Der Steppenwolf / Степной волк. Книга для чтения на немецком языке
Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.
Оглавление
Герман Гессе. Der Steppenwolf / Степной волк. Книга для чтения на немецком языке
Vorwort des Herausgebers
Harry Hallers Aufzeichnungen
Tractat vom Steppenwolf
Nachwort des Verfassers
Wörterbuch
A
B
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
P
Q
R
S
T
U
V
W
Z
Отрывок из книги
Dieses Buch enthält die uns gebliebenen Aufzeichnungen jenes Mannes, welchen wir mit einem Ausdruck, den er selbst mehrmals gebrauchte, den „Steppenwolf“ nannten. Ob sein Manuskript eines einführenden Vorwortes bedürfe, sei dahingestellt; mir jedenfalls ist es ein Bedürfnis, den Blättern des Steppenwolfes einige beizufügen, auf denen ich versuche, meine Erinnerungen an ihn aufzuzeichnen. Es ist nur wenig, was ich über ihn weiß, und namentlich ist seine ganze Vergangenheit und Herkunft mir unbekannt geblieben. Doch habe ich von seiner Persönlichkeit einen starken und, wie ich trotz allem sagen muß, sympathischen Eindruck behalten.
Der Steppenwolf war ein Mann von annähernd fünfzig Jahren, der vor einigen Jahren eines Tages im Hause meiner Tante vorsprach und nach einem möblierten Zimmer suchte. Er mietete die Mansarde oben im Dachstock und die kleine Schlafkammer daneben, kam nach einigen Tagen mit zwei Koffern und einer großen Bücherkiste wieder und hat neun oder zehn Monate bei uns gewohnt. Er lebte sehr still und für sich, und wenn nicht die nachbarliche Lage unsrer Schlafräume manche zufällige Begegnung auf Treppe und Korridor herbeigeführt hätte, wären wir wohl überhaupt nicht miteinander bekannt geworden, denn gesellig war dieser Mann nicht, er war in einem hohen, von mir bisher bei niemandem beobachteten Grade ungesellig, er war wirklich, wie er sich zuweilen nannte, ein Steppenwolf, ein fremdes, wildes und auch scheues, sogar sehr scheues Wesen aus einer anderen Welt als der meinigen. In wie tiefe Vereinsamung er sich auf Grund seiner Anlage und seines Schicksals hineingelebt hatte und wie bewußt er diese Vereinsamung als sein Schicksal erkannte: dies erfuhr ich allerdings erst aus den von ihm hier zurückgelassenen Aufzeichnungen; doch habe ich ihn immerhin schon vorher durch manche kleine Begegnungen und Gespräche einigermaßen kennengelernt und fand das Bild, das ich aus seinen Aufzeichnungen von ihm gewann, im Grunde übereinstimmend mit dem freilich blasseren und lückenhafteren, wie es sich mir aus unsrer persönlichen Bekanntschaft ergeben hatte.
.....
Nie vergesse ich unsre erste persönlichere Begegnung. Wir kannten einander nur so, wie eben Zimmernachbarn in einem Miethaus sich kennen. Da kam ich eines Abends aus dem Geschäft nach Hause und fand zu meinem Erstaunen Herrn Haller beim Absatz der Treppe zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk sitzen. Er hatte sich auf die oberste Treppenstufe gesetzt und rückte beiseite, um mich vorbeizulassen. Ich fragte ihn, ob er nicht wohl sei, und bot mich an, ihn vollends nach oben zu begleiten.
Haller sah mich an, und ich merkte, daß ich ihn aus einer Art von Traumzustand geweckt hatte. Langsam begann er zu lächeln, sein hübsches und jämmerliches Lächeln, mit dem er mir so oft das Herz schwer gemacht hat, dann lud er mich ein, mich neben ihn zu setzen. Ich dankte und sagte, ich sei nicht gewohnt, auf der Treppe vor anderer Leute Wohnungen zu sitzen.
.....