Paulo und Liang (7)
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HaMuJu. Paulo und Liang (7)
Liang
Urumqi
Bangkok
The Grape
Wuwei
Impressum
Отрывок из книги
Titel
Liang
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Die Sonne beschien den Hang den ganzen Tag über, nachts war es kühl, insgesamt war es niederschlagsarm, zur Bewässerung diente das Schmelzwasser aus dem Tienshan, optimale Bedingungen also, um einen guten Tropfen zu erhalten. Wir gingen wieder nach Hause und Liang zeigte mir den großen Bottich im Gerätehaus, er überprüfte die Spindelpresse auf ihre Funktion hin. Dann untersuchte er den Wagen, mit dem die Trauben geholt würden, kontrollierte den Luftdruck in den Reifen und die Tragekiepen, ob bei ihnen die Schulterriemen in Ordnung waren. Ich half Liang dabei, besonders als es darum ging, den Bottich zu reinigen. Ich stellte mich hinein und schrubbte den hölzernen Boden und die Wände mit einer Wurzelbürste. Am Nachmittag war die Arbeit erledigt und wir setzten uns in die Laube. Ich fragte Liang, was er an den Deutschen mochte und was er an ihnen nicht mochte. Liang überlegte eine ganze Zeit lang, bevor er antwortete, dann sagte er, dass er die Strebsamkeit und den Arbeitswillen an den Deutschen gut fände. Jedem wäre klar, dass es ein Leben ohne Arbeit nicht gäbe, alle müssten in einer Volkswirtschaft an der Erstellung des Bruttosozialproduktes beteiligt sein. Nicht so gut hätte er gefunden, dass viele verbissen und verbohrt wären, auch Fremdenfeindlichkeit hätte eine Rolle gespielt, als er sich im Rheingau aufgehalten hätte, es gäbe in Deutschland zu wenig Gelassenheit. Wie ich denn die Chinesen fände, wollte Liang dann im Gegenzug von mir wissen.
Ich überlegte auch eine Weile und sagte, dass ich, um mir ein gründliches Urteil über die Chinesen erlauben zu können, noch nicht lange genug in China wäre, eines wäre mir aber schon in der kurzen Zeit meines Aufenthaltes aufgegangen, das Vorurteil behaftete Bild von China, wie es in Europa noch bei weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet wäre, das würde so nicht mehr stimmen. Es gab den gleichförmigen Ameisenstaat nicht mehr, wie er unter Mao zur Zeit der Kulturrevolution propagiert wurde, auch in China würde Individualität betont, allerdings hätte ich mir Gedanken zur chinesischen Nationalitätenpolitik gemacht. China wäre wegen seiner Größe schon ein besonderes Land mit vielen Volksgruppen, Kulturen und Religionen und von daher schon nicht so einfach mit einem europäischen Land zu vergleichen. Dann wollte Liang, dass wir uns Gedanken zu einem Fernsehclip machten, er wollte sich nicht einfach einem Fernsehmacher ausliefern und etwas eigenes vorweisen können. Ich war einverstanden und wir saßen mit Papier und Bleistift in der Laube und überlegten. Liang meinte, dass wir uns einen Werbespruch überlegen sollten, der zöge, der in das Herz der Chinesen zielte. Man müsste zuerst überlegen, was den Chinesen heilig wäre, dann käme man schon auf ein Werbemotto. Heilig wäre den Chinesen ihre Familie, das müsste im Kern der Werbebotschaft angesprochen werden, man müsste eine Verbindung zwischen dem Wein und der Familie herstellen. Damit war in meinen Augen alles klar. Der Clip müsste ein Ehepaar mittleren Alters mit einem Kind zeigen, das sich in seinem Wohnzimmer aufhielt und sich wohlfühlte. Dann müsste die Frau eine Flasche Wein aus der Küche holen und beiden ein Glas einschenken. Mann und Frau würden sich zuprosten, ob sie sich auch küssen dürften, müsste Liang entscheiden, das Kind spielte mit seinem neuen Spielzeug und war glücklich, das wäre alles. So ein Clip dürfte in der Regel ja nur dreißig Sekunden dauern! Liang fand die Grundidee hervorragend, er glaubte, dass mit dem Familienklischee viele angesprochen würden. Auch jungen Leuten würde man damit aus der Seele sprechen, eine glückliche Familie strebten schließlich alle an.
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