Das Rätsel von Körper und Geist

Das Rätsel von Körper und Geist
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Unser eigenes Bewusstsein scheint uns so vertraut und ist doch gleichzeitig rätselhaft. Warum sind manche unserer Aktionen und Reaktionen überhaupt von Bewusstseinszuständen begleitet? Wie kann so etwas Immaterielles wie ein Gedanke oder eine Absicht etc. eine Wirkung auf die physische Welt haben? Ist unser Wollen und Empfinden völlig aus physiologischen Prozessen im Gehirn erklärbar? Wer denkt und wer handelt eigentlich? Ist unsere Willensfreiheit bloß Illusion? Seit ihren Anfängen befasst sich die Philosophie mit diesen Fragen. In den letzten Jahren haben die erstaunlichen Ergebnisse der Hirnforschung, aber auch der empirischen Psychologie ein neues, großes Interesse am Geist-Gehirn-Problem geweckt. Hans Goller stellt die Ergebnisse der Hirnforschung und empirischen Psychologie allgemein verständlich und anschaulich dar und deutet sie im größeren Zusammenhang des Leib-Seele-Problems. Er macht deutlich, dass das ›Rätsel unseres Bewusstsein‹ weit mehr umfasst, als uns die Neurowissenschaften erklären können.

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Hans Goller. Das Rätsel von Körper und Geist

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Alltagsüberzeugungen und Hirnforschung

2. Das bewusste Erleben, das Mentale

a) Das Erleben ist subjektiv und privat

b) Das Erleben ist an eine Perspektive gebunden

c) Das Erleben ist unräumlich

4. Offene Fragen

1. Ist das bewusste Erleben eine Illusion?

2. Neurobiologische Grundlagen des Erlebens und Verhaltens

a) Einteilung und Aufbau des Nervensystems

b) Strukturen und Funktionen des Gehirns

3. Hirnschädigungen und ihre Folgen für das Erleben und Verhalten

a) Veränderung der Persönlichkeit: Der Fall Phineas Gage

b) Die Suche nach dem ‘emotionalen Gehirn’: Die Frau, die keine Furcht erlebte

c) Störungen des Entscheidens und Wollens: Mr. Elliot, ein moderner Phineas Gage

d) Gedächtnisstörung: Mr. Henry M., der Mann, der sich nichts mehr merken kann

4. Die Zellen des Nervensystems

a) Ist Depression die Folge eines Neurotransmittermangels?

b) Neuronen im Netzwerk

5. Wo ‘sitzt’ das Bewusstsein?

III. Das Körper-Geist-Problem

1. Platon

2. Aristoteles

3. Thomas von Aquin

4. Descartes

5. Das Körper-Geist-Problem als Trilemma

IV. Dualistische Deutungen

1. Die Wechselwirkungstheorie

a) Die Wechselwirkungstheorie nach Popper und Eccles

b) Anfragen an die Wechselwirkungstheorie

2. Psychophysischer Parallelismus

3. Epiphänomenalismus

4. Ist Willensfreiheit eine Illusion?

1. Die materialistische Identitätstheorie

2. Der eliminative Materialismus

VI. Der Funktionalismus

1. Das Argument der fehlenden Qualia

2. Das Argument der vertauschten Qualia

3. Das Argument des chinesischen Zimmers

1. Die Einheit von Körper und Geist

2. Das Rätsel des Bewusstseins

Glossar

Literatur

Register

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Hans Goller

Das Rätsel von Körper und Geist

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Damasio meint, er sei bei dieser Begegnung Zeuge des messerscharfen Übergangs vom vollen Bewusstsein zu einem Bewusstsein, dem der Selbst-Sinn abhanden gekommen war, gewesen. Während das Bewusstsein des Mannes eingeschränkt war, blieben seine Wachheit und seine Fähigkeit, auf Objekte zu reagieren und sich im Raum zu bewegen, erhalten. Sein Selbst-Sinn und seine bewusste Aufmerksamkeit waren jedoch aufgehoben. Damals, so Damasio, begann er zu ahnen, dass der Selbst-Sinn ein unverzichtbarer Teil des Bewusstseins sein müsse. Konkrete Gestalt nahm diese Idee an, als er vergleichbare Fälle zu Gesicht bekam. Der Tragik dieser Fälle wäre er lieber aus dem Wege gegangen. Es gibt nämlich kaum etwas Traurigeres, als erleben zu müssen, wie ein Mensch plötzlich und unaufhaltsam das Selbstbewusstsein verliert, obwohl er am Leben bleibt. Nichts ist so belastend, wie den Familienangehörigen mitteilen zu müssen, dass dieser einmal empfindende und fühlende Mensch wahrscheinlich nie mehr das sein wird, was er einmal war.

Sinnesempfindungen, Körperempfindungen, Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse, Gedanken, Reflexionen, Meinungen und Wissensinhalte bilden unser bewusstes Erleben. In der Philosophie hat es sich eingebürgert, für geistige und psychische Phänomene den Ausdruck ‘das Mentale’ zu verwenden (vgl. Brüntrup, 1996). Zu den mentalen Zuständen zählen einerseits Denkinhalte, Reflexionen, Meinungen und Wissensinhalte, andererseits qualitative Wahrnehmungen und Empfindungen. Für die qualitativen Bewusstseinszustände ist der Ausdruck ‘Qualia’ gebräuchlich. Qualia sind Erlebnisqualitäten wie beispielsweise der Anblick glänzender Schneeberge, die Klangqualität einer Panflöte, der Geruch gerösteter Mandeln, der Geschmack exotischer Früchte, die Schmerzhaftigkeit von Schmerzen, das Tasterlebnis der Glätte, das wir haben, wenn wir mit der Hand über eine glatte Fläche streichen, Gefühle wie Freude, Überraschung, Trauer, Ärger, Wut, Ekel, Scham, Furcht oder Verachtung. Erlebnisqualitäten besitzen einen ganz bestimmten phänomenalen Gehalt. Sie sind nicht einfach vorhanden wie Tische, Stühle oder Häuser, sondern es fühlt sich auf eine ganz bestimmte Art und Weise an, sie zu haben. Sie bestimmen für uns, wie es ist, ein Mensch zu sein. Sie sind auch ausschlaggebend dafür, dass wir uns als Urheber unseres Handelns erfahren. Qualia sind die Sorgenkinder der Bewusstseinsphilosophen. Im Folgenden wird der Ausdruck ‘Qualia’ synonym mit dem Ausdruck ‘Erlebnisqualitäten’ verwendet. Bewusstsein im eigentlichen Sinn besitzt ein Organismus dann, wenn es sich auf eine bestimmte Weise anfühlt, dieser Organismus zu sein. Ein mentaler Zustand ist bewusst, wenn er erlebt wird. Die Begriffe ‘phänomenales Bewusstsein’ und ‘Qualia’ bezeichnen diese bewussten Zustände. Es scheint natürlicher, von ‘bewusstem Erleben’ oder einfach von ‘Erleben’ zu sprechen (vgl. Chalmers, 1995, 1996 b).

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