Eingezogen. Ein Wehrpflichtiger der NVA erinnert sich.
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Hans-Joachim Grünitz. Eingezogen. Ein Wehrpflichtiger der NVA erinnert sich.
Prolog
Einleitung
Gemustert
Einberufen nach Johanngeorgenstadt
Eingekleidet und Ausgerüstet
Die ersten 14 Wochen
Frühsport
Essen ist Dienst
Exerzierausbildung
Die Sturmbahn
Innendienstkrank
Ausbildung auf dem ISG
Unterricht
Maskenball
Hierarchisch
Freizeit
Zapfenstreich
Ein ignoriertes Gespräch
Vereidigt
Beurlaubt
Nachtalarm
Der entgangene Sonderurlaub
Geschossen
Ausgang
Auf Wache
In Schwarzkombi
Feuer und Handgranaten
Der Härtekomplex
Profilausbildung
Ausgebaut
Geerntet
Abschied von der Grundausbildung
Grenzkompanie Sonneberg
Ein alter Bekannter
Grenzgang
Winter an der Grenze
Turmgespräche
Alarm
Ausgang
Wache der Einheit
Vorgeladen
Eine entscheidende Frage
Lange Wache
Versetzt
Nordhausen und »Nordhäuser«
Ausgang in Nordhausen
Urlaub und eineinhalb Liter
Weihnachten im Kreise der Genossen
Verheizt
Lazarett Gotha
Krank aber militärisch
Nette Schwestern
Gespiegelt
Verschlafen
Hoffnung
Entlassen
Umzug nach Stockhausen
Die Kaserne in Stockhausen
Zum Schreiber ernannt
Der Fähnrich
Postholen
Mein Amtskollege
Befördert
Wäschetausch
Schreibers Nachtübungen
Diplomatenkoffer
Unteroffiziere in Not
Die Dorfkneipe
Das geheime Fotolabor
Die große Kontrolle
Nachtblind
Abschlußfest beim Oberleutnant
Heimgang
Im Reservedienst
Der Rausschmiß
Alte Bekannte
Mein Quartier
Die Stomatologie
Faschingsgebisse
Gut verpflegt
In der Sauna
Und sonst?
Der »Blitzkrieg«
Drei Tage und zwei Nächte
Im Wald
Eine heroische Aufgabe
Lagerleben
Befördert
Epilog
Glossar
Отрывок из книги
Im Oktober vor zwölf Jahren hatte ich per Befehl das letzte Mal offiziell eine Militäruniform zu tragen. Wir haben jetzt wieder Oktober. Es sind die letzten Tage dieses Monats im Jahr 2000 und es ist wohl dem trüben Herbstwetter geschuldet, daß ich mal wieder an meinem Schreibtisch sitze um nun endlich die letzten Zeilen an diesem Buch zu schreiben. Die Armee, deren Uniform ich damals und in Abständen auch Jahre davor trug, gibt es nicht mehr. Auch nicht den Staat, zu dem diese Armee gehörte. Der dem Staat einst geschworene Eid hat keinen Wert mehr. Dennoch meine ich, daß der Alltag im militärischen Leben eines Soldaten bei der Nationalen Volksarmee sowie den Grenztruppen der DDR eine Geschichte wert ist. Eben weil es Geschichte ist und weil Geschichte oft und gern vergessen oder nicht überliefert wird. Natürlich kann dieses Buch nur einen winzigen Ausschnitt, ein ganz kleines Stück dieser Geschichte wiedergeben. Sicher gibt es Menschen, die durch abweichende Erfahrungen eine andere Sicht auf das Vergangene haben. Dieser Bericht verfolgt nicht das Ziel einer wissenschaftlichen Abhandlung, sondern erzählt meine eigene Geschichte, ich hoffe auf unterhaltsame Art, mal satirisch, mal ernst, mal nachdenklich.
Man hatte einen ganzen Gebäudeflügel in der Betriebspoliklinik frei gemacht. Jeder mußte zwei Ärzte nebst Schwestern über sich ergehen lassen. In diesem Zusammenhang fällt mir immer wieder das wohl auch traditionelle »Hosen runter und bücken« ein. Hätte bis zu diesem Zeitpunkt nie gedacht, daß es das in dieser Form tatsächlich gibt. Man denkt dabei sofort an Hämorrhoiden! Aber in diesem Alter? In meinem G-Buch, dem mich nun immer begleitenden »Gesundheitsbuch« der NVA, ist im Kapitel »Musterung« jedenfalls kein diesbezügliches Wort zu finden. Erst das Kapitel »Entlassungsuntersuchung« nennt einen solchen Eintrag. Könnte das etwa zu der Annahme führen, daß der Armeedienst diesbezüglich förderlich wäre? Um es vorweg zu nehmen, bei mir ist »nein« unterstrichen!
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Auch nicht der unfaire Verweis auf den Beruf meines Vaters. Mein herzensguter Vater, der zu diesem Zeitpunkt noch als Geschichtslehrer arbeitete, hat für mich stets nur das Beste gewollt und mir selbstverständlich die Entscheidungsfreiheit gelassen. Er sollte nun auf Grund seines Lehrerdaseins als ideologische Waffe herhalten. In der Luft schwang, wenn auch nicht direkt ausgesprochen, unmißverständlich die Drohung, daß mein Vater durch meine Unwilligkeit Ärger bekommen könnte. Ganz so weit ging die Macht der Herren nun aber doch nicht. Ich äußerte mich darauf wohl überaus ungehalten, worauf die Einberufungskommission des Wehrkreiskommandos mich in ebenfalls ungehaltener Stimmung entließ.
Der Spieß stand jeden Morgen zum Appell vor der Truppe, schickte die Unrasierten wieder weg und gab den Dienstplan bekannt. Der Dienstplan, Dokument von Furcht und Hoffnung, hatte für jeden etwas dabei. Frühsport, Märsche, Sturmbahn, Politunterricht, Übungsschulgelände, Imitationssgrenzdienst und und und. Nur Freizeit war rar. Wochentags eine Stunde, Samstag einen halben und Sonntags den ganzen Tag. Freizeit hieß allerdings nicht frei sein. Auch hier warteten viele Überraschungen auf uns. Wie z.B. der bei mir so besonders beliebte Sport. Da ich von Geburt an nichts vom Sport hielt, was sich bis zum heutigen Tage nicht geändert hat, gab man mir Gelegenheit, in meiner Freizeit meine nicht vorhandenen sportlichen Fähigkeiten wenigstens in Ansätzen zu trainieren.
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