Ein historischer Roman zur Zeit Napoleons über Geldgier, Rache und Liebe, über Freimaurer und Illuminaten, über die Poesie der Romantiker und über die Verbundenheit der Protagonisten mit F.W.Sertürner, dem Entdecker des Morphiums. Ein Roman voller Abenteuer, Spannung und Humor. - Paderborn-Neuhaus, zu Beginn des 19. Jahrhunderts: F. W. Sertürner, dem Entdecker des Morphiums, bleibt die Anerkennung durch die pharmazeutische Fachwelt verwehrt. Doch nicht nur Sertürner hadert mit seinem Schicksal. Auch für seine drei Freunde, mit denen er bei einem Selbstversuch beinahe zu Tode kommt, hält das Leben seit Kindheitstagen kein leichtes Los bereit: Das Findelkind Ludwig wird wegen eines Erbes entführt. Der von seinen Eltern getrennt lebende Ferdinand sucht bei der Bewältigung traumatischer Erlebnisse in der Ehe mit Agnes Halt. Die Verlobung des beim Paderborner Hofbuchdrucker ausgebildeten Ernst mit Agnes' Zwillingsschwester Elsbeth zerbricht an den Emanzipationsbestrebungen der Braut, nachdem beide in Berlin die in den literarischen Salons gepflegte Poesie der Romantiker kennengelernt haben. Die Macht des Mohns erleben die Freunde bei dramatischen Ereignissen mit tragischem Ausgang, als sie Ludwigs Adoptiveltern bis ins Frankenland verfolgen, weil diese als Mitglieder des in Ingolstadt gegründeten Illuminatenordens an dem Verschwinden der Aachener Kleinodien aus dem Paderborner Kapuzinerkloster beteiligt zu sein scheinen. In Hameln geraten die Freunde schließlich an einen rachsüchtigen Magistratssohn sowie an einen zwielichtigen Oberst. Dieser ist Befehlshaber in der zunehmend verhassten napoleonischen Grande Armée, die erst bei Waterloo entscheidend geschlagen werden kann. Auch dort entfalten die Stoffe des Mohns einmal mehr ihre vielfältige, jedoch nicht immer wünschenswerte Wirkung.
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Hans-Georg van Ballegooy. Die Macht des Mohns
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Prolog
Erster Teil: 1789 – 1795. Stürmische Zeiten
Zweiter Teil: 1796 – 1799. Ein verhängnisvolles Erbe
Dritter Teil: 1800 – 1801. Sehnsüchte und Enttäuschungen
Vierter Teil: 1802. Von Freimaurern und Illuminaten
Fünfter Teil: 1803 – 1805. Papaver Somniferum, die Macht des Mohns
Sechster Teil: 1806. Alles eine Frage der Ehre
Siebter Teil: 1806. Kapitulation in Hameln
Achter Teil: 1807 – 1810. Offenbarungen
Neunter Teil: 1813 – 1814. Schrecken ohne Ende
Zehnter Teil: 1814 – 1816. Ein Hauch von Zuversicht
Epilog
Ein Wort zum Schluss – Anmerkungen des Autors
Die Personen der Handlung und ihre Lebensdaten
Impressum
Отрывок из книги
Titel
Zitat
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Häufig erzählte Elisabeth ihrem kleinen Ludwig Geschichten, sang mit ihm alte Kinderlieder, während sie ihn an die Hand nahm und übermütig mit ihm tanzte. Er tanzte gerne und sang mit. Beide hatten ihren Spaß.
Schon früh hatte er immerzu gebrabbelt, als wollte er alles Wahrgenommene kommentieren. Er hatte hierhin und dorthin gezeigt und nachgeplappert, was man ihm vorsagte oder was er zufällig aufschnappte. In seinem Adoptivvater hatte Ludwig einen begeisterten Förderer, denn er teilte die Interessen seines Vaters für all das, was die Natur hergab. Er ließ sich faszinieren vom Plätschern des Wassers an der Mühle, vom Gänsegeschnatter, vom Vogelgesang. Das Jubilieren der Amseln ließ ihn interessiert aufhorchen. Früh lernte er sie von einem Sperling zu unterscheiden, und auch den Ruf des Kuckucks erkannte er schnell wieder. Er kuschelte sich gerne an seinen Vater und kraulte den buschigen leicht rötlichen Vollbart des stattlichen Mannes, wenn der ihm den Mond und die Sterne zeigte. Dabei war es nicht wichtig, dass der Junge die Erläuterungen verstand. Wichtig war, die tiefe, wohlklingende und beruhigende weiche Stimme zu hören. Er mochte es, wenn der Duft der selbst gesammelten Lindenblüten die Stube erfüllte. Wenn er es seinen Eltern gleichtat und raschelnd das Sammelgut wendete, das zum Trocknen auslag. Wenn er das Körbchen halten durfte, das voller und voller wurde, während die Eltern mit Akribie ernteten. Er mochte das betörend süße würzige Aroma, das die blühenden Bäume absonderten, wie ihm Clemens erklärte. Und ihn faszinierte der Regen der goldgelben Blüten, wenn sie auf die ausgebreiteten Tücher fielen. Für das Sammeln von Kamille und Minze war er hingegen nicht so sehr zu begeistern. Hierfür hatte er meist nur eine abweisende Geste übrig. Im Herbst würden sie erstmalig Haselnüsse und Bucheckern sammeln. Darauf freute sich Clemens schon insgeheim. Bisher hatte man davor zurückgeschreckt. Denn Ludwig steckte meist alles in den Mund, um seine Welt zu erkunden. Später, so war sich Buchbinder sicher, würden die Tage im Studierzimmer nie trist werden. Der Lehrer fühlte sich berufen, seinem Sohn stets seine besondere Fürsorge angedeihen zu lassen. Clemens überhäufte ihn mit Zuneigung und übersah das ein oder andere Fehlverhalten geflissentlich. Wie gegenüber seinen Schülern, so behandelte Buchbinder seinen Sohn gutmütig und pflegte einen stets freundlichen Umgangston. Meist waren es honigsüße Schmeicheleien. Mit seinem sonnigen Gemüt dankte es der Kleine seinen glücklichen Eltern.