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Группа авторов. TEXT + KRITIK 230 - Loriot
Inhalt
Sitzmöbel und Schieberhut Richtungsweisendes
Lachen nach dem Luftschutzkeller Loriot in der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft
Witz im Wirtschaftswunder. Loriot und die Modernisierung der Bundesrepublik
Lachend auf dem langen Weg nach Westen?
Humor nach Hitler
Loriot und der deutsche Humor?
»Das Bild hängt schief!« Loriots TV-Sketche als Modernisierungskritik
Loriots TV-Sketche – Themen und Motive, Frames und Skripts
Das schiefe Bild, oder: Mobiliar und Lebensstil
Loriots nie endender Anstandsunterricht
Witz mit Über-Biss Loriots künstlerisches Spiel mit Realität und Widerspruch im Kontext humoristischer Zeichnungen des 20. Jahrhunderts
Loriots Fernsehsketche – mehr als nur Klassiker Ein Plädoyer für eine historisch-kritische Loriot-Ausgabe
Von Schwänen und Fahrplänen Loriots komische Oper
Prima la musica, poi le parole
Die Komik der Zusammenfassung
Wagner, Wagnerianer und Wagneriana
Stretta mit Loriot avant la lettre
Was ist das »Loriot’sche« an Loriot? Eine Betrachtung seiner »Ehe-Szenen« aus der Perspektive der kommunikativen Ethik
Analyse von Ausschnitten aus dem Sketch »Feierabend«11
Erster Teil
Zweiter Teil
Von Räumen, Träumen und Türen Aspekte räumlicher Semantik in Loriots Spielfilmen
Filmgeschwister als Summe des Werks
»aus der eigenen Mitte in die Mitte des anderen« – Räume
»die offene Tür, die richtige Türöffnung« – Grenzen
»auf dem Wege der Selbstfindung« – Bewegungen
Fazit
»Menschen sind an der Leine zu führen!« Der Hund bei Loriot
Bibliografische Hinweise
Отрывок из книги
Anna Bers / Claudia Hillebrandt
Sitzmöbel und Schieberhut. Richtungsweisendes
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Die Komik Loriots in der frühen Bundesrepublik der 1950er und 1960er Jahre kann somit einem prominenten konservativen Diskurs zugeordnet werden, der die Dynamik der Wirtschaftswunder-Gesellschaft mit Skepsis betrachtete. Aber er tat dies nicht nur in anderen, ›modernen‹ Medien und an anderen Orten als der tonangebende konservative Mainstream, sondern auch in einer demokratisierten Form. Denn anders als die traditionellen Eliten, denen es dabei immer auch um die Verteidigung ihres gesellschaftlichen Status zu tun war, ließ Loriot keinen Zweifel daran, dass er sich als Teil dieser Gesellschaft betrachtete: Als Mediennutzer, Konsument, Autobesitzer und sogar Hersteller von Werbefilmen war er selbst gleichermaßen Verursacher wie Opfer der von ihm karikierten Modernisierungsfolgen. Daher scheint das sozialgeschichtliche Etikett für die Entwicklung der frühen Bundesrepublik von einer »Modernisierung unter konservativen Auspizien« (Christoph Kleßmann)12 auch für Loriot zu passen.
Die Erzählung der kulturellen Westernisierung und Liberalisierung der Bundesrepublik ist zweifellos eng an Phänomene wie die Entwicklung des Massenkonsums und ihre Medialisierung gebunden, nur ist sie stärker auf kulturelle Transfers, auf die Einflüsse aus den Gesellschaften der westlichen Siegermächte, Phänomene der ›Amerikanisierung‹ und ihrer Abwehr bezogen. Zeitgenössisch spielten dabei überkommene binäre, antagonistische Vorstellungen von Hoch- und Populärkultur eine zentrale Rolle. Die Anstrengungen der kulturellen Eliten richteten sich auf eine Geschmacksbildung der Bevölkerung, die sich am klassischen, nationalen hochkulturellen Kanon orientierte. Demgegenüber galt die Populärkultur als ›amerikanisch‹, als minderwertig, wenn nicht schädlich. Gerade die jungen Medien Comic und Fernsehen sahen sich entsprechenden Ressentiments ausgesetzt.
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