Отрывок из книги
Elisa Kröger (Hg.)
Wie lernt Kirche Partizipation?
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(2) Aus Forschungsperspektive muss klar gesagt werden: Das Projekt „Verantwortung teilen“ steht von Beginn an in der Gefahr, eine bestimmte Sozialform von Kirche in die Zukunft hinein zu verlängern, die in soziokultureller und theologischer Hinsicht mittlerweile unter einen massiven Verflüssigungsdruck geraten ist. Anders gesagt: Mit der Erfüllung des Auftrags, freiwillig Engagierte, die nun stärker in GdG-Räten, in Gremien und Leitungsteams in der Kirche partizipieren, in Form von Fortbildung zu unterstützen, ist eine sich partizipativ verstehende Kirchenentwicklung längst nicht „getan“. Im Gegenteil tun sich unterschiedliche „Fallen“ auf, in die man leicht geraten kann: So wird etwa die „Klerikalisierung“ immer dann zu einer „Gefahr im gesamten Volk Gottes, wenn Amtlichkeit ins Spiel kommt“90. Damit geht zugleich die Versuchung der Repetition dessen einher, was Michel de Foucault mit dem Begriff der „Pastoralmacht“ als eine „Macht der Sorge“ beschrieben hat, die sich, so Hermann Steinkamp, eben „nicht auf die Befähigung (‚empowerment‘) der Gemeinde zu Selbstorganisation und solidarischem Handeln, sondern auf die langfristige Sicherung von pastoraler Versorgung“91 bezieht. Wie in anderen Bistümern auch besteht ebenso im Bistum Aachen die Herausforderung, in Form von verschiedenen Projekten und Konzepten nicht doch wieder in die Dynamik eines „mehr Desselben“ einzusteigen und dadurch Strukturen und Praktiken in den „alten Konzepte[n] Mitgliedschaft, Gefolgschaft und Macht ‚freiwillig‘ zu verlängern“92. Denn was damit nicht hinreichend gelöst würde, sind die pastoralen Herausforderungen der Gegenwart, wie sie unter anderem in der bereits angesprochenen „Milieuverengung“ deutlich zutage treten. Einen Fokus auf den angezeigten Habitus-Wechsel zu legen, wird auch in Zukunft verstärkt notwendig sein. Partizipation von freiwillig Engagierten ist nicht auf die Beteiligung an kirchlichen Aufgaben anlässlich einer in die Krise geratenen Sozialform von Kirche zu verengen. Vielmehr ist das in der Grundstruktur des freiwilligen Engagements liegende Innovationspotenzial auf ein relevantes Christsein vor Ort hin freizulegen.
(3) Die Soziologin Maren Lehmann stellt fest, dass „der Fehler […] so vieler Reformversuche der Kirche als Organisation [darin besteht, E. K.], dass sie nach zuviel Ordnung und zuviel Regelung suchen, wo es doch darauf ankäme, nach brauchbarer Unordnung […] zu suchen“93. Die Suche nach Ordnung, Regelung und Stabilisierung ist in Zeiten, in denen Vieles im Umbruch begriffen ist, besonders stark ausgeprägt. Sie kann auch hinter dem Projektauftrag vermutet werden, „Unterstützungs-Tools“ für freiwillig Engagierte zu entwerfen, die in Gremien, Räten und Leitungsteams innerhalb der Organisation Kirche verstärkt partizipieren (sollen). Demgegenüber wäre die brauchbare Unordnung zu suchen, die – so Lehmann – „nur auf der Ebene kommunikativer Begegnungen“ zu finden sei, also in den – wenn auch flüchtig bleibenden – Begegnungen „unter Leuten“94. Nicht zuletzt deshalb war und wird es auch in Zukunft entscheidend sein, einen Fokus auf das Lernen aus eigenen Erfahrungen in Form von Exposures „unter Leuten“ zu legen. Es kommt darauf an, immer wieder aus dem Eigenen herauszugehen und sich Orten auszusetzen, die ungeordnet und chaotisch sind, und zwar ohne diese gleich ordnen, homogenisieren oder normalisieren zu wollen, sondern darin gerade zu bezeugen „dass das Heil nicht aus einer Zugehörigkeit hervorgeht und dass man sogar zum Reich Gottes gehören kann, ohne davon zu wissen“95. Mit Lehmann gesagt: Die Identifikation von Zugehörigkeit bzw. „Mitgliedschaft und Anwesenheit wäre eine fatale Verwechslung“96.
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