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Группа авторов. FILM-KONZEPTE 59 - Ulrich Seidl
Inhalt
Faction, Tableaus, Voyeurismus
I. Fragmentarische Blicke auf das Werk eines umstrittenen Regisseurs
II. Die Ästhetik der Seidl-Filme
III. Das scheinbar Dokumentarische und die Sozialkritik
IV. Kritik und Wertschätzung: Ulrich Seidl als auteur
Wirklichkeit und Interpretation in Ulrich Seidls BILDER EINER AUSSTELLUNG und DER BUSENFREUND. I. Zur Einordnung in Seidls Gesamtwerk
II. Die Welt der Kunstliebhaber
III. Rupniks Wahrnehmung der Welt
IV. Seidls Inszenierungstechniken
V. Die Konstruierbarkeit von Kunst und Wirklichkeit
Die Welt der Mode ist nicht schön
I. »(D)a geht nichts mehr.«
II. »Ich bin kein Hochzeitsfotograf.«
III. ›Durchblick‹ und Durchschaubarkeit oder: Ein Tauschgeschäft
Zum Fremdschämen
I. Die Novität des Fremdschämens
II. Das Private publik machen: JESUS, DU WEISST (2003)
III. Rigide Architekturen und soziale Praktiken: IMPORT EXPORT (2007)
IV. Körper in Fülle – PARADIES: HOFFNUNG (2013)
V. Aus der Mitte heraus
Real oder realistisch?
I. Sein und Schein
II. Seidls kontrollierte Bilder
III. Zu Objekten degradiert
IV. Die Umgestaltung der menschlichen Erfahrung
IV. Die Autorität des Filmemachers
Out of Austria
I. Von Kolonialismus zu Neokolonialismus
II. Tourismus
III. Lodges
IV. Jäger
V. Tiere
VI. Rassismus
Biografie
Filmografie
Autor*innen
FILM-KONZEPTE
Отрывок из книги
Corina Erk
Faction, Tableaus, Voyeurismus. Die Filme Ulrich Seidls – eine Werksichtung
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Charakteristisch für Seidls Filmbilder sind zudem Aufnahmen nahezu bewegungsloser Menschen, die zum Beispiel auf der Wohnzimmercouch sitzen, die wiederum in der Mitte des Raums steht. Häufig werden die Menschen auch am unteren Bildrand positioniert, wohingegen die mit großer Sorgfalt gestalteten Wände im Hintergrund die Blicke des Publikums auf sich ziehen. Auf diese Weise generiert die bewegungslose, statische Kamera starre, gerahmte Bilder, regelrechte Tableaus, die zum Markenzeichen des Regisseurs geworden sind und an die Fotografien von Diane Arbus erinnern.29 Diese Tableaus zeugen vom strengen Formwillen Seidls. Seine allenfalls um Atmo-Töne ergänzten reduzierten Bildeinstellungen erweisen sich als symmetrische, geometrisch geordnete Bildkompositionen mit genauer Kadrierung. Findet doch Figurenbewegung statt, dann bleibt immerhin die Kamera statisch. So arbeitet Seidl in seinem gesamten Werk letztlich immer wieder mit ähnlichen Darstellungsverfahren und Bildmotiven: »Seidl ist ein besessener Stilist, ja geradezu ein Geometer am Visuellen, der seine Bilder ausmisst und die Sujets mit einer Vorliebe für die Symmetrie arrangiert.«30
Seidls stilistisch kohärente, negativ gewendet mitunter zum Manierismus neigende Filmbilder erfahren auf diese Weise eine Ästhetisierung, die in starkem Kontrast zu den oft verstörenden und intimen Szenen steht, die sie zeigen. Dabei bezieht sich die gezeigte Intimität zum einen auf die dargestellten Innenräume, die einem Eindringen in die häuslichen Privaträume der Menschen gleichkommt; sie ist zum anderen aber auch eine Visualisierung der Intimität des Innenlebens der Menschen und ihrer seelischen Zustände. Seidls Figuren schauen aufgrund ihrer direkten Blicke in die Kamera zurück, sie blicken quasi das Publikum an und ermöglichen auf diese Weise Fragen nach Identitätsfindung und Momente der Selbstoffenbarung gleichermaßen. An das Lacan’sche Spiegelstadium erinnernd,31 arbeitet Seidl hier gleichsam mit einer Spiegelästhetik. Daneben lässt sich von einer gewissen religiösen Aufladung der Kamera sprechen: Sie wirkt wie ein Auge, in das die Beichtenden blicken. Beim Gezeigten handelt es sich zumeist um scheinbar arretierte Momente, in denen Zeit und Raum stillstehen, obwohl technisch gesehen das Filmbild natürlich weiterläuft. Aufgrund der seriellen Montage ähnlicher, mitunter schockierender Bilder hintereinander weg, sind Seidls Filme visuelle Zeugnisse der Alltagsmonotonie. Schwenks, die die Umgebung in den Blick nehmen, bevor sie die Figuren fokussieren, werden genutzt, um das jeweilige Soziotop zu studieren.
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