Kellerkinder und Stacheltiere

Kellerkinder und Stacheltiere
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Описание книги

Im Kino wurde schon immer gelacht. Wann aber der Spaß aufhört und der Ernst beginnt, das haben Filmemacher und Publikum stets aufs Neue ausgelotet.
Das neue CineGraph Buch zeigt, dass sich Kurt Tucholskys Frage «Was darf Satire?» in der Filmgeschichte nicht pauschal mit «Alles» beantworten lässt, sondern die Antwort immer abhängig vom historischen Kontext, insbesondere den jeweiligen Machtstrukturen ist. Anstoß für die satirischen Filmproduktionen gaben gesellschaftliche sowie politische Ereignisse wie der Zweite Weltkrieg, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, der Kalte Krieg, das Wirtschaftswunder, die Entwicklung der Medien oder die kapitalistische Gesellschaft. Das kritisch-unterhaltsame Genre weist ein facettenreiches Spektrum an Filmen auf, von denen einige in den Beiträgen dieses Buches näher betrachtet werden, darunter «Der Maulkorb» (DE 1937/38), «Der Untertan» (DDR 1951), «Animal Farm» (GB 1951–54), die Satire-Serie «Das Stacheltier» (DDR 1953–65), «Wir Wunderkinder» (BRD 1958), «Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb» (GB/US 1964) sowie «Er ist wieder da» (DE 2014/15).
Zum Thema des Sammelbandes erschien im November 2019 bereits das cinefest-Katalogbuch «Dr. Seltsam oder: Aus den Wolken kommt das Glück. Film zwischen Polit-Komödie und Gesellschafts-Satire».

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Inhalt

KRITIK, KOMIK UND POLITIK Gratwanderungen der Politik- und Gesellschaftssatire im Film

Michael Töteberg EIN MAULKORB FÜR DEN FÜHRER Satire im »Dritten Reich«: Der Fall Heinrich Spoerl

Zensurangst

Produktionsprobleme

Volkskunst

Karl Griep DER UNTERTAN – ROMAN UND FILM

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Im Film ergänzte Sequenzen

Das Ende der Geschichte – zwei Fassungen

Resümee

Heike Klapdor »MEIN SCHICKSAL IST ROMANTISCH« Der Künstler und die Lächerlichkeit der Autoritäten: HIN UND HER

Satire

Ödön von Horváth: »Hin und Her« (1933) – Theo Lingen: HIN UND HER (1947/48)

Ordnung …

… und Revolte

Macht und Ohnmacht

Sichtweisen

Sandra Nuy »WER SORGEN HAT, HAT AUCH LIKÖR« Zum Verhältnis von Politik, Film und Satire in den 1950er Jahren

Film als Veranschaulichung von Gesellschaft und Politik

Komik und Satire im politischen Diskurs

Komik der Form: WIR WUNDERKINDER

WIR WUNDERKINDER im Vergleich und in der Kritik

Schlussbetrachtung

Frank-Burkhard Habel VENTIL MIT STACHELN DAS STACHELTIER – eine satirische Kurzspielfilmreihe der DEFA zwischen 1953 und 1964

Der schöne Schein des Westens

Die Suche nach positiver Satire

Nachmacher und Nachleben

Sigrun Lehnert GENOSSE MÜNCHHAUSEN, DER AUGENZEUGE UND DER KALTE KRIEG Satirefilm und Wochenschau als mediale Weggefährten

»Müssen sie so leben?«

Wochenschau und Satirefilm als ambivalente Formate

Anspruch der DDR-Wochenschau

DER AUGENZEUGE mit Agitation

Die Reihe DAS ARGUMENT

Ex-Nazis und Remilitarisierung im Westen

Rückkehr in die »kleine Wirklichkeit«

Zum Schluss

Julian Petley ANIMAL FARM SUBVERTED? George Orwell und die CIA

Die CIA und der Kalte Kulturkrieg

Das Office of Policy Coordination

Louis de Rochemont

Halas & Batchelor

Die »Clienten«

Orwells Original

Mit dem Holzhammer

Der Aufstand der »unfreien Völker«

Orwell vereinnahmt?

Nils Daniel Peiler DR. MERKWÜRDIGLIEBE ODER: WIE STANLEY KUBRICK LERNTE, DIE SYNCHRONISATION ZU LIEBEN

Kubrick und die Auslandsfassungen seiner Filme: eine besondere Beziehung

Das Beispiel DR. STRANGELOVE / DR. SELTSAM

Ein Film, mehrere Verleihtitel

Untertitel für 0,01 Prozent

Synchronisation für die Massen

Eigenheiten der deutschen Fassung

Schwerer Start zur Aufführung

DR. STRANGLOVE innerhalb der Filmografie Kubricks

Tereza Czesany Dvořáková SATIRE VERBOTEN! Satirische Studentenfilme an der FAMU in den 1970er und 1980er Jahren

Die »lachenden Bestien« drehen Filme

Jugend voran!

Nachdem DER UNGEBETENE GAST auftauchte

Die Schwierigkeiten des allzu anpassungsfähigen Eugen

Epilog

Judith Ellenbürger MIT DEN EIGENEN WAFFEN Zynismus in der Finanzsatire. Ein Kinobesuch mit Georg Simmel und Diogenes

»Pflanzstätten des Zynismus«

Methoden der Satire

Zur Inszenierung von Zyniker und Korrektiv

Fazit

Werner C. Barg MEDIENKRITIK ALS POLITISCHE SATIRE BEING THERE und WAG THE DOG

Hal Ashbys BEING THERE

Barry Levinsons WAG THE DOG

Alles möglich und doch erfunden!?

Mythos und satirische Übertreibung der Macht der Medien

François Danckaert TRENDIGE HITLER-KOMIK ODER POLITISCHER DENKANSTOSS? Bemerkungen zu David Wnendts ER IST WIEDER DA

Die Hitler-Komik

Das Spiel mit der Fiktion

Die Politik

Tragikomödie mit Akzentverschiebung und beklemmendem Schluss

Louis de Funès und A CLOCKWORK ORANGE

Namen

Filme

Dank

Autoren

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Kellerkinder und Stacheltiere

Film zwischen Polit-Komödie und Gesellschafts-Satire

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DER GASMANN ist der einzige NS-Film, in dem Rühmann »Heil Hitler« nuschelt. Eine zwielichtige Dame, bei der er kassieren will, droht, sie habe einen Vetter bei der Partei. Vor einem Termin beim Finanzamt überlegt er, auf alle Fragen am besten mit Gegenfragen zu antworten: »Er hat zwar irgendwo gelesen, das sei unarisch, aber das braucht er ja nicht zu wissen.«39

Solche Einsprengsel kann man noch als Kabarett abtun, doch gegen Ende gerät der brave Knittel immer stärker in die Fänge des NS-Systems. Das Wort »Gestapo« fällt nicht, aber eines Morgens stehen zwei Herren in seiner Küche, Knittel sieht »einen großen Gemütvollen und einen kleinen Scharfen, beide haben Lodenmäntel und militärisch geschnittenes Haar und zeigen unter dem Rockaufschlag ihre Erkennungsmarke«. Knittel kommentiert trocken: »Wenn es so früh klingelt, dann weiß man ja, daß es nicht der Briefträger ist.«40

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