Zivilstand Musiker
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Группа авторов. Zivilstand Musiker
Inhalt
Aufbrüche und Reaktionen in der Nachkriegszeit – Schweiz und Kanton Zürich
Sehnsucht nach Harmonie
Einseitiger Patriotismus
Vom «sozialen Galopp»zum Bürgerblock
Schwache Basis für den Völkerbund
Von der Austerität zum Aufschwung der Stadt
Demografischer und sozialer Wandel
Etablierte Sozialdemokraten
Drastische Haushaltssanierung
Wohnungsbau für die «Gartenstadt»
Schritte zur Sozialversicherung
Expandierender Verkehr
Kämpfe um neue Freizeitkultur
Zentren des kulturellen Lebens
Juden aus Osteuropa – Anfeindungen und Karrieren
Ein Ort der Integration
Literatur
Gründung und Jahre des Aufbaus 1920 bis 1923
Das Kammerorchester und die Literaturbeschaffung
Die glücklichen Jahre des Aufschwungs mit zeitgenössischer Musik 1924–1927
Höhepunkte auch bei der Alten Musik
Basler Konkurrenz und grosse Zäsur 1927 bis 1933
Nach 1933 – Alte Musik und Schweizer Komponisten
Bartók und Burkhard
Wachsende Finanzprobleme, Weltkrieg und das Collegium Musicum
Das unaufhaltsame Ende 1940 bis 1943
Literatur
Elternlos in Odessa
Über Lemberg und Krakau nach Leipzig und Jena
Gestrandet in den Schweizer Bergen
Die erste Gründung – ein Kinderorchester
Beruflich und familiär etabliert
Selbstironische Theatralik
«Die Idee ist massgebend»
Die offizielle Schweiz – der fremde «Ostjude»
Hinwendung zur jüdischen Kultur
Gründung des Vereins zur Förderung jüdischer Kunst in der Schweiz
Kriegsbeginn, gefolgt von einem Kündigungsschreiben
Plötzliche Konkurrenz aus Basel
Neue berufliche Perspektive
Träger der bedeutendsten Zürcher Kulturehrung
«Alles, was da geigte, kam aus Schaichets Schule»
Die Zeit der Pioniere – Aufbruch in Zürich und Basel
Vom Emphatischen zum Musikantischen – das Kammerorchester nach 1945
Historisch informierte Praxis, ein Paradigmenwechsel
Neue Perspektiven seit den Jahren nach 1990
Literatur
Anmerkungen
Bildnachweis
Dank
Отрывок из книги
Sehr gerne habe ich zugesagt, für dieses Buch zu Ehren von Alexander Schaichet und seinem 1920 gegründeten ersten Kammerorchester der Schweiz das Vorwort zu schreiben. Es gab nämlich einen direkten Zusammenhang zwischen dem grossen Musiker und Pädagogen und meiner Familie: Mein Grossvater väterlicherseits war vor dem Ersten Weltkrieg in Warschau als junger Kapellmeister tätig gewesen und musste nach Ausbruch des Kriegs in die Schweiz zurückkehren. Als Musikdirektor im aargauischen Wohlen veranstaltete er mit dem Orchester Wohlen und dem gemischten Chor Harmonie ganze Saisonprogramme. Zum Auftakt der Saison 1924/25 hatte er als Solisten das Ehepaar Irma und Alexander Schaichet eingeladen!
Als Alexander Schaichet 1914 bei einem Ferienaufenthalt in der Schweiz vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überrascht wurde und deshalb eine Rückkehr nach Jena nicht mehr möglich war, existierte das Tonhalle-Orchester als erstes Berufsorchester der Schweiz bereits seit 46 Jahren. Der aufgrund seiner grossen kulturellen Erfahrung in den verschiedensten Ländern und Funktionen tätig gewesene Musiker erkannte rasch, dass es neben dem grossen Orchester ein kleineres Ensemble mit anderer Ausrichtung brauchte. Dank seinem unermüdlichen Schaffen und seiner Überzeugungskraft erreichte er dieses Ziel.
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Die ersten Jahre nach Kriegsende waren recht bewegt. Auf den regionalen Streik im August 1919 reagierte der Stadtrat dem Personal gegenüber mit Massregelungen und Entlassungen.51 Arbeitsniederlegungen waren weiterhin nichts Aussergewöhnliches, blieben jedoch, wie etwa der dreimonatige Ausstand im Baugewerbe 1920, auf materielle Fragen und einzelne Branchen beschränkt. Der folgende Konjunktureinbruch traf die Stadt hart – von der Stimmung mag etwa die Erinnerung zeugen, dass Stadtrat Hermann Häberlin, der Versammlungen von Arbeitslosen besuchte, nachts zeitweise nur bewaffnet und in Begleitung eines Detektivs ausging.52
Die Stadt selbst war 1920 in eine akute Finanzkrise geraten. Die Massnahmen der letzten Kriegsjahre zur Versorgung der zahlreichen Bedürftigen und andere Faktoren hatten zu einem Defizit von vierzig Prozent der Einnahmen geführt, und die Grossbanken waren, möglicherweise auch aus politischen Gründen, ohne Garantie des Kantons zu keinen weiteren Krediten bereit. Die Stadt musste sich in den USA Geld zu einem Wucherzins leihen und sich unter kantonale Vormundschaft stellen, also namentlich die parlamentarischen Ausgabenbeschlüsse genehmigen lassen. Harte Sparmassnahmen, die Entlassung von mehreren hundert Arbeitern, Angestellten und Beamten sowie eine drastische Steuererhöhung führten zu einer baldigen Verbesserung, Mitte 1922 endete der «Garantievertrag» mit dem Kanton. Der wirtschaftliche Aufschwung verschaffte dann der Stadt wieder einigen Handlungsspielraum.
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