Der Tod in Wien
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Gregor Haas. Der Tod in Wien
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3. Maché sitzt im parkenden Auto, vor dem Haus seines Vaters. Der Tod sitzt unsichtbar für Maché auf der Rückbank. Maché haut wild gegen das Lenkrad „Nichts wird gut!“, platzt es aus ihm herum, wütend über seine Lebensumstände. Maché ist nicht bereit, seinem todgeweihten Vater entgegen zu treten. Er startet den Motor und fährt los. Maché steuert das Auto wild auf der kurvenreichen Landstraße. Die schnelle Fahrt wird von der installierten Dashcam an der Windschutzscheibe aufgezeichnet. Maché reißt das Lenkrad herum und schleudert um eine enge Kurve. Der Tod wird auf der Rückbank von einer Seite zur anderen geschleudert „Warum ausgerechnet jetzt?“, ruft Maché wütend. Die nächste Kurve und der Tod wird abermals auf der Rückbank hin und her geworfen. Maché haut wütend gegen das Lenkrad und verursacht einen Ausbruch des Wagens. Trotz seiner Unsterblichkeit bangt der Tod mittlerweile um sein Leben. Ohne Angst vor möglichen Konsequenzen überholt Maché ein langsameres Auto in der Kurve. Die entgegenkommenden Autos blinken ihn mit ihren Lichtern an. Er lenkt den Wagen ruckartig wieder auf die richtige Seite, sodass der Tod heftig gegen die Hintertür prallt. Maché beschleunigt den Wagen immer weiter. Vor ihm fährt eine Familie langsam eine steile und kurvige Anhöhe hinauf. Während der Vater versucht, sich auf die Straße zu konzentrieren, brüllen drei Kinder durcheinander von hinten nach vorne. Die Mutter am Beifahrersitz ist schon mit den Nerven ganz fertig „Ruhe jetzt, oder wollt ihr alle draufgehen!“, brüllt sie verzweifelt nach hinten. Doch die Kinder lässt das unbeeindruckt und sie rufen wilde Anschuldigungen nach vorne. Maché lächelt und beschleunigt den Wagen, um zu überholen. Der Tod ahnt Böses. In einer unübersichtlichen Kurve wechselt Maché ruckartig auf die Gegenfahrbahn. Der Tod wird heftig gegen die Scheibentür geworfen. Für einen Moment verliert er dadurch die Konzentration und ist sichtbar für die Sterblichen. Geschockt und mit weit offenem Mund ans Fenster gepresst, blickt der Tod in die verdutzten Gesichter der drei Kinder im anderen Auto. Bei dem Anblick des Todes fangen alle drei synchron lauthals zu schreien an. Auf der Gegenfahrbahn kommt ein Auto mit aufleuchtenden Lichtern schnell entgegen, unmöglich für den Fahrer auszuweichen. Der Tod schreit, die Kinder schreien, die Eltern und der Fahrer im entgegenkommenden Auto schreien. Alle schreien. Nur Maché lacht laut auf, überholt im letzten Moment und wechselt wieder zurück auf die richtige Fahrbahn. Dem Tod bleibt nur ein kurzer Moment der Sicherheit, bevor er durch eine Vollbremsung von Maché gegen den Vordersitz geschmettert wird. Maché steigt aus und ruft wütend in die weite Landschaft vor sich. „Ist es dir denn nicht genug, meine Mutter so zeitig weggenommen zu haben?!“ „Oarschloooch!“, kommt als langgezogene Antwort vom Vater des langsam hinauf fahrenden Auto. Doch vom Tod keine Spur. Einsam steht Maché in der umgebenden Stille. Maché beginnen die ersten Tränen die Wangen herunterzulaufen „Warum jetzt noch meinen Vater?“, schluchzt er. Maché, zu stolz, um zu weinen, reißt sich zusammen und holt tief Luft „Wenn du glaubst, ich werde meinen Vater vermissen, dann hast du dich getäuscht!“, ruft er wütend dem Tod entgegen. Maché schaut sich um, doch er steht noch immer alleine in der weiten Landschaft, ohne dass sich der Tod blicken lässt. Maché sackt auf die Knie zusammen „Ich verfluche dich, Tod, für das, was du bist!“, ruft er voller Zorn in die Nacht. Der Tod beobachtet alles ernst von der Rückbank aus mit. Obwohl sich der Tod von Maché verraten fühlt, empfindet er trotzdem Mitleid mit seinem Freund. Es schmerzt ihn, dass Maché seinetwegen leiden muss. Der Tod hat ein schlechtes Gewissen und ist noch deprimierter als zuvor. Der Tod wird aus seinen Gedanken gerissen. Er befindet sich wieder auf der Anklagebank im Hohen Gericht. Das Hohe Gericht eröffnet das Verfahren mit einem Hammerschlag, der durch Mark und Bein fährt „Hiermit eröffne ich das Verfahren: Die Schicksalsschwestern gegen den Tod!“, verkündet das Hohe Gericht mit dröhnender Stimme. Die drei wunderschönen Schwestern blicken den Tod ernst an. Die erste Schwester übernimmt das Wort. „Wir beschuldigen den Tod eines schweren Vergehens, das alle seine Fehler in der Vergangenheit dagegen verblassen lässt.“ „Der Tod hat den Menschen Maché widerrechtlich ins Jenseits geholt!“, fügt die zweite Schwester hinzu „Doch dem nicht genug. Das alles geschah gegen den freien Willen von Maché!“, klagt die dritte Schwester den Tod an. Das Hohe Gericht schaut den Tod ernst an und rückt sich die Lesebrille auf seiner Schweinsnase zurecht „Das sind schwere Vorwürfe an den Angeklagten, die ich da höre“, befindet das Hohe Gericht streng. Der Tod springt von der Anklagebank auf „Euer Hohes Gericht, ich versichere Ihnen, dass alles mit legalen Mitteln zugegangen ist. Wir hatten einen rechtskräftigen Deal“, verteidigt sich der Tod empört. Der Tod nimmt Haltung an und ruft voller Überzeugung. „Maché ist mein Freund!“ Die erste Schwester winkt verachtend ab. „Dass ich nicht lache! Du hast doch keine Freunde und schon gar nicht unter den Sterblichen.“ „Seien wir uns mal ehrlich, wer mag schon den Tod?“, hält die zweite Schwester amüsiert fest. Der Tod ist schon ganz fertig mit seinen Nerven und versucht sich verzweifelt zu verteidigen. „Maché war anders. Er hat mich gemocht.“ Die dritte Schwester lacht laut auf. „Wer’s glaubt, wird selig. Ich bitte darum, das Beweisstück Nummer eins abspielen zu lassen.“ Der Tod weiß nicht, wie ihm geschieht. „Was für ein Beweisstück Nummer eins?“, ruft er empört. „Davon hat mir niemand etwas gesagt. Einspruch!“ „Einspruch abgelehnt!“, ruft das Hohe Gericht mit Bestimmtheit. Die drei Schwestern lächeln dem Tod schadenfroh zu „Beweisstück Nummer eins!“, ruft die dritte Schwester zufrieden. Das Beweisstück Nummer eins wird von einem Projektor groß auf der Wand im Gerichtssaal abgespielt. Es ist die Aufnahme der Video-Überwachungskamera, die an der Frontscheibe in Machés Auto angebracht ist. Die Projektion an der Wand zeigt die wilde, kurvenreiche Fahrt entlang der Straße. Die weinerliche Stimme von Maché ist zu hören, wie er vor sich hin schluchzt. „Warum ausgerechnet jetzt?“ Die dritte Schwester kommentiert herzlos. „Laaangweilig!“ Die Schwester spult die Fahrt mit der Fernbedienung weiter. Das Bild hält wieder an und zeigt Maché, wie er vor dem Auto in der Landschaft laut schluchzend steht und um seinen todgeweihten Vater trauert. „Warum jetzt noch meinen Vater?“ „Buhuu, ich bin ja so traurig“, kommentiert die dritte Schwester mitleidlos. Die Schwester hebt ihren Finger. „Aufgepasst! Jetzt kommt die Stelle.“ Die Kamera im Auto zeigt Maché, wie er auf die Knie zusammenbricht und wütend in die Landschaft vor sich brüllt. „Ich verfluche dich, Tod, für das, was du bist!“ Der Tod sackt auf der Anklagebank in sich zusammen. Der letzte Ausschnitt wiederholt sich in einer Endlosschleife „Ich verfluche dich, Tod, für das, was du bist!“, hallt es immer wieder durch den Gerichtssaal. Die dritte Schwester pausiert das Bild. Die erste Schwester zeigt anschuldigend auf den Tod „Das klingt ganz und gar nicht nach einem Freund“, sagt sie vorwurfsvoll. Der Tod schüttelt deprimiert seinen Kopf und spricht mehr zu sich selbst als zu den anderen. „Maché ist mein Freund.“ „Wir nehmen an, dass sich der Mensch Maché eher ein Stockholmsyndrom eingefangen hat“, befindet die zweite Schwester trocken. Das Hohe Gericht rückt sich schwerfällig in seinem Stuhl zurecht „Ich habe genug gesehen!“, erachtet es bestimmt. Das Hohe Gericht blickt mit ernster Miene auf den Tod. „Der Angeklagte soll sich erheben.“ Der Tod steht niedergeschlagen auf, in dem Wissen, verloren zu haben „Hiermit ordne ich an, dass der Tod ab sofort von all seinen Pflichten enthoben wird. Die Kontrolle über das Jenseits wird von jetzt an den drei Schicksalsschwestern übertragen“, verkündet das Hohe Gericht seinen Entschluss. Der Hammerschlag besiegelt das Urteil. Die erste Schwester ballt die Faust und schaut mit einem breiten Grinsen zum Tod. „Yesss!“ Der niedergeschlagene Tod, umringt von den drei Schwestern, wird durch den langen Gang des Innendienstes geführt. Die erste Schwester streichelt zärtlich über das Ohr des Todes „Sieh es doch mal positiv. Endlich musst du dir keine Gedanken um die Menschheit mehr machen“, bezirzt sie ihn liebevoll. Die zweite Schwester streicht dem Tod mitfühlend durch sein Haar „Diese undankbaren Menschen haben dich sowieso nicht verdient“, sagt sie teilnahmsvoll. Der Tod lässt alles über sich willenlos ergehen. Die dritte Schwester schmiegt sich eng an den Tod „Im Gegensatz zu den Menschen schätzen wir dich und wissen um deine wichtige Bedeutung“, versichert sie ihm „Wirklich?“, fragt der Tod hoffnungsvoll. Die drei Schwestern sind mit dem Tod am Schalter angekommen „Aber natürlich!“, antwortet die erste Schwester mit zuckersüßer Stimme. „Deswegen wirst du deine Pflichten hier im Innendienst verrichten“, fügt sie mit einem Lächeln hinzu. Die drei Schwestern drücken gleichzeitig den Tod auf seinen Stuhl nieder. Hasserfüllt und voller Genugtuung fügt die erste Schwester hinzu. „Bis in alle Ewigkeit!“ Die drei Schwestern lachen laut und voller Schadenfreude auf. Der Tod fügt sich den Schwestern mit gebrochenem Willen und ohne Widerstand. In ihrer Hotelsuite sitzen die drei Schwestern, eng aneinander auf einem großen Sofa. Sie schauen gebannt in ein Loch im Tisch vor sich. Durch das Loch sehen sie die Erde, wie sie im All schwebt. Goldene Punkte, die die Menschen repräsentieren, bilden ein Lichtermeer auf der Oberfläche „Unsere Zeit ist gekommen, meine Schwestern!“, ruft die erste Schwester beschwörend. Die drei Schwestern bewegen ihre Hände in der Luft und verfallen in einen stetigen Singsang. Goldene Energiestränge erscheinen in der Luft vor ihnen. Ein Faden nach dem anderen verbindet sich mit einem goldenen Punkt auf der Erde im Tischloch „Wir werden wieder Ordnung ins Chaos der Menschheit bringen“, prophezeit die zweite Schwester. Die Schicksalsschwestern geraten in einen Machtrausch und weben versessen weiter „Der freie Wille wird unserer Vorbestimmung weichen!“, ruft die dritte Schwester in Euphorie. Immer mehr Menschen auf der Erde werden mit den goldenen Fäden des Schicksals verbunden. Die erste Schwester spricht mit leuchtenden Augen und hasserfüllter Stimme. „Nur der Mensch Maché soll als Einziger verschont bleiben. Inmitten von Willenlosen soll er die Hilflosigkeit des freien Willens zu spüren bekommen.“ Die drei Schwestern geben sich lachend ein High Five zur Bestätigung. Maché sitzt gemeinsam mit Bernhardt an einem Tisch im Café „Danke, dass du gekommen bist“, beginnt Maché unsicher „Bringen wir es hinter uns. Sag, was du zu sagen hast“, erwidert Bernhardt ungeduldig. Maché nimmt zärtlich Bernhardts Hand in seine „Ich weiß, ich war ein egoistisches, selbstzentriertes Arschloch“, gibt er offen zu. Bernhardt zieht bestätigend seine Hand zurück. „Das kannst du laut sagen.“ Maché nimmt erneut Bernhardts Hand „Ich habe mich geändert, mein Schatz. Ich weiß jetzt, dass das Leben viel zu kostbar ist, als dass man es alleine verbringen sollte“, erklärt Maché seinen aufrichtigen Wandel. Bernhardt hat aber ähnliche Worte schon öfters von Maché gehört „Ist das auch wirklich wahr?“, will er mit ernster Miene von Maché wissen „Ich bin es leid, mich hinter einer Fassade zu verstecken“, gibt Maché selbstreflektiert zu „Ich will das Leben, mit all den verbundenen Höhen und Tiefen, aus ganzem Herzen heraus erleben!“ Mit leiserer Stimme fügt er hinzu „Ich hab genug Zeit verloren, unwichtigen Zielen und falschen Träumen hinterher zu laufen, in der Hoffnung, dass sich dadurch mein miserables Leben ändert.“ Maché lächelt Bernhardt an „Dabei hab ich schon alles, für das es sich zu leben lohnt“, beendet Maché den Satz. Bernhardt, der Maché noch nie so offen über seine Gefühle sprechen gehört hat, wird bewusst, dass es Maché diesmal ernst meint. Maché schaut Bernhardt tief in die Augen und sagt. „Ich möchte mein Leben mit dir verbringen.“ Bernhardt ist gewillt, Maché noch eine Chance zu geben. Gerührt und glücklich über die Worte von Maché, drückt Bernhardt fest seine Hand „Oh, Maché!“, fügt er erleichtert mit einem Lächeln hinzu. „Es freut mich so, dass du endlich zu dir gefunden hast.“ In diesem Moment übernimmt das Schicksal die Kontrolle über Bernhardt. Von einem Moment auf den anderen verliert er seinen freien Willen. Das Lächeln von Bernhardt verschwindet abrupt und weicht einer ausdruckslosen Miene. Seine Augen, die noch kurz zuvor voller Leben sprühten, blicken nun leer vor sich hin „Was ist los, Bernhardt?“, fragt Maché besorgt. Bernhardt zieht langsam und mechanisch seine Hand von Maché weg. Er richtet sich auf und blickt Maché gleichgültig an „Es ist zu spät“, antwortet er monoton „Es ist noch Zeit für uns. Wir haben noch eine Chance verdient!“, antwortet Maché verzweifelt „Ich habe mich damit abgefunden, ohne dich weiterzuleben“, antwortet Bernhardt, ohne jegliche Gefühlsregung. Bernhardt steht vom Tisch auf und wendet sich ab „Nein, bitte, tu es nicht“, fleht Maché mit tränenden Augen Bernhardt an „Es ist mein Schicksal“, antwortet Bernhardt emotionslos. Ohne ein weiteres Wort verlässt Bernhardt das Café und lässt Maché in seinem Kummer alleine zurück. Maché befindet sich am Krankenbett seines todkranken Vaters „Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen“, bedauert Maché. Der Vater, von der Krankheit schon ganz dünn im Gesicht, hört nur teilnahmslos zu „Ich wünschte, ich hätte mehr Momente mit dir geteilt“, redet Maché weiter. Der Vater ergreift plötzlich Machés Hand und schaut ihn eindringlich an „Hoffnung und Träume sind nichts als Lügen!“, fährt er Maché an. Der Vater dreht sich weg, ohne einen weiteren Blick auf Maché zu werfen „Geh jetzt“, beendet der Vater das Gespräch. Maché kann sich nur schwer von seinem Vater losreißen „Ich liebe dich“, versucht es Maché ein letztes Mal, um zu seinem Vater vorzudringen. Der abgewandte Vater ringt sichtlich mit seinem Schicksal und bringt in seiner Anstrengung kein einziges Wort mehr hervor. Maché lehnt sich verbittert an die Tür zum Zimmer seines Vaters. Seine Schwester Victoria kommt auf ihn zu. Sie ist jetzt die einzige in der Familie, die Maché noch bleibt. Maché umarmt seine Schwester innig, die die Umarmung schlaff über sich ergehen lässt und nicht erwidert „Gibt es denn gar keine Hoffnung mehr?“, fragt Maché Hilfe suchend. Victoria schaut so, als hätte sie das Wort zum ersten Mal gehört „Hoffnung?“, wiederholt sie teilnahmslos. „Es ist, wie es ist.“ Maché hält Victoria mit beiden Armen vor sich „So kenn ich dich gar nicht!“ Maché schüttelt sie. „Was ist aus deiner starken, kämpferischen Persönlichkeit geworden? Das bist nicht du.“ Victoria befreit sich aus der Umklammerung und macht einen Schritt weg von Maché. Sie antwortet mit einem grotesken Lächeln. „Es gibt nur noch das Schicksal.“ Die drei Schicksalsschwestern haben mit ihren goldenen Fäden die komplette Kontrolle über die Menschheit erlangt. Unzählige Fäden sind mit der Erde in dem Loch vom Tisch verknüpft. Zwei der Schwestern spielen wie zwei Kleinkinder mit den Fäden des Schicksals „Schau mal“, sagt die zweite Schwester kichernd. Sie zupft an zwei goldenen Strängen, die durch das Loch im Tisch zu den Menschen führt. Ein Mann von jungem Alter und eine ältere Frau erscheinen in der Projektion vom Loch, aus der Sicht einer Überwachungskamera. Der Mann und die ältere Frau stehen getrennt voneinander vor den Regalen des Supermarktes. Plötzlich erstarrt der Gesichtsausdruck der beiden. Ihre Glieder zucken unkontrolliert wie bei Marionetten. Mechanisch bewegen sie sich aufeinander zu und fangen an, sich wild zu umarmen und zu küssen. Die zwei Schwestern kichern freudig vor sich hin. Eine der Schwestern macht das Geräusch von quietschenden Bettfedern nach. Die erste Schwester kann der kindischen Spielerei ihrer zwei Geschwister nichts abgewinnen. Gelangweilt geht sie durch den Raum „Wir haben unser Ziel erreicht und die gesamte Kontrolle über die Menschheit erlangt“, sinniert sie vor sich hin. Die zweite Schwester, die noch immer das groteske Liebesspiel im Loch mitverfolgt, fügt hinzu, ohne ihren Blick abzuwenden. „Und nicht zu vergessen, die Vorbestimmung hat wieder Ordnung ins Chaos der Menschheit gebracht.“ „Das ist ja alles schön und gut. Es gibt nur noch eine einzige Sache, die stört“, antwortet die erste Schwester unzufrieden. Die zwei Schwestern beim Tisch richten in neugieriger Vorahnung ihre Aufmerksamkeit auf ihre Schwester „Alles, was wir erschaffen haben, gründet nichtsdestotrotz auf der Ära vom Tod“, schlussfolgert die erste Schwester. Die erste Schwester durchschreitet den Raum mit hoch erhobenem Kopf „Stellt euch mal vor, der Tod hätte nicht seit Anbeginn des Lebens die Zügel in der Hand gehabt“, überlegt sie laut. Die Aufmerksamkeit der beiden Schwestern auf der Couch ist mittlerweile ganz bei der ersten „Was heckst du denn wieder aus?“, fragt die zweite Schwester in neugieriger Vorfreude. Die erste Schwester hebt ihr Haupt und strafft ihre Statur „Es ist Zeit für einen Neuanfang!“, verkündet die erste Schwester triumphierend. Die Augen der zweiten Schicksalsschwester leuchten begeistert auf. „Ein Neuanfang. Das ist es!“ Die dritte Schwester tippt bereits eifrig auf ihrem Tablet herum „Schon erledigt!“, verkündet sie fröhlich nach einem kurzen Moment. Mit einem Wischer wird der Antrag für den Neuanfang versendet. Im Gleichschritt gehen die Menschen in Gruppen durch die Straßen. Sie erinnern dabei an die Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg, die ihre Uniformen gegen Anzug und Krawatte eingetauscht haben. Wie Klone in Anzügen strömen sie ihrer Vorbestimmung entgegen. Zombies, die nicht mehr imstande sind, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Maché, der einzige mit einem freien Willen, blickt von seiner Wohnung aus auf die gesteuerten Menschen auf der Straße. Er zündet sich nervös einen Joint an und inhaliert tief „Das ist das Werk der Schicksalsschwestern“, sagt er mit zusammengekniffenen Zähnen, aus denen der Rauch strömt. Die Nachrichten im Fernseher zeigen Bilder der Umweltverschmutzung, Abbau der Ressourcen, Zerstörung der Regenwälder, riesige Mülldeponien mit Kindern, ölverseuchte Strände, Brandrodungen, Slums und viele weitere, schreckliche Momentaufnahmen auf der Welt. Der Moderator kommentiert die Bilder emotionslos „Bei dieser gleichbleibenden Entwicklung werden die Ressourcen des Planeten in fünfzig Jahren verbraucht sein. In 2035 wird jeder vierte Mensch auf dem Planeten in einem Slum wohnen. Das Schicksal ist besiegelt“, sagt er ausdruckslos und wechselt das Thema. „In der Finanzwelt gibt es eine gleichbleibende Entwicklung.“ Grafiken von Aktienkursen werden eingeblendet. Die Aktienkurse laufen alle seitwärts und erinnern dabei an den Puls eines Toten. Maché schaltet den Fernseher ab und lässt sich deprimiert auf die Couch fallen. Angewidert dämpft Maché seinen Joint im Aschenbecher aus. „Jetzt hilft nicht mal mehr der Shit.“ Machés Blick verhärtet sich „Jetzt gibt es nur noch einen, der uns helfen kann“, ist sich Maché sicher. Maché steht auf den Treppen des weißen Tempels, wo ihn damals der Tod abgeholt hat. Er ruft laut in die Umgebung „Tod, wo bist du? Zeig dich mir!“ Maché wartet, doch er erhält keine Antwort. Maché will noch nicht aufgeben und ruft weiter voller Hoffnung in die Leere vor ihm. „Die Menschheit braucht dich! Du bist der einzige, der uns noch helfen kann.“ Stille. Maché kommt ein Gedanke „Was, wenn der Tod gar nicht antworten kann?“ Maché macht sich Sorgen und läuft hektisch am Platz auf und ab „Was, wenn die Schicksalsschwestern ihm etwas angetan haben?“ Er hat einen fürchterlichen Gedanken und stoppt in seiner Bewegung. „Was, wenn mein Freund Hilfe benötigt?“ Maché hat einen Einfall. Jetzt gibt es nur noch eine Möglichkeit, mit dem Tod in Kontakt zu treten. Ohne weitere Zeit verlieren zu wollen läuft er angespornt und laut rufend durch den Park davon. „Ich komme, mein Freund!“ Maché steht auf einem Hocker in seiner Wohnung. Vor ihm baumelt ein Strick mit einer Schlinge. Er legt sich unsicher die Schlinge über den Kopf. Er verliert leicht das Gleichgewicht und der Hocker unter ihm wackelt gefährlich „Sicher nicht!“, ruft er bestimmt und nimmt hektisch seinen Kopf aus der Schlinge. Maché sitzt in der vollen Badewanne. Das Radio neben der Wanne spielt eine traurige Musik. Maché zieht langsam am Kabel vom Radio. Das Radio bewegt sich in Richtung der Kante der Badewanne. Er zieht weiter und das Radio kommt immer näher an den Rand. Es beginnt zu kippen „Keine gute Idee!“, fällt es Maché ein und hechtet nach vorne. Im letzten Moment verhindert er, dass das Radio ins Wasser fällt. Maché sitzt auf dem Bett in seinem Bademantel. Er hält ein Messer an seine Pulsadern. Maché schließt die Augen in Konzentration und beginnt, sich Mantra-ähnlich vorzusagen: „Ich bin bereit, ich bin bereit, ich bin bereit.“ Die Spitze des Messers berührt langsam seine Haut. Im nächsten Moment reißt Maché entsetzt die Augen auf „Sicher nicht!“, schreit er wehleidig auf. Sofort legt er das Messer zur Seite. Er streicht wehmütig über die weißen Seidenlaken seines Bettes „Es wäre ewig schade um die schöne Seidenbettwäsche“, versucht er seinen misslungenen Versuch zu rechtfertigen. Maché befindet sich auf dem Dach seines Wohnhauses. Heftiger Wind bläst ihm entgegen. Schritt für Schritt und sich gegen den Wind stemmend, geht er immer weiter nach vorne, bis an die Kante des Gebäudes. Unsicher beugt sich Maché hinüber und schaut hinunter. Bei dem Anblick der kleinen Menschen und Autos, weit unten auf der Straße, wird ihm gleich schwindelig. Maché verliert seine Balance und rudert wild mit den Armen. Im letzten Moment findet er wieder sein Gleichgewicht. Zittrig lässt sich Maché auf seine Hände und Knie nieder. „Vielleicht doch etwas anderes.“ Gedemütigt tritt er auf allen Vieren den Rückzug an. Maché steht steif an einer U-Bahn-Haltestelle. Er schaut auf seine Uhr und blickt nervös auf die Anzeigetafel, die das Ankommen des Zuges ankündigt. Die U-Bahn fährt tosend und mit hohem Tempo in die Haltestelle ein „Alles wird gut.“ Maché schließt seine Augen und macht einen Schritt nach vorne. Im letzten Moment hält er inne und die U-Bahn fährt nur haarscharf an seinem Gesicht vorbei. Maché bricht am Boden zusammen „Ich schaffe das nicht!“, verzweifelt er. Durch die Beine der Menschen fällt sein Blick auf eine Obdachlose am Boden, die eine Weinflasche in ihrer Hand begutachtet. Es ist dieselbe Obdachlose, die Maché angeboten hat, mit Kreditkarte zu spenden. Die Obdachlose erblickt Maché und grinst ihn mit ihren ungepflegten Zähnen an. Sie prostet Maché über die Entfernung zu und setzt die Flasche zum Trinken an. Die Obdachlose lässt es wortwörtlich rinnen. In Strömen läuft der Rotwein aus ihren Mundwinkeln und weiter auf ihre Kleidung herab. Maché weitet seine Augen in neuer Erkenntnis „Das ist es!“, kommt es aus ihm herausgeschossen. „Warum habe ich nicht gleich daran gedacht?“ Maché befindet sich wieder in seiner Wohnung. Im Bademantel liest er die Glückwünsche auf der selbstgebrannten CD von Bernhardt. Es hätte sein Geburtstaggeschenk sein sollen, doch dazu kam es ja leider nie. Maché legt die CD ein und schwelgt in Erinnerung an die gemeinsame Zeit mit Bernhardt. Erst jetzt wird Maché wirklich bewusst, wieviel Stärke und Rückhalt er von Bernhardt erhalten hat. Wie schön war doch die gemeinsame Zeit, als sie noch miteinander lachten und die Zeit miteinander genossen haben. Es gab eine Zeit, da konnten sie alles gemeinsam schaffen. Maché reißt sich aus den schönen Gedanken. Es ist keine Zeit, in der Vergangenheit zu schwelgen, wenn die Zukunft droht, unterzugehen. Pflichtbewusst besinnt sich Maché auf seine wichtige Mission. Mit einem Knall stellt Maché eine Whiskyflasche vor sich auf den Tisch. Daneben befinden sich bereits eine große Packung Tabletten und ein leeres Glas. Er macht das Glas voll und nimmt eine einzelne Schlaftablette aus der Verpackung. Er begutachtet die Tablette nachdenklich zwischen seinen Fingern und nimmt sie in den Mund. „Auf den Tod.“ Maché nimmt einen kräftigen Schluck vom Glas und spült damit die Tablette runter. Aus den Lautsprechern dröhnt laute Musik. Maché singt betrunken, mehr schlecht als recht, aber aus voller Überzeugung zu den verschiedenen Musiktiteln. Von fröhlich bis depressiv geht Maché durch die verschiedenen emotionalen Phasen seiner Trauer. Die Flasche Whisky ist bereits zu drei Vierteln leer und Maché ist schon sichtlich betrunken und schläfrig. Er nimmt gut gelaunt einen weiteren Schluck vom Glas und ruft: „Auf den Tod!“ Er nimmt eine weitere einzelne Tablette aus der Verpackung heraus und wirft sie ein. Maché hebt nachdenklich das Glas. Mit zusammengekniffenen Augen versucht er das Glas in seiner Hand zu fokussieren „Auf das Leben“, prostet er sich selbst zu. Er leert das Glas in einem kräftigen Schluck und seufzt erleichtert auf „Aaah!“ Maché knallt kopfüber auf den Tisch und bleibt regungslos liegen. Der Tod sitzt teilnahmslos im Innendienst und hakt eine Seele nach der anderen auf seinem Tablet ab. Ohne aufzublicken winkt er emotionslos eine Seele nach der anderen weiter. „Der nächste.“ Der verstorbene Maché im Bademantel, der noch leicht verwirrt vom Übergang ist, tritt vor den Tod. Maché ist voller Erleichterung und Freude, dass er den Tod wohlauf gefunden hat „Dir geht es gut!“, ruft er erleichtert. Der Tod blickt von seinem Tablet auf und schaut auf den offenen Bademantel von Maché. Er lässt seinen Blick langsam hinauf zu Machés Gesicht wandern. „Ah, du bist es Maché. Ich habe dich nicht gleich erkannt. Ist es schon Zeit?“ Maché wird erst jetzt bewusst, dass sein Bademantel weit offen ist und bedeckt sich schnell wieder „Ich musste einen Weg finden, um dich zu kontaktieren. Ich habe mich um dich gesorgt“, erklärt Maché aufgeregt „Mir geht es gut“, antwortet der Tod unbeeindruckt. Der Tod lehnt sich im Sessel zurück und verschränkt die Arme hinter dem Kopf „Ehrlich gesagt kann ich mich nicht mehr daran erinnern, jemals so entspannt gewesen zu sein.“ Der Tod atmet erleichtert auf und fährt weiter fort. „Keine Sorgen mehr und besser noch: Ich trage keine Verantwortung mehr – für nichts!“ Maché kann nicht glauben, was der Tod von sich gibt. „Das ist nicht der Tod, den ich kennen gelernt habe. Aus deinem Mund kommen die Worte der Schicksalsschwestern.“ Der Tod zuckt, wie so oft davor, nur gleichgültig mit den Schultern und antwortet: „Es ist, wie es ist.“ „Der Tod, den ich kenne, hat über sein eigenes Leben selbst bestimmt“, versucht Maché den Tod umzustimmen. Er blickt den Tod ernst an „Was wäre das Leben ohne den Tod? Erst du machst das Leben so kostbar und einzigartig“, redet er eindringlich auf den Tod ein. Der Tod hört Maché nachdenklich zu „Es gäbe keine Leidenschaft und keine emotionalen Tiefen und Höhen!“, redet Maché feuerentfacht weiter. „Es gäbe keine Liebe und keine Trauer! Was wäre ein Leben, ohne die Gewissheit, dass alles nur einen Wimpernschlag andauert? Tod, die Menschheit braucht dich.“ Maché greift über den Tisch und legt dem Tod seine Hand auf die Schulter. Er blickt ihm tief in die Augen „Ich brauche dich“, vollendet er seine Ansprache. Der Tod schaut Maché mit steinerner Miene an. Nach einer gefühlten Ewigkeit für Maché antwortet der Tod gelassen. „Die Menschheit ist mir egal.“ Maché lässt den Kopf hoffnungslos hängen, mit der Gewissheit, versagt zu haben. Die Menschheit ist für alle Ewigkeit dazu verdammt, als willenlose Sklaven der Schicksalsschwestern ihr Dasein zu fristen. Der Tod lächelt verschmitzt und blickt Maché mit aufblitzenden Augen an „Aber du bist mir nicht egal“, erklärt er weiter „Ich kann es nicht glauben, dass du dich für mich geopfert hast!“, fährt er fassungslos fort. Der Tod wird ganz emotional und kann seine Gefühle kaum noch bändigen. Mit schluchzender Stimme redet er gerührt weiter. „So etwas hat noch nie jemand für mich gemacht. Nach der ganzen Ewigkeit hat sich endlich mal jemand für mich eingesetzt. Das ist alles, was ich mir jemals erträumt habe.“ Maché fasst wieder Hoffnung. Mit einem breiten Lächeln hält er dem Tod seine Hand entgegen „Soll das heißen, du bist bereit, mein Freund?“, fordert er den Tod heraus. Der Tod packt Machés Hand und stemmt sich vom Schreibtisch hoch. „Ich bin bereit, mein Freund.“ Eine schrille Sirene ertönt und taucht den Raum in ein allarmierendes Rot. Der Tod und Maché schauen sich erschrocken an „Oh nein!“, ruft der Tod voller Entsetzen. Maché versteht die ganze Aufregung des Todes nicht „Ist etwas Schlimmes passiert?“, fragt Maché sicherheitshalber nach „Es ist zu spät!“, ruft der Tod außer sich. Der Tod packt Maché an den Schultern, der immer noch nicht weiß, was das alles zu bedeuten hat „Der Neuanfang wurde eingeleitet!“, versucht der Tod Maché aufgeregt zu erklären „Und das hat was genau zu bedeuten?“, hakt Maché ahnungslos nach. Der Tod schüttelt ungläubig seinen Kopf, nicht verstehend, wie das jemand nicht verstehen kann. Der Tod holt tief Luft, packt Maché an den Schultern und brüllt ihm lauthals ins Gesicht. „Die Apokalypse hat begonnen!“ „Das ist schlimm“, gibt Maché benommen zu. In diesem Augenblick, irgendwo in Afrika an einem Lagerfeuer, werden der Geist einer jungen Frau und eines jungen Mannes wie vom Blitz erleuchtet. Beide blicken hinauf zum Mond und sind sich ihrer Bestimmung bewusst. Diese zwei Menschen wurden als einzige auserwählt, die Menschheit in eine neue, glanzvolle Ära zu führen. Die zwei Auserkorenen sind voll Liebe, Güte, Ehrlichkeit und Vertrauen. Voller Demut und Dankbarkeit sehen sie, wie sich ihre Zukunft vor ihnen entfaltet. Sie werden ein gesegnetes Leben voller Harmonie und Liebe miteinander verbringen. In einer einfachen Lehmhütte werden ihre vielen Kinder behütet und im Einklang mit der Natur heranwachsen. Diese zwei vollkommenen Menschen sind der Anfang für viele nachkommende Generationen. Ihre Kinder auf der ganzen Welt werden friedlich und tolerant zusammenleben. Anstatt gegeneinander, lösen sie die auftretenden Probleme miteinander. Gemeinsam schafft es die Menschheit, mit sich selbst und der Natur in Harmonie und Frieden, weiter zu wachsen und zu florieren. Die Menschheit wird neu prosperieren und sich voller Güte und Liebe neu entfalten. Bis selbst an den Tag, an dem die kleine Erde mit ihren überglücklichen Menschen den Frieden und Harmonie bis in den letzten Winkel des Universums hinausgetragen haben. Von da an wird die Menschheit gleichgesetzt sein mit Glück und Zufriedenheit. Aber nicht, wenn es der Tod verhindern kann. Der Tod nimmt Haltung an und starrt todernst ins Weite „Es muss getan werden, was getan werden muss“, spricht er entschlossen vor sich hin. Der Tod reißt sich aus seiner Pose und schaut zu Maché „Aber dafür brauche ich noch etwas göttliche Unterstützung“, fügt er schelmisch hinzu. Der Tod und Maché sind bei der Gruppentherapie von Prof. Freud. Das Amor-Baby, Hades, Justicia, Aletheia und Hermes sind ebenfalls alle anwesend „Was ist dein Anliegen, lieber Tod?“, erkundigt sich Professor Freud. Der Tod steht von seinem Stuhl auf und richtet sich an die anderen Teilnehmer. „Meine Freunde, ich brauche Eure Hilfe. Die Reiter der Apokalypse sind ausgeritten, um die Menschheit zu vernichten. Das können wir nicht zulassen!“ Die Gruppe ist recht unmotiviert und sie rutschen unbehaglich auf ihren Stühlen hin und her. Doch der Tod redet beherzt weiter. „Es ist wieder Zeit, zu strahlenden Helden zu werden, deren Taten von der Menschheit besungen und gefeiert werden.“ Der Tod stellt sich in der Mitte der Runde auf, und stemmt seine beiden Arme in die Hüfte. Mit stolzer Brust und in die Weite blickend, verkündet er triumphierend in die Runde. „Wir werden glänzen, wie in den goldenen Zeiten!“ Der Tod dreht sich im Kreis „Kommt schon!“, fordert er die anderen mit seinen Händen auf, sich zu erheben. „Kommt schon! Wer kämpft an meiner Seite?“ „Kommt schon!“, ruft er voller Energie in die Runde. Hades gibt sich als Erstes einen Ruck. Er war ja ohnehin schon immer ein geheimer Fan des Todes und springt auf „Scheiß drauf!“, ruft er begeistert in die Runde und zeigt auf den Tod. „Egal, was dieser Typ auch macht, ich folge ihm.“ Ein Gott nach dem anderen steht überzeugt von seinem Stuhl auf, und ist bereit, dem Tod zu folgen. Prof. Freud klatscht aufgeregt in die Hände „Ich bin entzückt!“, verkündet er fröhlich. Die Gruppe unter der Führung des Todes betritt spektakulär das Schlachtfeld. Im Rhythmus lauter Trommeln, die wie aus dem Nichts ertönen, geht die Gruppe mit erhobenem Haupt der Schlacht entgegen. Der Tod und Maché in der Mitte werden flankiert von dem Amor-Baby, Hades, Justicia, Aletheia und Hermes. Selbstsicher und stolz gehen sie nebeneinander einher. Die Reiter der Apokalypse, eine Armee furchtbarer Gestalten mit Eisenrüstungen, tauchen mit brennenden Schwertern im aufgezogenen Nebel auf. Unter ihren schweren Eisenhelmen leuchten ihre Augen wie brennende Kohlen. Die schweren Schritte der gepanzerten Pferde hinterlassen bei jedem Schritt nur noch verbrannte Erde unter sich. Die Reiter bleiben in einiger Distanz vor dem Tod und seiner Gruppe stehen. Der Anführer der gewaltigen Armee brüllt mit tiefer Stimme. „Wer wagt es, sich den Reitern der Apokalypse entgegen zu stellen?!“ Der Tod ruft mit selbstbewusster Stimme zurück. „Ich bin es, der Tod und seine Freunde!“ Der Tod nickt zuversichtlich der Gruppe hinter sich zu. Die haben jedoch bereits bei dem Anblick der Reiter jegliche Motivation für den Kampf verloren. Der Anführer der Apokalypse fragt begriffsstutzig einen anderen Reiter neben sich. „Hast du schon jemals was vom Tod gehört?“ Der zweite Reiter kratzt seinen Metallhelm, dort, wo sein Hinterkopf sein sollte „Noch niemals von ihm gehört“, antwortet er einfältig. Der Anführer ruft zum Tod zurück „Wer immer du auch bist, mach Platz für die Apokalypse!“ Der Reiter richtet sein brennendes Schwert auf den Tod. Der Tod beugt sich nach vorne und streicht sich über das Haar. Von einem Moment auf den anderen ist er wieder rasiert und gekämmt. Wie in den guten alten Zeiten trägt er wieder sein weißes Leinenoutfit. Der Tod lässt seine feingliedrigen Finger knacksen und lächelt. „Lasst die Spiele beginnen.“ Der Tod rennt brüllend auf die Reiter der Apokalypse zu. Hinter ihrem Anführer nehmen die eingeschüchterten Götter ihren ganzen Mut zusammen und folgen dem Tod mit lautem Kampfgebrüll. Im Rhythmus der Trommeln wütet der Tod bereits mit seiner Kampfkunst in den Reihen der überraschten Reiter der Apokalypse. Der Tod bewegt sich dabei wie ein schneller, unbarmherziger Schatten zwischen den feindlichen Reitern hin und her. Ein Reiter nach dem anderen wird vom laut lachenden Tod niedergestreckt. Das Amor-Baby feuert wild einen Pfeil nach dem anderen ab und ruft: „Für die Liebe!“ Zielsicher treffen die tödlichen Pfeile der Liebe die Reiter der Apokalypse. Zur Verwirrung der leicht dämlichen Gegner fliegt Hermes von einem Reiter zum anderen und verbreitet Fake-News. Ein Reiter der Apokalypse kehrt um, nachdem Hermes ihm ins Ohr geflüstert hat. Mit Kampfgebrüll reitet er seinen eigenen Kameraden entgegen. Die anderen Reiter müssen ihn erst wieder anhalten, um ihn wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Die Reiter fangen heftig miteinander zu diskutieren an „Da lang!“, ruft der eine aus der Gruppe und zeigt in Richtung der Schlacht. Der verwirrte Reiter schüttelt überzeugt seinen Kopf und zeigt stattdessen mit ausgestreckter Hand in die andere Richtung „Nein, da lang!“, brüllt er zurück. Der Tod nützt die Verwirrung aus und klopft einem der Reiter auf die Schulter. Er lächelt den verdutzten Reiter an „Es ist Zeit“, stellt er nüchtern fest. Mit einem Roundhouse-Kick schlägt der Tod alle Reiter auf einmal nieder. Eine Gruppe von Reitern, ohne ihre Pferde, um den Liebespfeilen von Amor besser ausweichen zu können, wird auf den Tod aufmerksam. Mit hoch erhobenen, brennenden Schwertern stürmen sie röhrend auf den Tod zu. Der Tod bewaffnet sich mit zwei der brennenden Schwerter der zuvor niedergeschlagenen Reiter. Mit jeweils einem Schwert in der Hand gibt sich der Tod einem tödlichen Tanz aus Feuer und klingendem Metall hin. Ekstatisch lachend wütet der Tod unter den chancenlosen Reitern der Apokalypse. Ein Reiter nach dem anderen unterliegt der schnellen Klinge des Todes. Hades schießt kichernd mit seinem Dreizack einen Reiter nach dem anderen vom Pferd. Justicia muss sich im Kampf immer die Augenbinde zurechtrücken, bevor sie mit ihrem Schwert gnadenlos zustößt. „Schuldig!“ Aletheia, die Wahrheitsgöttin und notorische Lügnerin, wütet ebenfalls mit ihrem Schwert unter den feindlichen Truppen „Du stirbst nicht!“ Und Zack, schon rollt der Kopf eines feindlichen Reiters „Du stirbst nicht!“ Und Zack, schon rollt ein weiterer Kopf. Der Anführer der Apokalypse und der Reiter neben ihm betrachten die chaotische Schlacht vor ihnen „So etwas habe ich noch nie gesehen“, befindet der Anführer begriffsstutzig. In Zeitlupe sind der Tod und seine Gefährten zu sehen, wie sie leidenschaftlich unter den Reitern wüten. Das lachende Gesicht des Todes, der sich ekstatisch dem Kampf hingibt. Hades, der kichernd mit seinem Dreizack herum schießt. Das zornerfüllte Gesicht von Justicia, wie sie mit hoch erhobenem Schwert zuschlägt. Aletheia, die schöne Wahrheitsgöttin, die grazil einen tödlichen Tanz mit ihrem Schwert vollführt. Das wütende Amor-Baby, das einen Pfeil nach dem anderen zielsicher abschießt. Der schöne Hermes, der eifrig auf seinem Handy die neuesten Nachrichten über die Schlacht eintippt. Der Anführer und sein Soldat schauen sich verdutzt an „Wir mussten noch nie wirklich kämpfen“, stellt der Anführer überrascht fest „Normalerweise ist es ein einfaches Abschlachten, begleitet vom Geschrei der Sterblichen“, stimmt der Soldat kopfnickend zu. Der zweite Reiter kratzt seinen Hinterkopf in Unverständnis „Mir wird das Ganze zu kompliziert“, sagt er überfordert. „Mir auch!“, sagt der Anführer mit bestimmter Stimme. „Blas zum Rückzug. Zeit, die Lage neu zu überdenken.“ Erleichtert über den Beschluss seines Anführers nimmt der zweite Reiter ein Horn und bläst zum Rückzug. Die Reiter der Apokalypse drehen fluchtartig um und reiten zurück in dem Nebel, zurück, woher sie auch immer gekommen sind. Die jubelnde Heldengruppe mit Maché umkreist den Tod. Der Tod in der Mitte hebt triumphierend sein Flammenschwert in den Himmel und verkündet stolz. „Nehmt das, ihr Loser!“ Blitz und Donner begleiten diesen besonderen Moment. Die drei Schicksalsschwestern kauern gemeinsam auf dem Sofa in ihrer Hotelsuite. Sie haben die gesamte Schlacht von hier aus mitverfolgt und befürchten das Schlimmste. Verängstigt und zitternd halten sie sich gegenseitig in den Armen. Die Tür zu ihrer Suite zerbirst explosionsartig nach innen. Die Schwestern schreien laut auf. Mit zerrissenen Kleidern und den brennenden Schwertern tritt der Tod den wunderschönen, aber grauenhaften Schicksalsschwestern entgegen. Mit knirschenden Zähnen und zornerfülltem Blick schaut er auf die Schwestern. „Zeit für die Abrechnung.“ Maché folgt dicht hinter dem Tod durch die nicht vorhandene Tür, um den Showdown nicht zu verpassen. Die drei Schwestern werfen sich schluchzend vor dem Tod auf den Boden „Bitte um Gnade!“, winselt die erste Schwester. Die zweite Schwester hält betend die Hände vor sich „Wir haben das Ganze nicht so gemeint“, bereut sie „Du darfst das wirklich nicht persönlich nehmen“, versucht die dritte Schwester zu beschwichtigen. Unbeeindruckt von den Entschuldigungen kommt der Tod mit erhobenen Schwertern und grimmiger Miene langsam auf die knienden Schwestern zu. Die strahlenden Fäden des Schicksals, die noch immer mit der Menschheit durch das Loch verbunden sind, leuchten golden im Raum. Mit einem einzigen Hieb mit dem Feuerschwert durchtrennt der Tod die Fäden des Schicksals. Langsam lösen sich die Fäden in Luft auf und die Menschheit ist damit von der Vorbestimmung befreit. Von nun an herrschen wieder der freie Wille und der chaotische Verstand des Menschen. Der Tod steht vor den wimmernden Schwestern. Er hebt die brennenden Schwerter in die Höhe, bereit zum Zuschlagen. Aus Mitleid mit den Schwestern, schreit Maché auf. „Halt! Kannst du nicht Gnade vor Recht walten lassen? Kann es den freien Willen und das Schicksal nicht gleichzeitig geben?“ Der Tod hebt das Schwert von neuem „Es kann nur Einen geben“, antwortet er grimmig. Er hebt die Schwerter langsam über den Kopf, bereit für den finalen Hieb. Maché kann das nicht mit ansehen und schaut weg. Doch anstatt zuzuschlagen, wirft der Tod beide Schwerter in einem hohen Bogen davon. Er drückt die drei Schwestern an seine Brust. Sie können ihr Glück nicht fassen „Du bist nicht böse auf uns?“, fragt die erste Schwester ungläubig. Der Tod antwortet mit einem aufrichtigen Lächeln. „Im Gegenteil, ich habe euch zu danken. In meiner ganzen Existenz hatte ich noch nie so eine Möglichkeit gehabt, in einer so heroischen und wundervollen Schlacht wie dieser zu kämpfen.“ „Es war himmlisch!“, verkündet der Tod mit stolzer Brust. Die zweite Schwester meint mit einem bewundernden Blick: „Wir müssen zugeben, wir haben dich noch nie so heldenhaft erlebt.“ Die dritte Schwester nickt eifrig und macht ein Foto vom Tod „Du warst einfach nur episch!“, sagt sie anhimmelnd. Die drei Schwestern schmiegen sich bewundernd an den Tod. Maché beobachtet alles mit einem breiten Grinsen. Maché räuspert sich, um die Aufmerksamkeit des Todes zu bekommen, der mit den drei Schicksalsschwestern in seinen Armen flirtet. Der Tod kommt auf Maché zu „Danke auch dir, mein Freund“, bedankt sich der Tod bei Maché „Keine Ursache, ich habe nichts gemacht. Das war alles allein dein Verdienst“, winkt Maché ab „Red keinen Unsinn. Ohne deine Hilfe würde ich immer noch am Schalter im Innendienst sitzen“, ist der Tod überzeugt „Na ja, eigentlich sitze ich ja noch dort. Aber jetzt ist es anders!“, fügt er erheitert hinzu. Der Tod ist im Innendienst zu sehen, der nett lächelt und voller positiver Energie den Daumen nach oben hält. Maché ist glücklich darüber, dass sich alles zum Guten gewendet hat und der Tod seine Motivation fürs Leben wiedergefunden hat. Trotzdem betrübt ihn noch eine Sache. Verlegen schaut er auf den Boden „Da das Ganze so gut gelaufen ist, glaubst du, du kannst mich wieder zurück auf die menschliche Ebene bringen?“, fragt Maché mit unsicherer Stimme. Das Lächeln des Todes verschwindet langsam. Nach einer kurzen Pause antwortet er mit ernster Miene. „Ich würde nichts lieber machen, als dir deinen Wunsch zu erfüllen mein Freund, aber …“ Dem Tod ist es zu unangenehm, weiter zu reden, und er senkt seinen Kopf in Bedauern „Aber, was?!“, will Maché wissen. Der Tod seufzt laut auf, bevor er weiterredet. „Du hast aus freien Stücken heraus dein Leben beendet. Das ist eine Grenze, die ich nicht überschreiten kann.“ Maché fällt innerlich und äußerlich zusammen. Jetzt, wo er das Leben endlich zu schätzen gelernt hat, soll es ihm nun verwehrt bleiben. Welche Ironie des Schicksals. Die drei Schicksalsschwestern, die alles mitgehört haben, kommen tröstend auf Maché zu „Es stimmt, der freie Wille steht über allem. Zumindest bei den meisten“, erklärt die erste Schwester einfühlsam „Der Tod ist nicht imstande, dir zu helfen, auch wenn er es will“, bemitleidet die zweite Schwester Maché. Der Tod legt tröstend seine Hand auf Machés Schulter und spricht mit aufrichtigem Mitgefühl. „Es tut mir leid.“ Der schwer kranke Vater von Maché, im Krankenbett liegend, reißt die Augen auf. Mit letzter Kraft schreit er laut auf. „Ich liebe dich, Maché!“ Mit einem Lächeln schließt er seine Augen und eine letzte Träne rollt seine Wange herunter. Der traurige Maché wird vom Tod und den drei Schwestern getröstet „Ich dachte nie, dass mein Leben so enden würde“, trauert Maché über sich selbst. Die erste Schwester schaut Maché mit einem Lächeln an „Es kommt immer anders, als man denkt“, meint sie geheimnisvoll. Die Schwester nickt der dritten Schwester mit einem Lächeln zu, die weiterredet. „Du hast zwar dein Leben mit dem freien Willen beendet, aber …“ Maché hebt hoffnungsvoll seinen Kopf und fragt kleinlaut. „Aber?“ Die zweite Schwester springt ein und antwortet. „Aber der Tod ist nicht der einzige, der über das Leben bestimmen kann.“ Die erste Schwester meldet sich mit einem Augenzwinkern. „Wir haben auch noch das eine oder andere Ass im Ärmel.“ Die drei Schwestern nehmen den Tod am Arm und bewegen sich von Maché weg. Die drei Schicksalsschwestern fangen an, schimmernde Fäden in der Luft zu weben. Maché bestaunt das Schauspiel vor ihm mit großen Augen. Goldene Stränge formen sich über ihn in der Luft und beginnen ihn langsam einzuhüllen. Vor seinen Augen verschwimmen die Konturen des Todes und der drei winkenden Schwestern. Gemeinsam rufen die Schwestern Maché zu „Mach es gut!“ In einem leuchtenden, goldenen Netz aus Fäden löst sich Maché auf. Der Tod murmelt mehr zu sich selber, als zu den anderen. „Mach es gut, mein Freund.“ Der Tod und Fieps auf seiner Schulter beobachten gemeinsam, unsichtbar für die Sterblichen, das Familienfest von Machés Vater. Maché kommt frisch verliebt mit Bernhardt an. Seine Schwester Victoria umarmt Maché freudig. „Willkommen! Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Es ist eine lange Zeit vergangen.“ „Es ist schön dich wieder zu sehen“, antwortet Maché aufrichtig. Maché zieht Bernhardt an seine Seite. „Darf ich dir meinen Verlobten Bernhardt vorstellen?“ Die Schwester reist freudig ihre Arme in die Höhe. „Ist das wahr?“ Bernhardt lacht auf und umarmt Victoria „Ich weiß selbst nicht, was in ihn gefahren ist“, sprudelt es aus ihm heraus „Ich möchte jedes Detail hören!“, sagt Victoria aufgeregt „Ist Papa da?“, fragt Maché mit beiläufigem Ton „Er ist drinnen“, antwortet Victoria, die bereits mit Bernhardt in ein Gespräch vertieft ist. Maché lässt die beiden alleine und geht ins Haus. Der Vater sucht etwas in einem kleinen Bürotisch, der im selben Raum wie das Krankenbett ist. Der Tod steht abseits und beobachtet alles mit. Maché klopft leicht an der offenen Tür und begrüßt seinen Vater. „Hallo, Papa.“ Doch Maché erhält keine Antwort. Stattdessen sucht der Vater aufgeregt weiter, ohne sich umzudrehen. Endlich findet er, wonach er gesucht hat. Erfreut hält der Vater ein Foto in die Höhe „Da ist es!“, ruft er gut gelaunt. Der Vater kommt mit dem Foto in der Hand zu Maché. Er deutet auf das Krankenbett. „Komm, setz dich. Ich will dir etwas zeigen.“ Maché nimmt neben seinem Vater am Krankenbett Platz. Der Vater zeigt Maché das Foto. „Es ist mir wichtig, dass du das bekommst.“ Auf dem Foto sind die Mutter von Maché und er selbst als Kind zu sehen. Die beiden sitzen gemeinsam auf einem Gehsteig, und sie lächeln einander herzlich an. Maché ist über das Foto tief gerührt „Ich glaube, ich kann mich daran erinnern“, sagt er mit einem wehmütigen Lächeln „Es ist mein Lieblingsfoto“, nickt der Vater bestätigend. Nach einer kurzen Pause und einem Blick auf Maché redet der Vater weiter: „Zwei der drei wichtigsten Personen in meinem Leben.“ Mit Tränen in den Augen schaut Maché auf das Bild. „Ich vermisse sie so sehr.“ Der Vater legt seinen Arm um Maché „Ich weiß. Ich vermisse sie auch“, antwortet der Vater mitfühlend. Nach einer kurzen Pause redet der Vater weiter: „Nach dem Tod deiner Mutter habe ich mich nicht so um dich gekümmert, wie du es vielleicht gebraucht hättest. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen.“ Maché schaut seinem Vater in die Augen und antwortet: „Schon gut, das gehört der Vergangenheit an.“ Maché wird von seinen Gefühlen überwältigt. „Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht.“ Der Vater und Maché umarmen sich mit tränenden Augen. Nach einem innigen Moment der Verbundenheit, zwinkert der Vater Maché zu. „Ich soll dir liebe Grüße von einem gemeinsamen Freund ausrichten.“ „Nein, nicht wahr!“, ruft Maché laut auflachend. Der Vater macht den ernsten Tod wie ein Zombie nach. „Es ist Zeit.“ Beide müssen lachen. Auch der Tod, der alles still beobachtet hat, muss schmunzeln. Der Vater klopft Maché motivierend auf den Oberschenkel. „Komm, lass uns zu den anderen gehen, bevor sie uns vermissen.“ „Geh schon mal vor. Ich komme gleich nach“, antwortet Maché mit einem Lächeln. Maché bleibt sitzen und betrachtet nachdenklich das Foto in seiner Hand. „Ich hoffe, es geht dir gut, wo immer du auch bist.“ Die junge Mutter von Maché, in Form eines wunderschönen Engels in goldenem Licht, erscheint schwebend über dem Bett hinter ihm. Sanft legt sie ihre Hände auf seinen Rücken. Ohne seine Mutter zu sehen, spürt Maché die verbindende Liebe von ihr, und lächelt wissend. Er steht auf und geht zu den anderen. Bevor er hinausgeht, dreht er sich noch einmal um und spricht zum Tod: „Danke, Tod.“ Der Tod antwortet, ohne dass es Maché hört. „Es war mir eine Ehre, mein Freund.“ Der Tod sitzt gut gelaunt am Schalter im Innendienst und empfängt freudig die Seelen. „Hereinspaziert, hereinspaziert, wir haben Platz für alle! Willkommen im Jenseits!“ Fröhlich und mit einer Seele scherzend, hakt er den Namen am Tablet ab. „Hoffe, du hast ein schönes Leben gehabt.“ Die bleiche, verwirrte Seele, mit rinnendem Speichel aus den Mundwinkeln, gibt nur einen undefinierten Laut von sich „Alles wird gut!“, ruft der Tod ermunternd. Der Tod nimmt die labbrige Hand der Seele und gibt ihr mit der anderen ein High five. Der Tod ist dabei, eine Mail für Gott zu schreiben „Lieber Gott, ich war in der Vergangenheit nicht immer der Beste. Aber ich hoffe, du weißt, dass ich dich sehr schätze und auch brav sein werde“, liest er die holprige Entschuldigung laut vor, bevor die Nachricht mit einem Klick verschickt wird. Bereits nach einem kurzen Moment kommt mit einem Ping die Antwort von Gott „Das ist eine automatisch generierte Nachricht. In dringenden Fällen, bitte einfach weiter beten! #don’t_worry – be_happy.“ Das Auge des Todes fängt wieder nervös zu zucken an. Schritte in der dunklen Nacht sind zu hören. Langsam nähern sie sich einem erhellten Schaufenster, wo die Obdachlose ihr Nachtquartier aufgeschlagen hat. Die Schritte kommen immer näher. Die Obdachlose blickt auf, und lächelt breit mit ihren ungepflegten Zähnen. Sie weiß, ihre Zeit ist gekommen. Doch die Schritte stammen nicht von einem Unheil oder gar vom Tod höchstpersönlich, sondern gehören zu Maché. Der hat die Obdachlose schon von weitem erkannt, und will unbemerkt an ihr vorbeikommen „Eine kleine Speeende bitte!“, ruft die Obdachlose mit krächzender Stimme. Maché zögert und will einfach weitergehen. Doch er überlegt es sich anders und holt stattdessen ein Bündel Geld aus seiner Hosentasche hervor. „Was soll’s!“, fasst sich Maché ein Herz. „Man lebt nur einmal.“ Er wirft sein gesamtes Geld zur Obdachlosen, die ihr Glück kaum fassen kann. Ohne ihren Blick von dem Geld zu nehmen, ruft sie Maché zu. „Gott ist mit dir, mein Sohn!“ Maché lächelt wissend „Wenn du bloß wüsstest“, antwortet er nicht hörbar für die Obdachlose. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren geht Maché weiter. Die Obdachlose sitzt am Boden und zählt das Geld in ihren Händen „Wenn du bloß wüsstest, Maché“, lächelt sie, die sehr wohl alles von Maché gehört hat. Sie blickt Maché hinterher, der endlich Frieden mit sich selbst gefunden hat, und befreit die Straße entlanggeht. Sie lächelt voller Genugtuung und zwinkert Maché hinterher. „Alles wird gut!“ Liebe Leserin und lieber Leser! Vielen lieben Dank für Ihre kostbare Zeit! Ich hoffe, Sie wurden auf der Reise mit dem Tod gut unterhalten. Ich möchte mich herzlich bei meiner Familie, im speziellen meiner Mutter, meiner Ehefrau Olivia und meiner Tochter Amelie bedanken, dass sie mich so liebevoll auf meinem Lebensweg begleiten und für mich eine Quelle der Inspiration, Freude und Hoffnung sind. Nicht zuletzt, danke an den Tod, der uns stetig die kostbare Zeit ins Gedächtnis ruft, die uns auf dieser Welt geschenkt wurde. Herzlichen Dank dafür, auch wenn es als Sterblicher nicht leicht einzugestehen ist. Wir können glücklich sein, auch wenn uns das Leben oder das Schicksal übel mitspielt. Wir können gewiss sein, es wird nur von begrenzter Dauer sein. In diesem Sinne, ein Hoch auf den Tod, der uns daran erinnert, dass alles mal im Leben ein Ende hat! Nutzen Sie Ihre Zeit weise, bedacht und vergessen Sie nicht: Alles wird gut! Herzliche Grüße, Gregor Haas
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