Spuren des Tragischen im Theater der Gegenwart
Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.
Оглавление
Группа авторов. Spuren des Tragischen im Theater der Gegenwart
Inhalt
Einleitung
Figurationen des Tragischen
Antigones Nachleben
Figurationen des Tragischen. Palimpseste für ein Theater der Gegenwart
( 1 ) Hegel
( 2 ) Heiner Müller
( 3 ) Aristoteles
( 4 ) Zusammenfassung und Thesen
( 5 ) Spuren des Tragischen: Einige Beispiele
Inmitten von Satyrn, Boten und lebenden Toten
I
II
III
„Wir bitten nicht, wir fordern“
Fremdheit in Mythos und Tragödie
Hikesia und Asylon im Theater der Tragödie
Annäherungen zwischen Theater und Asyl
Flucht, Fremdheit und Asyl bei Einar Schleef
Asylanten 89 – „Wir bitten nicht, wir fordern“
Gott/Schutz-Befohlen
Einzelne und ihre Umgebung
Genealogie, Gründung und deren Ende
Das Ritual am Ort des Theaters
Installation als Matrix
Körper und Technè
Enden
Antigones Nachleben. What is Niobe to her?
Antigone Sr
Das kreolisierte Tragische
I (unverwandte) VERWANDTSCHAFT
II FIGUREN (statt Menschen)
III (vibrierende) KLAGE
Antigone wirbelt Staub auf
Antigone als Figur ohne Grund
Bodenlosigkeit als Ortlosigkeit
Kopís / kónis
Antigones Nachkommen
Antigone in New York
Nirgends in Friede. Antigone
Die drei Leben der Antigone
Drei Formen postmoderner Tragik
Antigones erstes Leben: Widersprüche zwischen Projektskizze und Text
Antigones zweites Leben: Überleben und Monstrosität
Antigones drittes Leben: das thebanische Lehrstück vom (nicht immer erklärten) Einverständnis
Das Stück als politische Diagnose und Theorie des Tragischen
Konturen einer möglichen Inszenierung
Wiederkehr des Tragischen? Tragödie³
KOMM MIT REINIGENDEM FUSS
1
2
3
4
5
6
Der Untergang des Tragischen in zeitgenössischen Inszenierungen attischer Tragödien
„Tragik” – ein tauglicher Begriff?
Die weg-inszenierte „Tragik” – zwei Beispiele
„Tragik” und Theater-Spiel – ein Gegenmodell
„Tragik” als diagnostische Sonde in den Sozialwissenschaften
Fazit – Funktionen des Tragik-Begriffs heute
Zäsur „Europa“; und wieder eine Tragödie?
Das mediale Framing von Empire
Euripides’ Medea und Aischylos’ Orestie als Zäsuren europäischer Geschichte
Die Medea-Zäsur
Die Orestie-Zäsur
Die Zäsur der geteilten Trauer
Eine medienkritische Reflexion über die Gemeinschaft Europas
Transzendenz der Tragik
Tragödienspuren
Die tragische Dialektik im globalen Kapitalismus
Vergegenwärtigung der Vergangenheit
Exemplarische Darstellung des Tragischen
Furcht, Mitleid und Katharsis
Die Überschreitung des Tragischen im Realtheater
Gegenwart und Zukunft der Tragödie
Der Anfang der Geschichte
I
II
III
IV
V
Fußnoten. Einleitung
Palimpseste für ein Theater der Gegenwart
( 1 ) Hegel
( 2 ) Heiner Müller
( 3 ) Aristoteles
( 4 ) Zusammenfassung und Thesen
( 5 ) Spuren des Tragischen: Einige Beispiele
I
II
III
„Wir bitten nicht, wir fordern“
Fremdheit in Mythos und Tragödie
Hikesia und Asylon im Theater der Tragödie
Annäherungen zwischen Theater und Asyl
Flucht, Fremdheit und Asyl bei Einar Schleef
Asylanten 89 – „Wir bitten nicht, wir fordern“
Gott/Schutz-Befohlen
Einzelne und ihre Umgebung
Genealogie, Gründung und deren Ende
Das Ritual am Ort des Theaters
Installation als Matrix
Körper und Technè
Enden
What is Niobe to her?
Antigone Sr
Das kreolisierte Tragische
I (unverwandte) VERWANDTSCHAFT
II FIGUREN (statt Menschen)
III (vibrierende) KLAGE
Antigone wirbelt Staub auf
Antigone als Figur ohne Grund
Bodenlosigkeit als Ortlosigkeit
Kopís / kónis
Antigones Nachkommen
Antigone in New York
Nirgends in Friede. Antigone
Die drei Leben der Antigone
Drei Formen postmoderner Tragik
Antigones erstes Leben: Widersprüche zwischen Projektskizze und Text
Antigones drittes Leben: das thebanische Lehrstück vom (nicht immer erklärten) Einverständnis
Das Stück als politische Diagnose und Theorie des Tragischen
Tragödie³
1
2
3
4
5
6
Der Untergang des Tragischen in zeitgenössischen Inszenierungen attischer Tragödien
„Tragik” – ein tauglicher Begriff?
Die weg-inszenierte „Tragik” – zwei Beispiele
„Tragik” und Theater-Spiel – ein Gegenmodell
„Tragik” als diagnostische Sonde in den Sozialwissenschaften
Fazit – Funktionen des Tragik-Begriffs heute
Zäsur „Europa“; und wieder eine Tragödie?
Euripides’ Medea und Aischylos’ Orestie als Zäsuren europäischer Geschichte
Die Medea-Zäsur
Die Orestie-Zäsur
Die Zäsur der geteilten Trauer
Eine medienkritische Reflexion über die Gemeinschaft Europas
Transzendenz der Tragik
Tragödienspuren
Die tragische Dialektik im globalen Kapitalismus
Vergegenwärtigung der Vergangenheit
Vergegenwärtigung der Vergangenheit
Exemplarische Darstellung des Tragischen
Furcht, Mitleid und Katharsis
Die Überschreitung des Tragischen im Realtheater
Gegenwart und Zukunft der Tragödie
Der Anfang der Geschichte
I
II
III
IV
V
Отрывок из книги
Silke Felber / Wera Hippesroither
Spuren des Tragischen im Theater der Gegenwart
.....
Erst nachdem Aristoteles den Mythos als telos der Darstellung bestimmt hat, geht er über zum 7. Kapitel, in dem er darlegt, „welche Beschaffenheit die Zusammenfügung der Geschehnisse haben muss“ (25), und erst hier erfolgt die Bestimmung, dass eine Tragödienhandlung ein „Ganzes ist, was Anfang, Mitte und Ende hat“ (25) wie ein „Lebewesen“ (25) – eben jene Bestimmung, die Wolfram Ette so gestört hat.
Aber nicht der Mythos ist eine Einheit oder Ganzheit, sondern die Schnitte, die sich der Tragödiendichter vom Mythos abschneidet, soll diese Eigenschaften aufweisen. Der Mythos ist wie die reine Farbe, ohne Anfang und Ende und ohne bestimmte Kontur, aber von a-signifikanter Leuchtkraft. Da aber „Handlungen nicht an beliebiger Stelle einsetzen noch an beliebiger Stelle enden“ können, heißt es im 7. Kapitel, müssen sie „gut zusammengefügt sein“ (25). Sie müssen anfangen und enden. Eben wie ein Lebewesen, dessen Anfang „nicht mit Notwendigkeit auf etwas anderes folgt“ (25), mit dessen Ende es sich jedoch „umgekehrt“ (25) verhält. Es ist, und zwar so oder so, „notwendigerweise oder in der Regel“ (25), sterblich. Die Sterblichkeit ist kein telos, sondern Bedingung von Lebewesen, mit denen es sich so verhält, dass „am Anfang schon feststeht, was am Ende herauskommen wird.“2 Die qualitative Verschiedenheit von Anfang und Ende verbietet es hier jedoch, einen „Kreislauf“ (Ette) anzunehmen. Es handelt sich nicht um etwas, das sich notwendig schließt (wie ein Kreis), sondern um etwas, dessen Anfang aus keiner Notwendigkeit heraus beginnt, während dessen Ende mit Notwendigkeit erfolgt. Dazwischen liegt eine Mitte, in der „natürlicherweise etwas anderes eintritt oder entsteht“ (25). Also nicht deshalb, weil sich das Lebewesen „von den Ursprüngen emanzipiert oder sich selbst verwirklichen will“, wie Ette als Befürworter einer „geschichtlichen, nicht-teleologischen Prozessform“3 meint. Bei Aristoteles, der nicht an die Geschichte glaubt, sondern die Bewegung (dynamis) als solche privilegiert, heißt es sehr viel einfacher und genauer, dass in der Mitte „etwas anderes eintritt oder entsteht“, was damit zusammenhängt, dass Lebewesen „aus etwas zusammengesetzt“ (25) sind (wie jeder andere zusammengesetzte Gegenstand auch).
.....