Trost
Описание книги
"Das Bedürfnis, in Geschriebenem Trost zu suchen, mag alt sein. Die feinsinnige Klugheit in diesem Buch ist so ernüchternd wie erbaulich, so überraschend wiegroßartig. Kurzum: zum Niederknien!" Judith Schalansky
Dass Lesen weit mehr ist als das sinnstiftende Erfassen von Buchstaben, zeigen die vier Übungen, die dieser Essay versammelt. Sie führen das Lesen zusammen mit dem Schreiben, dem Hören, dem Beten und dem Genießen: Der heute nur wenigen bekannte Franz Xaver Kappus regte Rilke durch seine Briefe zu einer Auseinandersetzung mit den Grundlagen des Dichtens an, die bis heute Schreibende (und Lesende) inspiriert. Die Tonaufnahme von David Foster Wallaces Rede «This Is Water» und ein Hörspiel zu Walt Disneys Aristocats zeugen von einem Lesen, das Hören ist. Eileen Myles findet als Kind ein Rollenmodell in der Lektüre eines Johanna-von-Orléans-Comics und Adorno gönnt sich neben Kritik auch mal Eiscreme. In dieser Engführung von Kritik und Enthusiasmus, Kanon und Pop, Alltag und Ästhetik, Persönlichem und Theoretischem offenbart sich mit jedem weiteren Kapitel genau das, was der Titel verspricht: vier Übungen, die klug, voller Witz und doch mit Ernsthaftigkeit Text und Nebentext feiern und sich zu einer leisen, aber unedingten Leseempfehlung für schwere und nicht ganz so schwere Zeiten fügen.
Отрывок из книги
Hanna Engelmeier
Vier Übungen
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Ich lese noch einmal nach. Der Brief, auf den Strayed hier antwortet, stammt von einem 38-jährigen Mann, dessen 35-jährige Verlobte schon vor einigen Jahren ihre Mutter an Krebs verloren hat. Diese Frau wird nicht fertig mit der Trauer über diesen Verlust. Und dann weint sie und der Mann weiß nicht, was er sagen soll, außer eben das Übliche, und das scheint nicht gut genug zu sein. Aber das sei so eben nicht zutreffend, denn »compassion isn’t about solutions. It’s about giving all the love that you’ve got.«
Brave Enough dost alle diese Sätze in Konserven ein, an denen man sich bedienen kann, wenn es hart auf hart kommt. Was bis dahin noch Erbauungsliteratur gewesen ist, indem diese Sentenzen in eine Erzählung, eine Analyse und einen Beratungsteil eingebettet gewesen sind, ist nun auf das Erbauliche verkürzt worden: »Da ist der Text als Vorrat, aus dem sich der Leser bedienen könne, eine Vorstellung, die mit den Metaphern der Schatzkammer oder des Gartens übereinstimmt, denn der Text ist unerschöpflich und nicht zu Ende zu lesen. Er ist portioniert, was einerseits der Gedächtniseinprägung entgegenkommt, andererseits Verfügbarkeit gewährleistet. Erbauung […] stellt sich ja nicht selten am Detail ein und bedarf nicht der Absolvierung eines ganzen Textes oder Buches.«29
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