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Группа авторов. Kirchliche Zeitgeschichte_evangelisch
Inhalt
Zur Einführung
I. Gesamtschau: Protestantismus und Weimarer Republik. 1.Staatsumbruch: Wirkungen und Folgen
2.Politische und gesellschaftliche Herausforderungen
3. Protestantische Präsentationsformen: Kirche, Milieus und Gruppen
4. Reaktion und Reflexion in Theologie und Kultur
5. Gestaltungsräume: Ökumene und Diakonie
6. Protestantismus und Antisemitismus
II. Protestantismus und Politik. 1. Die protestantischen Traumata von 1918/19: Kriegsniederlage, Revolution und Versailler Friedensvertrag
2. Die Weimarer Reichsverfassung und das Staat-Kirche-Verhältnis
3. Der Protestantismus und die Demokratie
4. Der Protestantismus und die politischen Parteien
III. Gesellschaftliche Herausforderungen
1. Fortschreitender Säkularisierungsprozess
2. Kulturelle Herausforderungen
3. Ländliche Idylle?
4. Das Geschlechterverhältnis
5. Ehe und Familie, Sexualität und Bevölkerungspolitik
6. Die Diskussion um Krieg und Frieden
IV. Kirchliche Ordnung und Strukturen
1. Die Landeskirchen
2. Entwicklung der Kirchenmitgliedschaft und der Kirchlichkeit
3. Kirchliche Verfassungsorgane
4. Konfessionelle Zusammenschlüsse
5.Verfassungsgebung in den Landeskirchen
6. Finanzierung der Landeskirchen
7. Kirchliche Lebensordnungen
8. Freikirchen
V. Protestantische Milieus und Gruppen. 1. Milieus
2. Strömungen und Bewegungen
Freidenkerbewegung
Religiös-soziale Bewegung
Volkskirchenbewegung
Jugendbewegung
Gemeinschaftsbewegung
Völkische Bewegung
3. Verbandsprotestantismus
Allgemeiner Deutscher Protestantenverein
Evangelisch-Sozialer Kongress
Vereinigung der Freunde der Christlichen Welt
Evangelischer Bund zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen
Evangelischer Verein der Gustav Adolf-Stiftung
VI. Theologische Signatur. 1. Kontinuitätslinien und Neuaufbrüche der Theologie in der Weimarer Republik
2. Karl Barths Einspruch gegen die wissenschaftliche Theologie seiner Zeit
3. Die Pluralisierung des Paradigmas Dialektischer Theologie: Friedrich Gogarten und Rudolf Bultmann
4. »Der andere Aufbruch«: Karl Holl, Paul Althaus und Emanuel Hirsch
5. Theologischer Einspruch als Sozialkritik: Der Religiöse Sozialismus
6. Abschließende Überlegungen
VII. Bildung und Kultur. A. Bildung
1. Bildungs- und Schulpolitik
2. Politisch-normative Vorgaben
3. Ausbildungsstätten
4. Religionsdidaktische Konzeptionen
B. Kultur
1. Pressewesen
2. Rundfunk
3. Film und Kino
4. Literatur
5. Kunst und Architektur
6. Musik
VIII. Ökumene
1. Vorgeschichte
2. Protestantische Kirchenbünde
3. Die Weltkirchenkonferenzen von Stockholm 1925 und Lausanne 1927
Stockholm 1925
Lausanne 1927
4. Lutherische Vereinigungsbestrebungen
5. Der römisch-katholische Weg
6. Nationalkirchliche Bestrebungen
IX. Diakonie. 1. Die Ausgangslage – Kriegsniederlage und Revolution
2. Kirche und soziale Frage
3. Innere Mission und Weimarer Sozialstaat
4. Die neue Verfassung des Centralausschusses für Innere Mission
5. Der Spitzenverband und die Arbeitsfelder der Inneren Mission
6. Die Soziale Frage und die verfasste Kirche: Die Betheler Botschaft von 1924
7. Inneren Mission im Krisenmodus
8. Die Innere Mission in der Weimarer Republik
X. Christen und Juden. 1. Judentum in der Weimarer Republik
2. Antisemitische Organisationen
3. Antisemitische Akteure im Umfeld der Kirche
4. Antijüdische Einstellungen in der Kirche
5. Organisationen gegen Antisemitismus und Antijudaismus
6. Judenmissionsgesellschaften
Literaturverzeichnis
Personenregister
Отрывок из книги
Christentum und Zeitgeschichte (CuZ) Band 5
Im Auftrag der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte
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Es waren insbesondere die Vertreter der Dialektischen Theologie, die in diesem Zusammenhang einen umfassenden Prozess der Enthistorisierung der Theologie einleiteten. Nicht mehr die Leitkategorie der Linearität und des langfristigen geschichtlichen Wandels war für die jungen Theologen bestimmend, sondern man dachte nunmehr in Kategorien einer Äonenwende. Hier kam ein neues Zeitverständnis zur Geltung [Doehring-Manteuffel, 187–190], nicht die kontinuierliche Entwicklung, sondern die Zeitenwende war bestimmend, in sie hinein ragte die Dimension der Ewigkeit. Verbanden sich das neue Ordnungsdenken und der Zeitfaktor »ewig« miteinander, dann erhielten Werte wie Volk, Rasse, Germanentum und mittelalterlichesHeldentum einen absoluten Wert und sogar Transzendenz (1000-jähriges Reich als ewiges Reich). Darin galt das selbstbestimmt handelnde, vernunft- und gemeinschaftsfähige Individuum als Irrtum der in der Aufklärungstradition stehenden liberalen Theologie und wurde liquidiert. Die Gotteslehre war der Schlüssel, sie fasste man neu. Schon in Rudolf Ottos Werk »Das Heilige« von 1917 war in Abkehr von der rationalisierenden und ethisierenden Religionsauffassung des Liberalismus ein neues Verständnis von Gott als dem »ganz anderen« erkennbar geworden. Nach dem Ende des Krieges war der Blick wieder frei geworden für den absoluten Gott. Der »unendlich qualitative Unterschied« (Kierkegaard) zwischen Mensch und Gott wurde mittels intellektueller Kreativität schließlich offenbarungstheologisch überbrückt. In dem die Dialektische Theologie kein Interesse für die Kategorie der Individualität aufbrachte, konnte sie auch zur demokratischen Staatsform und ihren neuzeitlichen Politikelementen, die auf ein politisch selbstbestimmtes Individuum setzten, keinen Zugang finden. Eine so konzipierte Theologie hatte es infolgedessen schwer, sich in die Moderne der Weimarer Gesellschaft ein zu fügen. Die Frage der Vermittlung zwischen beiden Bereichen jedenfalls blieb unzureichend reflektiert.
Das galt auch für die Ordnungstheologie. Dieses theologische Konzept fügte sich exakt in den gesellschaftlichen und politischen Kontext des Protestantismus der Weimarer Zeit. Diese seit Beginn der 1930er Jahre aufkommende theologische Konzeption speiste sich aus dem Bedürfnis der Stabilisierung der in der Weimarer Republik vermeintlich in der Auflösung begriffenen Welt. Paul Althaus bestimmte die politische Funktion seiner Ordnungstheologie folgendermaßen: »In einer Zeit, die alle Ordnungen in Frage stellte, verkannte, zersetzte, hat die Theologie einen entschlossenen Kampf geführt gegen den individualistischen und kollektivistischen Angriff« [Althaus, Theologie, 42]. Dieses mit dem ersten Glaubensartikel begründete kongruente Verständnis von göttlicher und weltlich-politischer Ordnung ermöglichte die Einbindung nationaler Werte und Ordnungen in das theologische Denken (neben Althaus vor allem Hirsch). Das führte im konservativen Luthertum zu einem überhöhten und moralisierenden Staatsideal, das gewissermaßen den legitimatorischen Übergang vom Abgesang der zerfallenden Weimarer Republik hin zur lautstarken Begrüßung des NS-Staats moderierte.
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