Blütezeit des Bürgertums

Blütezeit des Bürgertums
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Das Bürgertum stellte in seiner Hochblüte zwischen dem Ende des 18. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts eine Minderheit von im Schnitt 5 bis 15% dar, eine Minderheit allerdings, die mit Ihrer Mentalität und Ihren Werten eine unvergleichbare Ausstrahlungskraft besaß. Entstanden in scharfer Abgrenzung zum Adel und einzig im europäischen Kulturraum vorhanden, entwickelte diese kleine Klasse Tugenden und eine spezifische Kultur, die unsere westliche Welt bis heute fundamental prägt. Gunilla Budde analysiert die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Wurzeln, um dann alle wichtigen Aspekte des Bürgertums in seiner Hochzeit zu beleuchten: von der bürgerliche Öffentlichkeit mit Vereinen, Festen und ihrer spezifischen Repräsentanz, über Moralvorstellungen bis zur ökonomischen und politische Gefährdung des Bürgertums. Am Ende stellt sich die Frage, ob das Bürgertum als Klasse unwiederbringlich untergegangen ist, oder doch eine Renaissance erlebt.

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Gunilla Budde. Blütezeit des Bürgertums

Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Geschichte kompakt

Einführung: Soviel Bürgertum war nie

I. Genese des Bürgertums

1. Wurzeln und Entwicklungen: Ursprünge des Bürgertums

2. Zwei Segmente: Bildungsbürgertum und Wirtschaftsbürgertum

3. Einheit in der Vielfalt: Kultur als Klammer

1. Öffnung der Gesellschaft: Entstehung bürgerlicher Öffentlichkeiten

2. Salons, Assoziationen, Vereine: Spielarten bürgerlicher Öffentlichkeiten

3. Grenzen der Öffentlichkeit: Exklusionen

III. Bürgerliche Familie

1. Liebe und Kalkül: Bürgerliche Familiengründungen

2. Die „bürgerliche Kinderstube“: Erziehung zur Bürgerlichkeit

3. Fremd, doch nah: Dienstmädchen in Bürgerfamilien

IV. Bürgertum und Politik

1. Die Herren der Städte: Bürger in der Kommunalpolitik

2. Revolution mit Regenschirm – Das Bürgertum 1848/49

3. Nationalismus, Liberalismus und „konservative Wende“: Richtungschwenks im Kaiserreich

V. Bürgertum und Kunst

1. Kunst im Bürgeralltag: Bürgerliche Dilettanten

2. Kunst und Kommerz: Bürgerliche Mäzene

3. Kunst und Politik: Bürgerliche Kunstkritik

1. Säkularisierungstendenzen? Die bürgerliche „Gretchenfrage“

2. Re-Konfessionalisierung: Protestantische, katholische und jüdische Bürger

3. Verlagerungen: Feminisierung und Familiarisierung der Religion

VII. Bürgerliche Selbstdarstellung: Konsum und Freizeit

1. Der angemessene Lebensstil: Bürgerliche Konsumpraxis

2. „Tages Arbeit, Abends Gäste!“ Bürgerliche Geselligkeit

3. Zelebrierte Bürgerlichkeit: Bürgerliche Feste

VIII. Bürgertum zwischen den Klassen

1. Zwischen Abschottung und „Feudalisierung“: Bürgertum und Adel

2. Zwischen Abwehr und Wohltätigkeit: Bürgertum und Arbeiter

3. Der „neue Mittelstand“: Bürgertum und Angestellte

IX. Bürgerliche Herausforderungen und Verwerfungen

1. Rebellische Töchter: Bürgerliche Frauenbewegung

2. Wandernde Söhne: Die bürgerliche Jugendbewegung

3. Verblendete Bürger: Bürgertum und Antisemitismus

X. Bürgertum international

1. Grenzenlose Bürgerkultur: Europäische Gemeinsamkeiten

2. Exkurs: Ein „Defizit an Bürgerlichkeit“? Die These vom „deutschen Sonderweg“

3. Welt-Bürger-Visionen: Phantasten und Imperialisten

Ausblick

Literatur

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Gunilla Budde

Blütezeit des Bürgertums

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Doch im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts mit dem Durchbruch des industriellen Kapitalismus wendete sich das Blatt. Leistungsfähigkeit und Risikobereitschaft der Unternehmer trugen erheblich dazu bei, dass das Kaiserreich zur stärksten Industriemacht auf dem europäischen Kontinent werden konnte. Hinzu kam, dass diese erfolgreichen Unternehmer jetzt in der Regel ein höheres Bildungsniveau aufwiesen als ihre Kollegen noch einige Dekaden zuvor. Ein Großteil der Unternehmersöhne hatte das Gymnasium durchlaufen und viele noch dazu ein Hochschulstudium absolviert. Bildungsbürgerlicher Dünkel gegenüber den ungebildeten Parvenüs war nun häufig fehl am Platz.

Die Unternehmer in dieser Zeit waren jetzt nicht mehr Einzelkämpfer, sondern in weiten Teilen bereits international agierende networker, einige gar frühe global player. Häufig organisiert in einflussreichen Interessenverbänden übten sie zunehmend Einfluss auf Verwaltung und Politik. Einige, frisch nobilitiert, gingen sogar bei Hofe ein und aus, gehörten zum inneren Zirkel der obersten Macht im Kaiserreich.

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