Deutschsprachige Schriftstellerinnen des Fin de siècle

Deutschsprachige Schriftstellerinnen des Fin de siècle
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Die Literatur der Jahrhundertwende lässt sich aufgrund der Vielfalt der literarischen Produktion und poetologischen Programmatik nicht auf einen Epochenbegriff bringen, doch in einem Punkt sind sich sogar widerstreitende Literaturhistoriker einig: Für sie lag die Literaturproduktion um 1900 (1880 – 1914/18) ausschließlich in männlicher Hand. Schriftstellerinnen werden entweder gar nicht oder nur beiläufig erwähnt, mit Ausnahme von Ricarda Huch, gelegentlich Gabriele Reuter und in Verbindung mit Nietzsche und Rilke Lou Andreas-Salomé. Während die Literatur von Frauen um 1900 von der zeitgenössischen Kritik als aktuell und innovativ gewürdigt wurde, sind die Autorinnen aus dem bestehenden literarischen Kanon weitestgehend ausgeschlossen. Dieses Buch versteht sich nicht zuletzt auch als Plädoyer dafür, ihnen einen angemessenen Platz in der modernen Literaturgeschichtsschreibung einzuräumen. Außerdem möchte es dazu anregen, die zu Unrecht vergessenen Schriftstellerinnen des Fin de Siècle wieder zu entdecken und ihre Werke neu zu lesen.

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Группа авторов. Deutschsprachige Schriftstellerinnen des Fin de siècle

DEUTSCHSPRACHIGE. SCHRIFTSTELLERINNEN. DES FIN DE SIÈCLE

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Inhalt

Vorwort

Der weibliche Blick auf das Fin de siècle. Schriftstellerinnen zwischen Naturalismus und Expressionismus: Zur Einleitung

„Naturalismus schlichtweg!“

Die Wirklichkeit der Seele

Der neue Gott

Nerven! Nerven!

Lebenssprache – Sprachkunst

„Männer männlich, Weiber weiblich!“

Wirst du begehrt, bist du was wert?

Die Schwestern der Anna O

„Untätigkeit ist der Schlaftrunk …“

Normiertes Glück: Ehe und Mutterschaft

Von geistiger Heimat – und anderer

Anmerkungen

Die Muse als Autorin: Zur Karriere von Lou Andreas-Salomé

Anmerkungen

Perspektiven weiblicher Differenz im Werk Ida Boy-Eds

Anmerkungen

Vom Blaustrumpf zur mütterlichen Lebenskünstlerin: Helene Böhlau

Anmerkungen

Ichlosigkeit als Paradigma weiblichen Daseins – Prostitution bei Margarete Böhme und Else Jerusalem

Anmerkungen

Intertextualität und Modernität im erzählerischen Werk Hedwig Dohms

Anmerkungen

Schloß-Banalitäten. Lebenslehren aus einer halbwegs heilen Welt: Marie von Ebner-Eschenbach

Anmerkungen

Wider die Eindeutigkeit: Maria Janitschek

Anmerkungen

Sozialkritik und Zukunftshoffnung: Minna Kautsky

Anmerkungen

Mutter des Vaterlands – Tochter der Lilith: Isolde Kurz

Anmerkungen

Das Apostolat der christlichen Tochter: Enrica von Handel-Mazzetti

Anmerkungen

Das gerettete Ich: Ricarda Huchs romantischer Historismus

Anmerkungen

Psychologie und Gesellschaftskritik: Gabriele Reuter

Anmerkungen

Politisch ihrer selbst zum Trotz: Franziska zu Reventlow

Anmerkungen

Nicht nur Die Waffen nieder!: Bertha von Suttner

Anmerkungen

Dichterin des sozialen Mitleids: Clara Viebig

Anmerkungen

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Herausgegeben von

KARIN TEBBEN

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Bei den Schriftstellerinnen des Fin de siècle herrschte bezüglich des Themas „Mutterschaft“ noch weniger Übereinstimmung als bei den Frauenrechtlerinnen. Ja, der Diskurs über Mutterschaft eröffnet einen ganz ausgezeichneten Einblick in ganz unterschiedliche literarische Produktionen. Beharrte Böhlau auf dem Recht der Mutter, auch auf „illegitimen“ Umwegen an die gewünschte Schwangerschaft zu kommen, ohne sich jedoch in ihren Romanen mit den gesellschaftlichen Konsequenzen auseinanderzusetzen, ging es Gabriele Reuter im Tränenhaus gerade um eine Kritik an der Ausgrenzung unverheirateter Mütter und an den Auswirkungen auf die Mutterliebe.

Am Beispiel von Isolde Kurz demonstriert Sandra Singer in diesem Buch den schwierigen Balanceakt zwischen wertfreier Analyse und kritischer Rezeption. Sie illustriert, wie Isolde Kurz die hehre Mutterpflicht an eine Vorstellung von Weiblichkeit knüpfte, die durchaus als eine dem Manne untertan gedacht war – solange die Herren der Schöpfung auch dem ihnen zugedachten Part gerecht würden: die Frauen zu ehren und finanziell zu unterhalten. Sandra Singer zufolge sah Isolde Kurz die Geschlechterrollen im Dienste der kulturellen Weiterentwicklung der Rasse, machte ihre Vorstellung in ihren Novellen an einer ideellen – im Zeittrend liegenden – Rezeption der Renaissance deutlich und lancierte sich damit bereits um 1900 in eine Position, die denen das Wort redete, die Kurz dreißig Jahre später bewunderte: den Nationalsozialisten.

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