Die Ahnen
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Gustav Freytag. Die Ahnen
Ingo und Ingraban
Ingo
1. Im Jahr 357
2. Das Festmahl
3. Offene Herzen
4. Am Königshofe
5. In den Waldlauben
6. Der Abschied
7. Ingo am Königshofe
8. Die letzte Nacht
9. Zur Idisburg
10. Am Quell
11. Der Wetterschlag
Ingraban
1. Im Jahr 724
2. Ein Christ unter Heiden
3. Im Sorbendorf
4. Die Heimkehr
5. Die Versammlung am Walde
6. Walburg
7. Unter den Schatten
8. Unter der Glocke
9. Die Heimfahrt
Das Nest der Zaunkönige
1. Im Jahre 1003
2. Die Gesellen
3. Der letzte Tag im Kloster
4. In der Heimat
5. Die Trennung
6. Auf der Reise
7. Vor der Festung
8. Die Not des Grafen
9. Unter dem Rößlein der Horsila
10. Die Entführung
11. Die Mutter auf der Burg
12. Das Gericht des Königs
13. Schluß
Die Brüder vom deutschen Hause
1. Im Jahre 1226
2. Am Hofe des Landgrafen
3. Der Ritt nach dem Mantel
4. Der Herrin Dank
5. In harter Zeit
6. Kaiser Friedrich
7. Bei Accon
8. Bis zu den Messern am Grenzstein
9. Friderun
10. Vor drei großen Herren
11. Die Heimkehr
12. Der Mitbruder
13. Schluß
Marcus König
1. Im Jahre 1519
2. Der Herr Magister
3. Die Fahrt aufs Land
4. Der Hochmeister
5. Stiller Vertrag
6. Auf dem Kirchhofe von St. Johannes
7. Unter den Landsknechten
8. Die Ehe in der Wildnis
9. Das Jahr der jungen Frau
10. Auf der Heide
11. Enttäuschung
12. Auf dem Wege
13. Bei den Augustinern
14. Schluß
Die Geschwister
Der Rittmeister von Alt-Rosen
1. Im Jahre 1647
2. Der Kriegsrat
3. Im Walde
4. Herzog Ernestus
5. Junge Neigung
6. Enttäuschungen
7. Die beiden Sibyllen
8. Die Rettung
9. Bei den Schweden
10. Schluß
Der Freikorporal bei Markgraf-Albrecht
1. Zum Jahre 1721
2. In die Fremde
3. Unter den Preußen
4. Alles verwandelt
5. Von Thorn nach Berlin
6. Bei den Sachsen
7. Unsicheres Glück
8. König Friedrich Wilhelm
9. Schluß
Aus einer kleinen Stadt
1. Im Jahre 1805
2. Am Ringwall der Vandalen
3. Es wird Krieg
4. Die Verlobung
5. Nach den Bergen
6. Der Räuber Moor
7. Die Begegnung
8. Die Warnung
9. Banges Harren
10. Der Verlobte
11. Ins Feld
12. Zum Frieden
Schluß der Ahnen
1. Im Hause
2. Vandalen und Thüringer
3. Königin und Landmädchen
4. Das Geheimnis des Buches
Отрывок из книги
Auf der Berghöhe stand an dem Verhau, das die Wälder der Thüringe von den Katten schied, der junge Wächter und hütete den steilen Pfad, welcher aus den Gründen der Katten nach der Höhe führte. Über ihm ragte der Wipfel einer mächtigen Buche, nach beiden Seiten lief der Grenzzaun den Kamm der Berge entlang, in dem dichten Gestrüpp blühten die Brombeeren und die wilde Rose. Der Jüngling trug den Wurfspeer in der Hand, auf dem Rücken am Riemen ein langes Horn, nachlässig lehnte er an dem Baum und horchte auf die Stimme des Waldes, den pickenden Specht oder das leise Rasseln in den Zweigen, wenn sich ein Waldtier durch das Dickicht wand. Zuweilen sah er ungeduldig nach der Sonne und wandte den Blick zurück, wo hinter ihm in ferner Tallichtung Blockhäuser und Gehege für Herdenvieh lagen.
Plötzlich bog er sich vor und lauschte; auf dem Pfad vor ihm klang leiser Fußtritt, durch das Baumlaub wurde die Gestalt eines Mannes sichtbar, der mit schnellem Schritt zu ihm heraufstieg. Der Wächter drehte den Riemen des Hornes und faßte den Speer zum Wurfe; als der Mann aus dem Gehölz auf den freien Grenzrand trat, rief er ihn an, die Spitze des Wurfspeers entgegenhaltend: »Steh, Waldgänger, und singe den Spruch, der dich von meinem Eisen löst!« Der Fremde schwang sich hinter den letzten Baum seiner Seite, streckte die geöffnete Rechte vor sich und sprach hinüber: »Ich grüße dich friedlich, ein Landfremder bin ich, unkundig der Losung.«
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»Bist du jetzt so entschlossen,« rief der Fürst außer sich, »so sollst du doch dem Zwange dich beugen. Ich gehe, den Quell abzuleiten, der diesen Jammer in meinen Hof treibt. Du aber lebe gesondert als Gefangene, bis dein trotziger Mut sich fügt.« Drohend verließ er das Gemach und schritt über den Hof nach dem Herdsitz. Dort sammelten sich die Gaugenossen, dorthin wurde auch Ingo von zwei Häuptern des Volkes geleitet.
Das Antlitz des Fürsten war rot vor Zorn und ihm bebte die Stimme, da er an seinem Herdfeuer in der Versammlung begann: »Zum Tode verwundet hast du, Ingo, Ingberts Sohn, meinen Schwertträger Theodulf, einen Edlen des Volkes, den Verwandten meines Ehegemahls, den Sohn, dem ich meine Tochter zur Hausfrau gelobt; geschädigt hast du ihn an Leib und Leben in heimlichem Kampf, den die Sonne haßt; gekränkt hast du meine Ehre, verletzt die Gastpflicht, gebrochen den Eid, darum weigere ich dir fortan den Frieden meines Hauses und Hofes, ich löse das Bündnis, das einst die Väter verband, die Flamme des Herdes tilge ich, die jetzt noch wärmt, und das Wasser verschütte ich, über dem wir einander gastlichen Frieden gelobt.« Er schwenkte den Herdkessel empor und goß ihn in die Flamme, daß der weiße Dampf sich zischend im Hause verbreitete.
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