Rungholt. Rungholt

Klima – Meer – Küste: das 13. und 14. Jahrhundert

Sturmfluten – und kein Ende

Warum ging Rungholt unter? – die Sage und die Wahrnehmungen der Chronisten

Schiffsuntergänge – Mittelmeer und Nordmeer

Gefährliche Seefahrt

Pilger in schwerer See

Gestrandet im „ersten Kreis des Paradieses“ – Venezianer im Nordmeer 1431/32

Die Erde bebt – Erlebnisse aus dem 14. und 15. Jahrhundert

Kreta, 1. Juli 1494. Was erleben Augenzeugen und was sehen sie?

Wer verursacht wohl solche Bewegungen des Erdreichs? – die Wahrnehmung des niederadligen Erzählers

Basel, 18. Oktober 1356 Die Augenzeugen und das Schadensereignis

Erdbeben – Was sehen Chronisten als Zeitzeugen? Schäden: Menschen und Tiere – das ‚Gemeine Gut‘

Erdbeben – Was sehen die moderne seismologische Forschung und die Archäologie?

Erdbeben – Welche Wahrnehmungen und Vorstellungen leiten Chronisten?

Erdbeben – Das Wissen der Gelehrten

Nach dem Beben – der Tag danach – Hilfen? Leben? Lehren?

Nicht nur eine ungnädige Natur: Hunger. Arme Leute und ihr Hunger – Bettlerkarrieren

Versorgungskatastrophen und ‚Gemeiner Nutzen‘ – der große Hunger 1437 bis 1440

Die Menschen und das Feuer: Brennende Städte – Helfen, Löschen

Brennende Städte. 9. Mai 1476: Feuersturm in Frankenberg – Wigand Gerstenberg erlebt seine brennende Stadt

Wigand Gerstenberg als Augenzeuge – Wahrnehmungen und Vorstellungen

Am Abend des Schreckenstages in Frankenberg und am Morgen danach

Feuer in der Stadt – eine kleine Brandchronologie für Basel

Brandstatistik von Basel (1445–1549)

Helfen – Löschen: Brandbekämpfung im Mittelalter I

Sicherheit und Ordnung: Brandbekämpfung im Mittelalter II

Epidemien – und kein Ende

Sterbenszeiten

Die Pandemie von 1347 bis 1352 – Tote, Tote!

Wege der Pandemie 1347 bis 1351

Die Verzweiflung der Menschen und die Kunst der Ärzte

Die „Pest“ – Was ist das für eine Krankheit?

Das grot sterven in Norddeutschland – Zeiten und Wege der Pest

Die Pest und die Menschen im Norden – krank sein, sterben, überleben und stiften

Die Pest und die Juden – ein Blick auf die Städte an der Ostsee

Erfahrungen aus der Epidemie?

„’s ist Krieg“ – Süddeutschland 1449/50 und Neuss 1474/75. A peste, fame et bello, libera nos Domine

Es gieng aber alles über arm leut – der süddeutsche Städtekrieg 1449/50

Der Krieg und sein Alltag im Spätmittelalter

Die Stadt als Burg – die Belagerung von Neuss 1474/75

Krieg – ein Menschenwerk

Geld, Gier, Glück? Herrschaftliche Betrüger – Katastrophen des Geldes

Die Schinderlingskrise im Jahre 1459

„pecunia non olet“ – das Geldsystem des Spätmittelalters

Geldinflation – die Schinderlingskrise und ihre Schrecken

Extremereignisse – eine Schlussbetrachtung

Anmerkungen

Bibliographie. A. Allgemeines

B. Quellen und Literatur der einzelnen Kapitel

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im Spätmittelalter

von Gerhard Fouquet und Gabriel Zeilinger

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Doch Burkard Zink nahm auch katastrophale Ereignisse weit ab von Augsburg wahr, die er folglich nur vom Hörensagen kennen konnte. Freilich war das Hörensagen entlang der Augsburger Handelsrouten besonders dicht. So ist ihm ein heftiges Hochwasser im Passeiertal und in Meran im Jahre 1419 genauso einen Absatz wert wie der verheerende, von der Eisenschmiede außerhalb der Stadtmauer ausgehende Stadtbrand von Hall in Tirol 1447, bei dem über 50 Tote zu beklagen gewesen sein sollen. Über die eigentliche Kausalität aber war sich Burkard in diesem Fall ganz im Klaren: „Ich bin mir sicher, dass es eine Strafe und Plage von Gott wegen unserer großen Sünden war“. Doch es will sich laider niemant beßern.32 Die Sündhaftigkeit der Welt sei es auch gewesen, die so viele Gläubige zum Gnadenjahr 1450 nach Rom geführt habe. Dabei kam es an einem Tag auf einer Tiberbrücke zu einem heftigen Gedränge mit anschließender Panik, in der viele Menschen den Tod fanden. Seine beiden Gewährsmänner, die das Chaos überlebt hatten, seien noch beim Erzählen von dem grauenhaften Geschehen gezeichnet gewesen, schreibt Zink, weil etliche vor ihren Augen gestorben seien – im Heiligen Jahr, es möchte Gott erbarmen.33

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