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Mit Beiträgen von Jens Hacke, Georg Kohler, Reinhard Mehring, Hanns-Gregor Nissing, Holger Zaborowski und Hermann Lübbe.
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Inhaltsverzeichnis
Hermann Lübbe – Pragmatische Vernunft nach der Aufklärung. Zur Einleitung
Philosophie im 20. Jahrhundert – wie ich sie kennen lernte
Geschichtspragmatik. Eine Rekonstruktion der Geschichtsphilosophie Hermann Lübbes
Institution, Dezision und moralische Orientierung in der liberalen Demokratie. Zu Hermann Lübbes politischer Philosophie
Aktualität und Orientierung oder: Wie man ein vernünftiger Zeitgenosse bleibt. Zu Hermann Lübbes Theorie der Fortschrittsmoderne
Kontingenzbewältigung in der Moderne. Hermann Lübbes Verständnis von Religion und Aufklärung
Lebenserfahrung und pragmatische Vernunft. Ein Gespräch zu Leben und Werk
Pragmatische Bibliographie Hermann Lübbe 1951-2009
Verzeichnis der Autoren
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Fußnoten. Hermann Lübbe – Pragmatische Vernunft nach der Aufklärung Zur Einleitung
Geschichtspragmatik Eine Rekonstruktion der Geschichtsphilosophie Hermann Lübbes
Institution, Dezision und moralische Orientierung in der liberalen Demokratie Zu Hermann Lübbes politischer Philosophie
Aktualität und Orientierung oder: Wie man ein vernünftiger Zeitgenosse bleibt Zu Hermann Lübbes Theorie der Fortschrittsmoderne
Kontingenzbewältigung in der Moderne Hermann Lübbes Verständnis von Religion und Aufklärung
Hanns-Gregor Nissing (Hrsg.)
Hermann Lübbe
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(2) Funktion der Religion. – Lübbes pragmatische Bestimmung der Religion mit Blick auf ihre Funktion besitzt ihren entscheidenden Bezugspunkt im lebenspraktisch orientierten Menschen und seinen religiösen Vollzügen. Dies bedingt ihre individualistische Tendenz. Es bedingt zugleich ihren theoretischen Status, für den die Unterscheidung zwischen Innen- und Außenperspektive, zwischen religiöser Praxis und Religionstheorie von entscheidender Bedeutung ist: „Die Charakteristik der Religion durch die Funktion der ‚Kontingenzbewältigung‘ hat nicht den Zweck zu sagen, was die Religion, im Unterschied zum Selbstverständnis dieser bestimmten Religion, statt dessen sei. Ihr einziger Zweck ist, die Religion von anderen Medien des Lebensvollzugs in einer Weise zu unterscheiden, die sichtbar macht, wieso es unsinnig wäre zu erwarten, daß die Funktion der Religion fortschrittsabhängig eines Tages entfallen könnte. […] Die Charakteristik der Religion durch die Funktion der Kontingenzbewältigung bezieht die Religion auf diejenige Funktion, in der sie nicht durch irgend etwas anderes substituierbar ist.“59 – In dieser singulären Funktion profiliert Lübbe die Religion insbesondere gegenüber der Wissenschaft und der Politik: Insofern die Aussagen der neuzeitlichen Wissenschaft sukzessive ihre lebensweltliche Relevanz verloren haben, besitzen sie keinen quasi-religiösen Charakter mehr, der in einem Konflikt zur Religion stünde.60 Auch Religion und Politik sind im Verlauf erfolgreicher Säkularisierung durch die politische Neutralisierung der religiösen Wahrheitsfrage gegeneinander frei geworden und können sich auf ihre eigenen Aufgaben beschränken. Religiöses und aufgeklärtes Verhalten sind keine Gegensätze mehr, sondern ergänzen einander wechselseitig.
(3) Zivilreligion. – Unter die Funktionen, die Religion unter den Bedingungen der Moderne erfüllt, zählt Lübbe auch die Zivilreligion. Er bestimmt sie als das „Ensemble derjenigen Bestände religiöser Kultur, [a] die in das politische System integriert sind, [b] die somit auch den Religionsgemeinschaften nicht als ihre eigene interne Angelegenheit überlassen bleiben, [c] die in dieser Charakteristik Bürger auch in ihrer religiösen Existenz an das politische Gemeinwesen binden und [d] dieses Gemeinwesen selbst in seinen Institutionen und Repräsentanten als in letzter Instanz religiös legitimiert sichtbar machen.“61 Als „Religion des Bürgers“ dient Zivilreligion dem Staat gleichermaßen als Stabilisierung wie als Entlastung: Im Vollzug zivilreligiöser Formen und Riten, die als Medien der Zustimmung fungieren, erfährt der Staat einerseits seine Legitimation, andererseits wird er durch sie zugleich auf die eigene Unverfügbarkeit verwiesen, sich selbst letzte Ziele vorzugeben, er wird m.a. W. zur Anerkennung und Bewältigung der eigenen Kontingenz veranlasst. Insofern kommt der Zivilreligion sowohl gegenüber politischen Ideologien mit einem quasi-religiösen Anspruch wie gegenüber politisierten Theologien, die Politik und Religion mit ihren je eigenen Absolutsetzungen belasten, Bedeutung zu. Als Instrument einer Pragmatisierung der Politik vermag Lübbes Konzept von Zivilreligion sich daher nicht zuletzt angesichts aktueller Herausforderungen durch religiösen Fundamentalismus und (neuen) Atheismus zu bewähren.
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